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Bom Meer sickert der Frühlingshering herein. Die Watenmeister liegen in ihren Booten und forschen mit dem Fernrohr den ganzen Tag unten im Meere. Wo die Vögel in Schwärmen freisen und sich hie und da niederstürzen zum Stoß in die Fluten, da hält der Hering sich auf; im Tiefwasser läßt er sich schon mit Negen fangen, aber nun ist es die große Frage, ob der Hering die seichteren Plätze aufsuchen wird und die Winken und Fjorde, wo sich ganze Züge absperren lassen mit Waten. Denn da erst sammeln die Wate sich, da erst ent­wickelt sich Leben, und laute Rufe ertönen, und viel Volk und Handelsfahrzeuge erscheinen auf dem Plan. Und der Ver­dienst wird sein wie der Sand am Ufer des Meeres.

Fischfang ist Glücksspiel. Der Fischer stellt sein Netz aus und wartet auf den Erfolg, er wirft seine Wate aus und über­läßt dem Schicksal den Ausgang. Oft jagt ein Verlust den anderen, sein Anhang treibt ab oder sinkt oder vergeht im Sturm; er aber rüstet sich immer von neuem und segelt hinaus. Manches Mal fährt er einen langen Weg bis zu Stellen, wo andere ihr Glück machten, und er rackert sich ab und rudert wochenlang über harte Meeresstrecken hin und erscheint schließ­lich zu spät auf der Bildfläche: das Spiel ist aus. Aber dann und wann kann auch das große Los mitten auf seinem Wege liegen und ihn erwarten und anhalten und sein Boot mit Zalern füllen. Niemand weiß, wem das Glück lächeln wird, und alle hoffen mit gleichem Recht..

Kaufmann Mad war auf dem Posten, schon hatte er seine Wate und seinen Bast im Boot, und das Fernrohr kam ihm nicht von den Augen. Mack hatte eine Galeasse und zwei Jachten in der Bucht liegen, soeben waren sie von der Klipp­fischtour nach den Lofoten zurückgekehrt, und die Ladung war gelöscht; nun wollte er Heringe laden, wenn Heringe einfamen, sein Speicher war voll von leeren Tonnen. Er würde auch Heringe auffaufen, soviel er befommen fönnte; zu dem Zwecke hatte er sich sofort mit Bargeld versehen, um eingreifen zu tönnen, bevor die Preise stiegen.

Mitte Mai gelang dem Kaufmann die erste Absperrung mit der Wafe. Es war nichts Großes, nur ein halbes Sundert Tonnen, doch das Ereignis sprach sich herum, und ein paar Tage darauf lag auch eine fremde Watenmannschaft an Ort und Stelle. Hier war viel Aussicht.

Da fand eines Nachts auf Mads Kontor in der Fabrik ein Einbruch statt. Es war ein sehr tollkühnes Verbrechen, denn die Nächte waren jetzt strahlend hell vom Abend bis zum Morgen, und alles, was vor sich ging, fonnte man auf weite Entfernung hin wahrnehmen. Der Dieb hatte zwei Türen er­brochen und zweihundert Taler gestohlen.

Für das Kirchspiel war es eine ganz unerhörte Be­gebenheit, die feiner verstand. Von einem Einbruchsdiebstahl bei Mack in eigener Person hörten selbst ältere Leute zum erstenmal im Leben. Im kleinen konnten die Bewohner des Kirchspiels nach schwachem Vermögen sündigen, aber einen Diebstahl mit seinem Drum und Dran hätten sie nie fertig bekommen. So geriet denn auch gleich die fremde Waten­mannschaft in Verdacht und Verhör.

Doch die fremde Watenmannschaft hatte Beweise, daß sie in der Einbruchsnacht mit allen Leuten an Bord draußen eine Meile von der Fabrik entfernt gelegen und Ausguck nach Heringen gehalten habe.

also

Dem Kaufmann tat das von Herzen weh. So hatte einer aus dem Kirchspiel die Tat verübt. Nicht das Geld tam für den Kaufmann in erster Linie in Betracht, nein, er sagte es gerade heraus, daß es ein Summer Dieb gewesen sei, weil er nicht mehr genommen habe. Aber daß einer aus seinem Kirchspiel ihn bestehlen konnte, das kränkte den mächtigen Herrn und Beschützer aller schwer. War er es nicht, der mit den Steuern für seine verschiedenen Geschäfte das halbe Budget der Gemeinde bestritt? Und hatte je ein Notleidender, der Hülfe verdiente, sein Kontor ohne Hülfe verlassen?

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Pfarrer die Gelegenheit wahr, um den Dieb anzugreifen. Da fommen sie zu uns um die Nachtzeit," sagte er, und brechen in unser Haus ein und rauben unsere Habe. Nikodemus  tat nichts Böses, er war ein furchtsamer Mann und wählte die Nacht zu seinem Gange; doch er ging um seiner Seele willen. Und was tun sie heute? Ach, ein frecherer Sinn ist in die Welt gekommen, man benutzt die Nacht zu Plünderung und Sünde. Mag die Strafe den Schuldigen treffen, ans Licht mit ihm!" ( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

Der augenblickliche Stand

der deutschen Elektroinduſtrie.

Wenn man die Entwickelung der deutschen Elektroindustrie in den letzten Jahrzehnten zeichnerisch darstellt, so ergibt sich dasselbe Bild wie bei der Entwickelung unserer modernen Industrie über­haupt, nämlich ein stetig ansteigender Linienzug, der aber nicht gerad­linig verläuft, sondern wellenförmige Hebungen und Senkungen zeigt. die Entwidelung eine sehr starke Tendenz nach oben; wie bekannt Am Ende der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte folgte dann um die Jahrhundertwende ein starker Rückschlag, der manche Firma der Elektrotechnik überhaupt vom Boden wegfegte.

Augenblicklich ist die Entwickelung unserer Elektroindustrie wieder, wie es scheint, im langsamen Aufsteigen. Aus manchen An­zeichen geht es heror.

So wurde vor einiger Zeit bekannt, daß die größte deutsche Firma der Elektrotechnik, die Allgemeine Elektrizitäts- Gesellschaft in Berlin  , ihr Aktienkapital von 86 auf 100 Millionen Mark erhöht, nicht, wie es in dem Berichte der Gesellschaft heißt, um neue Fabrikationszweige aufzunehmen, oder um den Betrieb nach irgend einer Richtung hin zu erweitern, sondern nur, um entsprechend dem größeren Umfage auch größere Mittel flüssig zu haben. Ferner haben, entsprechend der regeren Nachfrage, fast alle deutschen elektro­technischen Firmen in der letzten Zeit die Preise ihrer Maschinen und Apparate beträchtlich erhöht; motiviert wird diese Preiserhöhung mit einer Verteuerung des Rohmaterials, fie entspringt natürlich in Wirklichkeit nur der besseren Konjunktur.

Es ist interessant festzustellen, auf welchen Gebieten zurzeit die deutsche Elektroindustrie ihre lohnende Tätigkeit findet. In den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entſprang die Prosperität der Elektroindustrie vor allem aus dem Bedürfnis, die vorhandenen Pferdebahnen in elektrische umzuwandeln, und ferner aus der Tatsache, daß sich jede kleine Stadt eine Beleuchtungss zentrale bauen ließ. Heute liegen die Verhältnisse ganz anders. Die Hauptbeschäftigung unserer elektrotechnischen Firmen besteht von elektrischen Einrichtungen in jetzt in der Installation industriellen Unternehmungen aller Art, vor allem in den großen Bergwerks- und Hüttenbetrieben.

In diesen Betrieben herrschte noch vor einigen Jahren die Dampfkraft unumschränkt. Dampf gab die Energie her für die Fördermaschinen, Dampf diente dazu, die gewaltigen Wasser­baltungsmaschinen der Bergwerte anzutreiben. So geeignet auch die Elektrizität wegen der Möglichkeit, ihre Erzeugung zu zentralisieren und ihre Fortleitung ohne große Verluste zu bewirken, gerade für Gruben ist, es hat doch lange Zeit gedauert, bis sie hier erfolgreich Bergwerte mit ihren tiefen Schächten und oft weit auseinander liegenden mit dem Dampf fonkurrieren konnte. Das hat seinen Grund in der Eigentümlichkeit der Bergwerksbetriebe. Es handelt sich dort für die Fördermaschinen, die Lasten von mehreren Tonnen aus großer Tiefe fördern müssen, meistens um Leistungen von einigen tausend Pferdestärken, die aber nicht andauernd, sondern in geringen Zeit­abständen hergegeben werden müssen. Der die Fördermaschine an­treibende Motor wird also eine furze Zeit stark belastet, muß dann still gefegt werden und dann in entgegengesezter Richtung wieder weise zum Anlaufen zu bringen und ihre Drehrichtung umzukehren, anlaufen. Diese Forderung, große Elektromotoren in ökonomischer stellte die Konstrukteure elektrischer Förderanlagen vor eine sehr schwierige Aufgabe, die aber in jüngster Zeit durch das nach seinem Erfinder benannte Ilgnersche Fördersystem sehr elegant gelöst wurde. Sowohl die Allgemeine Elektrizitäts- Gesellschaft, als auch Siemens u. Halste find Licenznehmer der Jignerpatente und führen ihre großen Förderanlagen nach diesem System aus. Auf die technischen Einzelheiten kann hier nicht näher eingegangen werden; ausführliches darüber findet sich in den beiden letzten Jahrgängen der Elektrotechnischen Zeitschrift".

Mack setzte eine Belohnung aus, um den Diebstahl auf zuklären. Fast täglich erschienen ja neue Watenfischer auf Neben den Fördermaschinen sind in Bergwerksanlagen die dem Plate, und auf alle diese fremden Menschen mußte es Wasserhaltungsmaschinen von der größten Bedeutung, und auch sie doch einen sonderbaren Eindruck machen, wenn Kaufmann erhalten in neuester Zeit zum größten Teil elektrischen Antrieb. Mack so mit seinen Leuten stand, daß man ihn bestahl. Als Ermöglicht ist dies durch die in den letzten Jahren sehr vervoll­Diese Pumpen nehmen flotter Handelsfönig tat er ein übriges und setzte die Be- lommneten Hochdruckzentrifugalpumpen. lohnung auf vierhundert Taler fest. Alle Welt sollte ſehen, wenig Raum ein, haben eine hohe Umlaufszahl und werden des halb mit dem Antriebselektromotor direkt gekuppelt. Der ganze daß es ihm auf eine runde Summe nicht ankam. Maschinensaz, Pumpe mit Motor, wird unter Tage, dort wo gerade der stärkste Wasserzufluß ist, aufgestellt und erhält die elektrische Energie durch Kabel von einer über Tage stehenden Zentrale.

Der neue Pfarrer bemächtigte sich der Einbruchshistorie, und am Trinitassonntag, als die Predigt von Nikodemus  handeln sollte, der zur Nachtzeit zu Jesu kommt, nahm der!

In engstem Zusammenhange mit den bergmännischen Betrieben