>nd Grün das aufgewunden? schwarze Haar. Da ist nichts Klein- ZickKs, keine Pose in dein Bild. Es steht gleichwertig neben den besten Franzosen. Dann wieder die graziöse Intimität im Land- schaftlichen, wo um eine mit aller Feinheit gemalte Hecke z. B. eine Reihe Putten tanzen, das Ganze in warmes, gelbliches Sommerlicht getaucht. Mit Trübner(1851 geb.) kommen wir schon in die moderne Zeit hinein, in die nächste Gegenwart. Seine Kunst ist ausschließlich süss Farbige angelegt. Ihm erwächst eine Erscheinung aus breit nebeneinander gesetzten Farbenslecken. Seine Mulart ist dementsprechend breit, flockig. Die graue und schwärzliche Tönung erhält den Vorzug, da sie auf die anderen Farben ausgleichend wirkt. Ter Hintergrund ist bei Trübner immer fein m, gelegt. Tos Fleisch malt er so tonig. Man merkt, daß Trübner Manct und die anderen Franzosen studiert hat, es ist eine Art festes Programm in seinem Schaffen, dem er unentwegt treu bleibt. Als Prob« seiner älteren Landschaftskunst ist die..Chiemsee -Landschaft" bedeutsam. Die feine, graue Tönung des stillen Wassers, die Silhouette des Torfes gegen den weißlichen Himmel ganz Hinten, die Ruhe in der Lust, all das ist bewunderungswürdig. Hauptsächlich sind sonst hier Porträts und Interieurs belebt durch Figuren. Neben Trübner steht Leibi (1811— 1900). Leibi hat zwei Perioden. Zuerst malte er genau und fest alles Detail. Neben der an altdeutsche Malerei erinnernden genauen Art steht ein feines Empfinden für Eleganz. In ein paar alten braunen Porträts zeigt er eine eindringliche Schärfe. Seine„Torfpolitiker" sind zw gleich haarscharf und plastisch und doch auch farbig wertvoll. Er hat ein paar Bilder hier, in denen man nur Hände, Finger, ein Mieder sieht. Tann kommt Leibi plötzlich zum Auflösen der harten Kon- turcn. Er malt flockig, weich. Er ähnelt da Trübner. Auch da- von sind hier gute Proben zu sehen. Unter den Leibl-Schülern ist du Freue und besonders S ch u ch zu nennen. Lenbach(1336— 1901) tritt auffallend zurück. Ter Gott Münchens fristet hier ein kümmerliches Dasein. Bis zu einem ge- wissen Grade ist das ein Unrecht. Es lasten sich aus der großen Masse der Lenbach-PorträtS eine ganze Anzahl wertvoller Arbeiten entnehmen, und namentlich aus der frühen Zeit gibt es viel Gutes, davon find nur einige und nicht die besten Proben hier zu sehen: ein paar schlichte Bauernhäuser, die trotz des dunklen Tones frisch wirken, Bauernjungen in der Sonne liegend, voll beleuchtet; vor allem ein kleines Bildchen, das Leute auf dem Felde arbeitend dar- stellt. Zwischen den gelben leuchtenden Massen wie Farbentupfcn die grell gekleideten Arbeiter und Frauen. Ten Abschluß gibt ein Kabinett Liebermann (1317 geb.). Auch Liebermann hat seine braunsaucige Periode. Er malte dunkel und schwer. Das Bild.„Im Rübenfelde" zeigt«S(1875). Nur der Horizont, der sehr hoch genommen ist. um dem Bilde Tief« zu geben, hat lichtere Töne. Die Gestalten, arbeitend« Frauen, stehen. fest und greifbar vor uns. Sie haben nichts von Milletschcr Größe. Absolute Sachlichkeit ist darin. Tann drängt das Farbige immer kräftiger hindurch. Die„Gänserupferinnen" sind schon heller, wenigstens die Lokalfarben. Durch das lveitzc Gefieder der Gänse ist das erreicht. In dem Kinderporträt„Holländisches Kind"(1878) merkt man den Einfluß von Franz Hals in dem Vorherrschen der grauen Farbe. Das„stehende Mädchen" mit dem Finger im Mund ist schwer, hat etwas von Genrckunst. Ucberhaupt hat man hier den Eindruck, daß das Genre nicht so fernab von Liebermann lag. Ter lachende Mann, der zwischen Gemüseköpfen auftaucht und den Be- schauer direkt ansieht, ist wohl malerisch gesehen, ist kräftig, groß und derb, aber es ist eine Beziehung zum Zuschauer da, die Liebermann gerade sonst verpönt. Der Vater, der sorgsam ein Kind hält und an der Wiege steht, will auch durch den Stoff wirken. Man hat den Eindruck, daß hier ein Talent sich bewußt frei gemacht hat, sich nach guten Vorbildern umgesehen und von diesen gelernt hat. Etwas Festes, Resolutes liegt in dieser Konsequenz. Auch in den „Kcmservenmacherinnen"(1875) liegt in der Art. wie die Gesichter gegeben sind, etwas Erzählendes, ein Hervorkehren der stofflichen Bedeutung. Liebermann hat nicht nur exakt gesehen, er hat Anteil genommen, er erzählt uns von den Alten. SsL ist etwas Lustiges darin. Eine Skizze desselben Bildes zeigt in dieser Ilnvollendung die moderne Note, die Liebermann später anstrebt. Er betont die Skizze mehr. Zusammen mit den beiden Bildern..Kleinkinderschule", von denen eins(1876) dunkler, das andere(1375) heller ist, die an Uhde denken lassen, erwecken sie deutlich die Empfindung, der Maler habe nicht, wie es immer betont wird, sich nur am Malerischen genügen lasten. Wie die Kinder lachen, wie sie aus den: Bild« her- aussehen, das erinnert zum Teil sogar an Knaus. Es ist eine ge- mütliche Note darin. Wie auch die obengenannten Bilder deutliche Beziehung zu den alten verpönten Genrebildern zeigen. Sie sind nur nach den französischen Borbildern derber angepackt in der Technik. Aber dieses sich genau an die Vorschrift halten hat etwas Bureaukratisches, Preußisches. Heller, freier wirken die„Kartoffel- buddelnden Bauern". Die Natur kommt hier mehr zum Busdruck; die freie Luft über dem Felde ist gut, in der die Personen plastisch stehen. Desgleichen der„Bauer im Kartoffelfeld", das weite Feld, die Verminderung der Personen kommt dem großen Gesantteindruck zugute. Von den modernen, lichtslimmcrnden Bildern, in denen Lieber- mann Menzels Spuren folgt, sehen wir hier nichts. Rur die male, rischen, breit angelegten holländischen Bilder aus den siebziger Fahren, die auf das Farbige ausschließlich Wert legen, die Farben reduzieren, das Ganze einheirlich stimmen, sehen wir noch: das in graugrün dunkel angelegte„Altmännerhaus"(187S),„Häuser in «cheveningcn"(1873),„Schwcinckoben"(1876) und„Waisen, mädchen", eine stille Harmonie in Weih, Rot und Schwarz. Hier sind die Farben alle kühl und hell geworden. Im kurzen Auszug gibt diese Abteilung'.inen Uederblick über die unserer Gegenwart zunächst stehenden Perioden. Es übcriviegen die Persönlichkeiten. Tann aber meldet sich schon bei Trübner ctlvas, das an Richtung, schule anklingt. Es liegt das daran, daß lvir diese Zeit noch nicht genügend übersehen, ihr nicht fern genug stehen. Wir sehen noch zu sehr den Einzelnen. Es läßt sich jedoch nicht leugnen, daß die Auswahl, namentlich der gegenwärtigen Künstler, etwas von Willkür hat. Die Münchcner werde» sich über diese Darstellung der Entwickclung nicht freuen. Es wird zugunsten der Deutlichkeit vieles unterdrückt, und diese Deutlichkeit spricht sehr stark für die Aufsastung, wie man sie in Berlin hat. Man läßt in der Vergangenheit den Böcklin, Thoma usw. den Borrang, setzt aber an das Ende Liebermann . Die Auswahl endet mit dem Jahr 1875, wie es heißt, mit dem Aufkommen des Impressionismus. Daß dieser keine neue Er- findung ist, geben die Impressionisten aber selbst zu und berufen sich zu ihrer Rechtfertigung auf die Vergangenheit. Leider übersehen sie sowohl wie die Leitung der Nationalgalerie, daß sie den Im- prcssionismus sehr stark zum SBort kommen lassen. Es gibt nämlich einen deutschen Impressionismus schon längst vor den Franzosen. Wir brauchen nur eiiren Stock höher zu gehen, wo wir in die Jahre 1510 hineinkommen, da finden wir Maler, deren Werke so frisch und modern sind, daß sie noch jetzt uns unmittelbar erfreuen. Diese blieben sehr unbekannt und verhungerten zum Teil. Aber in An- sätzen ist hier alles vorhanden. Ivas nach moderner Ansicht nur die neuen Franzosen hatten, und ost ist er hier schon voll ausgebildet, der allein seligmachende Impressionismus. Von diesen neuer» Ent- dcckungen wird das nächste Mal die Rede sein.— Ernst Schur. Kleines feirilleton. kh. Moderne Kunst vor 1000 Fahren. Die epochemachenden Ausgrabungen, die feit einigen Jahren auf Kreta unternommen worden sind und uns die Anschauung einer uralten, völlig neu» entdeckten Kunst und Kultur vor Augen geführt haben, erregten so« gleich bei ihren ersten Entdeckern eine besondere Verwunderung, weil sie mit den Formen unserer modernsten Kunst eine besondere Aehnlichkeit verrieten. In einer französischen Zeitschrist unternimmt cS nun A. Renandy, die Zusammenhänge dieser frühesten primitiven Anfänge mit den Resultaten unseres inodernsten Kunstschaffens zu vergleichen. Besonders im Ornament und in der Dekoration, wie sie sich auf kretischen Vasen und sonstigen Gebrauchsgegenständen und Nippes» fachen finden, rufen in ihrer bizarren Flächenverteilung, in der außerordentlich scharf beobachteten Realistik des Dargestellten Er» innerungen an unsere von Japan her beeinflußte Ornamentik hervor. Wir finden da ebenfalls feinstilisierte Pflanzemnotive; vor allein die auch heute wieder so beliebte Lilie ist höchst geschickt zur Füllung der Flächen verwandt. Auf dem Fragment eineS in Milo auf» gefundenen Fresko ist sehr realistisch ein Trupp fliegender Fische dar» gestellt, die über einen Wasserspiegel hingleiten, zwischen Felsen und allerlei Wasserpflanzen hindurch; mit feinem Geschick find die Muscheln dazwischen hin verteilt, so daß das Ganze einen reichen und doch dabei äußerst geschmackvollen Eindruck macht. Sehnlich!vie in der dekorativen Kunst sich eine Freude an der kapriziösen Linie. am Schnörkel, am freien Spiel von Arabesken und Ranken bemerk» bar macht, ist auch in der Damentoilette ein ganz modernes raffiniertes Empfinden zum Ausdruck gebracht. Die vielfach auf» gefundenen reichgekleideten Frauenfiguren der kretischen Kunst haben nämlich nichts von der feierlickien Strenge der wallenden und den Körper umfließenden griechischen Tracht; sie trugen keine weiten Tuniken, keine steiffallenden Chitons, sondern sie bedienten sich— das ist ganz deutlich wiedergegeben— des Korsetts und hielten auf eine feine, eng geschnürte Taille. Sogar in den diel seltener aufgefundenen männlichen bekleideten Figuren ist eine möglichste Einengung an den �Hüften und eine Verbreiterung an den Schultern als Schönheitsideal zu erkennen. Die Toilette der Damen besteht auS zwer Stücken, einer Korsage, die in ei»-".l engen Mieder und einer meist ausgeschnittenen Taille besteht, uno einem langen, nach den Fußen hin glockensörmig auseinanderfallei.dcn Rock . Während die griechischen Frauen die Arme frei trugen, sind die der kretischen Schönen in enge Aermel gesteckt. Mt den, Tecollets ging man augenscheinlich freigebig um. Ts sind einige Fresken aufgefunden worden, die lms in eine vornehme Damengesellschaft einführen, bei der die Damm in elegantester Toilette u»d in liebenswürdig gezierter Stellung sich unterhalten. Dabei ist ein sehr tiefer Ausschnitt allgemein üblich, wie auch diese Schönen im eleganten Raffen des Kleides bereits viel Grazie emfaltet haben müssen. Die Rocke haben so viel Volants, daß sie eine moderne Frau darum beimden konnte. In extravaganteii Kostümen und in einem seinen Gefühl sin; die
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23 (3.2.1906) 24
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