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Schlucht schwebt. Unten tost wild die Partnach, deren Bett an dieser Stelle sich besonders verengt, so daß der Anprall an die Felsen um so gewaltiger erscheint. Ueber der Brücke schließen sich die Felfen noch einmal so hoch zusammen. Noch schauriger, interessanter ist der Weg in der Tiefe. Man steigt auf schlüpfrigen, schmalen Stufen hinab. Wer nicht schwindel frei ist, dürfte diesen Gang nicht wagen. Die Stufen sind mit Nässe durchtränkt, ein Geländer gibt es nicht. Ein falscher Tritt, ein Ausrutschen auf dem unregelmäßigen Stein und kein Mensch fann uns mehr helfen. Denn drunten es sieht aus, als ginge es in eine mittelalterliche Hölle hinab brüllen die Wogen, die in weißem Gischt fortdauernd durcheinander toben; so gewaltig, daß all die Wassermassen aufgelöst sind in weißen Schaum.
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Dieser Weg ist vom Forstamt für die Holzflößer angelegt. Und das dumpfe Donnern der fallenden Holzstämme tönt mit hinein in den Lärm. In höchst primitiver Art werden so die Kloben zu Tal befördert. Wo der in den Fels gehauene Weg aufhört, sind eiserne Haken in die Felswand geschlagen. Darüber sind Bretter gelegt, und so führt der Weg weiter, dicht über dem tosenden Wasser hin. Von oben stürzen kleinere Bäche in herrlich silbernem, breitem Tropfenregen herab und schaffen dadurch schöne farbige Gegensäge. Die Felswände, an deren grotesker Aushöhlung durch das Wasser man die Spuren vergangener Jahrhunderte und Jahrtausende sehen tann, sind glatt, naß und braunschwarz gewaschen, düster wie die Nacht. Wie dünne silberne Schleier rieseln die sprühenden Tropfen herab. Und wenn man Glück hat, sieht man oben den Himmel noch hell und blau leuchten, und ein paar hellgrüne Sträucher nicken am Rande des Felseinschnittes, von der Sonne, beschienen, in das Grab dieses Dunkels hinab.
An besonders gefährlichen Stellen ist ein Drahtseil angebracht, an dem man sich halten kann. Manchmal wird der Pfad so eng, daß man nur langsam sich an der Felswand fortschiebend vorwärts kommt, die in ausgehöhlter Rundung den Weg überragt, so daß man gebückt vorwärtsfriecht. Keine zackige Form gibt es hier. Alles ist platt, rund und abgewaschen in langer, langer Zeit. Diese Auswaschungen, die wie Höhlen aussehen, folgen sich übereinander in Etagen, das jeweilige Bett des Flusses in der Vorzeit darstellend. Einer vorspringenden Ecke auf der einen Seite entspricht eine Aushöhlung drüben. So fraß sich der Fluß weiter.
Immer dunkler und schauriger wirds. Die Kühle und die Nässe steigern sich. Hoch droben ist gerade noch ein Stückchen blauen Himmels zu sehen, wie durch einen Spalt. Grell fällt ein Sonnenstrahl hinein, der aber nicht weit vordringt. Geradezu bedrohend aber ist das Echo in dieser Enge, die sich tief hinabzieht. Es ist unmöglich, selbst wenn man dicht bei einander steht, sich trot größter Anstrengung verständlich zu machen. Der lauteste Schrei verhallt wie ein Nichts in diesem Tosen.
Nun kommen wir an die imposanteste Stelle der Partie. Immer mehr hat sich die Schlucht verengert. Jetzt schließen sich die Felsen oben ganz. Das ist die Stelle, wo fein Lichtstrahl hindringt. Unten wühlt die Partnach im wütendsten Grimm auf und nieder und singt und heult hier ihre schaurigsten Lieder. Dunkel ist es wie die Nacht, drohend und tief- einsam.
Um so schärfer wirft der Gegensatz, wenn man ein paar Schritte weiter plöglich ins hellste Licht tritt. Die Somme leuchtet wieder. Die Gräfer und Sträucher blinken im hellen Grün. Volle Wärme umfängt uns. Aus dunkelster Tiefe ist man plöglich ins hellste Licht versetzt. Nun noch eine Stiege steil hinan, dann hat man Abschied von der Klamm genommen. Durchnäßt ist man von oben bis
unten.
Friedlich wirkt nun die Stille des grünen Waldes, in den man eintritt. Er ist von Sonnenlicht erhellt; unendlich ruhig und still erscheint sein Leben und Weben nach dem Tosen in der Klamm. Die Erde duftet. Die Luft ist warm und sonnig, und langsam den großen Eindruck überwindend, steigt man den Hang hinan.
Und plöglich öffnet sich da ein Ausblick. Eine Wiese, weit sich dehnend, sonnig lachend. Dahinter ragen die Schneeberge, deren zackige Gipfel feltsam fühne Formationen zeigen, in Schnee und Eis weiß und grünlich leuchtend, während der nackte Stein der unteren Partien grau erscheint.
Still und friedlich liegt die Halde, von grünwaldigen, nahen Hügeln umschlossen, die so dicht auf diesem Hochplateau zusammen treten, daß man von der Klamm nichts mehr hört und sieht.
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hl. Sonnenfinsternis auf See. Die Orient Pacific Line" hatte eine Fahrt nach der Küste von Spanien veranstaltet, um den Teilnehmern die beste Gelegenheit zu gewähren, das fesselnde NaturSchauspiel einer Sonnenfinsternis zu beobachten. Einer der Reisenden schildert das Naturphänomen, das er mitten auf der See betrachten fonnte, im„ Evening Standard" folgendermaßen: Als sich die er eignisvolle Stunde nahte, wurde das Deck flargemacht und alles zur Beobachtung vorbereitet. Wir schlenderten auf und ab, wählten unsere Stellungen aus, stellten die photographischen Apparate auf und bereiteten die geschwärzten Gläser vor. So bot das Deck von der Brücke her bald ein höchst amüsantes Bild. Eine bunte Menge plaudernder Touristen in weißen Yachtkostümen und Sommeranzügen schob sich durcheinander, und sie alle schauten immer wieder zum Himmel empor. Da sah man eine lichtblaue Bluse und einen weißen Gergerock und ein paar weiße Beinkleider und eine helle Jacke und alles dies immer wieder von ein paar Händen gekrönt, die dunkele Gläser, Operngucker oder Feldstecher in die Höhe hoben, wie wenn sie in der Weise uralter Sonnenanbeter der Himmels
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fönigin eine merkwürdige Verehrung darbrächten. Vier Minuten vor 12 Uhr fing die Sonnenfinsternis an, doch dauerte es noch fünf Minuten, bevor ein dunkler Abschnitt auf der rechten Seite der Sonne deutlich sichtbar wurde. Nach einer weiteren Viertelstunde war der Mond heraufgekommen; wie ihn noch wenige von uns gesehen hatten, stand er schwarz der Sonne gegenüber, und bald war die Sonne so verdunkelt, daß sie selbst nur noch wie eine Mondsichel von ungewöhnlicher Helligkeit aussah. Von dem fernsten Vorgebirge der purpurn leuchtenden Küste begannen, wie beim ersten Nahen der Dämmerung, die Schatten aufzusteigen; eine leichte Brise erhob sich, und eine breite Schicht weißer Wolfen legte sich über die Küste, von denen der Wind wogende Streifen abriß. Die Sonne thronte noch flar über ihnen, nur ab und zu flatterten Wolfenhaufen an ihr vorbei. Nach einer weiteren Zeit waren die Schattenstreifen an der Küste gewachsen und verschlangen die Helligkeit am Himmel. Plötzlich sah man die Venus am Himmel flimmern, bleich und schüchtern, wie wenn sie ungewiß wäre, ob sie zu so ungewöhnlicher Stunde erscheinen dürfte. Bald konnte man nun mit bloßem Auge in die Sonne hineinsehen, Dunkelheit hüllte schnell von Nordwest her das Land ein, und scharfe Augen konnten den Arcturus, düster flackernd, uns zu Häupten erblicken. Eine leichte flockige Wolfe, die fast wie ein Hund mit ausgestreckten Pfoten geformt war, näherte sich der Sonne. Einen Augenblick später fielen die abnehmenden Strahlen durch die Wolke und bildeten einen schönen Regenbogen. Dann deckte Dunkelheit oder vielmehr das Dämmerlicht langer Sommernächte Land und Meer; nur zwischen den Wolfen schimmerte noch ein Streifen von schönem gelben Licht, das, wie bei einem herbstlichen Sonnenuntergang, zwischen den Nebeln hervorquoll. 16 Minuten nach ein Uhr verkündete die Schiffsglocke, daß die totale Sonnenfinsternis begonnen habe. Die tintig schwarze Scheibe des Mondes war nun von einem Ning von Licht umglänzt, und wir blickten atemlos nach dem Phänomen, um dessentwillen wir so weit gereist waren. Auf der linken Seite der Sonne erschienen zwei oder drei glänzende rote Flecken und dann wurde die Corona, der filberweiße breite Schein, sichtbar, wie ein weißlich schimmernder Nebel nach allen Seiten hin fahles Licht ausstrahlend. Rund um uns hatte Nacht Land und Meer umfangen. Wir bewahrten tiefes Schweigen, als wir diese wundersame Szene sahen. Dann fant plötzlich ein dumpfes rotes Licht an der rechten Seite der Sonne hervor, gleich dahinter schoß ein grünes Licht herauf, und ein feiner Strahl glänzend weißen Lichts blikte über das tiefe Schivarz der Mondscheibe. Dieses Licht schien mit rasender Geschwindigkeit die Dunkelheiten zu zerreißen und fortzutreiben; immer stärker flammte die Helligkeit auf, und nach einer Minute schon erfüllte ein Strom Klarsten Glanzes wieder die Welt. Ueber dem Land brütete noch die Finsternis, doch bei uns auf dem Meer war die Sonne wieder aufgegangen und hatte über alle Finsternis gesiegt. Wir atmeten leichter, überall entstand lustiges Geplauder und eifrige Unterhaltungen, die Schraube des Dampfers begann zu arbeiten, und schon fuhren wir wieder über die blaue Weite dahin.
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Die
Der amerikanische Zuckerahorn ist nach einer Schrift des bundesamtlichen Forstdienstes einer der Hauptwaldbäume in den nördlichen Vereinigten Staaten; er bildet hier oft 25 bis 75 b. H. des ganzen Waldbestandes. Jm nördlichen New York und den Nachbarteilen von Quebec sind die Wälder oft fast reine Ahornwälder, im nördlichen Ohio, Indiana und Illinois und im südlichen Michigan sowie im nördlichen Neu- England und Pennsylvanien bleibt er immer noch der vorherrschende Baum in ganzen Wäldern. Ein Handelsbaum ist er aber nur ganz im Norden, wo ein langsamer Frühling ein langes und ununterbrochenes Ansteigen des Saftes zur Folge hat, der zu Sirup und Zucker verarbeitet wird. Ahornsirupindustrie ist eine der volkstümlichsten im Norden. Schon vor der Kolonisierung Amerikas betrieben sie die Indianer, die den Sirup und den Zucker durch Einkochen oder Gefrieren gewannen. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts aber dehnte sich die Industrie so aus, daß der Sirup von einem bloßen selbstgezogenen Berbrauchsartitel der Farmer zur Handelsware wurde. Jetzt gibt es vereinzelt sehr große, in der Ausbeute befindliche Ahornfulturen. 15 000 000 Silogramm Zucker und 80 000 hektoliter Sirup ist ungefähr das Durchschnittserzeugnis in den Vereinigten Staaten; doch wird jetzt der Saft immer weniger auf Zucker, mehr nur auf Sirup berarbeitet, da dem Zucker das sehr geschätzte Aroma des Sirups abgeht. Ahornsirup ist in Amerika äußerst beliebt und wird meist zum Frühstück mit Buchweizen- und Reisfuchen verzehrt; er wird indessen in ungeheuren Mengen, bis zum Achtfachen des echten Sirups, gefälscht und gewöhnlich aus Glukose und dem Erirakt der Baumrinde des Hickorynußbaums, dem sogenannten Maplein, hergestellt. New York und Bermont, neuerdings aber auch Ohio, sodann Pennsylvanien , Indiana und Michigan find die Hauptdarsteller des echten Ahornsirups. („ Köln . 3tg.").
sk. Giftpilze. Auffallend zahlreich verbreiteten in den letzten Wochen die Zeitungen Nachrichten über tödliche Vergiftungen durch den Genuß von Pilzen. Diese Gewächse sind durch den niederschlags= reichen Sommer in ungewöhnlicher Ueppigkeit aufgetaucht und reizen um so stärker zum Einsammeln, da sie nichts kosten. Die vielfach tolportierte Legende, daß Pilze ein besonders nahrhaftes Gericht ab gäben, was sie schon infolge ihrer mangelhaften Verdaulichkeit nicht sein können, hat dann das übrige dazu getan, um viele zum Auffammeln von Pilzen zu veranlassen, die zur Unterscheidung der giftigen und eßbaren Arten keine ausreichenden Kenntnisse besaßen.