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diefe Kulturmethoden hat man vor allem festgestellt, daß die Aschen­bestandteile unentbehrliche Nährstoffe der Pflangen sind, daß die Pflanzen ohne diese nicht gedeihen können. Das Fehlen dieses oder jenes Minerals äußert sich aber in ganz verschiedener Weise. Bringen wir in einer Nährstofflösung, welcher das Kalt fehlt, die bereits gefeimten Samen so unter, daß die Wurzel in die Lösung eintaucht, während das Stengelteil sich in der Luft befindet, so werden wir etwa eine Woche zwischen diesen und jenen Pflänzchen, welche neben­an in einer alle Nährstoffe enthaltenden Lösung aufgestellt wurden, feinen Unterschied finden. Dann aber werden die ohne Stalf fulti­bierten erkranken, sie bleiben im Wachstum auffallend zurück, be­kommen braune Flecke und binnen zwei bis drei Wochen werden sie böllig eingegangen sein.

Bei Mangel an Stali oder Magnesia unterscheidet sich die Pflanze anfänglich gar nicht von normalen, später aber werden die neu angelegten Blätter allmählich kleiner und fleiner und erreichen nicht mehr die gewöhnliche Größe, gleichzeitig sterben die zuerst angelegten Blätter ab. Wie wir wissen, dienen aber die grünen Blätter dazu, aus der Luft die Kohlensäurenahrung aufzunehmen, was hier lang sam unmöglich wird, und so gehen unsere Pflanzen einem zwar langsamen, aber sicheren Sohlenstoffhungertode entgegen. Ein ähn licher Fall ergibt sich bei völlig eisenfrei gezogenen Keimlingen. Nebenbei sei bemerkt, daß die Pflanze so außerordentlich geringer Mengen von Eisen bedarf, daß es großen Schwierigkeiten begegnet, Kulturen ohne dieses Element herzustellen. Die geringen Mengen von Eisen, die in Form von Staub in unsere Stulturen gelangen, ja sogar jene kleine Spuren, die aus dem Glase des Kulturgefäßes vom Wasser herausgelöst werden, würden der Pflanze vollständig genügen. Nehmen wir aber an, es wäre uns gelungen, unter Beobachtung aller möglichen Vorsichten wir hätten statt Glasgefäßen solche bon Silber oder besser noch aus Platin verwendet wirklich völlig eifenfreie Kulturen zu erziehen; welch ein merkwürdiges Bild! Die ersten drei bis vier Blätter fagen wir, wir hätten Erbsen an­gebaut zeigen ihr gewöhnliches Aussehen, das fünfte ist aber schon gelblichgrün, das nächste, das erscheint, zeigt überhaupt kein Grün mehr, es ist schneeweiß.

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Auch unsere Vermutung, den Pflänzchen fehle das Licht, erweist fich nicht als stichhaltig, haben wir es doch schon seit einer Woche an die hellste Stelle des Gewächshauses gebracht, und auch die. nächsten Blätter und Ranten   sind wieder weiß, schneeweiß geworden! Diese merkwürdige Erscheinung, die übrigens unseren Gärtnern wohl­bekannt ist, hat man als Bleichsucht oder auch als Chlorose bezeichnet. Aus dem Umstand, daß bei diesen Wasserkulturen fo start ver­dünnte Lösungen verwendet werden müssen, ist schon zu entnehmen, daß diese Pflanzen wenig mineralische Nahrung dem Boden ent­ziehen. Eine Buche entnimmt dem Boden beispielsweise im Laufe von vierzig Jahren nur 2,7 Kilogramm Kali.

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Kleines feuilleton.

-Huerta. Das spanische Wort bezeichnet eine ebene, gut bewässerte, gartenmäßig bebaute Gegend. Wohl die schönste und die fruchtbarste Huerta ist die von Valencia  . Sie befißt das wärmste Klima von Europa  . Reis, Mais und Weizen gedeihen gleich gut. Der Drangenbaum, Weinstock und Delbaum biegen sich unter der Last der Früchte. Ganz Valencia   versorgt die Huerta mit Gemüse. Die aber die Felder bebauen, find armselige Bächter. Von ihrer Arbeit, ihrem Leben, ihren Leiden und Freuden gibt der heute beginnende Roman ein anschauliches Bild.

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Auslassung eines Fachmannes bor. Obgleich die Männer der en. Neber die Zukunft der Elektrizität liegt wieder einmal die Brazis Theorien und Prophezeiungen noch weniger geneigt find als die der exakten Wissenschaft, sind bei der Wende des Jahrhunderts doch selbst hervorragende Sachverständige auf dem weiten Gebiet der Technik mit einer Art von Zukunftsmusik hervorgetreten. Im wesentlichen tam ihr Urteil darauf hinaus, daß das zwanzigste Jahrhundert die Epoche der Elektrizität werden würde, wie das neunzehnte das der Dampfkraft gewesen ist. Immerhin hatte die Elektrotechnik schon vor dem Abschluß des vorigen Jahrhunderts eine so großartige Entwickelung erreicht, daß man der Voraussage, sie werde erst in den kommenden Jahrzehnten ihren eigentlichen großen Aufschwung nehmen, einigen Zweifel entgegenbringen dürfte. Man kann sich aber dem Eindruck nicht verschließen, daß die Wahr­scheinlichkeit auf seiten der Fachleute und ihrer Ansichten steht. Der elektrische Strom ist noch immer verhältnismäßig teuer, auch nicht überall zu haben, und das wird wahrscheinlich schon in einer nahen Beit anders werden. Die neuen Aeußerungen eines Elektro- In­genieurs in der Wochenschrift English Mechanit  " beschäftigen sich der Reihe nach mit Telegraphie und Telephonie, Beleuchtung, Kraft­übertragung und Elektrizitätserzeugung, elektrischem Transport und Elektrochemie. Bezüglich der Telegraphie wird die Voraussicht aus­gesprochen, daß die drahtlose Telegraphie vermutlich mit Bezug auf Buverlässigkeit und Diskretion niemals das ältere System er= reichen und überwinden werde. Die drahtlose Telegraphie wird wohl, auch wenn sie aus ihrem vorläufigen experimentellen Zustand herausträte, nur den Verkehr mit den Schiffen und dem Festlande und den Verkehr der Schiffe unter einander zu besorgen haben. Hier sei sie nicht nur nüßlich, sondern auch notwendig, und es lasse fich erwarten, daß nach nicht langer Zeit die Ausrüstung jedes Schiffes mit einer Anlage für drahtlose Telegraphie geradezu ge fordert werden würde. Dasselbe, was von der Ueberlandtelegraphie gesagt wird, gilt sicher auch von der Telephonie, nämlich daß sie nicht mehr durch ganz neue Verfahren wird verdrängt werden können. Das Grundwasser des Bodens enthält die für die Ernährung dehnung auf große Entfernungen. Vielleicht wird schon in einigen Die einzige große Verbesserung des Telephons liegt in feiner Auss der Pflanzen nötigen Bestandteile gelöst, und diese werden gleich Jahren das bekannte System von Pupin soweit vervollkommnet zeitig mit dem Bodenwasser in die Gewächse aufgenommen. Zur sein, daß man auch zwischen London   und New York   mit voller Deut Nahrungsaufnahme aus dem Erdboden dienen, wie es sich ja denken läßt, die Wurzeln, und zwar deren Enden. Je zahlreicher und ver- lichkeit wird telephonieren können. Auch die Art der Erzeugung und zweigter diese sind, desto intensiver wird der Boden ausgenügt. So Hebertragung der Elektrizität wird als ziemlich abgeschlossen be kommt es auch, daß in einem dürftigen Boden von den dort vor- trachtet. Die Motoren, Dynamos   und Empfänger sind praktisch kommenden Gewächsen viel mehr Wurzelfasern entwickelt werden nie gefunden werden, ein Verlust an Kraft bei Uebertragung auf eine bollkommen, ein besserer Leiter für elektrische Kraft als Kupfer wird als von ihren nächsten Verwandten in einem üppigen. Wir wissen zum Beispiel, daß die Kiefer, bekanntlich ein Baum, welcher aller- große Entfernung wird immer eintreten, und dieser Verlust wird dings in Zwergform selbst noch hoch oben in nächster Nachbarschaft immer um so größer sein, je länger die Leitung ist. Das sind phy von ewigem Eis und Schnee gedeiht, etwa dreißigmal mehr Wurzel- sikalische Geseze, über die der Mensch nie hinauskommen wird. fasern entwickelt, als die zur gleichen Sippe gehörige Tanne Theoretisch kann man elektrische Kraft beliebig weit übertragen, aber es wird stets unflug bleiben, dabei gewisse Grenzen zu über­und Fichte. schreiten. Die elektrische Beleuchtung, die ältefte der elektrischen Industrien, ist in höherem Grade weiterer Verbesserung fähig als irgend ein anderer Zweig, denn die Umformung elektrischer Energie in Licht ist auch heute noch äußerst unwirtschaftlich. Nur 4 b. H., also ein Fünfundzwanzigstel, wird in Licht verwandelt, der Rest in Wärme verschwendet, während doch kein theoretisches Hindernis vor= liegt, daß nicht 95 b. H. als Licht sollten verwertet werden können. Die Elektrochemie hat in einigen Ländern eine hohe Entwickelung erfahren, und ihr weiterer Ausschwung läßt sich schwer beurteilen. Vorläufig ist sie hauptsächlich an die Wasserfälle gebunden. Ein unermeßlich weites Feld dehnt sich noch für die Benuhung der Elektrizität als Zugkraft aus. Hier wird schon in den nächsten zehn Jahren vermutlich ein ungeheuerer Fortschritt durch die Elektrifizierung der Dampfeisenbahnen geschehen. Die direkte Er­zeugung der Elektrizität aus Sohle ist trob ihrer theoretischen Mög lichkeit noch ein Traum, ebenso auch die von Tesla erstrebte Weber­tragung elektrischer Kraft ohne Drahtleitung.

Sehen wir uns einmal ein solches Wurzelfaserende genauer an! An der stumpfen Spize ist es so glatt wie die Ahle des Schusters, zirka anderthalb Zentimeter weiter nach oben ist die Wurzel mit einem dichten Pelze von sogenannten Wurzelhaaren bekleidet, welche aber nicht etwa den Schutz gegen Kälte zu besorgen haben, sondern viel wichtigere Geschäfte. Jedes dieser Wurzelhaare besteht aus einem außerordentlich dünnen, aber allfeits geschlossenen Schlauch, welcher die Eigenschaft hat, das Wasser des Bodens aufzusaugen. Durch die Unmenge dieser Härchen, die infolge ihrer Bartheit mit Leichtigkeit in die engsten Oeffnungen zwischen die Bodenteilchen eindringen, werden die Pflanzen sehr fest im Boden verankert. Aber noch eine wichtige Aufgabe erfüllen diese Wurzelhaare. Wir haben bereits ge­hört, daß das Bodenwasser samt den darin gelösten Nährsalzen von der Pflanze aufgenommen wird, mithin wären die in den festen Be­standteilen des Bodens vorhandenen Salze für die Pflanze unzu­länglich, besäße sie nicht einen eigenen Apparat, der sie aufschließt". Dieser Apparat sind die Wurzelhaare, welche nicht allein das Boden­wasser aufsaugen, sondern auch gleichzeitig verdünnte Säuren ab­geben, wodurch die festen Bodenteilchen aufgelöst werden. Daß die Wurzelhaare tatsächlich Säuren ausscheiden, läßt sich durch ein ein­faches, hübsches Experiment leicht nachweisen.

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Das fogenannte blaue Lackmuspapier hat die Eigenschaft, durch Säuren rotgefärbt zu werden. Man lege also einen mäßig feuchten Bogen dieses Papiers er ist in jeder Drogerie um billiges Geld zu haben auf einen Teller und darauf Kressensamen, die leicht zu beschaffen sind und sehr rasch wachsen. Das Ganze wird mit einem zweiten Teller bedeckt und an einen dunklen Ort gebracht, weil die Dunkelheit das Wachstum beschleunigt. Nach atvei bis drei Tagen schon findet man das Lackmuspapier an jenen Stellen, wo es mit den Wurzeln in Berührung fam, gerötet.-

en.

Theater.

Deutsches Theater  . Der Kaufmann bon Venedig". Lustspiel in 5 Aften von Shakespeare  . Leuchtend entfaltete sich auf Reinhardts neuer Bühne die Bilder fülle des Shakespearefchen Wertes. Die Brücken und Bläge, die Kanäle und Häusermauern des mittelalterlichen Benedig, das bunte Treiben auf der Straße, die bei lockender Festmusik nächtlich schwärmenden Maskenzüge, der ernste Gerichtssaal mit der Gruppe der rotgekleideten Richter im Mittelpunkt, die goldene Pracht von Porzias Zimmer und der Märchenzauber der mondscheinbeschienenen Landschaft, in der Lorenzo und Jessila, der Rückkehr der Freunde harrend, ihren Liebesbund feiern, das waren Meisterwerke einer

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