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Eine besondere Eigentümlichkeit unseres Freundes war auch ein drollig ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Er fand es sehr richtig, daß wir Schüler an einem" Peter" oder einem in sonstiger Be­ziehung unleidlichen Kameraden Lynchjustiz übten, und sah mit Würde der Prozedur zu. Aber wenn es ihm genug schien, trat er mit einer trockenen, sehr ernsten und deshalb uns doppelt belustigenden Be­merkung dazwischen. Wenn Ihr noch weiterhaut, ruiniert Ihr sein edelstes Organ," sprach er bedächtig, als die Kehrseite des dicken Verch überzeugungsvoll bearbeitet wurde. Und fast immer wurde das Opfer dann unter Lachen freigegeben. Viel merkwürdiger aber erschien uns noch folgendes. Albinus Hoffmann nämlich hatte durch die Schärfe seiner Augen und durch seine Größe das vor uns voraus, daß er, etwa beim lateinischen Extemporale, gleich über zwei Bänke herüberluchsen und so ganz herrlich bequem abschreiben" konnte. Er tat es auch natürlich ebenso gut wie jeder andere. Aber, was uns übrigen nicht in den Kopf wollte, er machte stets mit voller Absicht irgend einen Fehler in die Arbeit hinein, den der beffere Schüler, in dessen Heft er hinüberschielte, vermieden hatte. Erstens merkt man den Schwindel dann weniger," sagte er, und dann wär' es doch eine Gemeinheit, wenn ich ein ebenso gutes Extem­porale abgäbe wie der andere, der die Mühe gehabt hat."

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der Stopfmaschine ein paar Trauerzigaretten, die wunderbar be-| Mönch des Alexander- Retosti- Slosters 100 000 Rubel hinterlassen ruhigten. Aber noch mehr beruhigte sein nachdenklich fröhliches hätte. Von der Priorin eines südrussischen Klosters wiederum wird Gesicht, das allmählich zum Vorschein kam, und wenn man fort- berichtet, daß sie eine Operettengesellschaft in einer der Städte Süd­ging, war man ziemlich getröstet, obwohl man doch eigentlich weder rußlands mit jährlich 30 000 Nubel subventioniert. Rat noch Hülfe erhalten hatte. Auffangen von Marconi   Telegrammen. Herr ban Waalwyk, der Direttor des ,, Nieuwsblad van Nederland", berichtet in seinem Blatt über die Art und Weise, wie die Marconi­Telegramme der Marine durch eine sehr einfache, primitive Einrich­tung, die" Fanglinien" auf dem Dache eines Gebäudes, abgefangen werden können. Die vom Evertsen ausgehenden Signale", sagt er, erreichten uns ganz deutlich wahrnehmbar, nur zeigte es sich, daß sie für unsere primitive Einrichtung sehr schwach waren, so daß sie an= gesichts der geringen llebung, nach dem Gehör telegraphische Signale aufzufangen, nur mit Mühe verstanden wurden, was zum Teil auch viel rascher telegraphierte, als es an Bord des auf der Amsterdamer darin seinen Grund haben mochte, daß der Telegraphist des Evertsen Marinewerft liegenden Wachtschiffes, an das die Telegramme des Evertsen gerichtet waren, geschah; was aber von diesem Wachtschiffe geantwortet wurde, kam durchaus verständlich zu uns. Von Zeit zu Beit machte sich ein störender Einfluß geltend, der wohl von der eng­Schiffe viel weiter entfernt waren, als der Evertsen, für uns nicht lischen Flotte ausgegangen sein wird, deren Signale aber, da diese mehr wahrnehmbar waren.( Tatsache ist es, daß auch die vom Evert­Flotte gestört worden sind.) Man sieht also, daß ein Telegraphen­sen ausgehenden Signale häufig durch die Apparate der englischen  Auch eine nicht häufige Kunstfertigkeit, in der Albinus Hoffmann system, dessen Berichte mit so einfachen Mitteln, wie sie uns zu Gebote Meister war, muß ich noch erwähnen. War es einmal in der ſtanden, aufgefangen werden können, sich für die Uebermittelung von Mathematitſtunde oder sonstwann gar zu langweilig, dann drehten Nachrichten an Privatleute feineswegs eignet. Für jemand, der sich sich vorsichtig alle Köpfe nach ihm um, man sah ihn mit stummer mit der Sache näher befaßt, ist es möglich, mit kleiner Mühe und Bitte an, man schickte ihm Bettelchen, auf denen nur die Worte geringen Kosten, ohne daß irgend ein Gesetz ihn daran hindert oder standen. Und schließlich erbarmte er sich und machte hindern kann, alle Telegramme, die in nicht zu großer Entfernung die Königin Vittoria von England. Er beugte sich dazu tief, sah liche Einrichtung für drahtlose Telegraphie, aber jeder, der in Scheve= gewechselt werden, aufzufangen. In Scheveningen   besteht eine staat­ernst und würdig ins Buch und blies, was feiner anderer so heraus­brachte, die Baden nach unten auf, daß sie sackartig herabfielen, ningen oder in Haag auf seinem Hause einen Apparat anbringt, wie während die Augen fich rund hinunterzogen. Dann ging ein stummer vir, fann, ohne daß er viele technische Kenntnisse besitzt, alles auf­Jubel durch die Klasse; Leo Gersdorff, der sich niemals halten fangen, was da verhandelt wird". Dem fann noch beigefügt fonnte, pruſtete wohl auch laut in sein Buch, und alles schwärmte werden, daß das Amsterdamer Handelsblad", das eine Zeitlang feine Berichte aus London   durch den Marconi  - Telegraphen empfing, noch in der Pause davon, wie großartig Albinus Hoffmann heut auf diese Verbindung, wie die Köln  . 3tg." berichtet, verzichtet hat, wieder die queen Vicky getroffen hatte. entweder aufgefangen oder gestört wurden. weil die an das Blatt gerichteten Telegramme von dritter Seite

,, the queen

Kein Wunder, daß ihn alle liebten, auch die Lehrer, obwohl er nie zu den Richtern gehörte. Nur der Herr, der den Turnunterricht erteilte, fcufate beständig. ,, Wenn Sie sich selbst nur mal sehen tönnten, Hoffmann I! Sie gehen ja wie der Storch im Salat!" Als der Vergleich mehrfach gefallen war, nahm mich Albinus cinst auf die Seite.

" Ich habe nun schon mehrere Werke darüber nachgelesen," sprach er in seiner ruhigen, fast würdigen Weise und stieß beim Gehen mit dem Kopf etwas vor, aber der Mann hat unrecht. Du weißt, ich bin ein großer Vogelfreund. Ich kenne Störche im Sumpf, im Neft  , im Wald, im Flug aber hast Du schon einmal einen Storch im Salat gesehen? Auch Brehm weiß nichts davon, und so muß ich den Vergleich als irrtümlich abweisen."

( Schluß folgt.)

Kleines feuilleton.

Rüff'n aufa'bör'n?!" - Aengstlich.

Humoristisches.

Wirt: Wann i bitt'n därfet, mit' m

Liebespaar: Warum denn?!"

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Wirt: Sonst fimmt am End' meiner Alt'n. a da Gusto!" Vom Stammtisch. Eingeführter Gast( zu einem Bürger, während der Förster hinausgegangen): Aber der Herr Förster   ist ein gebildeter Mann!"

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Bürger: Kein Wunder, der lauft ja den ganzen Tag in der Kultur herum!"

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Er benügt alles." Bringen Sie mir mal das Beschwerdebuch!"

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so, leien Sie!"

Bitte, was ist denn los?" Werden Sie schon sehen Papier miserabel, Einbanddecke ditto. J. Mayer, Papier reisender.

( Ausgezeichnete Beschwerdebücher in allen Preislagen.) ( Meggendorfer- Blätter".)

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Notizen.

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Russische   Klöfter. In Rußland   stehen alle Kapitalien der Wohltätigkeitsinftitutionen, von wem und zu welchem Zwecke fie auch gestiftet sein mögen, unter staatlicher Kontrolle. Die einzige Ausnahme von dieser allgemeinen Bestimmung bilden die Kapitalien der( orthodoxen) Selöfter, welche einzig und allein der unkontrollierten Verwaltung der Klosterobrigkeiten unterstellt sind. Die genaue Höhe- Wie' s gemacht wird. Ein Berliner   Theater ließ um dieser Kapitalien ist natürlich nicht bekannt, doch handelt es sich 8 Uhr abends einem Berliner   Blatte einen Waschzettel zustellen, ohne Zweifel um Summen von geradezu schwindelnder Höhe, wie der von dem großen Erfolge eines Schauspielers in einer Vorstellung einige positive Daten dies bezeugen. Die firchlichen Einnahmen des zu berichten wußte, die- erst um 19 Uhr beginnen follte. Das Alexander- Newski- klosters belaufen sich auf 200 000 Rubel jährlich; Blatt machte sich über diese Prophezeining" lustig. Am anderen die sonstigen Einkünfte zum Bau von Kirchen, zur Unterstützung Armer Tage entzog ihm das Theater das Inserat. und Abgebrannter usw. übersteigen 750 000 Rubel jährlich, während Bruno Köhlers dreiaftiges Lustspiel Der Che= aus den Immobilien des Klosters eine Jahreseinnahme von über fäfig" ist vom Deutschen Theater in Wien   erworben 500 000 Rubel erzielt wird. Von diesen rund 12 Millionen Rubel, worden. die das Kloster jährlich im Minimum einnimmt, bezieht der Abt In der Arena von Béziers   hat die dreiaktige Oper eine Jahreseinnahme von 65 000 Rubel, während der Dekonom ein Die Reger" von Herold und Levade einen freundlichen Jahresgehalt von 20 000 Stubel bekommt. Jeder der 70 Mönche, Erfolg gehabt. die das Kloster zählt, ist verpflichtet, bei seinem Eintritt in das Menzels Ballsonper" wurde von der National­Kloster eine gewisse Summe einzuzahlen, die, je nach dem Bildungs- galerie für 160 000 Mark angekauft. Der Künstler arbeitete drei grade des Eintretenden, zwischen 500 und 150 Rubel schwankt. Jahre an dem Gemälde. Von den Jahreseinnahmen des Klosters werden unter diese c. leber reiche archäologische Funde bei Mönche 250 000 Stubel verteilt, während der große Rest Karnak wird der Nature" berichtet: Im Laufe der Ausgrabungen, dem Vermögen des Klosters hinzugefügt wird. Aehnlich liegen die G. Legrain feit nenn Jahren zum Zwecke der Restauration des die Berhältnisse hinsichtlich der Repartierung der Einnahmen im großen Anmtontempels in Karnal bei Lulsor ausführt, ist ein außer Nowodewitschi- Kloster hinter der Moskauschen Pforte. Als ordentlich reiches Lager von Statuetten und wertvollen Gegenständen das reichste Kloster in Rußland   ist das Troize Sfergiewaller Art, die aus der Ptolemäer  - Zeit stammen, entdeckt worden. Seloster bei Moskau   zu betrachten, indem es über ein Kapital Man hat bisher 8000 Statuen aus vergoldeter Bronze, über 500 von 3 Milliarden und enorme Jahreseinnahmen verfügt. Die Ge- aus Granit, Basalt, Beryll, Kalkstein usw. entvedt, die faft alle famtzahl der Klöster in Rußland   ist auf siebenhundert zu veranschlagen. historische Inschriften tragen. Die Entdeckung wird als die bedeutendste Um eine Vorstellung von den Vermögensverhältnissen der Mönche bezeichnet, die man in Aegypten   seit der des Serapeums von Memphis  zu geben, erwähnt ein russisches Blatt, daß ein fürzlich verstorbener durch Mariette gemacht hat.

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Berantwort!. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin.-Drud und Berlag: Vorwärts Bucheruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co ,, Berlin   SW,