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Der Weg zur Hölle" geht zwischen der bösen Schwieger- Hans Unger hat nicht diese Harmonie. In ihm ist ein mutter- natürlich und der spanischen Tänzerin Cornero. Zwiespalt. Man spürt diesen Zwiespalt überall, und nur in den Die eine ist der Stachelzaun am Wege, die andere die Rose mit fleinen landschaftlichen Studien ist er einheitlich. Da stellt er scharf Dornen. Als holde Blüte steht da der Schwiegervater, auf dessen und bewußt einen Eindruck hin, Herbsonne, die über das blaue Kosten sich der Schwiegersohn amüsiert. Da blüht das Blümlein Meer an gelbe Slippen scheint, Durchblicke durch tiefen, grünen Wunderhold, das liebe und geliebte Frauchen, prangt der Freund, Wald. Scharfe Linien, breite Farbenflächen geben einen festen der sich in die gewagtesten Abenteuer stürzt Geschäftsreise, Gesamteindruck. Dagegen wirken die Porträts und namentlich die Kuß aus Versehen, Verlieben, Hotelbrand, Rettungsarbeit, symbolischen Bilder gequält. Die Farbenempfindung wird hier Zeitungslob, alles unter dem Namen des Freundes. Die Disteln blechern. am Wege, das find: ein Graf, der Diener und das Dienstmädchen. Problematisch in seinem Schaffen ist auch Martin Eine ganze Geschichte. Nun können wir wieder von vorne an- Brandenburg . Auch hier bemerken wir die größten Diffe­fangen," fagt ein paarmal höchst geistreich der Schwiegersohn. renzen in den fatal an Theater erinnernden phantastischen Bildern, Und so und so oft fängt's von vorne an. Nur im zweiten Aft die Das hohe Lied" heißen( eine gleißende Sonnenpracht über dem wäre beinahe so ein bißchen was wie Charme. Das ist bei der Meer, in der ein Menschenpaar schwebt) oder Traum"( ein Gewirr Cornero das Tollen und Treiben. Aber es ist nur beinahe. Es von Theaterfeuern). Die Kohlezeichnungen interessieren durch die ist nur das, was sich von selbst tut: die spanische Tänzerin. Die sichere Zeichnung. Am eindringlichsten wirkt der Tod über der andern Akte sauern sich so hin. Nach dem Ausgang zu wird's Stadt", der im Gewand eines liederlichen Spelunkenbruders hin immer säurer. Da kommt ein Kalauer, und man lacht. Nachher zieht über den Dächern. ärgert man sich, daß man gelacht hat. Das sind die schlimmsten Stücke nämlich, in denen man sich ärgert, daß man gelacht hat. Aber schließlich gibt man sich drein. Man befieht sich noch mal die Marke. Kadelburg! Wenn in einem Jahre der Wein recht sauer geworden ist, wird er doch getrunken. Warum? Jst's das Trinkbedürfnis oder das Weinbedürfnis? Ach, die Menschheit ver­schwendet doch eine Unsumme Todesverachtung.

Herr Schönfeld spielte den Schwiegersohn. Herr Schön­feld ist ein routinierter Schauspieler. Sein Rest ist, daß man die Routine merkt. Und daß man merkt, wie er sich gegen das Dekla­mieren wehren muß, um beim Sprechen zu bleiben. Felicita Ceriglio war eine sehr gute Lola Cornero. Durchaus echt". Jda Becker spielte die Schwiegermutter gut und entsprechend. Die große Familie der geistigen Kabelburger zollte besonders nach dem zweiten Atte tapfer Beifall. Für den könnte sich Kadelburg in Mainz bei einer Konkurrenz zur Erlangung einer Karnevals= poffe den grünen Guckgudsorden siebenter Klasse bei Seiner närrischen Hoheit Prinz Karneval holen. Wenn das auch nicht verdienstvoll wäre, verdient wär's gewiß.-

Kunft.

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es. Eine ansehnliche Schar von Künstlern hat der Kunstsalon Schulte aufgeboten. Unter ihnen ragen vier kollektiv vertretene Maler hervor, die eine eingehendere Berücksichtigung fordern.

Als erster Hans v. Voltmann, in Karlsruhe tätig. Seine Kunst ist reif und eigen und zeigt hier den abgeschlossensten Wert. Alle anderen taften noch, suchen, übertreiben und greifen vorbei, nur selten gelingt ihnen ein volles Werk. Bei Volkmann ist jedes Bild eine abgerundete Leistung, legt Zeugnis ab von seinem Fleiß, seiner Gründlichkeit, wie von seinem zarten Empfinden, seinem eigenartigen Sehen. Er vermeidet jeden Kontrast, jedes forcierte Betonen. Ruhig und sanft gehen die Farben und Linien ineinander über. Jedes Teilchen erfährt Berücksichtigung. Es ist ist die ausgeglichene Ruhe der westdeutschen Landschaft darin. Hügel schwellen sanft ab und erheben sich sacht wieder, und weit reicht der Blick. Diese Harmonie ist nicht bequem und süßlich, es ist Weite und Größe darin, und sie ist nicht im Spiel gewonnen. Wie Wolf­mann ungezwungen einen Ausschnitt aus der Natur gibt und ihn dennoch zum Bilde rundet, ohne ihm von seiner unbewußten, ruhigen Schönheit zu nehmen, das ist ganz eigenartig und selten. Wie er die impressionistische Form benust, ohne sie zur Formel werden zu lassen, das ist vorbildlich. In grünen , verschwiegenen Tälern rinnt der blaue Bach, und dunkle Büsche geben weiche Schatten, ein heller, lauer Himmel liegt glatt und kühl darüber. Dann wieder erfüllt Herbstpracht die Räume, und die Hügel dehnen sich weit, daß die Menschen und Tiere, die sich auf den Feldern befinden, wie Spiel­zeug erscheinen. Oder es blühen in weißer Pracht die Obstbäume am Wege und noch glühender, weißer leuchtet die sandige Chaussee, die an den Bäumen entlang zum Dorf führt. Volkmann liebt den Reiz des Unauffälligen, die Schönheit der Natur, die im Leisen, Zwvanglofen liegt. Wie solch ein Landiveg über Hügel führt, an Büschen vorbeigeht, im Tal verschwindet, das reizt ihn. In dieser leisen Linienführung leistet er Bedeutendes. Und ebenso leise sind seine Farben, aber voller Harmonien. Die Büsche leuchten in zartem Grün, die Wiesen zeigen rote und blaue Tupfen, wo die Blumen stehen, und besonders ruhig und groß malt Volkmann den Himmel mit all den wechelnden Wolfenerscheinungen. Seltener vertieft Volkmann die Kontraste so, wie in dem Herbstbild, wo ein dunkel­blauer Bach im Grunde leuchtet und oben auf den Hügeln prangen die goldenen Herbstfarben. Auf diese Weise prägt sich in Volf­mann landschaftlich ein besonderer Typus aus, er kennzeichnet die Natur der westdeutschen Ebenen, die Eifellandschaft ist sein Revier. Künstlerisch ist er ebenso eigen, diese Mischung von Grazie und Feinheit, Ruhe und Bewegung begegnet selten wieder und man sieht wieder, wie sehr es vom lebel ist, beim echten Künstler Technik und Gefühl so scharf zu trennen. Gewiß sieht Volkmann seine Natur mit liebenden Augen und er flügelt nicht mit technischen Raffinements, wenn er sie darstellen soll. Aber da er die Schön­heit tief fühlt, strömt in seine Bilder die Harmonie mit über, Leitet ihn an, zart und sicher zu arbeiten, und läßt ihn eigene Reize entdecken, an denen der, der nicht so tief fühlt, vorbeigeht.

Ad. Levier( München ) ist der berufene Modemaler. Er weiß sich pariserisch geschickt zu geben. Unleugbar hat er Talent. Aber seine Weiß in Weiß gemalten und weißgerahmten Porträts fann man nicht lange ertragen. Man hat vor den Augen die Suggestion massenweis verarbeiteter Schlagsahne. Die Herren­porträts sind ernster.

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Humoristisches.

Gingegangen. Schuster: Hier bringe ich Ihnen die reparierten Stiefel, Herr Doktor. Drei Mark, wenn ich bitten darf!" Doktor: Bas, drei Mark? Sie sind wohl verrückt! Lassen Sie Ihren Kopf untersuchen... Stann nichts finden. So, die Konsultation kostet fünf Mark- da bekomm' ich noch zwei Mark heraus!"

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Vorahnung. Frau( zu ihrem Mann, einem Geschäfts­reisenden, der eben einen Kunden besuchen will): Ich werde hier auf Dich warten!" Mann: Hm... Db ich aber gerade zu dieser Tür' hinauskomme...?"-

Am Telephon. Na, Herr Müller, haben Sie den Huber antelephoniert und ihn gründlich abgekanzelt wegen seiner Nach­lässigkeit?"

Jawohl, Herr Prinzipal!"

War er denn auch selbst am Telephon?" " Ja freilich, Herr Prinzipal!" Na, was hat er denn gefagt?" " G'schaugt hat er halt!"-

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Notizen.

( Fliegende Blätter.")

" Jugend" und Simplicissimus " erhöhen von Neujahr ab den Nummernpreis: Die Jugend" von 30 auf 35 Pf., der Simplicissimus" von 20 auf 30 f.

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Andalosia". Die Deutsche Verkehrszeitung" bringt folgende Bücheranzeige: Im Verlage von F. Harnisch, Charlotten burg, erscheint in einigen Tagen, Andalosia", ein dramatisches Gedicht von Ferdinand Bonn .

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Die Chemnitzer Stadtverordneten haben zwei Millionen für den Bau eines neuen Stadttheaters bewilligt. Das Theater erhält 1300 Sitzplätze.-

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aufführung im Münchener Hoftheater großen Erfolg. Richard Strauß ' Feuersnot " hatte bei der Ersts - Jm Söllergebiete und in den Fennersbacher Alpen sind über 1000 Gemsen an der sogenannten, räude" eingegangen.

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Gems.

3m Prometheus" lesen wir: Welch bedeutende Leistung die An­Leistungen moderner Werkzeugmaschinen. wendung der sogenannten Schnelldrehstähle ermöglicht, zeigt eine Stollektion schwerster Werkzeugmaschinen, die von der Firma Arm­strong. Whitworth and Co in Manchester auf der Weltausstellung in Lüttich gezeigt wurden. Eine Fräsmaschine fräst bei einem Kraft­verbrauch von 40 PS in der Minute eine Fläche von 150 mm Breite und 112 mm Länge 22 mm tief. Eine Drehbank schneidet von einer 46 cm starken Welle einen Span von 25 mm Tiefe, der bei jeder Umdrehung 6 mm fortschreitet, und verbraucht zu dieser Leistung 60 PS. Eine Vertikalbohrmaschine bohrt in einer Minute ein Loch von 19 mm Durchmesser 51 em tief in einen Gußeisenblock, und eine noch schwerere Bohrmaschine bohrt in Stahl ein Loch von 45 mm Durchmesser und 63 mm Tiefe in 28 Sekunden bei einem Straftverbrauch von 30 PS.

Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruderci u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.