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berdorbener, purer Narren, die selbst denen verhaßt sind, die Bugluft herangezogen werden zu können; denn das Gefühl einer von Zeit zu Zeit ein Anliegen an sie haben. Aber alles das ist intensiven, beinahe schmerzhaften Kälte macht sich im Versuche so­bon äußerem Formelkram, von Flitter und Tand, vom Kasten- fort beim Entstehen der Zugluft bemerkbar. geist, von lächerlichen, veralteten Zeremonien umgeben. Nein, legenheit: Ich lag im fahrenden Eisenbahnzuge, die linke Kopf­Ein merkwürdiges Phänomen entdeckte ich bei folgender Ge ich spreche absichtlich vom Mönchswesen und freue mich, daß hälfte gegen das geschloffene Coupéfenster gewendet. An der gegen­mein Bergleich logisch ist. Denken Sie nur, wieviel beide Be- überliegenden Seite war das Fenster offen. Blöblich empfand ich in rufe gemein haben. Dort- Priesterröcke und Weihrauch, meiner linken Gesichtshälfte das bewußte schmerzhafte Kältegefühl hier Uniformen und Donner der Geschütze; dort-Demut, der Zugluft. Ich hatte die Empfindung einer sehr feinen Luft fcheinheilige Seufzer, füßliche Reden; hier forzierte Männ- ftrömung, welche vielleicht nicht einmal eine Kerzenflamme hätte lichkeit, verwegener Stolz, der fortwährend die Augen ver- zum Fladern veranlassen können. Nach der Ursache forschend fand dreht: Will mir vielleicht irgend jemand zu Leibe?" Aus- ich, daß das anscheinend gefchloffene Schiebefenster an seinem unteren gestopfte Brüste, auswärts gebogene Ellbogen, hochgezogene Bon dort aus also hätte ein schwacher Luftstrom meine ihm zu Rande einen nur wenige Millimeter breiten Spalt offen ließ. Achseln. Aber die einen wie die anderen leben wie Parafiten gekehrte linte Gefichtshälfte treffen fönnen. Es interessierte mich, und wissen, wissen das im Grunde ihrer Seele, fürchten fich die Stärke dieses Luftstromes zu erfahren, und ich untersuchte diesen aber, es mit dem Verstande einzugestehen, und fürchten nament- Umstand mit Hülfe brennender Zündhölzer. Es zeigte sich nun, daß lich für ihren Leib. Und sie gleichen jenen fetten Insekten, auch noch in einer Entfernung von 5 bis 10 Bentimeter auf diese die sich um so tiefer in einen fremden Körper einfreffen, je mehr Art teine Luftbewegung nachgewiesen werden konnte. Näherte man St. Tamm Sparto, aber noch mehr, dann zeigte sie nicht, er zerfekt ist." wie ich erwartet hatte, eine ustioning von

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Nafanski schnauhta hasa und schivicy. ( Fortsetzung folgt.)

Zugluft und Wind.

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Ueber dieses Thema veröffentlicht Dr. Mar Herz( Wien ) in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift "( Leipzig , Georg Thieme ) eine Studie, der wir das Folgende entnehmen:

Physikalisch voneinander bisher nicht unterschieden, aber für die unmittelbare Wahrnehmung von sehr verschiedener Art find Wind und Zugluft. Mit dem letzteren Wort bezeichnet man, wie bekannt, gewiffe Luftströmungen in gefchloffenen Räumen. Man ist heute mehr als je geneigt, die Schen vor der Zugluft als ein im Boltsaberglauben begründetes Vorurteil anzusehen, aber, wie ich glaube, mit Unrecht; denn zahlreiche Erfahrungen sprechen dafür, daß tatsächlich durch diese Form der Luftbewegung direkt Er­fältungsfrankheiten, besonders der Nerven, entstehen können. Es müssen also Unterschiede bestehen, welche die sonderbaren, dem Winde fremden Wirkungen der Zugluft erzeugen.

Die Zugluft entsteht immer in einem geschloffenen Raume, besonders bei stark bewegter Außenluft, und doch ist sie durchaus nicht der Ausdruck der in das Innere des Zimmers fortgeleiteten Luftbewegung. Jeder, der hierfür das bewußte Unterscheidungs­bermögen besitzt, kann sich davon an einem sehr windigen Tage überzeugen, wenn ihm ein Raum zur Verfügung steht, von welchem zwei Oeffnungen an verschiedenen Wänden in das Freie führen. Diefer belehrende Versuch, den ich wiederholt angestellt habe, ist entschieden der Mühe wert und sehr überzeugend. Deffnet man nämlich ein Fenster, gegen welches der Sturm andrängt, dann wird man bei jedem Stoße von einem heftigen Winde getroffen, der durch aus nichts von jenem eigentümlichen, höchst peinlichen, wie die Vor­ahnung eines Schmerzes berührenden Gefühle hervorruft wie die Zugluft. Das leßtere aber ist in hohem Grade der Fall, wenn ein Fenster geöffnet wird, an welchem der äußere Wind vorbeistreicht. Man wird durch ein leichtes Riefeln belehrt, daß die Luft des Zimmers der Oeffnung auftrebt. Der vorbeistreichende Wind saugt nämlich die Zimmerluft an und sie strömt durch alle Fugen nach. Eine mächtige Steigerung tritt natürlich sofort ein, wenn man noch eine, etwa gegenüberliegende Tür öffnet.

Beide Formen, Zugluft wie Wind, können sich natürlich auch dann einstellen, wenn nicht die Luft sich bewegt, sondern der Raum, in welchem man sich befindet. So hat man das Gefühl einer starken Windströmung bei einer raschen Automobilfahrt. Diese Luftströ­mung ist sicher ein Wind und keine Zugluft, wie sich aus ihrer Ent­stehungsweise von selbst ergibt. Sowohl Zugluft als auch Wind kann in dem Innern eines Eisenbahnwagens zur Geltung fommen. Der Wind entsteht dann durch die Bewegung, wenn man z. B. in einem Tanggestreckten Seitengang eines Waggons zwei weit auseinander­liegende Fenster öffnet. Infolge der stärkeren Kompreffion beim borderen Fenster ist die Verdichtung dort eine stärkere als bei dem hinteren Fenster, und es entsteht eine Luftbewegung gegen das Ende des Zuges. Daß auch Zugluft im Eisenbahncoupé sich sehr unan­genehm fühlbar machen kann, weiß jeder Reisende. Besonders bei der Luftströmung, welche das Automobil erzeugt, zeigt sich deutlich, daß die eventuell trantmachenden Wirkungen bei Wind und Zugluft verschieden sind. Man ist heute sogar geneigt, speziell von Auto­mobilerkrankungen zu sprechen, welche mit den durch die Zugluft bewirkten Affektionen nichts gemein haben.

sondern von innen nach außen an. Es war also das überraschende Verhältnis vorhanden, daß das Gefühl einer Luftströmung an einer Hautstelle auftrat, welche der Ausströmungsöffnung einer sonst nicht fühlbaren Luftströmung zugefehrt war. Dadurch kam eine bollständige Täuschung über die Richtung der Luftströmung zustande. Seither achtete ich stets darauf und fonnte wiederholt fonstatieren, daß bei feiner Zugluft eine folche Sinnestäuschung entsteht. Ist die Bugluft stärker, dann unterrichten uns andere Wahrnehmungen über ihre Stromrichtung.

Die Zugluft ist ein Luftstrom von geringerer Spannung als die ruhende Luft des betreffenden Raumes, d. H. ihre Spannung ist geringer als der gerade allgemein herrschende Barometerdrud, denn sie wird, wie erwähnt, meist durch Saugwirkung erzeugt, während der Wind selbst dadurch entsteht, daß sich die Luft von einem Orte höheren Luftdruces heranbewegt und daher stets einer Luftverdich tung entspricht. Die Temperatur der Zugluft hat wenig oder gar feine Bedeutung. Es ist die eigenartige Bewegung als solche, welche ebenso bei warmer wie bei talter Luft maßgebend ist. Es wäre daher zweckmäßiger, hier überhaupt nicht von Erkältungs­frankheiten, als vielmehr von spezifischen Zuglufterkrankungen zu sprechen.-

Kleines feuilleton.

eintraf, fand sie diese schon fir und fertig angezogen. Sie war fehr gb. Der Einkauf. Als Frau Lina um vier Uhr bei der Schwägerin erfreut:" Na, dann können wir ja gleich losschieben, ich glaubte, ich müßte wieder auf Dich warten."

Nee, diesmal nicht," lachte Lieselotte; alles fertig, ich will nämlich auch noch was besorgen zum Stiftungsfeft."

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Du auch?" Frau Lina betonte das auch ein bißchen schcxf. as hast Du denn noch zu kaufen? Du hast doch alles!

Na, ein paar Kleinigkeiten fehlen doch noch, das ist ja bei jedem Vergnügen so, und wenn's' ne Schleife oder' ne Blume ist, nicht wahr? Ich will mir mal neuen Haarpuz ansehen."

Na, wir haben doch unsere Nadeln und Kämme, die langen doch reichlich." Frau Linas Stimme zitterte.

" Ja, die haben wir." Um Lieselottes Mund spielte ein ganz feines amüsiertes Lächeln. Es gibt aber jegt so schöne Flitter­schleifen, wenn mir eine gefällt, nehme ich die..

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Nun ja, Du kannst es ja haben." Frau Linas Geficht wurde bleich. Ja, wer so nicht mit der Mart zu rechnen braucht, ich wollte, ich braucht's auch nicht; ich würde dann freilich sparen für mein Kind."

Ra, laß man, mein Kind bekommt trotzdem genug, auch wenn ich mir mal' ne Ballschleife laufe, ich hab's ja dazu." Das amüsierte Lächeln bekam einen fleinen Stich ins Boshafte.

Sie waren mittlerweile auf die Straße getreten, num schritten fie ein Beilchen schweigend nebeneinander her. Endlich sagte Lieselotte: Was willst Du denn anziehen zum Stiftungsfeft?"

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Na natürlich mein gelbes Voilekleid. Das ist ja nach der allerneuesten Mode." Ach, mach' doch keinen Unsinn, das helle Kleid es ist doch nur ein Abendessen." Jetzt war es Liselotte, die ein bißchen blaß wurde. Frau Linas Geficht erstrahlte:" Eben darum, da muß man elegant fein, und mein Kleid ist doch neu und streng modern." Es ist aber doch zu hell zum Abendessen, da geht man dunkel. Na ja, Du hast allerdings kein feidenes."

beutel."

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Daß das Gefühl, welches die Zugluft erzeugt, ganz charat­teristisch ist, wurde bereits bemerkt. Besonders erwähnenswert er- Nein, ich bin auch sehr froh darüber." Frau Linas Geficht scheint es mir, daß die Zugluft immer als tälter empfunden wird wurde immer ftrahlender: Was ist denn mit' nem seidnen? Wenn als der Wind. Selbst ganz leise Luftbewegungen dieser Art bringen man sich nicht alle Jahr' n neues machen lassen tam, tomint es das Gefühl ganz intensiver Kälte hervor. Rubner hat im Archiv aus der Mode, und man sieht aus wie aus Großmutters Strid­für Hygiene" in seinen Untersuchungen über insensible Luftströ­mungen gefunden, daß sehr leise Luftbewegungen erst ziemlich spät empfunden werden, und er ist der Ansicht, daß gerade in diesem Umstande ihre Schädlichkeit begründet sei, weil durch lange Zeit im Organismus die Schußmaßregeln gegen die Abkühlung nicht aus­gelöst werden. Diese Ansicht ist im allgemeinen gewiß richtig, aber fie scheint mir nicht für die Erklärung der Salteempfindung bei leiser

" Ach das ist ja Unsinn, das fagen immer die, die teins haben. Seide bleibt Seide und paßt zu allen Gelegenheiten." Liselottes Lächeln war einfach bezaubernd.

Fran Linas Wangen verfärbten sich wieder. So? Dan ziehst Du Dein feidenes wohl auch morgen zu Onkel Theodors Geburts tag an?"