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Kleines feuilleton.

hl. Europäischer Einfluß auf die japanische   Kunst. Japans   so

rückte Jivan gegen Nowgorod   aus. Die Stadt wurde belagert, aus­gehungert und zur Kapitulation gezwungen. Am 15. Januar 1478 warfen sich die Vertreter der Republik   vor dem russischen Despoten in den Staub und bekannten durch diesen Akt der Erniedrigung, daß sie auf eine Stufe der Rechtlosigkeit mit allen übrigen Unter- hoch entwickelte Kunst, die sich in den Werken der Malerei nicht tanen des Großfürsten gelangt seien. Martha und die hervor- weniger als in den Erzeugnissen des Kunsthandwerks und vor allem ragendsten Bürger starben in den Kerkern Jwans. Gleich ihnen in den zierlichen Gebilden der Kleinkunst bewährte, hat zu ver­wurde auch die große Glocke nach Moskau   geschafft. Kein Ruf zur fchiedenen Malen einen tiefgehenden Einfluß auf den Entwickelungs­Volksversammlung erschallte mehr, und mit der Wietsche verschwand gang der europäischen   Malerei gewonnen, und unser heutiges Farben­auch der Possadnit. Das einzige, was Jwan seinen neuen Unter- gefühl mit seiner Vorliebe für helle zarte Töne ist zu einem nicht tanen zu belassen versprach, war ihre alte Gerichtsbarkeit, war geringen Teil an japanischen Vorbildern geschult. Jetzt aber gibt Sicherheit der Person und des Eigentums. Aber schon nach wenigen Europa   den empfangenen Einfluß zurück. Auf dem Gebiete der Jahren illustrierte er den Wert dieses Versprechens, indem er nicht Malerei zeigte erst in jüngster Zeit eine in London   veranstaltete weniger als 8000 Nowgoroder ins Innere deportieren ließ, während Ausstellung von Bildern moderner Japaner, wie sehr die europäische ihr ganzes Eigentum fonfisziert und an großfürstliche Diener ver- Art zu sehen die alte japanische Tradition verdrängt. Aber besonders geben wurde, die nach Nowgorod   übersiedelten. verderblich wird der Einfluß des Abendlandes für das weite Reich des Inzwischen blieben die deutschen Kaufleute weiter in Nowgorod  , Kunsthandwerks. Ein bewegliches Klagelied über den Untergang dieser alten Kultur stimmt in Leslies Weekly" der Amerikaner Sydney  ohne ähnliche Behandlung zu befürchten. Sie dachten, Zwan werde fie unbeeinträchtigt lassen, weil es ja offenbar gegen sein eigenes Adamson an, der in Japan   nach alten Kunstschätzen sucht. Ermißt die Schuld den Händlern aus Europa   und Amerika   bei, die für ihr Geld die Interesse war, die Henne zu schlachten, die ihm goldene Eier legte. Da hatten sie aber die Rechnung ohne die Tatsache gemacht, daß Japaner dazu gebracht haben, billige Waren herzustellen und, was Jwan von der Kultur unbelect, reiner Barbar war. 1495 geriet noch schlimmer war, sie zwangen, sich dabei den schlechtesten abend So entstand in der Hand der er in Streit mit der Stadt Reval  , die im Gebiet des deutschen ländischen Mustern anzupassen. Ordens lag, aber mit den Hanseaten verbündet war. Dort waren Japaner ein abscheuliches Gemisch der verschiedenen Stile, das in zwei Russen wegen der schwersten Verbrechen zum Tode verurteilt Europa   den Leuten als japanische   Kunst angeboten wird. Unter­und hingerichtet worden. Jwan fühlte sich mit diesen Galgen- nehmende Händler richteten sogar ihre eigenen Werkstätten für die vögeln solidarisch und verlangte von Reval   als Genugtuung nichts Herstellung dieser den Geschmack verderbenden Flitterware in Japan  Geringeres als die Auslieferung des gesamten Magistrats zur be- ein. Wie der heutige Durchschnittsjapaner bereits zu den alten liebigen Bestrafung. Dies unverschämte Verlangen wurde natürlich Kunstschätzen seines Landes steht, zeigen folgende Erlebnisse, die der rundweg abgeschlagen. Nun nahm Jwan sich seine Genugtuung Verfasser erzählt:" Ich war bei einem Raritätenhändler in Kobe an den Hanseaten in Nowgorod  . Er ließ die Kaufleute von 49 Hanse  - durch die großen Zimmer gewandert, die mit den schlimmsten und städten festnehmen und zu Moskau   ins Gefängnis werfen. Der Verbrechen gegen Kunst und Natur angefüllt waren, об er mir nichts wirklich echt Japanisches " Deutsche Hof" wurde geschlossen, das ungeheure Warenlager der fragte mum, Ich erklärte ihm offen, daß ich in Hanseaten beschlagnahmt, die köstliche Beute gleich den Kaufleuten zu zeigen hätte. hätte. Ich wollte gute nach Moskau   geschleppt. Einer Gesandtschaft von 70 Hansestädten feinem Lager nur Schund gesehen gelang es später, die Freilassung derjenigen Genossen zu erwirfen, japanische Holzschnitte taufen. Er rief seinen Geschäftsleiter, einen die den Leiden ihrer Gefangenschaft noch nicht erlegen waren; den Japaner, und ich erklärte beiden genau meine Wünsche. Der Raub dagegen ließ sich der Großfürst nicht wieder abjagen. Die Japaner fchien von einer solchen Kunst keine Ahnung zu haben. Folge war natürlich, daß die Hanseaten von nun ab das russische Auch als ich die Namen der ersten Künstler Japans   nannte, kannten Gebiet, wo sie so wenig ihrer Freiheit und ihrer Habe sicher waren, sie sie nicht; selbst von Utamaro   hatten sie augenscheinlich nichts ges gänzlich mieden. Der Handel von Nowgorod   war also fast gänz- hört. Schon einmal hatte ich in Nagasaki   denselben Versuch ge­lich vernichtet. Schließlich muß auch Jwan der Gedanke aufge- macht; dort hatte mir ein japanischer Händler in Satsuma und dämmert sein, daß seine Habgier furzsichtig gewesen sei; denn gegen Elfenbeinarbeiten nach umständlichen Erklärungen zugegeben, daß er Ende seiner Regierung gab er Befehl, den Hanseaten ihren Hof in Holzschnitte wie die von Utamaro   gesehen hätte, aber er wüßte nicht, Nowgorod   wieder einzuräumen. Aber das war verlorene Liebes- wo man sie finden könnte; vielleicht in Jokohama  , meinte er. Ich müh; den Kaufleuten war das Risiko zu groß, und der Handel zog wollte gerade meinen Händler in Kobe   verlassen, ga fiel mein Blic sich von Nowgorod   und dem russischen Gebiet weg nach den Städten auf ein Paneelbild von seltener Schönheit, das in Stickerei auf ini Ordensland, Riga  , Reval  , Dorpat  , Wesenberg   usw. filberfarbener Seide ausgeführt war. Es stellte eine Eute im Rohr dar, die sich mit ausgebreiteten Flügeln im Gleichgewicht schwebend hielt. Meisterlich war die dunkle Masse des Rohrs gegeben, und in Kontrast dazu die hellen rehfarbenen Töne der feinstem Ganze sich in dem filbergrauen Grund ver­Ente, das lierend und von einem Rahmen aus ebenholzschwarzem Lack abgeschlossen. Es war von Hamaguchi. Der Händler sagte mir, daß alle Leute daran vorbeigingen, und zeigte mir einige Ofen­schirme, die derselbe Mann auf seine Bestellung gemacht hatte. Ich bedauerte den unglücklichen Künstler, der sich zu dieser Arbeit her­geben mußte. Es waren schreckliche Sachen in grellen grünen und purpurnen Tönen, wie der Geschmack der Masse sie liebt. Als ich bei der Seidenstickerei verweilte, brachte der Händler aus einem entlegenen Winkel noch ein zweites Paneel des Künstlers hervor, nur einen Zweig mit einem zierlichen Bogel auf weißer Seide, aber von erlefenster Feinheit. Mein Händler versicherte Hartnäckig, daß ich eine große Ausnahme darstellte, alle übrigen liebten den Schund". Der Verfasser meint zum Schluß, daß die Händler und Agenten, die für den europäischen   und amerikanischen   Bedarf kauften, die eigentlichen Geschmacksverderber wären; das Publikum würde sehr zufrieden sein, wenn man ihm die Wahl unter wirklich guten Sachen ließe.

Nach dem Fall von Nowgorod   war es offenbar nur noch eine Frage der Zeit, daß auch den beiden anderen Republiken der Garaus gemacht wurde. 1489 wurde Wjätka erobert und seiner freistaatlichen Verfassung beraubt. Pslow behielt zwar noch seine Selbstverwaltung, mußte aber die Herrschaft Jwans anerkennen. Jwans Sohn und Nachfolger Waffili unterwarf es dann gänzlich seinem Despotismus. 1510 verlor es seine große Glocke. Zahlreiche Familien wurden ins Innere deportiert." Unser Land ist verödet," heißt es in der Chronik von Pskov  , unsere Stadt zugrunde gerichtet, unsere Märkte sind zerstört, unsere Brüder sind dahin geführt, wo weder unsere Väter, noch Großväter, noch Vorfahren gelebt haben." Dies Klage­lied paẞt ja auch auf Nowgorod  . Aber dieser einst so blühenden Stadt waren noch ganz andere Leiden vorbehalten. Im Jahre 1570 gab ihr Bar Swan IV., genannt der( Grausame, den Rest: jener rasende Massenmörder, der am Vergießen von Blutströmen feine größte Wonne hatte, Zu seinen fürchterlichsten Mezeleien ge­hört das Blutbad, das er in Nowgorod   anrichtete. Auf einen blauen Dunst hin, daß dort ein Aufstand geplant iverde, brach Jwan zur Verhängung eines Strafgerichtes mit seinen Schergen, den be­rüchtigten Opritschniti, im Dezember 1569 von Moskau   auf. Auch ohne den Vorwand würde Jwan an Nowgorod   sein Mütchen gefühlt haben; denn als er auf dem Vormarsch die Stadt Twver erreichte, gegen die absolut nichts vorlag, ließ er hier die Bevölkerung zu vielen Tausenden niedermachen. Am 2. Januar 1570 traf die Vorhut der zarischen Mordbanden in Nowgorod   ein. Bald erschien der Zar selbst mit dem Gros und saß nun täglich über die unglücklichen Ein­wohner ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht zu Gericht. Während fünf Wochen wurden alle Tage mindestens 5-600, häufig 1000 Personen nach voraufgegangener Marter zum Tode verdammt und familienweise, Männer, Frauen und Kinder, nach der Wolchowbrücke geschleppt, wo man sie in die Fluten warf. Damit sich niemand durch Schwimmen rette, fuhren Soldaten in Kähnen, mit Fischhaken, Alerten usiv. versehen, auf dem Fluß umher und brachten die noch ein­mal auftauchenden Opfer um. Die Angaben über die Gesamtzahl der Gemordeten gehen sehr auseinander. Die niedrigsten Ziffern aber mordeten gehen sehr auseinander. Die niedrigsten Biffern aber Jauten auf 27 000 Menschen; gleichzeitig mit diesen Greueln wurde Nowgorod   größtenteils zerstört, vollständig geplündert.

So feierte die asiatische Barbarei ihren definitiven Triumph über die europäische   Zivilisation mit den Massenmorden, die bis auf den heutigen Tag das unzertrennliche Zubehör des Zarismus ge­blieben sind und erst aufhören werden, wenn der Zarismus ver­schwunden und eine neue russische Republik   entstanden ist.

A. Conradh.

1s. Der Ursprung des Betroleums. Es wirkt bei dem hohen Stande der Wissenschaft recht eigentümlich, daß wir für einen so ungemein verbreiteten und wichtigen Gebrauchsgegenstand, wie das Petroleum, den Ursprung noch nicht genau wissen. Wir kennen die Quellen, die es zutage bringen, aber woher kommen diese Quellen? Berühmte Forscher haben völlig entgegengefehte Meinungen ber­fochten. Die einen traten für einen unorganischen Ursprung ein, die anderen verfochten die Ansicht, daß die flüssigen Kohlenwassers stoffe, die wir Petroleum   nennen, Destillationsprodukte aus Rester von Lebewesen seien. Die berufensten Vertreter hat heute die Theorie, die den organischen Ursprung des Betroleums in Anspruch nimmt. Eine besondere Stüße hat sie durch die Untersuchungen Prof. Potoniés von der Geologischen Landesanstalt in Berlin   gefunden, der u. a. in der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" seine bes sondere Theorie ausführlicher begründet.

In allen stagnierenden oder sehr schwach fließenden Gewäffern feßt sich unablässig an deren Grunde und an geeigneten Uferstellen eine Schicht abgestorbener Organismen ab, die aus Resten tierischer und pflanzlicher Lebewesen besteht und Sapropel( Betonung der lehten Silbe) oder Faulschlamm genannt wird. Die mikroskopische Untersuchung solchen Faulschlamms zeigt in buntem Durcheinander Diatomeen, Blütenstaubkörner, Häute von Wasserflöhen, Insektena