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„ Das werde ich nicht tun, teure Schwägerin, denn da paßt es nicht hin; zu solchem einfachen Verwandtenkaffee geht man einfach, das ist das vornehmste, da ziehe ich meinen Lodenrock und die grüne Bluse an."
" Na ja, ich will auch nur einfach gehen, sonst denken die andern, man will progen, ich will mir auch nur' ne einfache Bluse dazu faufen, vielleicht' ne hellblaue, habe ich gedacht."
„ Na, wir werden schon was aussuchen; da sind wir übrigens." Lieselotte ging auf das Warenhaus zu, ein paar Minuter später faßen sie zwischen Bergen von Blusen.
,, Aber so nimm doch die himmelblaue." Lieselotte wies auf ein Gebilde von Seide und Spitzen.„ Ich weiß nicht, warum Du sie nicht nehmen willst."
Als ob Du es nicht ganz genau weißt." Frau Lina seufzte. Sie ist mir zu teuer. Ich will doch ' ne einfache Besuchsbluse haben, eine für sieben, acht Mart. ist ja' ne Gesellschaftsbluse, dafür habe ich mein Voilekleid."
Ach, das ist aber auch eine Besuchsbluse, meine Dame!" Verkäuferin drehte die himmelblaue hin und her. Man will auch bei Besuchen elegant aussehen: die af te wie genug Si i emizuaeno.
Bezaubernd!" sagte Lieselotte.
würde Augen machen, wenn sie die Bluse sieht."
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nur
kann man vom Dirigenten und von seinen Armeen verlangen, daß sie auch noch über die Höhe des heute Ueblichen hinausgehen. Wenn sie trotzdem die Absicht und die Kraft dazu haben, so bleibt allerdings noch mancherlei übrig. Vielleicht, daß im Chorgesang noch etwas schärfer auf die Qualität der Vokale und Konsonanten geachtet werden könnte. Vielleicht, daß die landesübliche Gleichmäßigkeit des Zeitmaßes wenigstens in den leichteren Stücken überwunden werden könnte. Gerade nach dieser Richtung dürfte eine musikalische Truppe unschwer mitzureißen sein.
Gesundheitspflege.
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S Z.
ie. Bleivergiftungen durch hartes Wasser. Bleivergiftungen durch Trinkwasser sind häufig, wenn das Wasser durch Bleiröhren geleitet wird oder sonstwie mit diesem Metall in Berührung zu kommen Gelegenheit hat. Nun hat man bisher geglaubt, Das daß diese Fälle auf die Benuzung von sehr weichem Flachlandwasser beschränkt, und daß harte Quellwasser nicht fähig seien, giftig Die wirkende Mengen von Blei in sich aufzunehmen. Das doch ausschlaggebende Moment ist dabei der Gehalt an Kohlenas fäure, die auf das Blei lösend wirkt. Dr. Thresh beschreibt jetzt im Dancot einen Fall von ernster Bleivergiftung in Die ganze Verwandtschaft einer Familie, die ihren Wasserbedarf einem Brummen im Garten entnahm. Die Hausfrau erkrankte zuerst, und man hielt ihr Leiden fürs erste für Gicht. Sie wurde in einem Bad geheilt, erkrankte aber in verstärktem Grade, nachdem sie wieder heimgekehrt war. Sie wurde sehr blutarm, litt an Solik und Verstopfung und schließlich an unerträglichen Schmerzen im Hinterkopf. Troydem auch die übrigen Hausgenossen bis auf das einzige Kind, das nur destilliertes Wasser bekam, von den nämlichen Erscheinungen befallen wurden, kam man nicht auf den Verdacht der Bleivergiftung, ehe nicht bei der Frau die Gaumen im Munde in einen Zustand geraten waren, der die Aufmerksamkeit des Arztes auf sich zog. Da zeigte sich nun an ihnen Lieselotte, Du. Frau Linas Geficht wurde wie Kreide. die für Bleivergiftung eigentümliche blaue Linie. Der Ursprung „ Aber... aber Ihre Stimme brach fast vor Zittern. Dann dieser Erkrankung blieb noch eine Zeitlang rätselhaft, bis endlich wandte sie sich plöglich von neuem zu der Verkäuferin:" Haben eine Probe des Brunnenwassers chemisch untersucht wurde und einen Sie noch eine solche Bluse, Fräulein?" beträchtlichen Gehalt an fohlensaurem Blei verriet. Auch andere Brunnen in der Umgebung wiesen die nämliche Eigenschaft auf.
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Als ob ich danach etwas frage!" Frau Lina tat sehr geziert. Was geht mich denn die Verwandtschaft an? Ich will heute keine fünfzehn Mark ausgeben. Packen Sie mir die braune ein, Fräulein, die ist für meine Zwede gut genug, die grüne, die Du morgen anziehen willst, ist ja auch nicht besser."
,, Nein, das ist sie allerdings nicht!" Lieselotte lächelte wieder. „ Aber weißt Du, ich werde sie auch nicht anziehen. Das sind doch eigentlich mehr Hausblusen, und da Du sie doch nicht haben willst, so nehme ich die Himmelblaue."
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" Ja, meine Dame, aber nur in Rosa."
" Dann nehme ich die in Rosa." Ohne länger zu zaudern, warf sie das Geld auf den Tisch.
„ Aber Lina, nun gibst Du ja doch so viel, wie kommst Du denn nun mit einmal darauf, Lina?" Lieselotte war ganz konsterniert. Allein Frau Lina schoß zu ihr herum und zischte:„ Du bist ja niederträchtig, Lieschen, Du bist ja bodenlos niederträchtig. Du hast es wohl wieder machen wollen wie neulich, tvo Du auch sagtest, Du ziehst dein Schwarzwollenes an, und sißt dann da und tust Dich dick mit dem seidenen. Na wenigstens habe ich' n schicken Blusenrock und den hast Du nicht." Musik.
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Humoristisches.
Tröstliche Aussicht. Fremder: Ich möchte mir einen Zahn ziehen lassen, können Sie das?" Barbier:„ Gewiß auch noch! Dauert nicht länger wie' s Rasieren."
- zu viel verlangt. Fabrikant: Wie, auch nicht einen einzigen Auftrag bringen Sie mit?"
Reisender:" Na was glauben Sie, ich hatte vollauf mit der Einteilung der knappen Spesen zu tun." Rechnung bezahlt hat):„ Einen guten Rat will ich ihnen noch geben, Boshafter Rat. Patient( nachdem er dem Arzt die Herr Doktor!"
Gegen Wind und Wetter der schwierigsten Verhältnisse, gegen die Hize eines von mehreren Tausenden gefüllten Saales und gegen die Kälte absagender Künstlerinnen kämpft der, Berliner Volkschor" seinen Kampf um einen sozial- ästhetischen Fortschritt unerschroden weiter. In dem Bemühen der Arbeiterwelt, und zwar sie vorwiegend aus ihren eigenen Reihen heraus, tonkünstlerische Genüsse zu verschaffen, ist er nun darangegangen, ein Wert vorzuführen, welches wie wenige den hohen fünstlerischen Wert und die volkstümliche Schlagkraft miteinander verbindet. So bekamen wir vorgestern( Montag) in der Neuen Welt" Die Jahreszeiten " von Joseph Heydn zu hören. Wiederum fonnte man sich für die Vereinigung von unzerstörbaren und von zerstörbaren, d. h. der Vergangenheit angehörenden, Momenten in diesem Kunstivert interessieren; wiederum konnte man einsehen, daß die Form des Dratoriums im weitesten Sinne des Wortes lebenskräftig ist; und wiederum konnte man sich über die erfolgreiche, wenn auch zum Teil noch etwas kindliche Naturalistik des Werkes freuen. Mit richtigem Verständnis hat die Einleitung des dabei herausgegebenen Tertbuches gerade auf diese Seite der Sache hingewiesen.
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,, Und der wäre?" sich nicht selbst!" Wenn Sie auch' mal die Gicht friegen, behandeln Sie ( Meggendorfer- Blätter.")
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Notizen.
Unter dem Titel„ Böcklin und Thoma" hat jezt Henry Thode seine acht Vorträge über neudeutsche Malerei veröffentlicht, die er im verflossenen Sommer an der Universität Heidelberg gehalten. Das Carl Weiß- Theater bringt von heute ab einen 3yklus dramatisierter Romane ,, bei ganz kleinen Preisen" zur Aufführung. Die Dresdener Uraufführung der Straußschen Oper Salome" ist für den 9. Dezember in Aussicht genommen. Herr Grosch, bisher Lehrer in Nürnberg , ist für die Dresdener Hofoper engagiert worden.
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Im Warenhaus Wertheim sind jetzt auch Kopien alter Meister zu haben.
Bei den Aufführungen solcher Dratorien kommt es auf die Solisten noch mehr als auf den Chor an. Die älteren Chorbereinigungen lassen gerade in dieser Beziehung viel zu wünschen übrig, zumal es tatsächlich an genügend vielen- Die Professur für Pflanzen- Drnamenten und Figurenzeichnen und genügend tüchtigen Dratorienfängern fehlt. Diesmal an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart ist dem war es dem Volkschor gelungen, die denkbar beste Besetzung zustande Maler Paul Lang, Lehrer an der höheren Webeschule in Krefeld , zu bringen. An Stelle einer im letzten Augenblick Indisponierten übertragen worden. Aus Zürich wird der Frankf. 8tg." unterm 5. November Vertreterin des Partes der Hanne. Als ein gleichwertiger Sänger berichtet: Furchtbare Föhn stürme durchbrausen seit vergangener des Simon war der ebenfalls seit langem hochangesehene lyrische Nacht die Innentäler der Aare, der Reuß, Linth und des Rheins. und epische Sänger Anton Sistermanns getreten. Diesen Heute morgen um 8 Uhr hob sich die Temperatur im warmen Odem beiden Größen kam in dem Parte des Lukas Herr Rudolf des Schneefreffers" auf 20 Grad Celsius! Bis hinaus ins nördJäger aus Dresden , der dem Volkschor in besonders hin- liche Alpenvorland dringt die ungestüme Wärmetelle; in Zürich gebender Weise entgegengekommen war, nahe. Der Chor selber registrierte um 9 Uhr das selbstschreibende Thermometer 92 war nicht so zahlreich, wie es für den Riefensaal 20.8 Grad, und das am 5. November! Es ist eine der höchsten vielleicht zu wünschen wäre; doch tat Herr Chormeister Dr. E. 3 ander Temperaturen der legten vierzig Jahre um diese Jahreszeit, so lange gut daran, daß er lieber mit Wenigeren Gutes, als mit Vielen genauere amtliche Aufzeichnungen gemacht werden: 22.4 Grad Minderes brachte. Dagegen bewährte ich die Verstärkung des Celsius brachte der 9. November 1895 und 21.5 Grad der 4. November " Neuen Tonkünstler Orchesters" gut. Die Rezitative 1899. Wie es beim richtigen Föhn immer vorkommt, zeigen sich wurden am Klavier von Herrn Richard Kurs ch begleitet. schon früh morgens die Hochalpen in wundervoller Klarheit über der leichten, wogenden Nebeldecke unseres Seetales, so nahe dem Blicke, daß man mit freiem Auge auch die zartesten Nüancierungen der Felsen und Schluchten erkennen kann.-
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Man sieht, es handelt sich um eine Darbietung, die der Kritik, schon weil das Werk geschichtlich weit zurück liegt und doch ziemlich allgemein geläufig ist, wenig zu tun gibt. Am wenigsten Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW.