mit glühendem Auge und zorngerötetem Kamm sein herrisches, gereiztes Krähen aus. Ohne auf dieses Erwachen der Ebene zu achten, das sie alle Tage erlebte, setzte Pepeta ihre Wanderung mit leerem Magen und schmerzenden Beinen in immer größerer Hast fort. Als sie Valencia erreichte, flutete die Arbeiterbevölkerung wie ein Strom hinein und drängte sich auf den Brücken. Sie schlich sich unter die Arbeiter der Vorstädte, die, ihren kleinen Frühstücksbeutel über der Schulter, in die Fabriken marschierten, blieb am Zollbureau stehen, um sich dort ihren Passierschein geben zu lassen, er kostete ein paar Pfennige, die ihr jeden Tag das Herz abdrückten; und bog dann in die noch leeren Straßen ein, wo die Glocke ihrer Kuh eine monotone Harmonie erweckte, die in den noch schlafenden Bürgern Träume von grünen Wiesen und ländlichen Idyllen wachrief. Da Pepeta in der ganzen Stadt Kunden hatte, so war ihre Wanderung durch die Straßen von Valencia sehr ver- wickelt; beständig mußte sie vor den verschlossenen Türen Halt machen hier ein Hammerschlag, dort drei bis vier ohne daß sie jemals mit dem scharfen, schneidenden RufIm Ileet I" (Milch) innehielt, der gar nicht aus ihrer kranken Brust zu kommen schien. Und die Tür öffnete sich, und auf der Schwelle erschien, den Milchtopf in der Hand, eine Magd mit wirren Haaren, in Pantoffeln, mit schlummerschweren Augen, oder eine alte Portiersfrau, die bereits ihre Mantille umgenommen hatte, um zur Messe zu gehen. Gegen acht Uhr, nachdem sie alle ihre gewöhnlichen Kunden bedient, war Pepeta in der Nähe des ärmsten Viertels angelangt. Auch hier konnte sie noch KNndschaft finden, denn es wohnten hier vereinzelt Kleinkrämer. Die Bäuerin trat also schnell in die unsauberen Straßen, die zu dieser frühen Stunde wie tot schienen. Plötzlich hörte Pepeta, daß man sie rief. An der geöff- neten Tür eines Hauses gab ihr ein Mädchen ein Zeichen, und die Bäuerin begann die Nocha in den Topf zu melken, den das Mädchen hin hielt. Diese ließ die Augen nicht von der Milch- srau. Ihr seid... Pepeta?" sagte sie endlich in zögerndem Ton, als wäre sie ihrer Sache nicht ganz sicher. Pepeta erhob die Augen, richtete ihren Blick auf das Mädchen und schien von einem Zweifel befangen. Du bist's, Rosario?" Ja, sie war es. Das Mädchen bestätigte es ihr mit einem traurigen Kopfnicken. Sofort bezeugte ihr Pepeta ihre Ueber- raschung:Sie hier, als Magd bei ganz kleinen Leuten, die Tochter von so angesehenen, ch renwerten Bauern!" Rosaria versuchte, auf die Bemerkungen der Bäuerin mit einem Lächeln zu antworten, aber man sah, daß der scharfe Blick und die hellen Augen Pepetas ihr weh taten; sie senkte das Haupt, als wolle sie weinen. Pepeta gab ihre kühle und spröde Haltung auf. Ja, an dem allen war niemand anders, als dieser Don Salvador schuld, der jetzt sicherlich in der Hölle braten mußte.Ja, das war die Wahrheit, die reine Wahrheit, dieser alte Geiz- hals war an allem schuld. Die ganze Huerta wußte es... Großer Gott, wie eine ganze Familie so zugrunde gehen kann! Man hatte zu Hause im vorigen Jahre erfahren, daß der Vater im Zuchthaus zu Ceuta gestorben war; was die Mutter betraf, so war die Unglückliche in einem Krankenhaus von ihren Leiden erlöst worden... Der arme Vater Barret, der die Güte selbst war! Nein, wie sich in zehn Jahren doch alles in der Welt verändert!..." Rosario wurde lebhaft bei dieser Unterhaltung, sie schien sich zu verjüngen, während sie mit der Freundin ihrer Kindheit plauderte. Ihre vorher noch roten Augen blitzten jetzt bei der Erinnerung an die Vergangenheit.Und das Haus? Und die Aecker? Sie lagen noch immer brach, nicht wahr? Ach, was wäre das für ein Glück, wenn sie doch auch umkommen und zu allen Teufeln gehen wollten, die Söhne des San Salvador, diese Schurken. Das war die einzige Hoffnung, die sie tröstete. Sie war dem Pimento und allen anderen aus der Gegend herzlich dankbar, daß sie keinen auf die Felder gelassen hatten, die von rechtswegen ihrer Familie� gehörten. Und wenn jemand sich ihrer zu be- mächtigen versuchte, dann kannte man ja das Mittel: bumm, ein Flintenschuß, der ihm dm Kopf zerschmetterte." (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck verboten.) Wovon näbren fich die pflanzen? Wer wird bei dieser Frage nicht sofort an diefleischfressenden" Pflanzen denken, vielleicht auch an das köstliche Bild OberländerS, das darstellt, wie eine ängstliche Mutter ihren Peperl im botanischen Garten von diesen exotischen Blumen fernhält, aus Angst, der Kleine könnte von ihnen gepackt und verschlungen werden? Diese Pflanzen aber, die eigene Vorrichtungen besitzen, um winzige Insekten fest- zuhalten und sich die Produkte des Ticrkörpers zu eigen zu machen, sind ja bloß eine Ausnahme. Im allgemeinen huldigen die Pflanzen einem Prinzip, das ja auch für uns Menschen schon oft in Erwägung gezogen wurde, und zu dem unsere Nachkommen vielleicht noch einmal gelangen werden: sie nehmen chemische Nahrung zu sich. Es hat unendlich langwieriger Studien bedurft, um die Prinzipien der Ernährung der Pflanzen klarzulegen. Man geht bei diesen Untersuchungen klarerweise von dem Grundsatz aus, daß jeder Körper aus den Stoffen bestehen muß, die er in sich ausgenommen hat. Daß bei diesen Experimenten mit den Blumen nicht besonders zart umgegangen werden kann, wird man aus dem folgenden ersehen. Das zu untersuchende Objekt wird also zuerst damit beginnt so ziemlich jede wissenschaftliche chemische Untersuchung aufs ge­naueste gewogen. Man erhält dasLebendgewicht" der Pflanze. Dann bringt man sie in ein geschlossenes Gefäß, die Pflanze verwelkt, das Gefäß beschlägt sich mit Wasser, dessen Vorhandensein somit be- reits festgestellt wird. Jetzt aber beginnt die Untersuchung für den zartnervigen Beschauer, der es vielleicht sonst sorgsam vermeidet, einen Grashalm zu knicken, erst recht peinlich zu werden. Die dem Tode für die Wissenschaft geweihte Pflanze wird so lange auf 110 Grad erhitzt, bis sie auch die geringste' Spur von Wasser abge- geben hat. Wann dies der Fall ist, erkennt man daran, daß die bei 110 Grad trocknenden Pflanzenteile von Tag zu Tag keinen Ge- Wichtsverlust mehr erleiden, sondern immer dasselbe Gewicht auf- weisen. Dieses heißt das Trockengewicht. Nun ist es ja ein Leichtes, sich auszurechnen, wie viel Prozente Wasser die Pflanze im Leben enthalten hat; man kann daraus ja auch schon gewisse andere Schlüsse, zum Beispiel auf den Nährwert der Pflanze, ziehen. Schon in diesem frühen Stadium der Untersuchung erhält man die verschiedenartigsten Resultate. So findet man, daß Weizen nur dreizehn, dagegen Kopfsalat vierundneunzig und ein Champignon sogar bis achtundneunzig Prozent Wasser enthält. Erhitzen wir nun die übriggebliebeneTrockensubstanz" unter Ausschluß der Lust dasselbe, was der Köhler mit dem Holze im Kohlennreiler tut, so erhalten wir natürliche Kohle. Diese besteht aus Kohlenstoff. Alle brennbaren Teile des Pflanzenkörpers ent- halten nämlich dieses Gas. Man nennt sie organische Körper, im Gegensatz zu den anorganischen, die keinen Kohlenstoff enthalten. Die lebenden Pflanzen- und Tierkörper enthalten sowohl organische als auch anorganische Bestandteile. Ihre organische Substanz besteht außer aus Kohlenstoff noch aus Stickstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und eventuell auch aus Phosphor und Schwefel. Damit ist aber die chemische Untersuchung des Pflanzenkörpers noch nicht beendet. Schlagen wir nun einmal bei der Erhitzung der obenerwähnten Trockensubstanz einen anderen Weg ein. Lassen wir der Luft freien, ungehinderten Zutritt. Ein Blick in den Ofen oder auf die Zigarre belehrt mich den Laien sofort über den zu erwarten- den Verlauf der Dinge. Der Kohlenstoft wird als Kohlensäure ent- weichen und Asche, das heißt die gegen Feuer widerstandsfähige Mineralsubswnz(die anorganische Substanz) bleibt zurück. Diese besteht hauptsächlich aus Kalk, Kali, Magnesia, Eisen, Phosphor und Schwefel. Unendlich lange haben sich die Gelehrten darüber die Köpfe zer- brachen, ob die Mineralsubstanzen! von der Pflanze durch ihre Lebenstätigkeit erzeugt werden oder ob sie von außen in sie gelangen, bis sie zu der heute festbegründeten Einsicht kamen, daß sie dem Boden entnommen würden, daß die Pflanze im wahrsten Sinne des Schillerchen Wortesan den Brüsten, der Natur" saugt. Die Erde enthält denn auch tatsächlich in Form verschiedener Verbindungen. die wir Salze nennen, alle jene Stoffe. Aus dieser ergab sich nun von selbst die zweite Frage, ob alle genannten Stoffe in der Pflanze eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen haben oder ob sie nur zufällig, weil sie eben im Boden vorkommen, in die Pflanze gelangen. Diese wichtige Frage wurde mittels einer Methode gelöst, die etwas mehr beschrieben werden mag. Jedermann weiß, daß man gewisse Pflanzen auch ohne Erde kultivieren kann. Es gibt da eigens geformte Gläser, die man bloß mit frischem Wrisser zu füllen braucht. Tulpen und Hyazinthen gedeihen darin prächtig. Die Erklärung dieser Erscheinung ist ja ganz einfach: das Wasser enthält eben die zur Ernährung der betreffenden Pflanzen nötigen Substanzen in genügender Menge. Wollen wir aber die Ernährungs- bedingungen einer Pflanze genau studieren, so werden wir uns eben die Mliihe nehmen müssen, ihr das Mcrni selbst zusammenzustellen. Wir werden sie daher in destilliertes Wasser bringen, das keinerlei mineralische Substanzen enthält, und werden in dieses alle jene Bestandteile bringen, von denen wir bereits wissen, daß sie in der Pflanzenasche von den Chemikern nachgewiesen wurden. Durch lang» wierige Experimente hat man festgestellt, daß ganz verdünnte Lösungen dieserSalze"(höchstens zwei Gramm auf einen Liter Wasser) genügen. Jedes Mehr ist bereits schädlich. Auf diese Weise kann man den Kulturen nach Wunsch ein oder das andere Mineral entziehen, dessen Zweck und Wirkung man gerade prüfen will. Durch