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" Mamachen! Sie irren sich! Der Name des Unfer. leutnants ist Romaschow und nicht Schischkin!.
und das Bittern hörte sofort auf. 3um erstenmal erhob er fo, fo... Ich glaube... Das heißt also, Sie sind der Sohn Den Blick und fah Schulgowitsch, voll Haß, mit festem und, Sergei Petrowitsch Schischkins?" wie er selbst fühlte, verwegenem Ausdruck, der gleichsam im Mu den riesigen Abstand zwischen dem kleinen Leutnant und dem mächtigen Kom: randeur beseitigte, direkt auf den Nasenrücken. Das ganze Zimmer wurde plötzlich dunkel, als wenn die Vorhänge zugezogen wären. Die dumpfe Stimme des Kommandeurs fiel in eine flanglose Tiefe. Es trat eine Pause voll schrecklicher Dunkelheit und Stille ein, ohne Sinn, ohne Willen, ohne alle äußeren Eindrücke, fast ohne Bewußtsein, außer der einen schrecklichen Gewißheit, daß jezt gleich in dieser Minute etwas Absurdes, nicht wieder Gutzumachendes, sich, Leutnant Schreckliches passieren würde. Eine sonderbare, gleichsam fremde Stimme flüsterte Romaschow plößlich ins Ohr:" Gleich schlage ich ihn," und Romaschow wandte langsam den Blick auf die große, fleischige Greisenwange
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Dann sah er, wie im Traum und ohne es recht zu verStehen, daß in Schulgowitschs Augen abwechselnd Erstaunen, Furcht, Unruhe, Mitleid sich spiegelten.
Der unsinnige, unwiderstehliche Drang, der Romaschows Inneres so drohend und mit so elementarer Gewalt erfüllt hatte, wich plötzlich zurück, verging und entschwand. Romaschow seufzte tief und schwer, wie aus einem Schlaf erwachend. Alles war in seinen Augen mit einemmal einfach und alltäglich. Schulgowitsch deutete verwirrt auf einen Stuhl und sprach mit unerwarteter, grober Freundlichkeit:
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Pfui Teufel... was sind Sie empfindlich.. Na, fegen Sie sich, hol& der Teufel! Ja, so seid Ihr alle. Seht mich an wie ein wildes Tier. Schreit der alte Graufopf mal ohne Grund und Sinn, nun, so hol ihn der Teufel. Ich sage Ihnen aber" feine tiefe Stimme geriet plötzlich in warme Erregung ,, ich sage Ihnen, weiß Gott , ich liebe Euch alle wie meine Kinder. Glauben Sie denn, ich habe Ihretwegen nichts auszustehen? Ich leide nicht? Ach, Leute, Leute, Ihr versteht mich ja nicht! Nun, wenn schon, habe ich mich einmal ereifert, bin wirklich zu weit gegangen fann man einem alten Mann deswegen böse sein? Ach junges Gemüſe! Also- Frieden. Wir find fertig. Hand. Kommen Sie zum Mittagessen."
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Romaschow verbeugte sich schweigend und drückte die ihm hingestreckte große, weiche, falte Hand. Das Gefühl der Kränkung war vergangen, aber ihm war nicht leichter zumute. Nach den heutigen großen, stolzen Morgengedanken fühlte er sich jetzt wie ein kleiner, fümmerlicher, blasser Schuljunge, wie ein unfreundlicher, schüchterner, verstoßener Knabe- und dieser Uebergang schmerzte. Dagegen dachte er, als er
" Ja, ja, ja... Das sage ich auch... Sergei Petrowitsch habe ich nicht gekannt... Nur vom Hörensagen. Aber Peter Petrowitsch habe ich sogar sehr häufig gesehen. Unsere Befigungen lagen, glaube ich, nebeneinander. Sehr, sehr angenehm, junger Mann... sehr lobenswert von Ihnen." " Jekt fängt sie an zu knarren, die alte Schraube," sagte der Oberst halblaut mit grober Gemütlichkeit.„ Sezen Sie Leutnant Fedorowski!" schrie er in die Tür. Machen Sie da Schluß und kommen Sie Wodka trinken!
Ins Speisezimmer trat schnell der Adjutant. Er speiste nach der bei vielen Regimentern eingebürgerten Gewohnheit ftets beim Kommandeur. Mit leisem, gewandtem Sporenflirren trat er zu einem abseits stehenden Majolikatisch mit Imbiß, goß sich Wodka ein und trank und aß ohne Ueberstürzung. Romaschow empfand Neid gegen ihn und einen lächerlichen, feinen Respekt. Wünschen Sie Wodka?" fragte Schulgowitsch.
trinken doch?"
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Sie
Nein. Danfe ergebenst. Ich möchte nicht," erwiderte Romaschow heiser und räusperte sich.
„ Nun, das ist schön. Das allerbeste. Ich wünsche, daß es so bleibt."
Das Essen war nahrhaft und wohlschmeckend. Offenbar hatten der kinderlose Oberst und die Frau Oberst eine harmlose Passion, und die bestand in gutem Essen. Es gab eine aromatische Suppe aus jungen Wurzeln und Gemüse, gebratene Brachsen mit Buchweizengrüße, eine schön gemästete Hausente und Spargel. Auf dem Tisch standen drei Flaschen Weißwein, Rotwein und Madeira allerdings schon angebrochen und mit filbergezierten Korken versehen, aber feuere, gute, ausländische Marken. Der Oberst aß als wenn der fürzliche Bornesausbruch seinen Appetit befördert hätte mit besonderem Genuß und so hübsch, daß es eine Rust war, ihm zuzuschauen. Die ganze Zeit über scherzte er freundlich- grob. Als die Spargel gereicht wurden, steckte er die blendend weiße, start gestärkte Serviette tiefer hinter den Kragen seiner Litewka und sagte vergnügt:
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Wenn ich Zar wäre, würde ich immer Spargel essen!" ( Fortsegung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
heit gemäß über sich in der dritten Person:
Finstere Gedanken furchten seine Stirn." Schulgowitsch hatte keine Kinder. Zu Tisch kamen seine Frau, eine volle, starke, bedeutende, schweigsame Dame ohne Hals mit vielen Unterfinnen. Trotz des Pincenez und des hochmütigen Blickes war ihr Gesicht einfältig und machte den Eindruck, als wenn es schnell aus Teig gebacken und mit Rosinen statt der Augen versehen wäre. Hinter ihr schleppte fich, mit den Füßen schurrend, die alte Mutter des Obersten herein. Eine kleine, taube, aber noch unternehmende, giftige und das große Wort führende Alte. Sie musterte Romaschow scharf und ungeniert von oben bis unten durch ihre Brille und stieß ihm ihre kümmerliche, dunkle, ganz runzelige, mumienähnliche Hand zum Kuß direkt in die Lippen. Dann wandte sie sich an den Oberst und fragte in einem Tone, als wenn außer ihnen beiden niemand im Zimmer wäre:
Wer ist denn das? Den fenne ich nicht." Schulgowitsch legte die Hände am Munde zu einem Rohr zusamunen und schrie der Alten unmittelbar ins Ohr:
Unterleutnant Romaschow, Mamachen. Ein schöner Offizier Frontsoldat und tüchtiger Bursche... Aus dem Radettenkorps. Ach ja!" erinnerte er sich plöglich, Leutnant, Sie find ja wohl wie wir aus Pensa?"
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Zu Befehl, Herr Oberst, aus Penja."
Von den Ureinwohnern Indiens wissen wir wenig. Unsere Kunde schöpfen wir aus Gräberfunden. Daneben berichten uns einiges die Lieder der Arier, die um 2500-2000 v. Chr. aus den Hochebenen Franiens über das Pamir und Hindukusch in das Fünfstromland eindringen. Die ältesten Gräber bergen noch keine Metallverarbeitungen. Später finden sich eiserne Pfeilspizen, Messer, Lanzen, Dreifüße, Steigbügel u. a., die eine fortgeschrittene Technik und ein höheres Können verraten. Die arischen Gefänge der Heroenzeit, die Beben, schildern uns die Urbewohner von schwarzer Farbe, kleiner und häßlicher Gestalt trok alles überladenen Schmudes an Gold und edelen Steinen, mit fleinen Augen und breiter, stumpfer Nase. So bilden sie einen scharfen Kontrast zu dem hohen und schlanken Wuchs, der weißen Haut und dem scharf geprägten Profil der Arier schönnasig nennen diese die nach ihrem Bilde gestalteten Götter. Die religiösen Borstellungen der Urbewohner, der Dashu, sind roh und ihrem Leben angepaßt: fie verehren die Naturgewalten als feindliche Dämonen. Wie im Didicht der Tiger und die Giftschlange lauern, wie der stürzende Regen und der tosende Orkan das leichte Blätterdach davontragen, wie Elefant, Wild- und Stachelsavein die färgliche Aussaat ber= wüsten, so verfolgen böse Gespenster den Eingeborenen von der Geburt bis zum Grabe. Im Wasser und in der Luft, in den Schrecken des Urwalds und der Wüfte stellen fie ihm nach und lechzen nach seinem Blute. Und nur durch Beschwörung, Zauberei und die Teufelstänze verzüdter Schamanen vermag man ihren unheimlichen und vernichtenden Grimm abzuwehren und zu bannen.
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Nun ja, nun ja... jett fällt es mir wieder ein. Wir Das Bild, das uns hier entworfen wird, leitet im großen und find ja Landsleute. Aus Narowtschat, nicht wahr?" ganzen in das Leben, wie es die Berg- und Dschangelstämme noch Jawohl, aus Narowtschat." heute führen. Vielfach noch gewinnen diese mit dem zugefpiken Nun ja Wie habe ich das vergessen können, aus und im Feuer gehärteten Grabstock ihre Nahrung an Wurzeln und Knollen. Horden, die etwas weiter fortgeschritten, brennen Jahr Narowtschat, dicht beieinander. Wir sind aus Insarski, für Jahr ein Stück Urwald ab, um in der Asche ihre kümmerliche Mamachen!" trompetete er der Mutter wieder ins Dhr. Saat zu bestellen. Ist die Ernte eingebracht, so geht es nomadiUnterleutnant Romaschow ist unser Landsmann aus fierend weiter mit dem einzigen Besitz von wenigen Ziegen und Pensa!
Aus Narowtschat!...
A- a!" Die Alte bewegte vielfagend die Brauen.
Schafen und dem unzertrenilichen Begleiter, dem Kleinen BariaSo, hunde. Die geringen Fertigkeiten beschränken sich auf das Weben