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gleichsam im Selbstgespräch, heiser, mit verhaltener Bosheit, durch die zusammengepreßten Zähne: " Sie reichen noch heute Gesuch um Versetzung in eine andere Notte ein."

Dann trat Wetkin heran. In seinen hellen, guten Augen und den herabgezogenen Mundwinkeln las Romaschow jenen verächtlichen und mitleidigen Ausdruck, mit dem man auf einen vom Zuge überfahrenen Hund blickt. Und gleichzeitig fühlte Romaschom mit Abscheu auf seinem eigenen Gesicht ein unsinniges, trübes Lächeln.

Kommen Sie rauchen, Jurij Alerejitsch," sagte Wettin. Und mit der Zunge schnalzend, fügte er kopfschüttelnd ärger­lich hinzu:„ Ach Freund!..."

Romafchows Kinn zuckte, er spürte ein bitteres, enges Gefühl in der Kehle. Er hielt sich kaum vor Schluchzen und erwiderte mit der abgerissenen, erstickten Stimme eines ge­kränkten Kindes:

,, Ach nein... nein doch... ich will nicht." Wetfin ging feitwärts fort.

" Jetzt gehe ich hin und schlage Sliwa ins Gesicht," bligte ein verzweifelter Gedanke ganz von selbst durch Roma­schows Kopf. Oder ich gehe zum Korpskommandeur und fage:„ Schäme Dich, alter Mann, Soldat zu spielen und Menschen zu schinden. Laß sie sich ausruhen. Deinetwegen wurden die Soldaten vierzehn Tage lang geprügelt"."

Aber plötzlich fielen ihm seine letzten stolzen Träume von dem stattlichen, schönen Leutnant, dem Entzücken der Damen, der Zufriedenheit in den Augen des Schlachtengenerals" ein und er schämte sich so sehr, daß er augenblicklich nicht nur im Gesicht, sondern sogar auf der Brust und dem Rücken

errötete.

,, Du bist ein lächerlicher, verächtlicher, häßlicher Mensch!" rief er sich selbst in Gedanken zu. Mit denn alle, daß ich mich heute erschieße!"

Die Besichtigung war zu Ende. Die Rotten defilierten noch ein paarmal vor dem Korpskommandeur vorüber: erst rottenweise im Schritt, dann im Laufschritt, dann in auf­geschlossenen Regimentsfolonnen mit umgehängtem Gewehr. Der General wurde gleichsam etwas milder und lobte die Soldaten ein paarmal. Es war schon gegen vier Uhr. End­lich machte das Regiment Halt und es wurde Rührt Euch!" befohlen. Der Stabshornist blies den Offiziersruf.

„ Die Herren Offiziere zur Kritik!" tönte es die Reihen entlang.

Die Offiziere traten aus der Front und umgaben in dichtem Ring den Korpskommandeur. Der saß frumm, born­über gebeugt, augenscheinlich sehr ermüdet auf seinem Pferde, aber seine verständigen, blinzelnden, geschwollenen Augen blickten lebhaft und spöttisch durch den goldenen Kneifer.

Ich will furz sein," sagte er furz und gewichtig. Das Regiment taugt nichts. Den Soldaten mache ich feinen Vor­wurf, ich tadle die Vorgesezten. Wenn der Kutscher nichts taugt gehen die Pferde nicht. Ich sehe kein Herz bei Ihnen, Sie bekümmern sich nicht richtig um die Leute. Denken Sie daran: Wohl dem, der sein Herz für seine Freunde hingibt". Sie haben nur einen Gedanken bei der Besichtigung dem Vorgesetzten zu gefallen. Sie haben die Leute bis zum Um­fallen gequält, wie Droschkengäule. Die Offiziere sehen wüst und unordentlich aus, wie Küster in Uniform. Darüber näheres in meinem Korpsbefehl. Ein Unterleutnant, ich glaube der sechsten oder siebenten Rotte, hat die Richtung ver­loren und aus seiner Rotte einen Brei gemacht. Soll sich schämen. Ich verlange feinen Schritt in drei Tempos, aber Augenmaß und Ruhe vor allem."

Das geht auf mich!" dachte Romaschom erschreckt und es schien ihm, als wenn alle Anwesenden sich gleichzeitig nach ihm umwandten. Aber niemand rührte sich. Alle standen schweigend, finster und unbeweglich da, ohne den Blick vom Gesicht des Generals abzuwenden.

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Dem Kommandeur der fünften Rotte meinen heißen Dank!" fuhr der Korpskommandeur fort. Wo find Sie, Hauptmann? Ah, da!" Der General lüftete etwas theatralisch mit beiden Händen seine Müze, entblößte seinen mächtigen Kahlen Schädel, der über der Stirn wie in einer Beule zu­sammenlief und verneigte sich tief vor Stelfowski. Noch ein­mal danke ich Ihnen und drücke Ihnen mit Vergnügen die Hand. Wenn meinem Korps einst beschieden sein sollte, fich unter meinem Kommando zu schlagen" die Augen des Generals blinzelten und glänzten voll Tränen, so denken ie daran, Hauptmann, die erste gefährliche Affäre wird

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Ihnen übertragen. Jebt, meine Herren, empfehle ich mich. Sie sind entlassen, ich werde mich freuen, Sie das nächste Mal in anderer Verfassung zu sehen. Machen Sie, bitte, Platz." „ Eure Exzellenz," trat Schulgowitsch vor, ich gestatte „ ich mir, Sie im Namen der Offiziersgesellschaft zum Mittagessen in unserem Kasino einzuladen. Wir wären

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Nein, wozu das!" unterbrach der General ihn trocken. Ich danke bestens, bin heute bei Graf Ledochowski geladen." Auf dem breiten Wege, den die Offiziere frei gaben, sprengte er im Galopp zum Regiment. Die Leute rückten ohne Befehl von selbst zusammen, standen stramm und schwiegen. ,, Danke Euch, Leute!" rief der General fest und freund­lich. Gebe Euch zwei Tage Urlaub. Jetzt aber. erhöhte lustig den Lon, im Laufschritt einrücken! Marsch, marsch! Hurra!"

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Es schien, als wenn er mit diesem Scherzrufe mit einem Male das ganze Regiment vorwärts stieß. Mit betäubendem, fröhlichem Gebrüll stürmten die anderthalbtausend Menschen nach verschiedenen Seiten auseinander, und die Erde zitterte und dröhnte unter ihren Tritten.

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Komaschow sonderte sich von den übrigen Offizieren, die in einem Haufen zur Stadt zurückkehrten, ab und ging in einem weiten Umwege durch das Lager. Er kam sich in diesem Augenblick wie ein jämmerlicher Abtrünniger, der aus der Regimentsgemeinschaft ausgestoßen war, wie ein angenehmer, allen Leuten fremder, nicht einmal erwachsener Mensch, wie ein widerwärtiger, lasterhafter und entarteter Bursche vor.

ein un­

Als er hinter den Zelten seiner Rotte an der Offiziers­reihe vorüberging, lenkte ein unterdrückter aber zorniger Schrei seine Aufmerksamkeit auf sich. Er blieb einen Augenblick stehen und sah im Zwischenraum zwischen den Zelten seinen Feldwebel Rynda, einen kleinen, schlagflüssigen, starken Kerl mit rotem Gesicht, der unter wütendem, gemeinem Schimpfen Chlebnikom mit der Faust ins Gesicht schlug. Chlebnikow hatte ein dunkles, dummes, fassungsloses Aussehen, und in seinen sinnlosen Augen leuchtete tierischer Schred. Sein Kopf schwankte jämmerlich von einer Seite auf die andere, und man hörte, wie bei jedem Faustschlage seine Rinnbacken aneinander klapperten.

Romaschow ging schnell, fast laufend vorüber. Er fühlte nicht die Straft, für Chlebnikom einzutreten. Und im selben Augenblick hatte er die schmerzliche Empfindung, daß sein eigenes Schicksal und das Schicksal dieses unglücklichen, ge­prügelten, geschundenen Soldaten auf sonderbare Weise ganz eng und widerwärtig mit dem heutigen Tage verknüpft wären. Als wenn sie zwei Krüppel wären, die an ein und derselben Krankheit litten und ein und denselben Abscheu in den Menschen erregten. Und obschon dieses Bewußtsein Romaschow brennende Scham und Abscheu einflößte, war doch auch in ihm eine ungewöhnlich tiefe, wahrhaft menschliche Empfindung. ( Fortsetzung folgt.)

,, Xerxes ".

( Nachdrud verboten.)

Ein Charakterbild. Von Carl Busse ..

Von der Schule her trug er den Spiznamen, den er sich bei besonderer Gelegenheit erworben hatte, durchs Leben. Wegen seiner Feigheit und Aengstlichkeit hatten ihn seine Klassenkollegen verachtet, und die Geringschätzung wie der Hohn hätten ihn noch stärker ver­folgt, wenn einige seltene Vorkommnisse die Streitsüchtigen und Spötter nicht zur Vorsicht gemahnt hätten.

Und an einem Sommer­

Ordinarius, der von der Universität her noch einen gewissen Die Quinta des Gymnasiums hatte damals einen jungen poetischen Schwung mitgebracht hatte. morgen, als die Fenster offen standen und der Flieder vom Direktor­garten ins Selassenzimmer hineinduftete, erzählte er den fleinen Jungen, die in Kniehöschen vor ihm auf den Bänken saßen, von den Berserkriegen. Er erzählte von Leonidas und feine Augen rollten, während er sich mit der Hand öfter durch's Haar fuhr. Er schlug aufs Katheder, als zerfchmettere er zehn Perfer damit- selber ein Leonidas an der Spitze der Dreihundert. Er sprach ganze Klaffe, vom Primus an bis zum Inhaber des Schandbänkchens, bon Xerges mitleidig- geringschäßig Dieser Feigling!" Die lächelte überlegen- ironisch. Er sprach von Ephialtes, dem Verräter, mit talter Berachtung, mit einer zornig- iwegwerfenden Hand­bewegung, daß in jedem Quintaner das Chrgefühl schwoll, und in

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