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Hielt sie im letzten Augenblick eine merkwürdige Scheu zurück. Einige Jahre später kam die Reihe an den großen Tempel ber Und dann mußte sie an die Arbeit...

In diesen Tagen konnte sie den Feierabend kaum er­warten. Dann machte sie sich unter irgend einem Vorwand von den Mädchen los und ging auf Umwegen langsam und unschlüssig nach Hause. Ihr war, als müßte ihr irgend etwas Gutes widerfahren. Und dann war es am Abend so schön auf den Straßen und Pläßen. Die fremden Touristen und von den Einheimischen alle die, die der heiße Sommer nicht in die Berge verjagt hatte, gingen spazieren. Der Himmel war so blau und durchsichtig wie ein Bergsee. Die Rosen dufteten in den Gärten und Anlagen. Und Schwalben schossen schreiend in großen Zügen durch die laue Luft. Ach Gott  ! Bu Hause versäumte sie gewiß nichts. In den Stuben war es schwül und dunstig. Aus dem Gäßchen herauf famen sommerliche Gerüche von den Magazinen und Schusterwerk­stätten. Und die Mutter, die jetzt viel im Stadtpark saß, fehrte ja auch immer erst spät zurück.

Aber jeden Abend, brachte das Mädchen müde Glieder und ein seltsames Gefühl der Enttäuschung nach Hause, über das sie sich nicht klar wurde, weil ihr ja auch der Grund ihres heimlichen Sehnens verborgen blieb.

Und dann setzte sie sich in ihr Stübchen und arbeitete an dem geblümten Kattunkleid, das zum Sonntag fertig sein sollte. Auf einmal war ihr zum Bewußtsein gekommen, bus sie häßlich angezogen war und daß ihre Sachen alle alt und schäbig aussahen. Da war sie über ihre Sparkasse gegangen und hatte sorgenvoll und geizig gerechnet und gerechnet, ob fie es wohl wagen dürfte. Wenn sie auf ein Paar neue Stiefel verzichtete, die sie zuerst hatte kaufen wollen, fam fie mit dem Gelde aus. Sie fragte die Mutter und bewies ihr mit einer ihr sonst ganz fremden Hartnäckigkeit, daß sie das neue Kleid haben mußte. Die Mutter wollte nichts davon wissen und schalt auf die Hoffärtigkeit der heutigen Jugend. Aber schließlich gab sie nach. ( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

Aus Japans   Geschichte.

( Schluß.)

Den Hodjo, die ihre Gewalt schnöde mißbrauchten, folgten in der Macht die Ashikaga. Der bedeutendste Vertreter dieser Familie ist Yoshimitsu. Ihm gelang es, dem überwuchernden Räuber­unwesen für kurze Zeit wenigstens in etwas zu steuern. Die Ashikaga brachten das Mikadotum so herunter, daß mehr als 50 Jahre hindurch zwei Mikadodynastien neben einander bestanden, die eine für den Norden, die andere für den Süden. Unter ihnen ging Japans   Selbständigkeit verloren; sie sahen sich schließlich ge­zwungen, mit China   einen sogenannten Freundschaftsvertrag zu schließen gegen 1000 Ungen Gold jährlichen Tributs. Die Ruhe, Die Yoshimitsu hergestellt, war nur eine vorübergehende. Hatte nach dem Sturz der Hodjo der Mikado den Versuch gemacht, die Gewalt wieder an sich zu reißen und durch Einsetzung von Shugos sich einen Anhang zu schaffen, so verfielen die Ashikaga auf das gleiche Mittel. Las förderte nur die Auflösung des Reiches, die unaufhörlich fortschritt und im Beginn des 16. Jahrhunderts in eine allgemeine Anarchie mündete. Die Shugos erklärten sich un­abhängig und nannten sich von nun ab Daimyo. Damit zerfiel das Land in eine Reihe selbständiger Territorien, die in fortwährenden und blutigen Kriegen mit einander lagen. Das Land war in einem furchtbaren Zustande: überall nur Ruinen einst blühender Städte und Dörfer und verwüstete Felder. Kioto   selbst lag fast vollständig in Trümmern; wer die Hauptstadt verlassen konnte, tvar längst ge flohen und hatte Schutz in dem Feldlager eines der großen Landes­Herren gesucht. Das Ansehen des Mikado war so gesunken, daß 1540 der Leichnam Go Tjutsi tennos tagelang an den Toren des Schlosses stand, weil die Mittel zu seiner Beerdigung fehlten. Der Bauernstand war fast ganz ausgerottet; wer kräftig genug war, war Soldat geworden oder machte als Seeräuber die Küsten Chinas  , Koreas   und des eigenen Landes unsicher."( v. Brandt.)

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Shinsekte in Osaka  ; wochenlang tobte der Kampf, bevor es gelang, bon den fünf Befestigungen der Klosterburg drei zu stürmen. Auf Einschreiten des Mikado erhielten die Ueberlebenden- 20 000 Mann der Besabung sollen gefallen sein freien Abzug. Von diesen beiden Schlägen hat sich das Buddhapriestertum nicht wieder erholt. Und schon längst hatte es seinen Einfluß auf die Volks­masse verloren, seine ursprüngliche Kraft durch die Lehre erfekt, daß nur durch die Priester und ihre Gebete Rettung vor der Hölle", der Seelenwanderung, zu erlangen sei.

In die Periode der Feudalkriege fällt das Erstarken der Städte. Ihre Entwickelung setzt mit dem 12. Jahrhundert ein, als die stürmischen Zeiten zur Anlage größerer Plätze drängten, in denen die Landbewohner Schutz suchen und finden konnten. Staatliche unabhängigkeit haben die japanischen Städte freilich nie beseffen, der Hand von Feudalherren, die sie als Stützpunkte ihrer Macht be nicht einmal selbständige Gemeinwesen gebildet. Sie standen unter nußten. Neben Bauern lebten in ihnen Handwerker, zu denen die Kaufleute traten. Aehnlich wie im feudalistischen China   bildeten die Handwerker Korporationen. Die gleichen Berufe wohnten in gleichen Straßen, und auch auf sie fand der Grundsatz der lokalisierten Uji berfassung, der Zusammenschluß nach in Solidarhaft stehenden Familien, Anwendung. Wie im europäischen   Mittelalter neben den Zünften die unehrlichen Leute standen, so gab es in den japanischen Städten die Unreinen, wie die Eta( Gerber), die Geisha ( Tänzerinnen), die Joro( Dirnen). Später, zur Zeit des Shogunats der Tokugawafamilie, als mit der Ausdehnung des städtischen Marktes der Binnenhandel größere Bedeutung gewann, tamen die Kaufmannsgilden auf.

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Zu Beginn des 16. Jahrhunderts trat Japan   in Beziehung zum Christentum. Nachdem 1543- das Jahr steht nicht mit Sicherheit fest der erste portugiesische Kaufmann die Inseln betreten, landete 1549 in Kagosima der Jesuit Franz Xavier  , dem bald von Indien   andere Glaubensboten folgten. Wie einst im Gegensat zum Shintoismus der Mikado und die Feudalherren den Buddhis= mus begünstigt hatten, so förderten die selbständig gewordenen Daimyo jetzt das Christentum. Sie fanden in ihm nicht nur einen willkommenen Gegensatz zur buddhistischen Priesterschaft, deren Macht sie zu brechen und deren Eigentum sie sich anzueignen strebten. Auch dem niederliegenden Land- und Stadtvolfe gegenüber ließ sich das Christentum gut gebrauchen. Seine Missionare versprachen den Armen und Elenden sofort nach dem Tode die Freuden des Paras dieses, und selbstverständlich war das, am Buddhismus gemessen, ein ungeheurer Fortschritt und eine gewaltige Aufbesserung, da jener seine Gläubigen erst nach den Strapazen langer Seelenwande­rungen zu Buddha zurückkehren ließ. Vor allem aber stellte das Christentum die Verbindung mit dem Auslande her, was gleich­bedeutend mit der Ausfuhr von Landesprodukten und Menschen und der Einfuhr von Feuerwaffen, die die Daimyo bei ihren fort­währenden Fehden wohl zu schäzen wußten. Unterstützt wurden diese Bestrebungen durch die vielfache und große Aehnlichkeit, die in den leußerlichkeiten zwischen Buddhismus   und Christentum be­stanie Messe, Weihrauch, bunte Priestergewänder, Mönche und Nontent, Zölibat, Wallfahrten und Prozessionen, Reliquien, Bilder und Heiligenberehrung, Rosenkränze und anderes. Insbesondere die Fürsten des Südens ließen sich die Förderung des Christentums angelegen sein; auf der anderen Seite freilich warf es einen Bank­apfel unter sie, indem sie den auswärtigen Handel einander ab­zujagen trachteten. Nobunaga  , der 1574 das Shogunat der Ashikaga stürzte, begünstigte offen die Christen, um sie bei seinem Streben, wieder eine straffe Zentralgewalt zu schaffen, gegen die Buddhapriester auszuspielen. Seine Nachfolger Hideyoshi   und Jhehas versuchten jeder anfänglich, diese Politit festzuhalten. Der letztere vermeinte fogar, durch Vermittelung spanischer Mönche direkte Handelsbeziehungen zivischen seinem Erblande, dem um Jeddo gelegenen Swantogebiet, und den Philippinen herzustellen. Das Auftreten der Bettelmönche zwang jedoch beide zu einer ver­änderten Stellungnahme.

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Bereits 1564 gab es in den Vorstädten von Kioto   sieben Kirchen und Kapellen, während man im Südwesten Japans  , besonders auf Kiusiu, schon viele Christengemeinden zählte; 1581 sollen der Kirchen mehr denn 200, der eingeborenen Christen an die 150 000 gewesen sein. Im Jahre 1583 sandten die christlichen Fürsten von Bungo, Arima und Omura auf Stiusiu eine aus vier jungen Edlen bestehende Gesandtschaft an den Bapst, um sich zu Vasallen des Die Jahrhunderte innerer Kriege waren für den Buddhismus   heiligen Stuhles zu erklären; 1591 kehrte diese nach Japan   zurück, die Zeit des Glanzes und des Verfalls zugleich. In den Kämpfen nachdem sie von Sixtus V.   und König Philipp II.   empfangen worden der Taira mit den Minamoto wuchs ihre Macht mehr und mehr, war, und brachte 17 jesuitische Missionare mit. Zur Zeit, da in um mit Yoritomos Sieg und der Verlegung der Residenz des Japan   die großen Christenverfolgungen ausbrachen, besaß die Lehre Shoguns   nach Kamakura   ihren Höhepunkt zu erreichen. Namentlich nach glaubwürdigen Angaben an die 600 000 Anhänger. Grund in den Wirren, die zwischen 1332 und 1602 das Land verwüsteten, zu jenen Verfolgungen fand man in dem Verhalten der Missionare. waren die Buddhapriester die Träger und Bewahrer von Wissen- Während die Jesuiten   sich in die Politik der Shogune und der Teil­schaft und Literatur. Aber ebenso entschiedenen Anteil nahmen sie fürsten zu schmiegen verstanden, suchten die Bettelmönche sich direkt an den politischen Ereignissen. Mancher Abt ritt in Panzer und auf die verarmten Boltsmassen zu stüßen. Sie predigten gegen die mit dem Schwert gerüstet an der Spize feiner Mönche und Gefolgs- Regierung, mißachteten offen die Staatsgesetze und inszenierten, Leute in den Streit. Als mit dem Ende des 16. Jahrhunderts Ota wo sie dazu die Macht und Gelegenheit hatten, wie z. B. in einzelnen Nobunaga   es sich, wenn auch zu seinem eigenen Vorteil, zum Ziele Teilen von Kiusiu, Verfolgungen der buddhistischen Priesterschaft, sette, wieder Ruhe und Ordnung zu schaffen, mußte er sich gegen die bei der elenden Lage des niederen Volkes, besonders der Bauern, Die Klöster ebenso entschieden wie gegen die Daimyo tehren. Die auf fruchtbaren Boden fielen. Hinzu trat die gewaltig steigende mächtigste der Klosterburgen, das Kloster der Shingonsekte, ließ er Bedeutung des Sklavenhandels, der schließlich die ernstefte Auf­571 zerstören und alle seine Insassen über die Klinge springen, I merksamkeit der Shogune herausforderte und auf die Stellung