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- und Auflösung- wollte. Auch hier, troh des äußeren Unglüds,| quiems verknüpft: ein grauer Hagerer Mann mit ernster Miene ein nicht hoch genug zu bewertender innerer Gewinn, daß gerade kam eines Tages und brachte brieflich die anonyme Bestellung. Mozart zu dieser Zeit nach Paris   fam. Er nahm an den Stämpfen Alles Fragen sei unnötig, der Besteller bleibe ungenannt. Mozart nicht Anteil. Aber in ihm fiel dennoch ihr Entscheid. In ihm ent- fagte zu. Als er gerade in den Wagen stieg, nach Prag   zu reisen, schied sich seine Zukunftsbedeutung. Er sollte der Erfüller des einen stand mahnend der graue Fremdling wieder da. Die geheimnis werden durch eine vollendete Bermittelung des anderen. Sein volle Bestellung wirkte auf Mozart wie ein Ruf aus dem Jenseits. Herz hing noch ganz an der italienischen Oper, aber sein Sinn Er blieb beständig unter dem Eindruck, daß er für sich selbst die stand schon nach dem Geiste des Spiels. Ter musikalische Gestalter Totenmesse schreibe.( Wir wissen heute, daß ein eitler Graf der bei aller Gesangsfülle, und wieder, die gesangliche Gestaltung bei Besteller war, der sich mit fremden Federn schmücken wollte.) aller musikalischen Charakterisierung, das bahnte sich hier in ihm an, das entschied sich vielleicht jetzt schon in ihm. Und ein schweres Erlebnis befestigte feinen Sinn und führte seinen Geift zu tieferen Gründen: im Juli 1778 starb ihm die Mutter in Paris  .

Der Vater verlangte den Sohn zurück. Er mußte wieder in die erzbischöfliche Stapelle eintreten. Auf der Heimreise traf er in München   wieder mit Aloysia zusammen. Sie empfing ihn gleichgültig. Es tat ihm weh. Aber er setzte sich ans Klavier und fang:" Ich laß das Mädel gern, das mich nicht will." In das nun folgende verkümmerte Salzburger   Leben ragt als Lichtpunkt die Aufführung der Oper Idomeneo" herein. Es war ein großer Erfolg, dem der Vater und die Schwester bei­wohnten. Dann entbot der Erzbischof seinen Konzertmeister nach Wien  , wo er weilte. Es ward eine Leidenszeit, voll des Kampfes, der Sorge und der tiefsten Kränkung für den jungen Meister. Ueberall zurückfehung, Anfeindung. Endlich der Bruch mit dem rohen Kujon, der Mozart mit Titeln wie Lausbub, Lump trattierte. Und sein Kammerherr Graf Arco die Kunstgeschichte bewahrt auch den Namen dieses brutalen Edelsten der Nation" auf warf gar den armen Mozart mit einem Fußtritt zur Türe hinaus. Aber bald kam ein Triumph des Genies; für das von Kaiser Joseph II.  gegründete Nationalfingspiel" schrieb Mozart die deutsche Oper " Entführung aus dem Serail  ". Sie fand begeisterte Aufnahme und Verbreitung aber Mozart hatte nur den Ruhm davon, von dem man nicht leben fann- Einnahmen hatte er teine. Die aber hätte er so nötig gerade jetzt gehabt: er hatte die Entführung aus dem Auge Gottes" im gleichen Jahre wie die Entführung aus dem Serail"( 1782) ausgeführt, d. h. er hatte Konstanze Weber  , die Schwester von Aloysia, geheiratet, nachdem er bei der im Hause " Zum Auge Gottes" wohnenden Familie selbst eine Zeitlang in Miete gewohnt hatte. Kümmerlicher Stundenverdienst. Es blieb ein armer Haushalt. Konstanze war keine bedeutende Frau, aber fie ertrug redlich und mit gutem Humor alles Leid mit dem Gatten, den sie zärtlich liebte. Sie verzieh ihm leicht die Stuben­mädeleien", die er ihr treulichst beichtete, fie ertrug Hunger und Kälte mit ihm. Als sie einmal fein Holz im Hause hatten, das Bimmer zu heizen, traf man das Baar, als es in der Stube walzte, um sich warm' zu machen.

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Am 5. Dezember 1791 starb Mozart  . Am 6. Dezember wurde er begraben. Sein Grab ist unbekannt. Ein Armengrab, ein Massengrab. Nur sein Schädel ist erhalten. Der Totengräbersohn hatte ihn gestohlen. Er ist jetzt in Wien  .

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Wir sehen in Mozart   den Repräsentanten des 19. Jahrhunderts mit seiner Leichtlebigkeit, seiner Genußfreude. Er hat nicht den Humor Haydns, der dem Volke entstammte, aber er hat ein warmes Gemüt, einen glänzenden Geist, eine entzüdende Grazie und ein Kindsein, das in den Anekdoten seiner Jugend mit voller Geltung für seine späteren Jahre verkörpert ist. Wir genießen das in seinen Klaviersonaten, in den Quartetten und Quintetten, wir bestaunen hier, in der G- moll- Sinfonie, ist auch der es in den Sinfonien Humor wir bewundern diese ganze wundervolle Art in den großen Opern Entführung"," Figaro"," Don Juan" und" Zauber­ flöte  ", wir spüren überall die gleiche Verwandtschaft des Zeit. lichen, aber auch die tiefere des Quellenden und Ursprünglichen. Bir sehen den Weg, den uns der einzige Meister in seinen Opern, in denen seine höchste Bedeutung gipfelt, führt, zur Einheitlichkeit von Gesang und Orchester, zu einer einheitlichen und flaren Charakterisierung, in der Einfügung der menschlichen Stimme in das Ganze, in der zugleich auch ein Sieg des Gesanglichen liegt, indem jedes Instrument zum Gesang emporgehoben wird. Das ist Mozart  , feine strahlende Schönheit, seine bestridende Liebens­würdigkeit, seine einschmeichelnde Vornehmheit, der größte und letzte Musiker des achtzehnten Jahrhunderts. Der nach ihm tam, der gewaltige Beethoven, er ist die Leidenschaft, der Kampf. Ee ist der Sohn der neuen Zeit, die der Umsturz, die die Revolution eingeleitet. Die göttliche Heiterkeit Mozarts hat die Aufwühlung abgelöst, die das Wesen Beethovens erschüttert, der Sturm, der Frizz Sperner. um seine Stirne brauft.-

Kleines feuilleton.

c. Die römischen Katakomben. Unter den mannigfachen Ges fühlen, die beim ersten Besuche der römischen Katakomben auf uns einstürmen, wird eines der stärksten die Bewunderung über die Bon jeher stat Mozart   das Opernschreiben im Kopfe. Zu- scheinbar endlose Ausdehnung ihrer Verzweigungen sein." Mit diesen nächst aber kam es nicht dazu, weil der Auftrag fehlte. Er be- Worten leitet H. B. Hoare einen Artikel über diesen Gegenstand im reicherte ir dieser Zeit unsere deutsche Kammermusit mit den sechs Nineteenth Century" ein. Man hat ausgerechnet, fährt er fort, daß Quartetten( 1785), die er dem Meister dieser Kunstform, Haydn  , alle die unterirdischen Gänge und Galerien, wenn fle in einer einzigen gewidmet hatte. Dann folgte im folgenden Jahre die Aufführung Linie aneinander gereiht werden würden, fich wohl über eine größere des Figaro  " der Erfolg wurde in Wien   unterdrückt, aber in Strecke ausdehnen möchten, als die ganze italienische Halbinsel Prag   ward diese Oper der Anlaß zur Bestellung des" Don Juan  ", lang ist, und daß die Gräber, die diese Mauern bergen, mehr den Mozart 1787 fertigstellte. Im lezten Augenblick vor der Vor- als zwei Millionen Tote umschließen. Eine solche Schätzung stellung warf er die Ouverture aufs Papier, während ihm Kon- läßt deutlich erkennen, eine wie gewaltige Ausbreitung die stanze Schnurren erzählen mußte, um ihn in der Nacht bei der chriftliche Religion schon in den ersten zwei Jahrhunderten Arbeit wach zu halten. In Prag   war der Erfolg des Don Juan  " in der Hauptstadt des römischen Weltreiches gefunden hatte, denn es ganz ungeheuer, in Wien   blieb er aus. Die Lage Mozarts er fann feine unbedeutende Sette gewesen sein, die schon lange vor der hatte 800 Gulden Jahresgehalt, für das, was ich leiste, zu viel, Anerkennung der Kirche durch den römischen Staat eine so ungeheure für das, was ich leisten könnte, zu wenig" befferte sich nicht. Begräbnisstätte für ihre Toten schuf. Diese Begräbnisse können auch Auch eine Reise nach Berlin   trug wenig ein. Bom preußischen nicht heimlich und unter dem Schutze der Nacht vor fich gegangen König ließ sich der österreichische Meister nicht halten. Er ver- sein, denn solch ein Unternehmen, das viele tausend Tonnen Erde zu sprach ihm nur, Quartette zu schreiben, dann kehrte er zu seinem hohen Hügeln anhäufte, hätte unmöglich der Wachsamkeit der römi­" guten Raiser" zurück, der ihn ruhig verhungern ließ. Und als fchen Polizei entgehen können, wenn diese überhaupt die Bestattung Joseph II.   durch Leopold II.   ersetzt wurde( 1790), wurden die Ver- der Chriften hätte verbieten oder verhindern wollen. Andererseits hältnisse des Meisters womöglich noch schlechter. Vorher hatte frei- hat man auch die Meinung aufgeben müssen, als ob diese Kata­lich Mozart   noch drei unsterbliche Meisterwerke geschaffen, feine tomben je als Stätten des Gottesdienstes gebraucht worden wären drei großen wunderbaren Sinfonien in Es- dur, G- moll und C- dur, oder als ob die verfolgten Christen hier einen Zufluchtsort 1791 erfolgte dann die Aufführung der Zauberoper Die Zauber- vor ihren Feinden gefunden hätten. Vielmehr haben diese unter flöte", die einer Geschäftsspekulation des Theaterdirektors irdischen Bauten nur zu Begräbnissen gedient, bei denen allerdings Schifaneder ihre Entstehung verdankt. In Not und Leid, in den ein feierliches Gebet gesprochen wurde. Die römischen Gesetze legten drückendsten Sorgen ist diese perlende Musik entstanden. Der Text den Christen bei Bestattung ihrer Gestorbenen durchaus feine ist ein elendes Machwerk, die Musik ist ein Wunder. Ganz aus Schwierigkeiten in den Weg. Wie jeder Friedhof so mußte auch der Musik sind die Gestalten geschaffen, die Königin der Nacht, Sarastro, der Christen nach allgemeinem Brauch außerhalb der Stadt ge­der volkstümliche Papageno. Und alles, was die Musik bieten kann, legen sein, sonst aber war ihnen gestattet, jede beliebige Form wählen, und Mozarts Oper vereinigt es. Gesang und Orchester, sowie es in der des Begräbnisses zu ihre Grabstätten waren und gleichen heiligen Schen des Entführung", der ersten deutschen Oper von hohem Kunstwert, der gleichen Schutzes begonnen war, immer mehr wird ihre vereinigende Charakterisierung, ficher, den der Römer einem jeden Grabe angedeihen ließ. Unter ihre fich zur Darstellung verschmelzende Ausgestaltung den damals üblichen Formen des Leichenbegängnisses war den Christen vollendet, in den beiden italienischen Opern Figaros Hochzeit  " die Verbrennung am meisten verhaßt. Sie galt ihnen als ein und Don Juan", bis sie endlich, notgedrungen, in der Zauber- heidnischer Brauch, der mit ihrer Zehre von der Auferstehung des flöte" den Sieg über den Tegt gewinnt und frei und selbständig Fleisches am jüngsten Gericht am stärksten fonirastierte. Aber auch dasteht. Mozarts Musik ist wie ein Goldregen, der vom Himmel die Einbalfamierung und die Erbauung von Mausoleen, wie sie die auf die Erde niederfällt und alles in seinen Glanz und Flimmer römische Aristokratie damals liebte, stand ihnen fern, zumal die An­hüllt. Eine Verschönerung der Jrdischheit, eine Vergeistigung der hänger des Christentums meistenteils arme Leute waren, die sich ein Gottlos Wirklichkeit, der nicht die Leidenschaft, der Ernst, die Tiefe und die so fostspieliges Begräbnis nicht hätten gestatten tönnen. Größe mangelt. Freilich, zur eigentlichen Verklärung des Tiefen erschien ihnen auch die unter dem niederen Volle übliche Beerdi­und Schweren und Großen kam Mozart   erst in seinem Requiem, gung, nach der die Leichen einfach in große Löcher am Esquilin  wo fie verfaulten und Hunden und daran er noch auf dem Totenbette schrieb, ohne es ganz vollenden geworfen wurden, Bu können. Mit seltenen Umständen ist die Bestellung des Re- Vögeln zur Nahrung dienten. Einen großen Einfluß auf

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