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Höchstens' n Hausschlüssel jeben und ich steh' sleich nach viere auf und bin so etwas nach fünfe hier..
will."
,, Ach, ich werde mich so früh aus' m Schlaf stören lassen." Frau Saldern gähnt:„ Ich bin heut schon müde. Das ist ja aber ungefällig von Ihnen, Frau Jung, wo Sie hören, daß ich reisen Ja aber, liebe Jüte, ich kann doch nich anders, und was ich machen kann, will ich ja gerne tun." Sie sind wirklich ganz abscheulich, Frau Jung, dann lassen Sie doch eine von den anderen warten." „ Das wollen die aber auch nich und die haben mich früher bestellt. Aber wenn sich Frau Stadtrat nu den Tag' s Haar allein machten, das ginge doch auch, wenn's sein muß."
„ Nun werden Sie bloß nicht noch boshaft, Frau Jung!" Frau Saldern dreht ärgerlich den Kopf herum:" Ich mir die Haare machen! Sie wissen ganz genau, daß ich das nicht kann, überhaupt Haare, die machen mich nervös, wütend werde ich bis zum Weinen dabei, weil ich sie nie zum Siben kriege. Nein, dann fahre ich ein fach' n Tag später, und Sie kommen' n Sonntag früh zur Zeit und
frisieren mich."
Das wird man auch schlecht gehen, Frau Stadtrat." Was, sind Sie da etta auch schon bestellt?" " Nee, aber' n Sonnabend abend fahre ich selber auf vier Tage zu meiner Schwester nach Freienwalde ."
" Was? Sie wollen verreisen?" Frau Saldern ist sprachlos. Wie kommen Sie denn auf sowas?"
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Nu, es foft't mir nischt," sagte Frau Jung. Sie schickt mir und Sogar' s Reisejeld und da hab ich alles und bin zu Besuch hier die Damen find doch alle weg, die drei, die noch hier sind, beHelfen sich die vier Tage, Frau Stadtrat könnten sich doch auch beHelfen und stecken sich die Flechten einfach rum. Auf der Fahrt find die Haare ja doch unterm Hut."
Und das muten Sie Einem zu? Nein, Sie sind wirklich rücksichtslos, Frau Jung, was Sie sich so einbilden möchte ich mal wissen, reisen Sie doch einfach' n Tag später, wenn ich weg bin."
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Der Bodenbelag ist grau, wie überhaupt der Gesamtfarbenton des Zimmers hell und licht ist.
Mit das schönste in dem Raum sind die dekorativen Malereien von Ludwig von Hofmann . Endlich einmal kanr sich dieser Künstler seiner Bestimmung gemäß betätigen. Er ist Raumkünstler. Seine Bilder sind nur in Farben gedacht, nur um der Farben willen da. Er ist der farbenseligste Gestalter, den wir haben. Farbe ist für ihn Rausch und Freude. Die Wandbilder find echte, reine Hofmanns. Die Farben leuchten jung und frisch. Ueberall ein gleiches Motiv, nur variiert. Im Vordergrund, zwischen Bäumen, die nackten Körper der kleinen Kinder. Sie reichen sich Girlanden, flechten Sträußchen, die sie anderen geben. Sie sitzen da und schauen den Gespielen zu oder lehnen sich träumend an den Stamm. Ihr Leben Päume, die sie umgeben. Sie fümmern sich um nichts sonst, sind ist noch unbewußt wie das Leben der Blumen, der Blätter, der ganz in ihr Tun versunken. Wie abgeschlossen sind sie von der Welt. hinter ihnen dehnen sich weit die Wiesen. Die hellen, lachenden Wiesen voller Licht, wie nur Hofmann fie malt. Die Sonne leuchtet auf dem garten Grün. Alles strahlt in schönster Frühlingshelle. Mädchen tanzen frohe und übermütige Reigen. Auch sie ganz Freude. ganz Frohsinn, ganz Glück. Wie ein Traum, unwirklich und doch wahr. Leicht flattern die Gewänder. Sie achten dessen nicht. Das Licht umstrahlt sie. Kommt zum Tanz, rufen sie den Gespielinnen au. Eine ganze Fülle von Licht und Farbe strahlt von den Wänden herab und macht den Raum licht und groß.
Humoristisches.
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- Schwaches Gedächtnis. Komponist( nach dem Durchfall seiner Operette):„ Wenn ich mich nur erinnern könnte, von wem ich die Musik gestohlen hab', damit ich von dem Kerl nie mehr' was abschreib'!"
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Rentabel. Die neue Entfettungsturanstalt soll sich ja so gut rentieren!"
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Gewiß!... Drei Besizer hat sie bisher schon gehabtund alle drei sind dick und fett dabei geworden!"
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- Vorbereitung. Parvenu( der zum Souper seine Schulfreunde eingeladen, zu seinen Töchtern):„ Also, Leura, Du gibst acht, daß die Eingeladenen sich gut amüsieren Du, Nosa, daß immer alles Seft hat... Du, Camilla, fingst aus feine' Opern... und Du, Klard, merkst auf, daß keine Be stede eingestedt werden!"
„ Nee, das kann ich nich, Frau Stadtrat, sehen Se mal, Fraud Stadtrat, nachher fährt meine Schwester selber weg, und dann kommt auch Frau Ingenieur Wolf wieder aus' s Bad, da muß ich zurück sein, die is so frant und schwach, die kann sich nicht alleine frisieren. „ Es ist unerhört!" wiederholte Frau Saldern." Dann wird also wirklich nichts anderes übrig bleiben, dann kommen Sie am Sonnabend früh nach fünf."
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Pünktlich nach fünf." Frau Jung packte ihre Brennscheeren ein, ich stehe gleich nach vier auf, Sie können sich auf mir verLassen. Morjen."
Frau Saldern wirft ihr einen bösen Blick nach:" Ich werde ihr aber auch nicht ein Stück von der Reise mitbringen, nicht ein Stück!"
Kunst. juni
e. S. An der Fischerbrücke, mitten in dem malerischsten Winkel Berlins , steht am Wasser ein Haus, dessen Einfach heit auffällt. Grau ist die Front, ein wenig heller die breite Einfassung der Fenster. Die Flächenivirkung der Fassade ist ruhig und einfach und unter den vielen schlechten Neubauten des Viertels fällt dieser Bau auf, dem das Wasser mit zur Wirkung dient. Als einzige aparte Note befindet sich an dem Hause ein kleiner Erker, der über dem Wasser hängt, mit leichtem Schmuckwerk, das sich aber nicht bordrängt. In der feinen Art, wie dieser Erker angebracht ist, so leicht und ungezwungen, wie flächig der ornamentale Schmud gehalten ist, merkt man den Einfluß der Tradition guter, after Bauweise.
Hier befindet sich das Standesamt I; die Räume, zu deren Ausstattung Ludwig von Hofmann und Bildhauer Westphal beitrugen, sind nun fertiggestellt.
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Notizen.
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( Fliegende Blätter.")
Das Duell", ein russischer Roman à la Bilse, ist erschienen. Der Verfasser, Schriftsteller Kuprin , hat eine Dant adresse von zahlreichen Offizieren aller russischen Waffengattungen für seine Enthüllungen erhalten.- Durch den Tod", ein soziales Drama von Marc Saugnier, foll vor der Pariser Gelehrten- Gesellschaft zur Aufführung gelangen. M. d. R.( Mitglied des Reichstags)", ein neues Stück von Heinz Gordon, das in Abgeordnetenkreisen spielt und auch die Sozialdemokratie berührt, wird am 15. Juli im Dresdener Zentral- Theater zur Erstaufführung kommen.
c. Die staatliche Förderung der Boltstheater in Frankreich will der Minister des öffentlichen Unterrichts bei der stets zunehmenden Ausbreitung dieser Bühnen sich besonders an gelegen sein lassen. Er hat eine Kommission zu diesem Zwecke er nannt, die sich aus zahlreichen Deputierten, Schriftstellern, Kritikern und Theaterdirektoren zusammensetzt.
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Das Berliner Opernhaus will als erste Novität in Das Wartezimmer ist einfach gehalten, ruhig und gesammelt. der kommenden Spielzeit ein dreiaftiges Musikdrama von W. Sten Es ist der Charakter gewahrt der Vorbereitung, der Sammlung. hammer:„ Das Fest auf Solhaug" aufführen. Die Aufmerksamkeit soll durch nichts abgelenkt werden. Der ruhige „ Zur indischen Witwe", Operette in drei Aften von Gesamtton der Inneneinrichtung, die Maßverhältnisse, die stille star Strauß, foll vom 8entral Theater in Berlin im Farbenwirkung geben einheitlich denselben Eindruck her. Nur eine nächsten Winter zum erstenmal gespielt werden.- leichte Girlande schlingt sich als Schmuck um den Raum. -Anton Burger , der Altmeister der Frankfurter Maler, Vollere Wirkung, zugleich feierlicher und freudiger Art, strebt ist, 81 Jahre alt, auf seinem Altersheim Kronberg gestorben. ber Hauptsaal an, in den man nun eintritt. Da fallen die Schniße- iſt, reien auf, die die Wände bedecken, den Raum umziehen. Die Arbeit internationale Kongreß für öffentliche Kunst - Bom 15.- 21. September findet in Lüttich der dritte ist leicht aus dem Eichenholz gehoben und nur wenig vertieft, so daß der Charakter nicht aufdringlich ist. Reizvoll ist das Spiel des Lichts Die internationale Kunstausstellung in auf den geschnitten Formen. Dies ist endlich wieder einmal gute, vortreffliche Arbeit, die zeigt, daß die gute Tradition noch lebendig München hat eine neue Kollektion Kaulbachscher Werte wirkt. Wir sollten diese Art Schmuck als Seunst mehr pflegen. Sie paßt zur Aufstellung gebracht. in unser Klima und stellt dem Künstler viel neue Aufgaben. Wie Der Klinifer Professor Hermann Nothnagel ist warm wirkt ein tiefer, brauner Holzton, er stimmt einen Raum im Alter von 54 Jahren in Wien gestorben. intim. Wie reich und mannigfaltig betätigte sich früher diese Kunst, während wir uns jetzt ausschließlich an das uns fremde Marmormaterial halten.
Die Dede, ebenfalls Holzverkleidung, ist reicher, voller aus gearbeitet, ohne jedoch schwer zu wirken. Die Darstellungen sind bem Gebiet entnommen, auf das die Bestimmung des Raumes als Standesamt verwies. Es sind die Beziehungen zwischen Mann und Weib, der Wandel und der Neichtum des Lebens in ihnen, die Hier zum Ausdruck kommen, nur als Anklang, frei gestaltet, feine inhaltlich aufzählende Vollständigkeit.
statt.
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Aloys Senefelders erste Steindrucpresse wurde von der Münchener Hof- und Staatsbibliothet, wo sie bisher aufbewahrt wurde, dem Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technit zu München über wiesen, wo sie nunmehr als eine der größten Sehenswürdigkeiten der Sammlung der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden wird. Das interessante Stüd hatte im Jahre 1787 Senefelder , der Erfinder des Steindrucks, nicht nur erfunden, sondern auch selber gebaut. Die Presse ist von denkbar einfachster Konstruktion und nur aus rohen Holzteilen zusammengesetzt.
Berantwortl. Redakteur: Franz Rehbein Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u, Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
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