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Wisby auf der Insel Gothland   knüpfte mit Nowgorod   Handels- ständigkeit und hatten damit schließlich Erfolg. Jm 15. Jahrhundert beziehungen an. waren sie unabhängige Republifen, in denen sich die Einrichtungen der Mutterstadt   nach kleinerem Maßstabe wiederholten.

Durch die Vermittelung des Austausches zwischen dem slabi­schen Osten und dem germanischen Westen war Nowgorod   schon eine bedeutende Handelsstadt geworden, als im 13. Jahrhundert die Hansastaaten, insbesondere die Kaufleute von Lübeck   an die Stelle derjenigen von Wisby   traten. Das hansische Handelskontor in Nowgorod  wurde zur Hauptquelle des Reichstums von Lübeck  , aber auch von Nowgorod  . Hier verkauften die Hanseaten deutsche Leinen, Woll­und Metallwaren, Blei, Schwefel, Salz, Wein, Bier, Schießbedarf zc. und tauften russisches Leder, sibirische Pelze, Wachs, Talg, Hanf, Flachs, Daunen und andere russische   Erzeugnisse. Nowgorod   trieb auch mit Konstantinopel   Handel, aber der Ostseehandel war die Hauptwurzel seiner Blüte und Macht.

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Kleines feuilleton.

Während Nowgorod   durch die Loslösung Pflows und Wjättas geschwächt wurde, erstarkten zwei benachbarte Mächte in höchst be dentlicher Weise: die Großfürstentümer Litauen   nnd Moskau  . Hatte die Republik   von den kriegerischen Litauern nichts Gutes zu erwarten, so noch viel Schlimmeres von der rein barbarischen Macht, die sich in den Händen der Großfürsten von Moskau   tonzentriert hatte. In früheren Jahrhunderten für Nowgorod   nicht gefährlicher als die übrigen Teilherrscher, hatten die Moskauer   Großfürsten es in den Beiten der Tatarenherrschaft, seit der Mitte des 13. Jahr hunderts, als untertänige Knechte der Mongolenchane von der goldenen Horde mit deren Hülfe zu Beginn des letzten Macht besaß es nicht nur im rein ökonomischen, sondern auch im Drittels 15. Jahrhundert allmählich dahin gebracht, politischen Sinn. Seit dem 12. Jahrhundert duldete Nowgorod   daß fast alle Teilfürstentümer mit dem ihrigen vereinigt wurden, teinen Herrscher mehr über sich, war es Republik   und zwar eine daß sie auf einem weit ausgedehnten Gebiete despotische Gewalt Republik   mit ausgedehntem Gebiet, das freilich damals von finnischen   übten. ( Schluß folgt.) Wanderſtämmen ganz spärlich bevölkert war. Das Herrschaftsgebiet der Republik Nowgorod dehnte sich nach und nach bis zum finnischen Meerbusen, zum weißen Meer, zum Urat und bis nach Sibirien   hinein aus, umfaßte also das ganze nördliche Rußland  . Die Macht der blühenden Handelsrepublik galt in Rußland   für so unüberwindlich, daß ein Sprichwort fagte: Wer fann gegen Gott und gegen Groß- Nowgorod". Die russischen   Teilfürstentümer, die aus dem Zerfall von Ruriks Reich hervorgegangen waren, fonnten jedenfalls nicht dagegen. Alle Versuche benachbarter Knäse, Nowgorod   unter ihre Herrschaft zu beugen, blieben vergeblich. Als der Großfürst Swätoslaw von Kiew   seinen Sohn der Republik   als Fürsten aufnötigen wollte, bekam er den Bescheid: Schick' ihn nur her, wenn er einen Kopf im Vorrat hat. Duldete die Republit feinen Herrscher über sich, so gab es dagegen immer einen Titularfürsten von Nowgorod   aus der einen oder anderen der zahlreichen Fürstenfamilien, die ihren Ursprung auf Rurik zurückführten. Diesen Lugus leistete man sich teilweise wohl aus alter Tradition, hauptsächlich aber, um an der Familie des Fürsten   und an ihrem Fürstentum eine militärische Stütze nach außen hin zu haben. Solch ein Fürst von Nowgorod   mußte sich aber hüten, sich maufig zu machen. Sonst warfen ihn die Nowgoroder ohne viel Federlesens zum Tor hinaus. Denn der Fürst" war ge­wählt und konnte jederzeit abgesetzt werden, wenn er unbequem wurde. Das ist einmal im Verlauf von sieben Jahren in fünf Fällen geschehen. Auf ein Jahrhundert kommen 30 Fürsten von Nowgorod  . Sie hatten in der Tat bloß einen leeren Titel, wirkliche Macht dagegen viel weniger, als der Bossadnik, oder wie die deut- lenkung der Magnetnadel herbeigeführt, und zwar in der Richtun fchen Zeitgenossen übersetzen, der Burgemeister" von Nowgorod  .

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Der Possadnik und der ganze Magistrat, ebenso wie der Fürst, der Grzbischof und alle übrigen Beamten der Republik   wurden un mittelbar vom Volfe gewählt. Eine Volfsvertretung gab es in Nowgorod   nicht, sondern, wie im alten Athen   und Nom, übte das Bolt selbst die gesetzgebende Gewalt aus. Wenn die große Glocke in Jaroslaws Hof erschallte, so strunten alle Bürger ohne Unter­schied von Stand und Besitz zur Wietsche", zur Voltsversammlung quf dem Marktplatz zusammen. Hier wurden die Steuern aus geschrieben, die militärischen Kontingente festgesetzt, Kriegserklärun gen, Friedensverträge und Bündnisse beschlossen, Geseze jeder Art gegeben. Die Abstimmungen erfolgten nicht nach dem Mehrheits­prinzip, sondern nach dem altslawischen Grundsatz der Einstimmig keit, der sich ja bekanntlich auf den polnischen Reichstagen bis zur Zeit der Teilungen erhalten hat. In der Praxis ging die Sache in Nowgorod   so vor sich, daß geringe Minderheiten in der großen Masse verschwanden, übersehen, überhört, überschrien wurden. War dagegen die Minderheit sehr start, so wurde die Einstimmigkeit manchmal durch die Gewalt der Waffen hergestellt. Ja, es kam vor, daß die Oppofition im Wolchow   ertränkt wurde.

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t. Zur Aufklärung über den menschlichen Magnetismus kann ein Auffaz von R. Handmann dienen, der sich insbesondere mit dem: in letzter Beit so viel erörterten Kompas- Experiment des Physiologen Professor Harnad in Calle beschäftigt. Das Wichtige, Aufschen, daß die Magnetnadel eines Kompasses, wenn dessen Glasfläche miz erregende an den Harnackschen Versuchen bestand in der Beobachtung, der Hand gerieben wird, sowohl in wagerechtem wie in sentrechten Sinne eine Ablenkung aus ihrer Rubelage zeigt. Man hat aus überhaupt oder wenigstens bei besonders veranlagten Personen eine diefer Tatsache den Schluß gezogen, daß im menschlichen Körper magnetische Kraft stecken müsse. Diese Folgerung scheint besonder dadurch eine Begünstigung erfahren zu haben, daß nach den Wahr­Ablenkung der Magnetnader schwankt und z. B. geringer ist, wenn die nehmungen von Professor Harnack die Fähigkeit des Menschen zu betreffende Person lange nichts gegeffen oder sich kurz vorher durch eine sehr lebhafte Unterhaltung angestrengt hat. Handmann hat nun eine ganze Reihe von Versuchen angestellt, um die Erfahrungen und Schlüsse von Professor Harnad nachzuprüfen und veröffentlicht seine Ergebnisse jetzt in der Monatsschrift Natur und Offenbarung". Ginmal wurde die Reibung der Glasplatte des Kompasses mit der Fingerspitze vorgenommen und auf diese Weise tatsächlich eine Abe nach der Stelle, an der die Reibung stattgefunden hatte. Außerder. hob sich die Magnetnadel nach dieser Stelle hin, wurde aber abge stoßen, wenn der Finger der Stelle wieder genähert wurde. Wenn man mit dem reibenden Finger einen vollständigen Kreis beschrieb, so gelang es wohl auch, die Magnetnadel ganz im Kreise herumzu führen, und zwar unter Umständen mehr als zehnmal hinterein ander. Es kam nun darauf an, durch weitere Versuche zu er mitteln, ob ähnliche Erscheinungen auch nach einer Reibung der Glasfläche mit anderen leblosen Gegenständen stattfinden würden. Wurde die Glastafel mit einem Papierstückchen gerieben, so fan die Ablenkung gleichfalls statt, außer wenn das Glas während de Reibens angehaucht wurde. Wenn man den Finger vor dem Ver­such mit einer isolierenden Flüssigkeit, z. B. Petroleum benette, fi die Ablenkung stärker aus, bei Befeuchtung mit einer nichtisolierender. Flüssigkeit, z. B. Wasser, sehr viel geringer. Danach ist mit voller Sicherheit anzunehmen, daß nicht ein innerer Magnetismus des Körpers, sondern die Reibungselektrizität als nächste Ursache für di darauffolgende Anziehung der Magnetnadel zu bezeichnen ist. Na­mentlich die Tatsache, daß die Magnetnadel bei späterer Annäherun des Fingers wieder abgestoßen wird, ist nach diefer Richtung hin beweisend. Auch die Körperwärme dürfte jedoch einen gewiffen Ein­fluß besiben, indem sie den elektrischen Effekt vermindert oder ver­stärkt, und daraus wäre auch der verschiedene Erfolg des Experiments bei verschiedenen Zuständen des menschlichen Körpers zu erkläre Da beide Pole der Magnetnadel von der geriebenen Stelle derselb Glastafel angezogen und auch beide bei Annäherung des Finge abgestoßen werden können, so kann die Erscheinung auch keine ma netische, sondern nur eine elektrische sein.

Theater.

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Das zeugt nun schon genügend für das Vorhandensein heftiger Parteigegenfäge, denen hauptsächlich scharfe Selaffengegenfäße zu grunde lagen. Es gab in der Stadt ein Patriziat, den Bojaren­adel. Dann waren die reichen Kaufleute vorhanden, weiter Krämer und Handwerker, die wohl größtenteils zu den Hausstellenbesitzern" gehörten, Bauern und schließlich das schwarze Volt", Proletarier. Indes entsprang der Parteikampf nicht allein aus dem Gegensaz der verschiedenen Klaffen, fondern es gab auch unter den oberen Zehn tausend scharfe Gegensätze, die aus widersprechenden wirtschaftlichen Intereffen entsprangen. Die einen waren mehr am Handel nach der Schauspielhaus. Der Schwur der Treue". Luf Blumen Wolga   und dem Orient, die anderen mehr an dem nach dem Dnjepr   spiel in drei Aufzügen von Ostar Blumenthal. und Konstantinopel   beteiligt und wünschten je nachdem eine andere that bewirtete fein Publikum im Schauspielhause zweieinha auswärtige Politit. Neben den Gegenfäßen innerhalb der Bevölfe- Stunden lang mit Schlagsahne und Himbeerlimonade; seine Gäst Drei Gänge gabs, i rung von Nowgorod   gab es auch einen Gegensatz zwischen Nowgo- schluckten das Menü mit vielem Behagen. rodern und der Bevölkerung der weiten Gebiete, die zur Republik   jedem wurden diefelben Süßigkeiten serviert und doch hielt di gehörten. Wie in den antiken Städterepublifen, hatten nur die Ein- Appetit anscheinend bis zum Schlusse vor. Vier oder fünfmal komme wohner der Hauptstadt in der Volksversammlung Stimmrecht. Die der Urheber der Genüsse vor dem Vorhang erscheinen und mit dar Nowgoroder Demokratie herrschte somit über die ganze übrige Be- fender Geberde für den rauschenden Beifall quittieren. Die derb zufasses völkerung, wenn diese auch das Recht haben mochte, lokale Angelegen- den Prosaschwänke aus Blumenthals früherer Zeit, Hans Huckebei heiten felbst zu ordnen. Den unzivilifierten Finnenstämmen mag das der Unglüdsrabe"," Das weiße Rößl" und noch manche ander. wohl genügt haben. In zwei Pflanzstädten von Nowgorod  , die im nehmen sich an dem leeren Versgetändel dieses neuen Lustspiels gr Laufe der Zeit durch den Handel einen großen Aufschwung uahmen, meffen beinahe wie Musterproben lustiger Komödienlaune ug Nun soll das Reimgellinge war dagegen auf die Dauer die Bevölkerung nicht mehr damit zu- theaterkundiger Erfindungskraft aus. frieden, sich von der Wjetsche in Nowgorod   das Gesetz vorschreiben die Einfälle ersetzen. In fleinen epigrammatisch zugespizte Wenn wir altern", wirfte dies zu lassen. Die beiden Städte Pstot am Peipussee   und Wjätka, Plaudereien, in Abu- Said  " und ein vorgeschobener Posten im östlichen Rußland  , strebten nach Selb  , leichte spielerische Verstunst freilich unterhaltsam. Es war da noch

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