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Indier und die biblischen Völker in bezug auf Farbensehen sehr am Ufer gebaut wird. Die Ingenieure von Victoria- Park haben ähneln. Sie stehen auf gleicher Stufe. Daraus schloß man also, nämlich zu diesem Zweck eine Säule aus Zement von 15 Meter man müßte, wenn man jetzt die primitiven Völker der Gegenwart Höhe und etwas über zwei Meter im Quadrat errichtet. Diese auf ihr Farbenschen untersuchte, auf Parallelerscheinungen stoßen. Säule ruht auf einem Gerüst, das 6 Meter über dem Boden steht. Eine Expedition wurde zu diesem Zweck ausgerüstet. Seltsamer- Man wird jetzt warten, bis der Zement sich durch Austrocknung weise wurde festgestellt, daß alle Völker, die Südseeinſulaner wie genügend verfestigt hat und dann die ganze Säule seitwärts in den die innerafrikanischen, alle Farben sehen wir wir. Bloß erscheinen Fluß stürzen, damit ihre Bruchstücke dort den gewünschten Damm ihnen bestimmte Farben wichtiger, und für diese haben sie Bezeich- bilden. Diese Arbeit hat ihren Ursprung in den Klagen, die von nungen, für andere, die sie auch sehen, nicht. Untersucht man canadischen Gesellschaften darüber geführt worden sind, daß das die Skala der Farben, so kann man feststellen, daß die primitivste Wasser des Niagara infolge der Abzapfung für die Gewinnung Farbe, die überall Vorliebe findet, rot ist, die Farbe des Bluts, mit elektrische: Straft an der fraglichen Stelle merklich gefallen ist, so dem sich der Krieger tätowiert. Rot gilt zugleich als festliche Farbe. daß es nicht mehr die Auslässe der Kanalisationsröhren in sich auf­Die römischen Kaiser wurden auf ihren Siegeszügen auf Purpur nimmt. Die erwähnte Zementsäule hat ein Gewicht von etwa 200 eingeholt. Noch jetzt schmücken wir zu festlichen Gelegenheiten Säle Tonnen. Damit sie beim Sturz in das Wasser in etwa gleich große gern vornehmlich mit Rot. Danach fungierte an zweiter Stelle Teile zerbricht, sind in Abständen von etwa Metern seitlich Gelb. Der Vortragende leitet das her aus dem Sonnenkult, dem Holzkeile in den Zement eingefügt, die fast bis zur Mitte der Säule gelben Licht, in dem die Sonne morgens schwimmt. Im Zu- gehen. Dadurch wird die ganze Masse beim Fallen in sechs Stücke sammenhang stehen damit die Kulte. Venus und Bacchus erscheinen zerbrochen werden. Damit nun ferner diese mächtigen Zementflöße in gelben Gewändern. Das Christentum führte darin eine merk- nicht durch, die Strömung erfaßt und fortgetrieben werden, sondern würdige Umwandlung herbei. Es diskredierte das heidnische Gelb, den für die Erfüllung ihres Zwecks nötigen Zusammenhalt be= und fortab erscheinen die Dämonen in Gelb, und wir sprechen vom wahren, ist in der Mitte der Säule eine sehr schwere Kette von etwa gelben Neid. Das Christentum verhalf dann, entsprechend seinen 800 Pfund Gewicht eingemauert worden. Man erwartet, daß der Borstellungen, dem Blau, der Farbe des Himmels, zur Geltung. auf diese Weise verhältnismäßig leicht geschaffene Damm zu einer Vortragender wies darauf hin, daß auf den italienischen Bildern, erheblichen Stauung des Wassers beitragen wird. Das Umstürzen namentlich bei Raffael , die heiligen Personen immer rote und blaue der mächtigen Säule wird jedenfalls ein sehenswertes Schauspiel Gewänder tragen. darbieten. Bewirkt werden wird es dadurch, daß das Holzgerüst unter der Säule durch Hebel in eine schiefe Stellung gebracht wird.

In dem Schlußteil des Vortrages wies der Redner auf die Konsequenzen für die Kunst hin. Wir sehen daraus, daß das Farbensehen sich tatsächlich immer feiner differenziert. Gehen wir durch ein Museum, so finden wir bei den frühen Deutschen jene primitiven Farben kraß nebeneinander gestellt, während wir jett die feinsten Uebergänge wahrnehmen und wiedergeben. Die Re­naissance hatte eine Vorliebe für prächtige Farben, die wie Fan­farenstöße wirkten. Das Rototo zog sich zurüd, es wollte graziös sein und vermied ängstlich die Wirklichkeit. Heute sehen wir wieder, wie die Künstler resolut der großen Natur mit offenen Augen gegenübertreten; sie wollen so fräftig sein wie die Renaissance­fünstler, so fein wie die Maler des Rokoko. Darum so schloß der Redner mit beherzigenswerten Worten, die im Munde eines Museumsdirektors doppelt angenehm klingen sollen wir uns der Führung unserer Künstler anvertrauen, die selten so vielseitig und resolut borgingen, wie zu unserer Zeit. Wir sollen nicht sagen, so sehen wir nicht die Natur, wir sollen zugeben, daß die Künstler hier feiner empfinden, und an ihren Werken sollen wir unser Farbensehen bilden.-

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Humoristisches.

- Der rechte Zusammenhang. Zwei Professoren vom Gymnasium einer kleinen Landstadt kamen gelegentlich eines Gelehrtenkongresses in die Provinzialhauptstadt, in der sie zusammen studiert hatten. Durch die Jugenderinnerungen übermütig geworden, besuchten sie am Abend ein Theater; sie hatten dort einstmals die Dramen Goethes und Schillers gesehen und wußten nicht, daß aus dem Theater inzwischen ein Variété geworden war. Schweigend fahen sie zu, wie nacheinander zwei Chansonetten, drei spanische ein Humorist auftraten. Während sich Tänzerinnen und darauf ein Bauchredner produzierte, gab der eine von ihnen endlich seinen Gefühlen Ausdruck. Wissen Sie, Herr Kollege", sagte er, was ich in diesen modernen Stücken schmerzlich vermisse, ist der rechte Zusammenhang."-

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Der Predigtamtstandidat. Nu valehren Se jeschlagene zwee Monate in unfan Haus, Herr Kannedat, essen bei uns zu Mittach un Abend nu machen Se aber dalli mit unsan Linch'n! Unsa Kind, wissen Se, is uns zu jut zu' ne Freßbraut." ( Simpl.")

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Notizen.

Die Neue freie Voltsbühne veranstaltet ihre Mozart- Feier nächsten Sonntag 8 Uhr in der Hochschule für Musik, Hardenbergstraße. Den Vortrag hält Dr. Leopold Schmidt. Gaftfarten für Nichtmitglieder( zu 1,50 m. einschl. Garderobe und Text) sind in beschränkter Anzahl bei der Amelangschen Buchhandlung, Potsdamerstr. 126, zu haben.

Adele Sandrock wird am Deutschen Theater in Hoffmannsthals" Dedipus und die Sphing" debütieren. Das Stück geht am 26. Januar zum erstenmal in Szene.

-Neber die Art der Herstellung der eßbaren" oder indischen" Vogelnester durch die Seeschwalben herrschen verschiedene Ansichten. Die Salanganen es sind vorzugsweise zwei Arten, der Labet und der Lintjih bauen ihre löffelartigen Nester an steilen Fels= wänden oder in Höhlen an den Küsten der ostindischen Inseln, besonders an der Südküste Javas. Die in den Handel gebrachten Nester gleichen etwa dem Viertel einer Eierschale, sind 2-3 Benti­meter hoch, 5-7 Zentimeter breit und etwa 10 Gramm schwer; sie bestehen aus einer der weißen Hausenblase ähnlichen, harten und spröden Masse, die sich durch Kochen in eine zähe Gallerte von fadem oder schwach salzigem Geschmack auflöst. Für die Chinesen find die indischen Vogelnester die feinste und darum auch am teuersten bezahlte ein einziges Nest der besten Qualität fostet in Hongkong über 2 Mark, in Europa etwa 4-6 Mark Delikatesse. Die Chinesen weichen die Nester zunächst ein, geben sie dann mit einem fetten Stapaunen oder einer Ente in einen fest verschlossenen Topf und lassen sie bei gelindem Feuer 24 Stunden lang kochen. Die Japaner fochen sie zu einem schleimigen Brei, den sie mit - Die Condottieri ", ein Schauspiel von Rudolf Buder vermengen und falt genießen. Europäische Feinschmecker laffen sie, in dünne Streifen zerschnitten, mit start gewürzter Herzog, hatte bei der Uraufführung in Karlsruhe großen Fleischbrühe kochen; sie geltend als start stimulierend, welche In der Komischen Oper" mußte die Erstaufführung Wirkung jedoch zum Teil wohl den Gewürzen zukommen dürfte. Die Nester sollen nun nach der einen Ansicht von den Sa- von Wolfs, Corregidor" auf Montag, den 15. Januar, ver­Tanganen zum größten Teil aus den verschiedenen Meeresalgen mit schoben werden. Hülfe ihres Speichels aufgebaut werden, während sie nach der- Die Wiener Hofoper erhält jedes Jahr einen Zuschuß Ansicht anderer( Marshall) nur aus dem klebrigen Speichel be- bon 600 000 kronen. Im vergangenen Jahre wurden außer dieser stehen, welcher aus zahlreichen Drüsen in der Mund- und Rachen- Summe noch 283 000 Stronen angebaut. höhle von den Tierchen abgesondert wird. Durch eingehende Unter­suchungen, welche Professor Dr. J. König( Münster ) in Gemein­schaft mit J. Bettels in der Zeitschrift für Untersuchung der Nahrungs- und Genußmittel" 1905, Bd. 10, Seft 8, bekannt gibt, wurde nunmehr festgestellt, daß in den Vogelnestern 50-60 Prozent dem Mucin nahestehende Stickstoffsubstanz und nur etwa 15 bis 20 Prozent Kohlehydrate enthalten sind; ihre Zusammensetzung weicht daher vollkommen von derjenigen der Meeresalgen und der Daraus hergestellten Produkte( 3. B. Agar- Agar) ab, so daß mit Sicherheit anzunehmen ist, daß die eßbaren Vogelnester nur ein Erzeugnis des Speichels der Seeschwalben bilden.-

(" Prometheus".)]

Erfolg.

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Die Stadt Posen hat einen engeren Wettbewerb um einen öffentlichen Brunnen ausgeschrieben. Es sind dazu drei Berliner und vier Münchener Bildhauer aufgefordert worden. Die Berliner Künstler sind August Gaul , Lewin- Funcke und Lederer; die Münchener Bildhauer, welche an dem Wettbewerb teilnehmen, sind Josef Floßmann , Wrba, Richard Riemerschmidt und Obrist.

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Von dem Gustav Müller Preis für Werke reichs. deutscher Künstler in Marmor oder Bronze, die auf der römischen Internationalen Kunstausstellung vom 10. Februar bis 31. Mai 1906 ausgestellt werden, sind dieses Jahr etwa 8300 M. verfügbar. Anmeldungen sind zu richten an die Società degli amatori e cultori di belle arti in Rom . Via Nazionale. Die An­nahme ist für deutsche Künstler auch nach der Eröffnung bis etwa Bis Weihnachten 1905 sind von einem Dresdener Importeur griffen. Es handelt sich um die Schaffung eines Steindamms auf 21 210 böhmische Zuchtfasanen nach Deutschland , haupt der canadischen Seite des Flusses, der aber nicht im Wasser, sondern sächlich nach Norddeutschland, versandt worden.

Technisches.

en. Gin merkwürdiges technisches Unter- Anfang April zulässig.- nehmen ist jetzt an den Niagarafällen in der Ausführung be=

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Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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