Der Hannpeter begleitete den Dotzljeimer auf den Hofmaus und erstattete ihm über die Unterhandlung Bericht,ie er seinem Auftrag gemäß mit dem Zacharias Allendörfergepflogen hatte. Danach erklärte sich dieser bereit, sein Gutdem Matz abzutreten, wofern auch der Berz seinen Besitz derMariann überlasse. Art und Weise der beiderseitigen Ueber-gäbe sollten heute nachmittag Gegenstand besonderer Beratungbilden, und zwar im Beisein des Bürgermeisters, der gesternabend bereits von allem verständigt worden war und seinErscheinen zugesagt hatte.Me Promptheit, mit der der Freiersmann verfuhr, wardem Dotzheimer durchaus erwünscht. Es erübrigte nur noch,die Gäste zur„Brait" einzuladen. Der„Allerweltsvetter" ver-sprach auch das zu besorgen.Während der Hannpeter in den Stall zurückkehrte, schrittder Bauer die Lohmühlsgasse entlang, schwenkte in den Eng-Pfad ein und gelangte gleich darauf ins Freie. In der ganzenGemarkung hatten die Wassermassen den Feldfrüchten be-trächtlichen Schaden getan. Jakobi sollte die Ernte beginnen.Das waren trübe Aussichten.Des Dotzheimers Stirn legte sich in Falten. ReichlicheNiederschläge waren in dieser Gegend nicht selten, aber soschlimm wie gestern Nacht hatte das Wasser seit Jahren nichtgehaust. Freilich, Wiesen und Weidegelände hatten keine Notdarunter gelitten.Was predigte er denn immer? Steift Euch nicht auf denKörnerbau. Auf dem Basalt die dünne Ackerkrume brachtenur geringen Ertrag. Lage und Form der Grundstücke warenvielfach unwirtschaftlich. Hierorts bestand noch der alte Flur-zwang. Danach mußte die Bestellung der Aecker zu gleicherZeit und mit den gleichen Früchten erfolgen. Bürgermeisterund Feldgeschworene pflöckten die Wege ab, die den Fuhr-werken zugänglich waren.(Fortsetzung folgt.)Die deutfchc Jahrhundert-Ausstellung.n.Wir haben das letzte Mal die Maler der nächsten Gegen-wart kennen gelerm, deren Werke im Parterregeschoß hängen.Wir gehen nun gleich in das oberste Stockwerk hinauf und befindenuns in einer Zeitperiode, die uns künstlerisch fern liegt, die Zeit amAnfang des vorigen Jahrhunderts.Ein Vorraum bringt seine Sammlung guter Porträts von demEnde des 18. Jahrhunderts. Unter ihnen ist besonders AntonGraf f-(1736— 1813) zu nennen, dessen treffliche, sichere Charakte-risierungskunst auffällt. Aber auch in der Art, wie er die Farbenzusammenstimmt, zeigt er ein eigenes Sehen. Er gibt ein Porträt,das ähnlich ist und doch deutlich die Spur seiner Handschrist trägt.Ein Gang in den nächsten Saal führt uns zu den Nazarenern.Eine andere, fremde Welt I Die Farben dunkeln. Unter einemfremden Himmelsstrich scheinen diese Maler zu leben und sich eineandere Welt der Schönheit zu erträumen. Italien ist das Land,das sie lockt. Ihm verdanken sie das glühende, tiefe Licht,ihm die ruhige Plastik der Formen, und seiner Kunstdie Glut der Farben. Mit etner Inbrunst dienen dieseKünstler dem fremden Schönheitsideal, als sei ihneneine neue Welt eröffnet. Und tatsächlich war das der Fall. Wiemit neuen Augen staunten sie die neu entdeckte Welt der Antike, diein Italien bewahrt war, an und gaben sich mit ganzem EnthusiaS-mus rückhaltlos dem edlen Fluß der Linien, der Fülle der Formenhin, wie sie ihnen in italienischer Kunst, italienischem Lebenentgegentrat. So fern uns diese Welt gerückt ist. den Schnorr,Veit, Overbeck bedeutete sie eine neue Welt und dieEhrlichkeit ihrer Ueberzeugu'ng spüren wir noch jetzt bor ihren Werken.Wollen wir aber Besieres von diesen Wnstlern sehen, so müffen wirihre Porträts betrachten, die mit großer Sachlichkeit, mit tiefem Eifergemalt sind.Es beginnt nun die Reihe der Kabinette, in denen als festeZentren einer einheimischen Malkultur Oesterreich und Hamburg fichpräsentieren. Diese beiden Richtungen wird man fich künftighinmerken müssen.Die Ueberleitung bildet cin�Kabinett Jos. Anton Koch(1768 bis1830), der in seinen Landschaften so pathetisch wirkt und das klassischeIdeal der großen heroischen Landschaft auf die Tiroler Gegend über-fcägt. Er baut aus Bergen, Bächen. Welt eine großzügige Szenerie,der man anmerkt, daß sie enipfunden, nicht erdacht, gesehenmid nicht erkünstelt ist. Koch hatte ein sicheres Auge, einefeste, derbe Hand. Das zeigen seine Porträts, von denenSer eine ganze Reihe zu sehen find, die man sonst seltenRechnung zieht, wenn man Kochs Bedeutung abschätzt. Mansieht, wie viel Kraft in diesem Künstler steckte. Auch die BilderHümmels(1763—1852) sind zu beachten, die mit resoluter Kraftein Stück Wirklichkeit, meist aus Berlin entnommen, hinstellen. Inden Interieurs, belebt mit Personen, ist viel intime Beobachtung.Außerordentliche Frische der Beobachtung zeichnet das Familien-bildnis von K. Begas<1794— 1854) aus. Auch vonM. von Rohden(1773—1868) sehen wir sehr ftische, un-befangene Landschaften voller Leben im Detail, voll farbiger An-schauung. Es ist, als wäre die braune Sauce der Jtalienmalernicht bis hierher vorgedrungen. Und gerade das ist das wichtige,das wir dieser unmittelbaren Lehre entnehmen, daß unbefangeneKünstler in dieser Zeit allenthalben der Natur trcublieben und sichnicht von der Schablone unterkriegen ließen. Sie haben unentwegt sogemalt, wie sie sahen. Sie haben nichts vortäuschen wollen. Ja.nur so lange sie so blieben, einfach, schlicht und ehrlich, waren siekräftig. Wie man es bei I. Hübner(1806—82) sieht, der inseiner Jugend so frisch malte, daß wir noch jetzt uns daran fteuen.Die Ausstellung bringt gerade Werke dieser Zeit. Später malte erschablonenhaft, kalt, und die Natur, deren Reize er so unbefangenwiedergegeben, entwich aus seinem Werk. Seine Farben wurdennüchtern, hart.Als Komplex tritt Hamburg auf. Hier hat zu Ansang desJahrhunderts eine Malergeneration gewirkt, der tief die Achtungvor der Natur im Blute steckte. Wir sehen die Wirklichkeit mitresoluten Augen an. Ihre Technik ist derb, groß, sicher. Fast meintman, kräftige Seeluft zu atmen. Di« Farben stehen groß undwuchtig. Keine süßliche Schönfärberei verdirbt das gesehene Bild inder Natur. Es wird so hingesetzt, wie es der Maler sah. Nücksichts»loses Sich-Durchsetzen> spüren wir in diesen Bildern, die zu einerZeit entstanden, als in Rom die Nazarener ihrem schwindsüchtigenIdeal nachjagten. Hier hatten sie Form und Größe und eindring-liche Farben, direkt aus der Natur genommen und nicht schwächlichaus den Werden der Alten excerpiert. Diese Sammlung ist vonLichtwark, dem Direttor der Hamburger Kunsthalle, zusammen-gebracht worden. Er hat diese Künstler eigentlich erst wieder ent»deckt, die nun in der modernen Kunstgeschichte bleiben werden. Esgehörte Mut dazu, die einheimischen Künstler so in, den Vorder-grund zu rücken, während sonst die Galerieleitungen gern die nachausländischem Rezept malenden Künstler, seien es nun, wie früher,Jtalienmaler, oder auf französische Autorität schwörende Künstler,bevorzugen und den treffsichere» kritischen Blick für das wirklichBedeutende vermissen lassen. Lichtwark gibt dannt ein gutes Beispiel.Unter den Hamburgern ragt einer heraus, der mit zahl-reichen, kleinen Bildern vertreten ist. Friedrich Wasmann(1805—.1886). Er ist ein feiner graziöser Stilist. Er hat vielSinn für schmeichelnde Farben. Man hält ihn gar nickst für ham,burgisch, die anderen sind viel robuster. Wie er einen Kopf malt,so ins Detail, und doch sp groß, so charakteristisch und doch sofeinfarbig, das läßt eine ganz eigene Anschauung erkennen. Erhah so viel Formsinn, zugleich so viel Farbengeschmack. Er hateine Leichtigkeit und Delikatesse in der Behandlung der Sujets, dieer immer mft eigenem Geschmack wählt, ganz unprätentiös, klein,die eine feste Sicherheit erhalten durch die Gründlichkeit, Zuver-lässigkeit der Behandlung. Die Sammlung der WasmannschenBilder ist durch den Rialer Grönvold in Berlin der Nachwelt er»halten worden, dem das Verdienst gebührt, auf diesen Küstler auf»merksam gemacht zu haben. Wasmann lebte lange in Tirol undinteressant ist der Niederschlag der Farbigkeit der Gebirgsluft inseinen Bildern. Er hat tiefe Empfindung, die ihn jedes Ding langeund mit besonderer Feinfühligkeit anschauen läßt. Er holt mehrheraus, als der Moment gibt. Auf diese Weise hält er sich frei vonNachahmung. Er bleibt der Natur treu und sieht da immer neueWunder. Damit bereichert er zugleich das technische Vermögen,denn er gibt unbefangen wieder, wie er es sieht, so daß er oftzu Farbenzusammenstellungcn kommt, die uns unmittelbar modernansprechen.Dieser Künstler ist aber nicht der einzige. Da sehen wir vonRuths große und zugleich intime Landschaften, da ist Morgen-stern mit kleineren Naturausschnitten; Strand und Wald sind aufihre malerischen Reize hin angesehen. Wir begegnen außerordentlichkräftigen Porträts von Runge(1777— 1810). Eine ungeheure,selbstbewußte, echt hamburgische Derbheit lebt darin. Frühfloren-tinische Einflüsse machen sich bemerkbar. Manchmal schreibt Rungesolch ein großes Kinderbild so groß und fest hin, wie etwa dieSchule von Bologna seinerzeit uralte. Große, einheitliche Färb-flächen, ein derbes Grün vorherrschend. Die Charakteristik vonäußerster Naturwahrheit. So blicken diese Menschen aus den Bil-dern, als ständen sie noch jetzt lebhast vor uns. Wie malerisch-kräftig ist diese Natur inS Bild übertragen l Zuweilen zeigt sichdann in kleineren Entwürfen Rungcs eine träumende, spielendePhantastik. Guirlandcn schlingen sich, Putten spielen herum; auchhier merkt man die Lehrmcisterin Natur noch. Helle Töne unter-stützen den leichten, freien Eindruck.Neben Runge steht Ol dach(1304— 1830), ein Maler, dertrotz seiner Jugend außerordentlich kräftige, selbständige Bildnissemalte.Tann finden wir noch eine Reihe kleinerer Interieurs undLandschaften, die gewissermaßen� bas Lokalkolorit zu diesenSchöpfungen geben. Hamburg, die Stadt, der Hafen, die Umgebung,alles mit Frische und Temperament gesehen, so daß unwillkürlichdie Luft dieser Stadt mit hinciiigebannt ist. Von Tischbein