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Bund!"

Die Tette größere religiöse Gründung ist die Zionskirche, die Alexander Dowie   im Jahre des Heils 1897 vor die große Deffent­mühe herbeilocken, um sie zu bekehren, und es packte ihn oft die lichkeit gebracht. Einst mußte er die armen Sünder mit schwerer Angst, weil nur so wenige kommen wollten. Heute fühlt er sich als Sirte über 21 000 Schafe, als Gebieter über Millionen von Dollars und als begnadeter Prophet Elias II., der Wiederhersteller.

Mit einem Sak war Daniel Junt unter ihnen, Hadte Chriftlich- katholische apostolische Gemeinde von Zion, von Dr. John Sen Schreier an der Brust und drängte ihn über die Schwelle und an das Treppengeländer, und ehe noch die anderen ihn zurückgerissen, hob er ihn in die Höhe und schwang ihn über die Lehne. Ein Würgen und Wehren, Poltern und Krachen, Wettern und Wimmern, ein dumpfer Fall, und der Bursch lag unten im Flur. Zwei unter ihm, die hatten ihm die Knochen gerettet, als sie selbdritt in die Tiefe fuhren.

Daniel stand oben auf der Treppe.

Geht, das war der letzte Pfingsttanz hier oben, ihr Mordsbuben. All über zwei, da hat's Courage gebraucht da­zu! Raus mit Euch!"

Gebieterisch wies er die Treppe hinunter, und die noch oben waren, stolperten über den Gang, trampten über die Stiege hinab und verließen das Haus.

Die Weiber waren ihnen schon voraus und standen in Kleinen Gruppen vor der Tür, mit wirrem Haar und heißen Backen.de

Dann gab Daniel den Mägden Anweisung und trug den Berwundeten mit Hülfe seines Kameraden in eine Kammer. Sie fanden den Stich in der Seite unter den kurzen Rippen, schräg nach oben schien das Messer ins Lungengewebe ein­gedrungen zu sein. Der Sepp spannte den Break ein und preschte nach La Motte hinunter zum Arzt.

Als Daniel aus der Kammer fam, lief ihm Florence zwischen die Beine, mit entgeistertem Gesicht, feuchend vor Aufregung, und warf sich wild an ihn, packte ihn um den Leib und schluchzte:

Bist nicht tot, Batterle! Sie haben gesagt, Du bist tot, und der Alisi tät Dich kaputt machen."

Da fuhr er ihr durch die Haare und antwortete mit einem berächtlichen Lachen:

Nein, den Daniel macht man nicht so geschwind kaputt. Geh, schau, Dummchen,' s Brüderle liegt allein in seinem Kratten."

Verschüchtert schlich Floflo davon, sein Schluchzen war jäh verstummt. Mit einem seltsamen Ausdruck in dem plöglich frühreif erscheinenden, mädchenhaft runden Gesicht, hockte es in der Stube neben der Korbwiege, in der der Knabe schlief. Das Nettele hütete beide.

Als Daniel furz darauf aus dem Gastzimmer ins Erd­geschoß trat, kamen die Musikanten, die wie gescheuchte Hühner fo lange im leeren Saale gesessen, leise die Treppe herab. Der Trompetertoni duckte sich, als wär der Habicht über ihm, und erwiderte kein Wort auf den Abschiedsgruß des Wirtes. Der flang hart und verächtlich.

"

Du hast das letzte Mal bei mir zum Tanz aufgespielt, mach, daß Du über den Berg kommst, eh Dich der Gendarm päckelt, Du Schandmaul!"

Dann ging er hinter ihnen drein und blieb auf der Schwelle stehen.

( Fortsetzung folgt.)

Zion City  .

( Nachdruck verboten.)

In Amerika   findet das religiöse Sektenwesen seinen besten Nährboden. Es fann leicht tiefe Wurzeln schlagen und sich aus­wachsen nach Belieben, sogar bis zu einer Bedeutung wie sie die Mormonen erlangt haben. Der eine läßt den anderen gewähren, und es fann ohne Phrase jeder nach seiner Fasson felig werden. Dazu ist eine reiche Auswahl vorhanden, denn es gibt über hundert Sekten, von denen jede das alleinfeligmachende Christen­tum lehrt, wenn auch, wie gewöhnlich, nicht übt. Es fällt gar nicht besonders auf, wenn irgendwo ein sonderbarer Heiliger, ein neuer Prophet aufsteht und an den Straßeneden wieder mal ein neu­entdedtes Christentum predigt. Mancher, der die Sache nicht " smart" anfängt, verdient nicht das Salz zum Brot dabei, ein anderer wird Millionär, denn da stedt immer noch Geld drin", it's money in it, wie der Amerikaner fagt.

Für die Möglichkeit, die schwarze Seele zu retten, gibt man in Amerika   viel Geld aus. Die Heilsarmee holt Schäße aus Amerika  und gibt den Zehnten von allem, was sie holt, den Armen, und jedesmal unter Baufenschlägen und Trompetenstößen. Freilich könnte mancher neugierig fragen: Wo bleiben die anderen neun Zehntel? Aber man weiß ja, was so eine Armee kostet! Man frage nur die anderen großen Herren in der Welt, was ihre Armeen mit den Generalstaben und Offizierkorps für Summen verschlingen. Es ist sogar eine Konkurrenzarmee entstanden, die ganz genau nach dem Muster der Heilsarmee   arbeitet". Ihre Mitglieder nennen sich die christlichen Freiwilligen von Amerita, als ob die anderen es nur für's Geld tun.

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Mit den Zionisten ist diese Zionskirche natürlich nicht zu ver wechseln. Die Zionisten möchten den Juden gern ein eigenes Vater­land verschaffen, obgleich die meisten Kinder Israels   mit der ganzen Welt als Vaterland zufrieden sind. Auf dem jüngst in Basel   ver­sammelten 7. Zionistenkongreß   gerieten sich die Teilnehmer über die Bionsprojekte arg in die Haare, und die schönsten Aufrufe und Re­folutionen, von Dr. May Nordau verfaßt, tönnen über die Schwäche und Zerfahrenheit dieser Bewegung nicht täuschen.

Und dennoch sollte die Welt ein Zion erstehen sehen, allerdings nicht für die Juden, sondern für rechtgläubige Christen. Johannes Alexander, der große Prophet, hatte im Staate Illinois   in Amerika  ein Zion gegründet.

Zwischen Chicago   und Milwaukee, sechs englische Meilen nörd­lich von Waukegan, ist seit vier Jahren eine neue Stadt entstanden, Zion City  , mit etwa 10 000 Einwohnern. Die Zionskirche hat hier, besteht eine Art Kommunismus unter firchlicher Leitung. ein in mancher Beziehung interessantes Gemeinwesen geschaffen. Es John Alexander Dowie   verstand es, einen ökonomischen Unterbau her­zustellen, auf welchem die Gemeinde vorläufig sicher ruht. Da tommt mancher zu einem Häuschen und Land, der es sonst nie dazu gebracht hätte, allein durch seinen Glauben. Freilich muß er mun auch nun auch arbeiten und ein guter Jünger sein, sonst und hübsche Häuschen das Land wieder wird ihm Grund fortgenommen. und Boden wird nicht verkauft, ein Bachtvertrag lautet fogar auf tausend Jahre". Dieser Vertrag sondern bleibt Gemeinbesig; man kam eine Pachtung haben, und ist aber so gehalten, daß jedes schwarze Schaf zu jeder Zeit aus gewiesen werden kann, so daß nur die unschuldigen weißen Schafe Sas   Recht haben, in gion zu bleiben.

das

Es gibt große industrielle Anlagen in der Stadt, und für Nahrung, Kleidung und Wohnung ist gesorgt. Die genossenschaft­liche Arbeit ist gut organisiert worden. Man beginnt mit Gesang bei der Arbeit und es wird mehr Wert auf die Qualität als auf die alle Fälschungen und Betrügereien. Dadurch sichern sich diese Waren Quantität gelegt. Man stellt gute Ware her und vermeidet streng auf dem Markte einen Platz, und man kann verkaufen, was man nicht selbst braucht. Die achtstündige Arbeitszeit ist als Regel ein­geführt.

Vor kurzem wurde das Laubhüttenfeft" in Zion gefeiert und es wurde der Freude über den bisherigen Erfolg der Gemeinde Aus­brud gegeben. Zwei lange Extrazüge brachten viele neugierige Be­fucher aus Chicago  , welche sich die eigenartige Nachbargemeinde mal ansehen wollten. Ein Besucher erzählt in Neues Leben, Chicago  :

Das erste, was dem Ankömmling ins Auge fällt, sind die in­und die Buchdruckerei. Diese liegen östlich vom Eisenbahngleise und dustriellen Anlagen: die Spitzenfabrik, die Bäckerei, die Wäscherei am See- Ufer; alle Gebäude sind mit der Eisenbahn durch Gleise

verbunden.

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Westlich von der Eisenbahn liegt die eigentliche Stadt. Die Wohnhäuser liegen in weitem Viereck, nach Norden und Süden. In der Mitte der Ansiedelung erheben sich die öffentlichen Gebäude, ein Niefenhotel, die Schule, die Post, die Hochschule, das Verwaltungs­gebäude, der Konfumvereinsladen und die Bersammlungshalle, Tabernakel genannt. Das ist ein riesiger Kaften, aber für mehr als 7000 Personen finden sich gutgeordnete Sizplätze darin. Die ganze Aulage erinnert an den berühmten Mormonen- Tabernakel in Salt Lake City  , wie überhaupt der Gründer von Zion City  , Tr. Dowie, dem Organisationsgenie Brigham Young  , der im wilden weiten Westen für Hundertausende eine Existenz schuf, bewußt oder unbewußt, vieles nachgeahmt hat.

Jm Tabernatet sind Sauberkeit, Ordnung und System, die in Bion City eine Hauptrolle spielen, bemerkbar. Man kann seine Stopfbedeckung unbesorgt unter den Stuhl werfen; ein roter Teppich bedeckt den Fußboden im Hauptschiff... An der nördlichen Seite finden sich wunderliche Sammlungen derjenigen Gegenstände, welche die Zionsmitglieder aufgegeben haben, teils infolge besserer Ge fundheit, teils infolge des Entschlusses, solche Sachen fernerhin zu meiden. Da sieht man Bandagen und Krücken aller Art, Sprigen, Gummi- Wasserfäde, Geburtszangen und andere ärztliche Instrumente, Medizinflaschen, Billenschachteln, Tabakspfeifen, Brillen, Rosenkränze, Weihwasserbecken und sonstige Sachen. Kurzum, eine seltsame Sammlung, die andeutet, welchen Einfluß die Mitgliedschaft in Zion auf die Lebensgewohnheiten der Mitglieder ausübte."

Der Besucher lobt Dotvies Organisationstalent und meint, es wird intereffant sein, die Entwickelung von Zion Cith zu beobachten. Der Medizin hat diese Gemeinde den Krieg erklärt; sie übt nur die arznei- und operationslose Methode. Es werden Gebetsturen gemacht. Die Mitglieder glauben an Heilwunder, wie sie die Bibel von Jefus erzählt. Blätter der Heilung", heißt eine Zeitung, die im Bion- City herausgegeben und nicht nur in englischer Sprache verbreitet wird. Deutsche   Gemeinden erhalten die Zeitung in ihrer Sprache von Zion City   bis nach Berlin  . Darin ist zu lesen von wunderbaren Kuren durch die Kraft des Glaubens allein. Sogar