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und wir bewegten uns so schnell, wie es gehen wollte, jedenfalls leichter, als wir herabgekommen waren, nach oben. Wie ich aus dieser Höhle herausstieg, war ich nicht mehr erkennbar. Der Rauch hatte mich in einen Neger verwandelt. Meine Kleider waren durch die Einwirkung der Dämpfe und von der Flamme versengt. Ent­fräftet warf ich mich der Länge nach zu Boden, um von der ge­waltigen Anstrengung auszuruhen. Der Tag brach an, und nach und nach erhellte sich der Horizont. Es ist ein zauberisches Schauspiel, die Sonne auf dem Vesuv aufgehen zu sehen. Das Prachtvolle der Aussicht, welche sich dabei dem Beschauer entfaltet, läßt sich nicht beschreiben."

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Theater.

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vernünftig, allerdings mehr Thrisch als dramatisch; Anläufe zu letzterem gehen bald vorüber.

Die Aufführung, die einen Ersatz für eine verschobene größere Premiere bilden sollte, war ersichtlich nicht ganz ausgereift. Doch es wurde, mit wenig Minderwertigkeiten, im ganzen recht gut ge sungen und gespielt, zumal( wobei unsere Reihenfolge zugleich eine Kritik einschließt) von den Damen Lina Dominger( die eine Indisposition mutig überwandt); Mary Hagen, Luddy Gaston, Lucie Schulz, und von den Herren William Harthtusen und Reinhold Wellhof. Dirigierung von Hermann Büchel ebenfalls in Ehren! Kunst.

SZ

Freie Volksbühne. Carl Weiß- Theater. es. Mit einer Reihe nordischer Künstler wartet dies Egmont". Trauerspiel in 5 Akten von Wolf- mal der Kunstsalon Schulte auf. Die Ausstellung ist nicht Da ist gang Goethe. Musik von Beethoven . Es ist bezeich aufregend, repräsentiert jedoch einen guten Durchfall. Sie bevorzugt nend, wie Goethe die Geschichtstragödie behandelt. Schiller ver- eine tüchtige Landschafterin mquist. größert den Menschen, stellt ihn als Träger historischer und politi- die stillen Farben cites Braun, ein sanftes Gelb. Auch ihre scher Ideen hin. Die Wirklichkeit tritt zurüdenschen, wie sie sein Abend auf dunkler Wiese, ein stiller Winkel im Hain . Eine ge= www.ved 10 gehalten. Mondschein im Wald, eine Herde am sollen, Goethe, wie sie wirklich sind. Schiller führt sie uns in den wisse Schlichtheit in der Durchführung, eine ehrliche Handhabung Höhepunkten ihres Daseins, an entscheidenden Wendepunkten vor, und der Mittel geben diesen Bildern eine besondere Note. Kräftiger ist der Charakter, die Notwendigkeit des Handelns offenbart sich in ihnen.& ianstad. Schnee und Wasser sind sein Element. Ueberall Goethe mischt die Lebenslinien zu einer weichen, zarten Harmonie, begegnen wir ihnen auf seinen Bildern. Das rosige Leuchten des der man in jeder Phase die tiefe Lebenserfahrung, das mitfühlende Schnees gelingt ihm in der Wiedergabe gut. Er vertieft den Raum Betrachten des innerlich erlebenden Dichters anmerkt. Goethe über- durch eine besondere Anordnung in der Komposition. Born hängt schaut das Leben und erlebt es doch in jedem Augenblick in kindlichem in das Bild ein dicker, schneebeladener Zweig. Dadurch vertieft Geist, der das Weben des Alls erlauscht, neu. Goethe versteht Alba sich der Hintergrund und erscheint lebendiger, weiter. Das Lastende, so gut wie Egmont , Oranien so gut wie Klärchen und gibt jedem Ruhige der Schneemassen kommt gut zum Ausdruck, die stille, kalte gerecht sein Teil. Für Schiller war dieser Egmont , der sich sogar Luft ist gelungen. Das Wasser reizt den Maler um seiner ver­vor dem Tode fürchtet, weil er das Leben liebt wie die Sonne, änderlichen Erscheinung wegen. Es erscheint immer anders, je einfach ein gewöhnlicher Mensch, und er vermißte das Groß- Tragische nachdem die Beleuchtung wechselt. Daraufhin sieht Fianstad das an ihm. Goethe empfand das Menschliche dieser Stellungnahme. Wasser an. Wie die Sonne im Wasser sich spiegelt, und das Der historische Egmont hat nicht alle die Züge, die Goethe ihm zuckende Element dadurch Vorbilder zu ornamentalen Entwürfen lieh. Goethe gab ihm eigene Büge. Dieses trunken Lebensvolle, Hergibt, das reizt ihn. Das Gekräusel der Wellen, die Glätte der dieses sorglos Dahinstürmende, diese lachende glückliche Liebe zum Flächen, all das drängt unwillkürlich hin zu dekorativem Ver­Leben ist Goethesches Temperament. Manche dieser hinreißenden werten. Manche dieser Bilder machen den Eindruck einer Tapete, Worte( namentlich die Auseinandersetzung mit seinem Schreiber, der und wohl um diesen Eindruck nicht ausschließlich aufkommen zu ihn zur Vorsicht mahnt) flingen wie Goethesche Verse, in denen er lassen, setzt der Maler in den Vordergrund an das Wasser noch seine tiefste Lebensauffassung in so einfach und natürlich flingen- eine nackte Figur, eine Badende. Dieses Bild ist ganz als Studie den Rythmen gibt. Die lebensvolle Frische, die über dieses Stück gedacht, trotzdem es sehr groß ist und genau durchgeführt ist, es be= ausgegossen ist, macht jedes Wort lebendig. Dunkel wie ein Gewitter titelt sich demnach auch:" Sonne sich spiegelnd auf ruhigem, un­zieht die drohende Unterdrückung herauf. Die Wolfen ballen sich tiefem Wasser". Blickt man höher, so sieht man gleich die dekorative zusammen, immer fürchterlicher. Und schließlich zuckt der Blitz und Verwertung dieser Naturstudie. Da hängt ein Gobelin mit einem trifft den Sorglofen, den Menschen, den lachend Dahinlebenden. Er hellen Wellenmuster, dessen Wirkung frisch und lebhaft ist, und sich fällt als ein Opfer staatsmännischer Berechnung. Tiefe Stille nach in seiner leichten Stilisierung besser zum Wandschmuck eignet als diesem Ereignis. Schweigen drückt das Land. Da aber seht der figürliche Darstellungen, die sonst auf Gobelins üblich. Auch ein Dichter wieder ein und zeigt uns die Ueberwindung dieser Trauer. Wie Egmont das Leben liebt, fürchtet er auch den Tod nicht. Ich anderes Bild, eine Birke im tiefen Abendlicht, zeigt dieses Hin­sterbe für die Freiheit, für die ich lebte und focht, und der ich mich Teil des Stammes mit von oben herabhängenden Zweigen. Von streben zum Dekorativen. Es ist nur ein Ausschnitt. Der mittlere leidend opfere." Mit dem Hinweis auf diese befreiende Tendenz schließt das Stück. Die Ahnung, daß das Volk seine Rechte wahren tiefem Blau hebt sich der runde Stamm und das Gewirr der wird, flingt hinein. Sie gibt dem Ganzen den großen, universellen Zweige ab. Hintergrund, von dem sich das Einzelschicksal plastisch abhebt. Und Von Frizz Thaulow sehen wir einige tiefgestimmte, in Hier findet Goethe wieder Worte, die wie Sturm dahinbrausen und Braun und Rot gemalte Landschaften aus der Bretagne . Eine wie die Sonne leuchten. Egmont wird zum Tode geführt, und alte Brücke, die hoch über den trüben, gelblichen Fluß führt. Ein wenig mahnen diese dennoch empfinden wir sein Schicksal als Lebensbejahung. Beethoven Bauernhäuser am schmutzigen Landweg. hat richtig gefühlt, als er der Schlußmusik den Charakter heiteren, Bilder schon an Schablone, es fehlt die Frische der Anschauung, die jubelnden Frohlockens gab. So mündet das Einzelschicksal in den Lebhaftigkeit der Farben, man merkt akademische Manier. Strom des großen Geschehens ein, in dem es freudig untergeht. Das Ensemble fügte sich gut zusammen. Nur Adolf Klein jun. fiel allzusehr heraus. Adolf Klein selbst stellte einen Alba hin, der aus einem Guß war. Auch der Egmont des Emile Kühne genügte, besonders an den temperamentvollen Stellen gelang es ihm, zu überzeugen.

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Musik.

e. s.

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Richard Heuberger ( geb. 1850) waltet in Wien seit Tängerer Zeit als mehrfacher Chormeister, Lehrer, musikalischer Re­dakteur und Komponist. Neben einigen ernsteren Kompositionen, ein­schließlich Opern, sind von ihm auch vier Operetten bekannt geworden. Zwei von ihnen haben wir in Berlin bereits bekommen: Ihre Erzellenz" von 1899(" Die kleine Erzellenz") und Der Opern­ ball " bon 1895; jene im Central- Theater, diese vor langer Zeit im Vorläufer des Metropol- Theaters. Nun hat das Theater des Westens die letztgenannte Operette wieder hervorgeholt und am neulichen Sonnabend als Halbpremiere gebracht, mit gutem Er­folg im inneren und äußeren Sinne.

Stangenbergs karikaturistische Zeichnungen für Wit­blätter haben einen gemütlich- übertreibenden Akzent, sie reizen nicht auf, sie wollen nicht anklagen. Ueberall kehrt sich die Anekdote hervor. Allerlei Gesehenes, dessen Reiz in der Uebertreibung menschlicher, förperlicher Eigentümlichkeiten gesucht wird, verdichtet sich zu parodistischen Formen, am gelungensten sind die Porträts bekannter Persönlichkeiten.

In den anderen Zimmern hängen Bilder von Lumnizer, der Motive aus Ahrenshoop , einer kleinen Malerkolonie in Mecklen­ burg an der Ostsee , bringt. Leider sind seine Bilder zu grob. Die Eigenart dieser farbig interessanten Bauernhäuser, die schon öfters in der Malerei verwandt wurden, läßt feinere Nüancen zu, als Lumnizer sie sieht. Er gibt ein braunes Dach, eine blaue Wand, eine rote Tür, alles grob und deutlich und ohne malerische Fein­heit. Es fehlt die Luft, die, wenn sie hier auch flar ist und die Dinge deutlich erscheinen läßt, sie doch nicht plump hinstellt.

Die Bilder des toten Stüdelberg mahnen teils an Böcklin , teils an Feuerbach. Einmal sehen wir die stille Feinheit Feuer­bachscher Farbenharmonien, dann die lebhafte Laune Böcklinscher Gestaltung. Im ganzen dennoch eine Persönlichkeit, die achtet. Vielleicht zu wenig eigen, aber dennoch ehrlich suchend und in der Farbenwahl nicht grob und effektvoll, sondern einfach und gesammelt.

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Der Komponist darf nicht mit den Verfertigern von bloßen Unterhaltungsstüden verwechselt werden. Ein Vorwärtseilender wird er darum noch lange nicht. Das Werk ist in erster Linie ein Dialog­Stück mit Musifnummern, nachgebildet einem bekannten Lustspiel Die Rosa- Dominos". Zwei Ehefrauen stellen ihre Männer durch anonyme Einladungen zu einem Opernball auf die Probe der Treue, was mit Hülfe eines dritten Rosa- Dominos zu reichlichen Verwicke­Iungen führt. Die Erinnerung an Johann Strauß '" Fledermaus" ist um so weniger abzuweisen, als der Komponist die bekannte Morgentraum- Stimmung dieses Stückes auch bei sich an der gleichen Stelle, im Anfange des dritten Aftes, bringt, doch ohne seine Eigen--Simplicius", ein fünfattiges tragisches Märchen von art zu verleugnen. Im übrigen kann man init seiner fünstlerischen Friedrich Kayßler , ist bei der Üraufführung im Schau Kraft sehr wohl zufrieden sein: er komponiert vor allem sozusagen spielhause zu München durchgefallen.-

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Notizen.

Agnes Sorma ist auf fünf Jahre für das Deutsche und Neue Theater verpflichtet worden.

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Verantw. Red. Heinrich Wesker, Groß- Lichterfelde . Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.