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Oberlausitz  ), ziemlich treu bewahrt; die althochdeutsche Form streng an die Ziffernreihe von 1-90 hielten. Man geht wohl nicht agalstra, agazza führte auch zu dem französischen   agace und fehl, wenn man annimmt, daß es Lotterienummern sind, die ein italienischen gazza, nicht aber zur deutschen   Gake, wie um Zwenkau   Abergläubischer auf den Schädel geschrieben hat, in der Hoffnung, die Elster heißen foll; unter einer Gate oder Kake versteht man die daß sie dann gezogen werden. Krähe( um Freiberg   wie im Vogtland  ) oder den Raben( Meißner Gegend); das Wort hat nichts mit gaten gaffen( alte Gate= neu gierige Person) zu tun, sondern ahmt das Geschrei der Krähe nach, die sonst, dem mittelhochdeutschen Kran entsprechend, auch Strahe, Mehrzahl Kranne, Krohn oder Kruhn, genannt wird.

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Aus dem juristischen Examen. Vor dreißig Jahren konnte man noch an einiger Universitäten den Doktor in absentia machen. Das ist heute nicht mehr möglich und der juristische Doktor ist nicht mehr so leicht zu erlangen. Der Anno 70 auf allen Hochschulen Bekannte Wit, daß auf dem Bahnhofe der Universitätsstadt der Bahnhofsportier beim Einlaufen der Züge rufe:" Will einer der Herren den juristischen Doktor mitnehmen?" ist der jüngeren Generation wohl gänzlich fremd geblieben. Schon zehn Jahre später waren die Anforderungen der Fakultäten recht hohe. Das mußte zu seinem Leidwesen ein ostelbischer Junker erfahren, der im Doktor­eramen durchfiel, nachdem er auf die meisten Fragen stumm geblieben war und auf die Frage: Wo wird die deutsche Bundesakte auf­bewahrt?" geantwortet hatte:" In einer großen festverschlossenen Kiste." Gr hoffte aber trotzdem, die Prüfung zu bestehen, und als der Dekan verkündete: Die Fakultät bedauert sehr. da unter­brach der Baron den alten Geheimrat mit dem Ausrufe:" Die Herren belieben zu scherzen!" Ein anderes Mal unterzog sich ein neugebackener Referendar der Doktorprüfung, fiel aber durch, obgleich er schlagfertig auf die Frage: st es eine Beleidigung, wenn ich zu einer Dame sage:" Sie alte Nachtigall!?" erwiderte:" Wenn ich es zu der Lucca   fage, nein!" Als er traurig auf seine Bude tam, stand die sorgliche Dienstmaid schon mit einem Lorbeerkranze, des Doktors und des üblichen Goldstücks gewärtig, bereit, aber der Aermite konnte von dem Kranze keinen Gebrauch machen. gut half sich ein Doktorandus in Göttingen  . Die Prüfung fand im Sehr Hause des Dekans statt, der an den Kandidaten die Frage richtete: Halten Sie es für einen gültigen Kauf, wenn ich Ihnen mein Haus für einen Taler verkaufe?"

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Jawohl!" antwortete der Gefragte, und als er die erstaunten Gesichter sah, setzte er schnell hinzu: Ich weiß ja nicht, ob Ihr Haus mehr als einen Taler wert ist."

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Da lachten die Gestrengen und der Kandidat bestand. ( Frif. 8tg.")

Volkskunde.

Aus dem Tierleben.

t. 3ahnkrankheiten bei Pferden. Dr. Colher hat, wie er in einem Vortrag in der letzten Jahresversammlung der Britischen Medizinischen Vereinigung ausführte, im ganzen über 500 Schädel verstorbener Pferde auf den Zustand der Zähne unter­sucht, um über die Verbreitung von Zahnkrankheiten unter den Pferden ein Urteil zu gewinnen. Wie zu erwarten ist, war die möglichkeit der Zahnfäule( caries) nicht etwa ähnlich groß wie beim Menschen, für den sie überhaupt die häufigste aller Krankheiten dar­stellt. Von jener Zahl von Fällen erwiesen sich 66 als damit be­haftet. Zuweilen waren die Zähne nur wenig angegriffen, manch­mal aber fanden sich bis zu zehn stockige Zähne in einem Pferde­gebiß. Auch der Verlauf der Zahnkrankheiten ist bei den Pferden ein besonderer, indem der größere Teil der stockigen Zahnsubstanz beim Kauen abgenutzt und beseitigt wird. Die Fäule fommt bei den Pferden im Oberkiefer häufiger vor als im Unterkiefer, ferner begreiflicherweise bei alten Tieren mehr als bei jungen, obgleich bis­weilen auch schon ganz junge Pferde stockige Zähne aufweisen. Dr. Colher ist der Meinung, daß das Pferdefutter für die Entstehung der Zahnfäule verantwortlich gemacht werden muß. Noch gewöhn= licher sind bei den Pferden Erkrankungen der fleischigen oder häutigen Umgebung der Zähne, wovon 166 Fälle beobachtet wurden, und zwar von geringen Schäden der Zahnhäute bis zu schweren Entzündungen des Knochens und sogar des Mundhimmels. Alsdann verrät sich die Krankheit durch einen äußerst widerlichen Geruch des Atems. Die Erkrankungen des Zahnfleisches scheinen hauptsächlich von harten Körpern im Futter herzurühren, die sich im Gaumen oder zwischen diesem und den Zähnen festsetzen. Beim Menschen hält man Er­Störungen des Stoffwechsels. frankungen des Zahnfleisches im allgemeinen für Folgen innerer Colyer schließt aber aus seinen Forschungen, daß sie auch beim Menschen häufiger aus örtlichen Ursachen entstehen mögen, als die Sachverständigen bisher geglaubt haben.

des

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Humoristisches.

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Prinzen Dienst. Worin bestand eigentlich der Dienst Prinzen bei der Truppe?

" Im... Avancieren."

- Das dritte Geschlecht. Professor( im sogenannten Kultureramen):" Für welches Geschlecht ist die Pädagogik?" Kandidat( verlegen):" Für's männliche?!" Professor: Nein!"

Kandidat( im Brusttone der Ueberzeugung):" Für's weib­

liche!"

Professor( erzürnt): Unsinn! Für's Heranwachsende Ge schlecht!" ( Jugend".)

Notizen.

- Der Bremer   Dramaturg Heinrich Bulthaupt   ist im Alter von 56 Jahren infolge eines Herzschlages gestorben. Seine dreibändige Dramaturgie des Schauspiels" erlebte mehrere Auflagen. Das Berliner   Theater wird die neue Spielzeit mit einer Novität, Andalosia" von Florian Endli, eröffnen. Der Verfasser ist ein Schweizer   Lehrer.  -

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Der Samariter", ein vieraftiges Volksstück von Christian Flüggen, fand bei der ersten Aufführung im Münchener   Volts- Theater Beifall.

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gc. Gine merkwürdige Sitte, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat und sehr stark an die Schädelverehrung vieler Naturvölker erinnert, besteht in einigen Alpengegenden Ober­ österreichs   und Salzburgs  . nämlich die Bemalung der Schädel verstorbener Angehöriger. Diese Stufe des Ahrenkultus trifft man, wie bekannt, bei verschiedenen Naturvölkern. Die Ada­manen trugen ihre Ahnenschädel an einer Schnur um den Hals, in den tibetanischen Klöstern gibt es Spendeschalen aus reich vergoldeten Schädeln, die Sce- Daja widmen den Köpfen besondere Auszeichnung, sprechen ihnen Liebkosungen zu und geben ihnen die besten Bissen bei jeder Mahlzeit. Die Schädel werden oftmals mit weißen und roten Streifen bemalt oder geschwärzt, die Augenhöhlen mit Muscheln gefüllt usw. Sicherlich werden mit dem Besib solcher sorgfältig be­Handelten und verzierten Schädel abergläubische Vorstellungen von Geisterschutz und Heilwirkung verbunden. Ist vielleicht diese in den Alpenländern verbreitete Sitte ein Ueberrest derartiger Schädel verehrungen, die ehemals auch bei uns heimisch waren? Haben wir doch in den Leichenbrettern", die auch jetzt noch in manchen Gegen= den Deutschlands   üblich sind, eine verwandte Aeußerung des Seelen­fultus. Professor Zuckerfandi fand den Brauch der Schädelbemalung bei seinen Durchmusterungen der Beinhäuser Oesterreichs   und Salz­ burgs   häufig, vereinzelt auch in Kärnten  , Steiermark   und den an­grenzenden Strichen Tirols. Die geographische Verbreitung dieser Gitte ist damit aber noch nicht festgelegt. Alle acht bis zehn Jahre müssen wegen des geringen Fassungsraumes die meisten ländlichen Friedhöfe umgegraben werden, wobei die bevorstehende Bloßlegung der Steletteile den Angehörigen gewöhnlich angesagt wird, damit sie für die Reinigung, Bergung und Beisehung der Knochen im Bein­Hause Sorge tragen können. Bei diesem Anlaß wird dann manch­mal der Schädel vom Ortstischler mit verschiedenartigen Zierraten und Zeichen bemalt. Am häufigsten ist ein Blumen- oder Rosen­franz, der ganz in jenem Stile, wie er die Alpenmarteln, Leichen­bretter usw. fennzeichnet, gehalten ist. Ein häufiger Vorwurf ist auch die Schlange, die sich um den Schädel windet und gewöhnlich aus einer Augenhöhle friechend dargestellt wird. Ob diesen Zeich nungen im Sinne der Bevölkerung etwas Symbolisches innewohnt, steht noch dahin. In Ebenau  ( Salzburg  ) trug ein Schädel einen Blätterkranz, der sich vorne auf der Stirne vereinigte und mit einer gemalten blauen Schleife zusammengehalten wurde, deren Enden rechts und links vom Nasenbein herabhingen. In anderen Fällen ist der Name des Verstorbenen in farbigen Buchstaben aufgemalt oder wenigstens die Anfangsbuchstaben und der Todestag. Einen eigenartigen Fall fand Professor Buckerkandl in den Beinhäusern von Maria Wörth   in Kärnten   und Adriach in Steiermark  . In jedem dieser Koven, wie die Beinhäuser dort genannt werden, fand sich ein Schädel, der gänzlich mit Nummern beschrieben war, die sich alle Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin.- Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW,

Hans Pfigner foll Kapellmeister an der Wiener Hofoper werden. So fagt man.-

Die Erweiterungsbauten im 2andes Ausstellungs­gebäude am Lehrter Bahnhof   werden im Herbst beginnen. Wie die Wochenschrift" Nature" mitteilt, sind Siemens u. Halske   in Berlin   und die Marconi  - Gesellschaft mit dem isländi ichen Althing   in Verhandlung getreten, damit ein drahtloser Telegraph zwischen der nordischen Insel Island   und dem europäischen   Festland eingerichtet werde. Die Voranschläge ver­langen ungefähr 730 000 m., wofür die Verliner Firma die Aus­führung unter Garantie des sicheren Funktionierens übernehmen will.

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Ein kräftiger Architektenscherz ziert das neue Amts­gerichtsgebäude in Delmenhorst  . Ueber der Tür ist auf der einen Seite ein Fuchs auf der andern ein Schafskopf eingemeißelt. ge. Gelehrten Glück. Ein Professor der Zoologie hält seine Abschiedsvorlesung und gibt feinen Hörern eine Geschichte seiner wissenschaftlichen Bestrebungen, die hauptsächlich dem Leben der Klein­tiere gewidmet waren. In Ekstase schließt er mit den Worten: Ziehe ich die Summe meines Lebens, so kann ich mit Begeisterung fagen: Der Traum meiner Jugend waren die Eingeweidewürmer, und der Abend meines Lebens wurde verschönt durch die Wasser­flöhe 1"

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