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und wir heben die Gläser- dir Rhein,
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dir Loreley, dir Heine,
Diese zu ihrer Zeit an der Spitze der Wissenschaft marschierenden Dichter, dir Boefie. Rheinwein- und wir schauen den Fels Männer pflegten in demselben Zimmer, in dem eben noch Hunderte hinauf, auf dem sich nichts rührt und warten auf das von Kranten poliklinisch behandelt worden waren, ohne jede Wunderbare, das Geheimnisvolle, das Märchenhafte, das Desinfektion der Hände, ja oft nach nur notdürftigem Abfich von da oben zu uns herniederneigen soll. Und wir wischen der Instrumente große Augenoperationen zu machen, die schauen und fingen, trinken und warten und haben's gar nicht ge- von den schönsten Erfolgen begleitet waren. Das heißt: wenn's merkt, daß es längst unter uns weilt, daß es zu uns hernieder- eben nicht anders kam! In der Zeit jener Operateure bereiterte fast gestiegen auf den Klängen des Heineliedes, und daß es auf den regelmäßig jeder fünfte Fall von grauem Star am dritten Tage Saiten unserer Seele spielt, die süße Märchen- Sagen- Harfenweis, nach der Operation. Cohn erzählt, daß er selbst noch vor 45 Jahren die deutsche Rheinweise, die Bergangenheits- und Traumweis ganz voll und uns ganz erfüllend, innig, einfach, lieb, schlicht. Den Schiffer im fleinen Schiffe ergreift es mit wildem Weh, er schaut nicht die Felsenriffe,
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er schaut nur hinauf in die Höh.
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gesehen habe, wie Jüngken in Berlin , seinerzeit ein sehr geschickter und gesuchter Operateur, gleich nach jeder Staroperation 12 Blutegel neben das Bett des Kranken stellen ließ, damit fie fofort an die Schläfen gefeht werden könnten, wenn am Abend die Entzündung begann. Nicht nur einen modern ausgebildeten Arzt, sondern auch einen Laien überläuft es ganz talt, wenn er liest, daß der vorUnser Rhein! Ja, viel Liebe heißt das, aber auch viel Ver- treffliche Arlt vor der Staroperation das Starmesser ganz ruhig in den achtung biel Mitleid und Verachtung für euch andere in deutschen daß seine Mundhöhle besonders ungefährlich sei, weil er ein Mund nahm; man glaubte, und vielleicht glaubte er es auch selbst, und fremden Landen, die ihr nicht so viel Schönheit habt wie wir, die ihr nicht soviel befigt von ihr und nicht aufgewachsen seid in starker Raucher war. Nicht viel besser war es, wenn Graefe das Starmeher aus dem schönen blauen Sammetkästchen zur ihrer Hülle und Fülle! Was ihr auch haben möcht uns zählt's Operation herausnahm; man fann sich nicht gut einen befferen nicht! Bazillenfänger aussuchen, als den Sammet! Day bei Und mum ist's des Schönen kein Ende Caub mit seiner Pfalz, solchem Verfahren auch den besten Operateuren, derer Bacharach mit seinen Mauern und Ruinen- Stabled, Fürstenberg. Geschicklichkeit und Befähigung außer Zweifel standen, immer wieder Heimburg , Sooned, Faltenburg, Rheinstein endlich, Agmannshausen gegenüber. Das Hotel zur Krone" mit der Büfte Freiligraths oben unbegreiflich erscheinende Fälle von Bereiterungen unterliefen, kann uns nicht wundernehmen. Graefe teilte einmal feinen Schülern im Giebel. Zu Aßmannshausen in der Kron, da schrieb ichs gegen voller Stolz und Frende mit, daß es ihm endlich gelungen sei, eine Kron" ah, ja, über der Rheinpoesie die Freiheit nicht zu 61 Staroperationen hintereinander ohne jede Eiterung heilen zu vergessen. Von wie viel Unterdrückung, von Voltsleid und Boltsmißhandlung fünden nicht alle diese stolzen Festen, die nun teil- fehen; er glaubte, daß seine feine Operationstechnik diefes erstaunliche weise in Ruinen liegen von Frondienst und Zehnten, von Brand- Ergebnis herbeigeführt habe; allein, als ihm dann gleich darauf drei andere aufeinanderfolgende Staroperationen zur völligen Bereiterung, schatzung und Verwüstung und Räuberei, der Wanderer, der Kauf- also zum totalen Verluste der operierten Augen führten, schrieb mann, der hier die Straße zog die reichen Schiffe, die vor den Graefe( 1867) den melancholischen und refignierten Satz:„ Man sieht Klippen auswichen, die Stette hielt fie feft. Geld, Gut, Leben eben, daß die Fenster der Augentliniten nicht alle nach der Glückswie günstig war diese enge hohle Gasse des Rheins, fie zu feite hingehen." den Hängen der Berge wuchsen auch die Reben, deren Blut das Blut befeuerte, deren Geist den Geist belebte, was hat der Wein mit dem Alkohol zu schaffen, wenn wir des Edlen wert sind, so daß man den Bodenstedt- Bers so variieren möchte: Wer nicht Wein statt Wasser trinkt, der ist des Weins nicht wert der Wein und der freie Weg, den der Rhein in die Berge gegraben, sie brachten den Bewohnern diesen gewecteren Sinn, der Ketten zerbrach und Festen stürmte und Sklaverei nicht länger ertrug, weil sie frei sein wollten wie ihr Rhein . Der Freiheit eine Gasse war von jeher der Rhein trotz der Dome und Klöster und Kapellen, die sich in seinem Waffer spiegeln durch seine Vermittelung des Verkehrs, durch die geistige Zufuhr, die er direkt oder indirekt vermittelte. Auch gerechter, lebendiger, beweglicher Sinn ist bis heute dem Rheinländer eigen.
nehmen! Aber
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Wir fahren ins Binger Loch ein. Die Wasser schäumen und strudeln an den Felsen- der Mäuseturm streckt seinen Ballon aus und das Panorama von Bingen der Nahe und des Rheingaues die gesegneten Höhen und Hänge der Heimat tun sich auf, breiten fich aus und grüßen her. Es ist etwas Grüßendes in unserem Lande, so daß man hinein einzieht mit frohem Sinn, nicht fragend nach Ernst und Leid der Wirklichkeit ein bißchen Blindheit gehört zu jeder Liebe!, so daß man mit hellen Augen und leichten Schritten sich in seine Arme wirft I ein Kind in Mutterarme und fich entzüdt in Schluchzen und Jubeln. D, wie wohl es tut nach so viel Bitternis in so viel Bitterfeit-, fich einmal wieder zu entzüden in Dichter- Kinderfinn...
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Kleines feuilleton.
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m. Wie man früher operierte. Während heutzutage auch die Laien den Wert einer antiseptischen und aseptischen Behandlung von Wunden zu begreifen beginnen, waren früher selbst die berühmtesten Aerzte von einer uns faft unglaublich erscheinenden Sorglosigkeit bei der Wundbehandlung. Es ist eines der Hauptverdienste des unlängst verstorbenen Breslauer Chirurgen v. Mikulicz , daß er die Berhütung der Wundkrankheiten praktisch und theoretisch gefördert hat. Er wurde nicht müde, neue Sicherungen gegen das Eindringen von Wundbazillen in Wunden auszufinnen; er erfand den zur Reinigung der Hände des Operateurs so vorzüglichen Seifenfpiritus und führte besondere Operationshandschuhe ein, die während der Operation, wenn sie blutdurchtränkt waren, durch neue, frisch sterilisierte, d. h. feimfrei gemachte, ersetzt wurden. Bei schwierigen und gefährlichen chirurgischen Eingriffen, wie z. B. bei Deffnung der Bauchhöhle, bediente fich Mikulicz sogar einer Gesichtsmaske und einer enganschließenden Kopfbedeckung, um das Hineinfallen von Keimen vom Gesicht und den Haaren des Operateurs in die Wunde zu verhindern.
Früher, als man noch gar nicht einmal das Wort Bazillus fannte, machte man das anders! Es ist sehr interessant, darüber einiges aus dem Munde eines Mannes zu erfahren, der selbst in Sem Rufe eines bedeutenden Operateurs steht. Professor Hermann Cohn in Breslau , der berühmte Augenarzt, wies in einer Gedächtnisrede auf Mikulicz zum Beispiel auf die Operationsmethoden der Begründer der modernen Augenheilkunde, Graefe, Foerster und Arlt hin, deren Schüler er gewesen ist.
Heute weiß man, daß keine Eiterung eintreten kann, wenn keine Bazillen in eine Wunde gelangen; es ist eine Frage der Sorgfalt des Operateurs geworden, ob ein chirurgischer Eingriff ohne Stomplifationen heilt oder nicht.
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-Kindersterblichkeit in Rußland . Der Frankfurter Zeitung " wird berichtet: Der Aufruf des Vereins zur Bekämpfung der Kindersterblichkeit", der neuerdings in verschiedenen Blättern Peters burgs zu lesen war, läßt einen tiefen Blid in das unendliche Elend „ Von jeher," heißt ea der bäuerlichen Bevölkerung Rußlands tun. im betreffenden Aufruf, wurde Langlebigkeit als ein Anzeichen für die glückliche Lage eines Bolles erachtet. Denn in der Tat, je mehe Menschen in einem Lande ein hohes Alter erreichen, desto leichter sind die Lebensbedingungen in ihm. Vor hundert Jahren noch wurde Rußland als ein in dieser Hinsicht bevorzugtes Land betrachtet. Nach Professor J. E. Janson nahm man zu Ende des achtzehnten Jahr hunderts die Mortalitätsziffer in Rußland mit 20 vom Tausend an. Von 1816 bis 1820 erhöhte sich jedoch diese Ziffer auf 23. 3u Ende. des neunzehnten Jahrhunderts überſtieg fie schon 30 und jetzt erreicht sie schon 50 und geht noch höher. In einzelnen Gegenden des Reiches erreicht die Zahl der Geburten nicht mehr die der Todesfälle und die Bevölkerung nimmt ab. Bu gleicher Zeit sehen wir in allen Ländern, wo die givilisation rasche Fortschritte macht, die Sterblichkeit rasch abnehmen, so daß sie in Norwegen auf 16 und in Australien gar auf 11 bis 12 vom Tausend gesunken ist. Auf diese Weise verlieren wir im Vergleiche mit diesen Ländern jährlich einige Millionen Menschen, welche unter günstigeren Verhältnissen am Leben hätten bleiben können. Einer solchen enormen und immer rascher wachsen den Sterblichkeit in Rußland liegt eine Menge von Ursachen zugrunde von denen die wichtigste nach dem Zeugnisse der Aerzte in den schädlichen Bedingungen zu suchen ist, welche die neugeborenen in der umgeben. Schon vor ihrer Geburt sind viele von ihnen dem Ver derben geweiht. Die harte Arbeit der Mütter, ihre schlechte Ernährung, die winterliche Kälte, der Alkoholismus , die seelischen Qualen, alles dieses bewirkt, daß die Kinder schon bei ihrer Geburt wenig lebensfähig sind. Der Aft der Geburt selbst wird in barDie bäuerlichen Hebammen benüßen barischer Weise vollzogen. Methoden, wie sie nur bei Wilden im Gebrauche sind. Die Ges bärende wird aufgehangen, geschüttelt, gezerrt; statt chirurgischer Instrumente werden Holzstücke benützt; das neugeborene sind wird ing Dampfbad gebracht, beräuchert, mit dem Kopfe nach unten hängend, geschüttelt, fodann auf einer Schaufel in einen heißen Ofen hineingehalten usw. Eingewickelt in schmuhige Lumpen und oft nur der Aufsicht seiner halbtvüchigen Geschwister überlassen, verfault der Säugling in feinen eigenen Extrementen und wird vom Ungeziefer geradezu aufgefressen. In der verfaulten Unterlage und sogar am lebendigen Leibe des Kindes entwidein fich oftmals Würmer. Und hat das Kind alle diese Qualen überstanden, so stirbt es doch häufig bor Hunger oder es wird durch den verfaulten Nutschbeutel ber giftet, der ihm statt der Mutterbrust gereicht wird. Nach dem Zeugnis der Aerzte rafft der Nutschbeutel( mit gelautem Brot, Grüße usto, gefüllt) mehr Menschenleben hintveg als alle Schlachten gegen den Feind. Im Sommer, wo die Bauersfrauen auf dem Felde arbeiten, wütet in den Dörfern unter den Säuglingen ein bösartiger Durchfall, der mitunter alle fleinen Kranken, bis auf den lehten hinwegrafft. Tie, welche am Leben bleiben, bilden eine schwächliche Bevölkerung, die bei weitem nicht das ist, was sie seis