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Und dennoch war in Pepis Seele ein unbestimmtes| wundert, daß Japan aus den Fesseln eines tausendjährigen Feudalis. Regen, ein seltsames Gefühl von heißer Luft. Und manch- mus fich so schnell zum tapitalistischen Staat habe emporschwingen mal stieg ein Weinen in ihr auf, schmerzlich und füß, und um lönnen. Die Sache hat jedoch ganz und gar nichts Wunderbares. die roten Lippen huschte ein Lächeln, verklärte die dunklen So viel das Japan der Gegenwart der Geschicklichkeit und Einsicht einzelner Männer verdanken mag, es lebte sich deshalb in den euro Augen und verschwand wie ein Hauch.. päischen Kapitalismus so rasch hinein, weil es wirtschaftlich für ihn reif war.
Das war in diesen Tagen, daß sie heimlich, wenn die Bimmerherren nicht zu Hause waren, in deren Stuben schlüpfte, da die Fenster hier nach weiten, schattigen Gärten hinausgingen, daß sie tausend Dinge in die Hand nahm und achtlos wieder verwarf, daß sie ihr eigenes, mit der Mutter geteiltes Stübchen zu hassen begann. Denn von seinem Fenster sah man in eine enge, verlassene Gasse hinein, auf große, alte, verschloffene Tore, auf vergitterte Scheiben. Und niemand schritt über das ausgetretene Pflaster als schmußige Weiber und alte Männer mit qualmenden Pfeifen und Gassenbuben, die sich um Knöpfe und bunte Marmelsteine ftritten.
Es ging schon in den Sommer hinein. Und in der engen Straße herrschte dumpfe Schwüle und ein Geruch nach Staub und felten gekehrten Gossen. Wohin sollte sie da wohl mit ihrer Sehnsucht flüchten? Die Mutter hätte sie ja doch nicht begriffen, und bei der Nähkathl gab es nichts als frische Leinwand, die häßlich in den Händen raschelte, müßigen Stadtklatsch, Schelten und verstaubte Heiligenlegenden. Da gab es nichts Besseres, als zu schweigen und seine Sehnsucht tief im Herzen zu vergraben
Es wurde heiß, und Gewitter famen von den Bergen. Die Mutter pflegte ihr Lager jetzt in der Küche aufzuschlagen, deren Steinboden Kühlung gab. Pepi erschien dies nächtliche Alleinsein in ihrer Stube als ein föstliches Glück. Die Uhr über dem Bett tickte friedlich, von den fernenStraßen herauf tamen seltsame, traumberlorene Geräusche, auf dem Dach des alten Obstmagazins am Ende der Gasse drehte sich die Windfahne wie im Schlafe, hin und her, hin und her, leise knarrend und flingend. Manchmal war es, als ob ein Regenschauer über fupferne Dächer strich Und die Gedanken famen und gingen, fehrten im gleichen Kreislauf zurück, wurden heißer und sehnender, eine köstliche Müdigkeit löste die Glieder, und dann kam der Schlaf..
In der Nacht vor Peter und Baul hatte sie einen langen, schönen Traum. Sie schritt zwischen Blütenbäumen zu einem grünen, luftig plätschernden Flusse hinab. Und wie sie am Ufer stand und in das Wogen und Brausen starrte, rief eine helle Stimme ihren Namen. Sie blickte um sich. Aber nichts war zu sehen als Blütenbäume und Wasserstürzen. Und wieder rief es, lockend und stürmisch. Vom jenseitigen Ufer mußte es fommen, und es war so laut und gebieterisch, so wohlklingend und von so heißem Begehren durchbebt, daß fie sich mit einem Jubelruf in die Fluten stürzte, um dahin zu dringen, wo sie gerufen wurde. Das Wasser ging ihr bis an die Hüften, umbrandete sie duftend und trieb sie gleichsam vorwärts. Goldene Fische sprangen vor ihr in die Höhe und fanken in die Wogen zurück, bunte, schillernde Tropfen überriefelten sie und zergingen mit stillem Wohlgeruch, und die Stimme rief, immer näher und näher. Und plöglich war sie nadt und ruderte mit bloßen Armen durch das blaue Meer. Und die Stimme rief und rief. Und wie der Grund des Flusses sich hob, daß sie nur mehr bis zu den Knieen durch grüne, durchsichtige Wellen schritt, teilten sich am nahen Ufer die Büsche. Zwei Arme streckten sich nach ihr aus, sie taumelte borwärts, die bloßen Füße glitten über den weißen Sand des Ufers, fie griff mit den Händen um sich, und ein warmer Mund preßte sich sehnend auf ihre Lippen...
Da fuhr fie erwachend auf. Der Mond schien hell ins Stübchen und zeichnete das Fenster auf dem weißen Fußboden ab. Und ihr war, als ob die Stimme immer noch rief und Locte. Sie schloß die Augen, um weiter zu träumen, um wieder zu sehen, um das fofende Wasser zu fühlen und den Druck der starken Arme, die sie soeben umschlossen. Und ein Taumel des Glücks und sehnsüchtigen Verlangens war in ihr wie noch nie zubor. ( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Hus Japans Gefchichte.
Je mehr die Forschung sich in die Wirtschaftsgeschichte der Menschheit vertieft, um so flarer schält sich die Erfenntnis heraus, daß die Völker von der Urzelle der kommunistischen Geschlechtsberfaffung ausgehend in ihrer Entwickelung nach großen gemein samen Wirtschaftsstufen fortschreiten. Von dieser Erfahrung, die für bie Arier und Semiten gilt, macht auch die große Völkerfamilie des fernen Oftens teine Ausnahme. Vielfach hat man sich darüber ver
aus
Die Urzeit Japans verliert sich im Dunkel der Mythe. Auf der nördlichen Insel gero und den Kurilen hausen heute noch etwa 20 000 an der Zahl die Ainos. Von Aushöhlungen, die sich dort 3-6 Fuß fief in der Erde und mit einer Seitenlänge oder einem Durchmesser von 15-20 Fuß manchmal an die tausend beisammen finden, behaupten sie, sie seien von einem Zwergvolte bewohnt gewesen, das die Ainos ausrotteten. Die Ainos selbst wurden von den Japanern allmählich nach Norden gedrängt. Woher die letteren - wahrscheinlich lange vor dem 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung tamen, ob über Korea , die Tsusima, und die südliche Kiusiu- Insel, ob ob sie etwa bon der Mandschurei nach dem Zentrum der Hauptinsel Hondo, dem späteren Stammland der Japaner, nach Yamato, Jdsumo und Sehu bordrangen, darüber wissen wir Zuverlässiges nicht. Nur soviel darf wohl als gelvis gelten, daß die heutigen Japaner ein Mischvolt sind, in dem sich Elemente der Ainos, Koreaner, Malaiochinesen und Chinesen vorfinden. Seine Urverfassung zeigt mit der von Morgan bei den Jrokesen brei großen Gruppen, deren jede eine Anzahl von Geschlechtern oder gefundenen die größte Verwandtschaft. Die Bevölkerung zerfiel nach Stämmen, die ui, aufwies, ein Wort, das allgemein die Abkömmlinge desselben Stammbaters und zuletzt den Stamm selber be zeichnet. Jeder Stamm hatte seinen besonderen Stammgott, den Ujigami, den Utahnen einer jeden Gemeinschaft. Dreimal im Jahre wurden ihm später Ehren im Stammtempel erwiesen; alle Stammangehörigen nahmen an der Zeremonie teil, und es bestehen noch Berichte, wonach Hofbeamten gestattet war, ohne Urlaub eine Reise zur Feier gehalten wurde, die von der Hauptstadt weit entfernt lagen. Unter des Stammahnen zu unternehmen, wenn diese in Tempeln abseinem Keltesten bildete jedes Geschlecht ein geschlossenes Ganzes; das des Tenno , des nachmaligen Mikado, war das zahlreichste und mächtigste. Innerhalb der Uji bestand Gemeinschaft der Erträge an Jagd, Fischfang und Ackerbau, der als Reisbau schon frühe betrieben worden sein muß. Die Neubildung von Uji aus Gefangenen, Sflaben lag in der Hand des Tenno , der sie wohl meist dem eigenen angliederte, was nachhaltig mit dazu beigetragen haben mag, ihm zum Uebergewicht über die übrigen Stämme zu verhelfen und seine Priesterherrschaft zu entwickeln. Das Uji trat nach außen geschlossen auf und verwaltete fich völlig selbständig, war also den Geschlechtsgenossen gegenüber der Träger aller Gewalt. Die Verbindung mit dem Tenno stellte zunächst der allen gemeinsame Kult der Sonnengöttin dar. Daraus entwickelten sich mit der steigenden Gewalt des Teuno die Anfänge einer Staatsgewalt: der Tenno ward Kriegsherr nach außen und Richter bei den Streitigkeiten der Uji unter einander. mit der Geschwisterehe bestand das Mutterrecht; der Mann folgte der Frau in ihr Geschlecht, ebenso die Kinder. Wie die Indianer Stellung der Zeichnung deuteten die Rangunterschiede an; die hatten auch die Japaner die Sitte des Tätowierens; Größe und Tätowierung diente also auch hier zunächst der Familien- und Stammesunterscheidung.
Die Kulturstufe war naturgemäß eine niedrige. Die religiösen Vorstellungen drehten sich um den bereits erwähnten Ahnenkult, der noch heute als Shintoismus die Nationalreligion Japans bildet und bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts in dem volkstümlichen Bhallusdienst an den Uebergang vom Mutter zum Vaterrecht erinnerte. Nach einer chinesischen Schilderung aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung war der Boden Japans für den Bau von Ge treide, Hanf und Maulbeerbäumen günstig. Die Bewohner berstünden die Kunst zu weben. Pferde und Ochsert befäßen sie nicht. Die Krieger führten Lanze und Schild, hölzerne Bogen und Pfeile, die manchmal mit Knochenspitzen versehen waren. Die Kleider bestanden aus einem Stid Stoff, das die Männer in der Breite durch Knoten befestigten. Sie hätten Forts und Häuser, die mit Ballisaden umgeben seien. Starte Getränke liebten sie. Die Weiber feien zahlreicher als die Männer, treu und nicht eifersüchtig. brechers würden eingezogen und für schwere Verbrechen die Diebstahl komme nicht vor; Frau und Kinder eines VerFamilie des Verbrechers vernichtet. Starb einer der Aeltesten und später der Vornehmen, so folgten ihm Diener und Sklaven in den Tod. So schreibt das zweitälteste, aus dem Anfang des 8. Jahr hunderts stammende Quellenbuch der japanischen Geschichte, das Nihongi :" Der Bruder des Kaisers Suiuin starb und wurde zu Musa begraben. Dabei wurden die versammelt, die in seinem unmittelbaren Dienste gestanden hatten, und alle aufrecht um seinen Grabhügel herum lebendig begraben. Für viele Tage starben sie nicht, sondern jammerten und klagten Tag und Nacht. Schließlich starben sie und verwesten. Hunde und Krähen versammelten sich und fraßen fie auf." Im Jahre 646 erließ der Mikado den Befehl, mit allen derartigen Totenbräuchen aufzuhören. Aber noch tausend Jahre später mußte der Shogun Jheyas den Gefolgsleuten verbieten, fich auf dem Grabe ihres Herrn zu entleiben.
Der Verfall der Geschlechterverfassung trat infolge der Vermehrung der Bevölkerung mit dem sechsten Jahrhundert ein. Der urwüchsige Kommunismus machte sich nun dahin geltend, daß alles Reisland in die Hand des Tenno zurückgegeben ward, der es an die