fitm Telephon. Eine böse Stimme:.Hallo I Hallo l Sind Sie da. Herr Sekretär?" Eine sanfte, unterwürfige Stimme:.Ich stehe, Wie immer, zu Diensten. Herr Direktor I" .Ach, sehen Sie doch mal im Negisier nach, wer derjenige Abonnent ist, dessen Wonnement nur noch die kürzeste Zeit zu laufen hat.' .Emen Augenblick, Herr Direktor!— Das ist— das ist der Fürst von H.. .Himmeldonnerwetter Z Und der hat gerade eine reizende Frau, die Perle der Montagvorstellungcn! Aber schließlich, wenn es sein muß—! Kommen Sie doch gleich zu mir, damit wir das weitere besprechen.— Zum Teufel I eine fatale Geschichte!" .Ich komme sofort, Herr Direktor." .Comödie franyaise." Generalsekretariat. An den Fürst Herrn v. H � i, Rue Washington 20. Mein Herr! Auf Befehl des Ministers der schönen Künste steht fich der Direktor der.Comödie fran?aise' in die bittere Notwendigkeit ver- setzt, in allerkürzester Zeit über eine Loge disponieren zu können. Wir haben im Abonnementsregister nach demjenigen Abonnement geforscht, welches die kürzeste Zeit zu laufen hat, und wir haben festgestellt, daß das Abonnement Ihrer Loge im ersten Rang am 16. Februar erlischt. Mit dem Ausdruck des tiefsten Bedauerns, mein Herr, müssen wir Ihnen daher ankündigen, daß Ihr Abonnement für diese Loge . nicht erneuert werden wird. Der Herr Direktor hofft, Sie werden begreifen, daß er einer.höheren Gewalt" weicht. Er ist untröstlich über diese Maßnahme, nicht so sehr deshalb, weil sie die Einnahmen vermindert, als vielmehr aus dem Grunde, weil sie einen der treuesten Besucher unseres Kunstinstituts, den Träger eines der vor« nehmsten Namen Frankreichs naturnotwendigerweise verstimmen und erzürnen wird. Genehmigen Sie, mein Herr, die Versicherung meiner ganz be- sonderen Hochachkung. I. A.: Der Generalsekretär. P. S. Selbstverständlich verbleibt Ihnen Ihre Parterreloge neben der des Jockeyklubs— ein �kleiner Trost. An die Direktion der.Comödie franyaise". Mein lieber Direktor! Was soll der schlechte Scherz? Man entzieht mir die Loge, ' welche schon mein Vater siebzehn Jahre lang innehatte und läßt mir zum Trost meine Parterreloge? Glauben Sie etwa, daß sich die Fürstin mit diesem kleinen, schwarzen Loch zufriedengeben wird, wo man die Toiletten nicht unterscheiden kann und wo man den ganzen Abend durch die Vorgänge auf der Bühne verhindert wird, das Publikum zu studieren? Sie wissen, rch bin ein gutmütiger Mensch, aber wenn ich einmal in Zorn gerate, ist nicht gut, mit mir Kirschen zu effen. Ich bin ein alter Kürasfieroffizier. Außerdem bitte ich nicht zu vergesien, daß ich Abgeordneter bin I Ich werde— Sie lönnen es an hoher Stelle melden— einen Skandal in der Kanimer machen, wie man einen zweiten noch nicht erlebt hat, falls Sie Ihren schlechten Scherz zur Ausführung bringen sollten. Mit herzlichem Gruß Ihr Fürst von H... .Comüdie sranyaise." Direktion. (Persönlich) Herr Minister! Ich habe die Ehre, Ihnen den einliegenden Brief zu überreichen. besten etwas soldatische Ungebundcnheit Sie gütigst entschuldigen wollen. Aber bevor ich weitere Schritte hie, halte ich es für zweckmäßig, Ihnen mitzuteilen, daß Fürst von H... der Inhaber der von Ihnen gewünschten Loge ist. Der Herr ist Mitglied des Paria- ments,— ein Punkt, der ohne Zweifel sehr in Betracht zu ziehen ist in einer Zeit wie die heutige, wo eine einzige Stimme eine Ministerkrise entfesseln kann. Genehmigen Sie, Herr Mnister, die Versicherung meiner vor« zügllchsten Hochachtung, mit welcher ich die Ehre habe zu sein Ihr sehr ergebener Diener P. G. Am Telephon. Eine böse Stimme:„Hallo I Hallo l Sind Sie da, Herr Kabinettschef?" Eine sanfte, unterwürfige Stimme:„Ich stehe, wie immer, zu Diensten, Herr Minister." „Na, Sie machen ja schöne Dummheiten I Konnten Sie mir nicht sagen, daß der Fürst von H... Abgeordneter ist?" .Abgeordneter? Für welches Departement. Herr Minister?" „Das weiß ich nicht. Informieren Sie sich im Kammer- Almanach I" „Einen Augenblick, Herr Minister!— Das ist ein Irrtum. ES »tot keii'.en.lbgesidneten, der den Namen des Fürsten von H... wägt." .Er ist nicht Abgeordneter? Um so besser! Dann gehen Sie ganz scharf vor! Sie begreifen, wenn er nicht Abgeordneter ist—" .Ich begreife. Herr Mnister! Ich werde die Sache schon machen, ich verspreche eS Ihnen I' c Ministerium der schönen Künste. An die Direktion der.Eomödie franyaise". Herr Direktor I Ich bin erstaunt, daß Sie einen solchen Irrtum haben begehen können, indem Sie dem Herrn Minister versichern, der Fürst von H... sei Abgeordneter. Es gibt keinen Abgeordneten dieses Namens— Sie können sich im Kammer-Almanach davon überzeugen. Im Austrage des Herrn Ministers Der Kabinetschef R... » „Comödie sranyaise." Generalsekretariat. Herr Kabinettschef! Der Herr Direktor ist erstaunt, daß Sie einen solchen Irrtum haben begehen können, indem Sie ihm versichern, der Fürst von H... sei nicht Abgeordneter. Sie können sich im Kammer- Almanach davon überzeugen, daß er tatsächlich Abgeordneter ist. Nur figuriert er dort mit cem Grafentitel und dem Namen einer unserer verlorenen Provinzen. Uebrigens beabsichtigt der Herr Minister- Präsident selbst, sich mit dem Herrn Minister wegen dieser Angelegen- heit ins Einvernehmen zu setzen. I. A.: Der Generalsekretär. Der Ministerpräsident an den Minister der schönen Künste. Mein lieber Kollegel Ich erfahre soeben, daß Fürst von H... eine Gefälligkeit von Ihnen erwartet. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ihm alles, waS er wünscht, gewähren. Er ist einer unserer besten, mit der Republik ausgesöhnten Monarchisten, sehr einfluß- reich, sehr begütert, ein Mann, der immer für die Regierung stimmt, und mit deni auf bestem Fuß zu bleiben ich für sehr wert- voll halte. Ich brauche Ihnen nichts mehr zu sagen und drücke Ihnen herzlich die Hand. R... m Ministerium der schönen Künste. An die Direktion der„Eomödie franyaise". (Persönlich.) Mein lieber Direktor! Telegraphieren Sie, bitte, umgehend an den Fürsten von H. I lj daß ich auf seine Loge verzichte. Im Grunde genommen ist es mir ganz gleichgültig, welche Loge und an welchem Tage ich sie habe— nur die Frau meines Kabinettschefs wird nicht damit zufrieden sein. Aber tut nichts I An den klassischen Stücken liegt mir ebensowenig. Ich möchte aus einem bestimmten Grunde ein ganz bestimmtes Stück sehen. Reservieren Sie mir also, bitte, einen Fauteuilsitz recht nahe der Bühne für die Premiere von„Maladetta" und in der Pause stellen Sie mich dann Fräulein Manchaballe vor. Ihr Minister und Freund Z... Liemes feuilleton. fcl. Japans Ureinwohner. Die amerikanische ForschungS» reisende Jessie Ackermann hat gelegentlich eines Aufenthalles in Japan auch den Ainus, den Ureinwohnern des Landes, die auf einer sehr niedrigen Kulturstufe zurückgeblieben sind, einen Besuch abgestattet. Sie landete an der Nordküste der Insel Jesso, die heute neben dem südlichen Teil von Sachalin imd Kamtschatka und den, Kurilen von dem einst über ganz Hinterasien verbreiteten Volke be- wohnt wird, und traf dort im Innern des Landes das erste Ainu» dorf, in dem ihre Ankunft das größte Aufsehen erregte. Schon den erste Anblick der Leute zeigt, daß sie keinem der asiatischen Stämme anzugehören scheinen. Die Männer sind weit stärker und stämmigen als die Japaner, und es fehlt ihnen das charakteristische Merkmal! der mongolischen Rasse, die Schlitzaugen. Das sonderbarste in der Erscheinung der Männer ist das lange, dichte Haar, das den Körper oft bis zu den Finger- und Zehenspitzen bedeckt und das ihnen auch den Beinamen der„haarigen Männer des Nordens" eingetragen hat. Im ganzen benahmen sich die Ainus durchaus friedlich, aber in ihren Sitten und Gebräuchen zeigten sie sich im höchsten Maße> unkultiviert. Sie halten mit größter Hartnäckigkeit an ihren alter, primitiven Gewohnheiten fest. Die Häuser sind mit seltenen Ausnahmen kaum anders gebaut wie die Hütten der Südsee-Jnsulaner. Es sind hinfällige Stroh. Hütten, die nur einen Raum haben; eine etwas erhöhte Plattform! an drei Seiten dient am Tage als Sitz, in der Nacht als Schlaf. stätte. In der Mitte des Raumes ist ein kleiner Steinhaufen, den als Herd dient. Das Haus hat nur ein einziges Fenster, das nach Osten hinaussieht, das aber nicht benutzt werden darf, sondern den
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22 (16.7.1905) 136
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