T'.r so unehrerbietig Angc dachte niSte gnädig..Nun, Anton SSmenowitsch." sagte er dann und blickte den Kaufmann so von unten herauf an,„wie ist's: wollen Sie die Lieferung oder wollen Sie sie nicht? Gebrüder Wilmitzki— Sie wissen— haben uns sehr annehmbare Bedingungen gemacht." Alupktn lächelte verständnisinnig und dachte:„Die sehr an- nehmbaren Bedingungen" kennen wir, alter Halunke. Besser wie die unseren können sie gewiß nicht sein, bmr schlechter wir wir kann man die Schuhe gar nicht herstellen soller sie mindestens den Transport bis zur Landesgrenze aushalten können. Das dachte Alupkin. Laut aber sagte er:„Nicolai Jwanowttsch, Sie wissen, daß Sie nirgends besser bedient werden können, wie bei uns, und—" „Schon gut. Antor Scmenoivitsch. Sagen Sie mir lieber, ob Sie mir nicht 15 Prozent bewilliger können, denn die 10 Prozent — Sie verfielen." „Ich verstehe, und Sie bekommen 10 Prozent oder 15 oder 20 Prozent, ganz nach Beliebe? und Qualität der Sohlen, denn das Leder ist sehr teuer und wenn man statt dessen— ja, wir könnten dann 20 Prozent geben." „Ich kann in diese Details nicht eindringen, ich bitte Sie, Anton Semenowitsch. Aber ich weiß, es gibt auch andere Stoffe, die sehr haltbar sind. Sehen Sie nur dieser Filzhut l Vor drei Jahren habe ich ihn gekaust und bin viel damit herumgelaufen. Er ist immer noch ganz, und wenn ich ihn nicht mehr tragen kann, dann weicht ihn meine Gattin gut ein. bügelt ihn gut aus und macht hübsche Sohlen daraus, hübsche, warme, dauerhafte Sohlen. Man muß sich eben einschränken." „Also nehmen wir„hübsche, warme, dauerhafte" Sohlen und sagen 20 Prozent, zur Hälfte zahlbar bei Abschluß, zur Hälfte bei Lieferung. Der Preis beträgt 000 000 Rubel und die Ware kann in vier Wochen geliefert werden. Sind Sie mit mir zufrieden, Nicolai Jwanowitsch?" Nicolai Jwanowitsch überlegt einen Augenblick.„000 c>|00 Rubel", murmelt er.„Ihr Kaufleute seit doch alle Halunken", fügt er dann hinzu.„Gestern tvaren es 500 00l Rubel, heute sind es 000 000 Rubel. Ich bitte Sie, lieber Autor Semenowitsch I So schnell kann ja der Staat gar nicht das Geld münzen, wie Sie mit Ihren Forderungen heraufgehen. Halunken seid ihr alle.— Allel" „Und die 20 Prozent, verehrter Herr? Und die Hälfte zahlbar bei Abschluß, verehrter Herr?" In Gedanken fügte er hinzu: „Sohlen müssen nur. doch mal hinein!" „Schön, unterschreiben wir." Mit großer Uinständlichkeit sucht Nicolai Jwanowitsch Papier , Tinte und Feder zusannnen und fängt an zu schreiben. Und während seine Hand bedächtig über das Schriftstück hingleitet, murmeln seine Lippen:„Halunken, diese Kauflcutel Alles Halunken I"— Drei Wochen später. Nicolai Jwanowitsch Sußlow, der allmä tige ri rwal- tungsdirektor ließ bitten, und herein trat Peter Perrowitsch Wil- mitzli. da- durchtriebene Haupt der großen Armeelieferungsfirina Gebrüder Wilmitzki. „Sn haben mich herbefohlen, verehrter Herr Nicolai Jwano- witsch. Womit kann ich dienen?" „Ja, das ist wieder so eine Geschichte, Peter Petrowitsch. Eine Geschichte I Nehmen Sie Platz, ick bitte Sie, nehmen Sie Platz.— So. Also da haben wir nämlich eine große Lieferung Schuhe anfertigen lassen— für 800 000 Rubel. — Und nun kommt da plötzlich so eine neue Verordnung: Schuhe künftig 2 Zentimeter höher, Absätze 1 Zentimeter breiter; na, die ganze Lieferung ist unbrauchbar.— Das heißt unbrauchbar für das kaiserlich russische Heer, das der Herr beschirme. Sonst sehr gute Schuhe, oorzügliche Schuhe. Sie haben vielleicht Vcrioenduug dafür?" „Wir?— Was wollen wir mit den Schuhen anfangen, wenn da? kaiserlich'russische Heer, das Gott beschirme, sie nicht gebrauchen iann. Ich bitte Sie, verehrter Herr Nicolai Jwanowitsch!" „Die Armee kann sie heute nicht gebrauchen, es ist wahr. Aber nicht immer wird Porphyrius Jgnatjewitsch Bespaudin an der Spitze t>er Veclvaltung stehen. Nickst immer. Er darf nicht, es sind auch noch andere Leute da, Peter Petrowitsch. Er wird nicht immer bleiben, im Gegenteil— er wird— doch das gehört nicht hierher — und dann werden die Schuhe vielleicht um 2 Zentimeter niedriger und die Absätze um 1 Zentimeter schmäler. Was sage ich da: Vielleicht? Sicher werben Sie es. sicher. Sie kennen mich, ich lasse meine Freunde nicht im Stich." „800 000 Rubel betrug die Lieferung?" meinte der Kaufmann und ein leises Lächeln huschte um seine Mundwinkel. „800 00! Rubel! Keine Kopeke mehr, keine Kopeke weniger. Ich kann Ihnen der. Schlußschein zeigen. Warten Sie, Peter Petrowitsch." Damit erhob sich der alte Herr und kramte in einem weitläufigen Aktenschrank herum.„300 000 Rubel", wiederholte er wohlgefällig, indem er die einzelnen Silben nur ganz gemächlich seinen Lippen entschlüpfen ließ, als wolle er jeden einzelnen Rubel mit der Zunge kosten.„Und für lumpige 500 000 Rubel lassen wir Ihnen den ganzen Kram. Es ist geschenktl" „loo 000 Rubel gebe ich dafür, keine Kopeke mehr," sagte ge- lassen Herr Peter Petrowitsch.„Air werden sie vielleicht verlieren, die 100 000 Rubel; denn loas das kaiserlich russische Heer nicht brauchen kann, das.... lind Porphyrius Jgnatjewitsch Bespaudin erfreut stch einer stchr guten Gesundheit und er liebt sein Amt." Verantwortl. Redakteur: Franz Nehbein, Berlin.— Druck u. Verlag: „Er ist gesund und liebt sein Amt, aber er ist nicht immer schlechter Laune. Als er das neue Maß für die Schuhe dekretierte, war er schlechter Laune. Kehrt seine gute Laune wieder, kehrt auch das alte gute Maß wieder, tfnd ich versichere Sie, mein lieber Peter Petrowitsch, seine gute Laune wird bald wiederkehren, sehr bald sogar— man hat so seine Mittelchen— Sie bewilligen doch 15 Prozent?" „100 000 Rubel," entgegnete der andere und wandte sich zur Tür. Nicolai Jwanowitsch kämpfte einen schweren Kampf. Man sah es ihm an. Er nagte krampfhaft an seinen Fingernägeln und spie aus Verseher ins Tintnefaß. Vollends vergaß er das 800 000» Rubel-Dokument zu finden. „100 000 Rubel," klang es noch einmal von dar Türe her. Es war wirklich nichts weiter zu erreichen. Sußlow sah es ein. „Unterschreiben wir also," brummte er, und während seine Hand eifrig über das Papier glitt, murmelten seine Lippen:„Ab- gefeimte Halunken, diese Kaufleutel Alles Halunken!" 3 Tage später. Zeitungsnotiz: Vergangene Nacht brannte das hiesige Arme?» arsenal total nieder. Große Vorräte, darunter beträchtliche Schuh- lieferungen wurden vernichtet. Die letzteren, die in den nächsten Tagen nach dem Kriegsschauplatz abgehen sollten, waren nicht versichert. Am folgenden Tage. Nicolai Jwanowitsch Sußlow ließ bitten und herein trat Peter Petrowitsch Wilmitzki, das durchtriebene Haupt der großen Armee- lieferungsfirma.--- Humoristisches. — Polizeiverordnung.„Während der Sommermonate müssen vom Beginn der Dunkelheit ab alle Läden ge- schlössen und alle Schaufenster verhängt werden. Die Dunkelheit tritt ein, sobald die städtischen Laternen zu brennen aufaugen."— — M i ß v e r st a n d e n. Feldwebel:„Schulze, wie ist es mit Ihren, Zivilverhältnis?" „Hab' ick loofen lassen, Herr Feldwebel."— —„ Fest Frau:„Wir sind jetzt zwölf Jahre verheiratet. und nie habe ich unterlassen. Dir an Deinem Geburtstage einen Kuchen zu backen." Mann:„Jawohl, Schatz, und jeder war sozusagen ein M e i l e n st e i n meines Lebens!"— („Lustige Blätter".) Notizen. — Die Morwitz-Oper im Schiller-Theater O. gibt am Freitag als billige Borstellung:„Der Trompeter von Säkkinge n." — F o l i e s Caprices. Unter diesem Namen soll das Skalathcatcr am 1. September eröffnet Iverden. Es will Haupt- sächlich die GesaugSposse Pflegen.— —„Andrea del Sarto ", ein Schauspiel von P. B r a u n, ivird in der nächsten Saison im Münchener Schauspiel- Hause zur Uraufführung kommen.— — Die Breslauer Zensurbehörde verbot K e r o u l n. Bar res Stück:„Eine Hochzeits nacht" nach der zehnten Aufführung in einem dortigen Sonuner-Thcater.— —„Die Phönizierinnen", ein antikes Drama von Rivollet, das die<-age vom OedipuS behandelt, wurde m der Comödis frarnjaise zu Paris erfolgreich aufgeführt.— —„Fesche G eist er", eine neue Operette Von Z i e h r e r, hatte in Wien großen Erfolg. — — Die Ausschmückung desPIenarsitzungSsaales im Reichstagsgebäude ist»ach einer Konkurrenz von neun eingeladenen Bewerbern dem Münchener Maler Angelo Jank übertragen morden.— — Die im Schloß zu P u t b u S befindliche Madonna di G a s t a erklärt jetzt der Porträtmaler Prof. Gustav Richter für ein Originalgemälde von Ra f a e l; das in St. Petersburg befindliche Bild ist»ach Richter nur eine Kopie des Putbuser.— — Das in Italien bestehende Ausfuhrverbot für A l t e r t ü in e r und Ä u n st w e r k e, die einen bedeutenden archä- ologifchen und Kunstwerk haben oder für die Geschichtsforschung von Bedeutung sind, ist neuerdings durch ein Gesetz tns zum Ablauf des 31. Dezember 100S verlängert worden.— c. Für zwei Gemälde von van Dyck wurden auf einer Auktion in London 388 755 M. bezahlt.— — Professor Braun, der Direktor des physikalischen Instituts in Straßburg i. E., teilte im Naturlvffsenschaftlichen Vereine mit, daß seine Versuche, bei drahtloser Telegraphie die elektrischen Wellen wesentlich nur nach einer Richtung zu schicken, erfolgreich abgeschlossen sind.— Zorwärts Buchdruckerei u.VerlagsanstaltPaul Singer ücCo..Berlin S W.
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22 (13.7.1905) 134
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