-
- 695
Bereinigten Staaten, und darunter wurden im Zensus vom Jahre 1900 187 000 ſteuerzahlende aufgeführt. Ein steuerzahlender Indianer- wie weit es die Kultur doch bringen lann!-
-
dem Käfig befand sich ein Plakat, auf dem in weithin sichtbaren Lettern zu lesen war: Bürger New Yorks , wollt Ihr diesen Tiger auf Euch loslassen?"
Natürlich wußte jeder, daß Tammany Hall gemeint war. Die Freilich in Coopers Indianergeschichten hätte selbst der letzte Bürger lassen diesen Tiger immer wieder auf ihre Stadt los und der Mohikaner nicht mit einer Steuerquittung auftreten dürfen; erheben umsonst nachher ein großes Geschrei, wenn er seinen jeder Leser wäre mit seinem Tode am Marterpfahl sofort einver- Beutezug unternimmt. standen gewesen.
Damals, vor mehr als hundert Jahren waren die Indianer noch zu fürchten. Die Regierung bemühte sich sehr um Erhaltung des Friedens, denn man brauchte Ruhe im Lande. Die Häuptlinge des feindlichen Stammes wurden zu Unterhandlungen eingeladen und gebeten, nach New York zu kommen. Sie nahmen die Einladung an und machten sich auf die Reise. Als diese Nachricht in New York eintraf, war die Aufregung groß. Man wollte alles mögliche tun, um einen recht günstigen Eindruck hervorzurufen. Bei dem eigenartigen ernſten und würdigen Auftreten der Indianer war eine vorsichtige Behandlung geboten, doch galt es, irgend etwas Besonderes zu leisten, um ihnen eine wirkliche freundschaftliche Gefinnung zu beweisen. Da kam die Tammany Gesellschaft der Nes gierung zu Hülfe und bot sich an, für die Unterhaltung der Gäste zu sorgen. Gern wurde dieser Beistand angenommen und Tammany zeigte sich der selbstgestellten Aufgabe gewachsen.
Die Häuptlinge tonnten ihre Ueberraschung taum verbergen, sie fühlten sich geehrt und waren offenbar hoch erfreut über diesen Empfang. Die Tammany - Leute benahmen sich so tattvoll und flug, daß die Häuptlinge fich bald geneigt zeigten, mit einem so liebensvürdigen Feinde Frieden zu schließen.
Durch diesen hübschen Erfolg wurde das Ansehen des TammanyAlubs außerordentlich gehoben. Die Feier des Tammany- Tages slieb für New York lange Zeit ein öffentliches Ereignis und gelegent lich beteiligten sich sogar der Präsident Georg Washington und Mit glieder seines Kabinetts an der Feier. Bald galt es in New York als eine Ehre und ein Vorzug, Mitglied des Tammany - Klubs zu sein, und um diese Ehre bewarben sich die besten Männer.
Damit wurde der Klub politisch wichtig; ja die Politik wurde bald die erste und größte, später die einzige Aufgabe Tammanys. Nicht nur in städtischen Angelegenheiten, sondern auch im Staate und bei den Nationalwahlen zeigte sich Tammanys wachsender Einfluß. Im Jahre 1800 war Tammanys Wirken von Bedeutung, um Thomas Jefferson zum Präsidenten zu wählen. Aaron Burr , der ein persönlicher Freund von Mooney, dem Führer von Tammany war, wurde Vizepräsident.
-
Kleines feuilleton.
"
k. Straßengeleise im Altertum. Es hat lange gedauert, ehe man in der Neuzeit auf die Anlegung von Schienenwegen zur Erleichterung der Beförderung von Wagen gekommen ist, und ihre befondere Bedeutung haben sie nur für die Eisenbahnen und Straßen bahnen gewonnen. Dagegen hatte man im Altertum schon vielfach auf öffentlichen Straßen, die viel befahren waren, Geleise durch Einschnitte in den Boden hergestellt. So fanden sich auf einer römischen Straße in den Dauphiné- Alpen neuerdings bei dem Tor von Bons- en- Oisans deutliche Spuren solcher Geleise. Aus diesem Anlaß stellt Albert de Rochas in La Nature" das wichtigste Material Wie bei der Feier des St. Tammany- Tages, nur noch viel über diese merkwürdige Einrichtung auf antiken Straßen zusammen. großartiger und dem Ernst der Situation angemessen, wurde ein Man findet in Griechenland und Sizilien zahlreiche Beispiele dafür, großes Wigwam aufgeschlagen und alle Mitglieder des Klubs ver- namentlich auch an den Toren von Athen auf den Wege, der direkt fleideten sich als Indianer. Man bemalte sich die Gesichter nach vom Piräus nach der Agora führt, auf der großen Straße von indianischer Art, setzte große Federhauben auf und legte den besten Sparta nach Helos und in der Umgebung von Orchomenos und von indianischen Kriegsschmuck an. An glänzenden bunten Gewändern Syrakus . Schon Ernst Curtius hat in einer Abhandlung über die wurde nicht gespart; Tomahawks und Stalpiermesser blizten; die Geschichte des Wegebaues bei den Griechen, die er 1855 veröffent Friedenspfeifen lagen in Bereitschaft, und mit großem Pomp und lichte, diese Erscheinung studiert. Wenn der Boden der Straße, so ernster Feierlichkeit, nach allen Regeln indianischer Gastfreundschaft führte er aus, nackter Fels oder Stein war, über dem nur eine wurden die fremden Gäste empfangen. dünne Erdschicht lagerte, so gaben sich die Griechen nicht die Mühe, die Chaussee in ihrer ganzen Breite fahrbar zu machen, sondern sie begnügten sich mit einer oberflächlichen Nivellierung und machten dann für die Räder der Wagen sehr sorgfältig angelegte Einschnitte, so daß der Wagen leicht und sicher in dieser Rinne auf einer völlig glatten Oberfläche lief. War der Boden zwischen den beiden Einschnitten zu holperig oder zu ungleich, so streuten sie Sand oder Kies. Auch Guhl und Koner weisen in ihrem Buch über„ Das Leben der Griechen und Römer" darauf hin, daß noch heute Griechen land von Straßen durchzogen wird, auf denen man die künstlichen Einschnitte, die als Geleise für die Wagen dienten, sieht. Auf diese Art fonnten Götterstatuen und Kultgegenstände bequem von einem Ort zum anderen gebracht werden. Ebenso schreibt der englische Reisende Mure von diesen Einschnitten, die er auf antifen Straßen beobachtet hat: Wenn ich von Radspuren spreche, so meine ich damit nicht eine Aushöhlung, die durch lange Benutzung der Straße oder durch Vernachlässigung auf einem ebenen Wege entstanden ist, sondern absichtlich gemachte Einschnitte oder Rinnen, die genau in der Spurenweite der Wagen von einander entfernt laufen und den 3weck haben, die Räder in einer bestimmten Richtung zu halten und die Bewegung auf einem felsigen unebenen Boden zu erleichtern. Tammanys Hauptgebiet blieb die mächtig emporwachsende Sie entsprechen durchaus unseren Eisenbahnschienen, so daß man sie Stadt New York . Der Einfluß des Klubs auf die Stadtverwaltung sehr wohl als" Steinschienen" bezeichnen kann." Diese Aehnlichkeit wurde gesucht und oft durch Bestechungen gewonnen. Es boten sich der Vorrichtung mit der Anlage unserer modernen Straßenbahnen zahlreiche Gelegenheiten, Handel mit diesem Einfluß zu treiben; die wird noch dadurch vervollständigt, daß es Ausweichkurven gab, die, Korruption fraß sich ein, Tammany wurde berüchtigt. Leute wie in richtigem Abstand angelegt, das Kreuzen zweier Wagen auf dem William Tweed bemächtigten sich der Führerschaft und Tammany einzigen Geleise gestatteten. Man kann dies sehr genau auf dem warf sich auf New York wie ein Tiger, der Blut geleckt hat, auf Wege von Sparta nach Helos beobachten. Man tann sich vorstellen, seine Beute. In den sechziger Jahren bildete sich eine wahre in welche Verlegenheit die Führer ziveier in entgegengesetter Schreckensherrschaft unter Tammany . Schamlose Ausbeutung und Richtung fahrender Wagen gerieten, wenn sie sich auf solchen Straßen Bereicherung auf öffentliche Kosten waren an der Tagesordnung. begegneten, ohne daß Ausweichgeleise vorhanden, oder wenn sie sehr Die Bestechung der Beamten war allgemeine Regel; die Rechte der weit entfernt waren, und feiner der Führer umkehren wollte. Bürger wurden mit Füßen getreten, und die Stadt mußte eine Auf einer griechischen Inschrift finden wir denn auch, daß man einem lolossale Schuldenlaft übernehmen. abreisenden Freunde einen glücklichen Einschnitt" wünschte, und es Gegen diesen Mißbrauch der öffentlichen Gewalt feste endlich war dies durchaus kein überflüssiger Wunsch; denn ein unglücklicher eine starte Gegenströmung ein, im Jahre 1871 wurde Tammanys Einschnitt war es ja gewesen, der den tragischen Tod des Laius von Macht gebrochen. Tweed selbst mußte ins Zuchthaus wandern, wo der Hand seines Sohnes Oedipus verursacht hatte, so wenigstens er 1878 starb. Die Bürger wählten die Gegner Tammanys in die interpretiert Caillemer die Tatsache, daß die beiden mit ihren Verwaltung. Aber der Slub erholte sich von seiner Niederlage und Wagen so aufeinander gerieter daß sie einander nicht ausweichen unter der Führung des geriebenen Politikers Richard Croker nahm fonnten. Derselbe Gelehrte wies auch darauf hin, daß die griechischen er an Bedeutung zu und eroberte sich seine Macht zurück, in welcher Straßen immer eingeleisig angelegt waren; ein stärkerer Wagener sich mit abwechselndem Glück behauptete. Gegenwärtig steht der verkehr, der doppelte Geleise erfordert hätte, war bei den Griechen Klub unter Charles Murphy wieder mächtig da und bestimmt noch nicht vorhanden, da sie gewöhnlich zu Fuß reisten; glaubten doch darüber, wer Bürgermeister dieser Stadt von vier Millionen Ein- auch die an fremde Herrscher geschickten Gesandten von Athen durchwohnern werden soll; er bestimmt darüber, welche Personen die aus nicht, daß es gegen ihre Würde verstieße, wenn sie sich zu Fuß anderen wichtigen Aemter bekleiden sollen. Nur mit größter Mühe an den Ort ihrer Bestimmung begäben. Dabei waren die Athener fann die Gegenpartei, die republikanische, ihre nicht minder beute- fehr freigebig gegen ihre Gesandten, die auf Kosten des Staatsschazes gierigen Kandidaten zum Siege und an die Krippe führen. Im reisten. Wahrscheinlich war der Abstand der Räder für alle Wagen Jahre 1901 gelang es den Republikanern, ihren Kandidaten zum in den Ländern, die unter griechischem Einfluß standen, gleich. BisBürgermeister zu machen, aber 1903 eroberte sich Tammany die her waren die Spurweiten der Straßengeleise jedoch noch nicht geMacht zurück. Tammany herrscht gegenwärtig, wenn auch seine messen. Auf der jetzt in Frankreich entdeckten römischen Straße Machtfülle sich nicht mehr so brutal zeigen darf wie in der Glanz betrug die Entfernung der beiden Einschnitte von einander genau periode" des Klubs. Nicht umzubringen, zäh wie eine Kaze kommt 1,44 Meter. Tammany immer wieder auf die Beine.
1
-
Als Kaze der gefährlichsten Art, als blutgieriger Tiger wird-Vom ältesten Kupferhandel. Seit längerer Zeit befanden Tammany in den Zeichnungen der Wigblätter, auf Blafaten 2c. dar sich im Museum zu Cagliari auf Sardinien einige eigentümlich ge= gestellt. Vor einigen Jahren wurde während einer Wahlagitation staltete Stupferbarren, 72x32 Zentimeter groß im Durch in einem großen Schaufenster am Broadway in New York ein schnitt und 27 bis 33 Kilogramm wiegend. Auf allen befanden sich lebender Tiger ausgestellt mit einem Hinweis auf Tammany . Ueber lineare Zeichen, die mit dem Meißel eingehauen waren. Diese