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( 1791-1821) find besonders die kräftigen, vollen Stilleben zu erwähnen, die auch im Arrangement große Freiheit und Berührung mit moderner Auffassung zeigen.
Dieses ganze Hamburger Künstlergeschlecht wurzelte fest im Hamburger Boden. Es hat viel Kraft und Eigenart in der deutschen Kunst gewahrt. Kaum eine andere Gegend Deutschlands hebt sich so urwüchsig heraus. Liegt das nun an Lichtwark, der so emsig fammelte, und können wir vielleicht in anderen Gegenden noch auf Entdeckungen rechnen? Allerdings ist ja Hamburg bevorzugt. Es ist selbständiger; fremder Einfluß dringt nicht so hierher, gelehr fame Schablone, alte Vorbilder haben nicht die Geltung. Von außen her fommt frische Nahrung, Verbindung mit der Außentvelt besteht. Die Seeluft ist der Farbe, der Frische günstig. Der Norden wirfte mit erfrischender Nähe. Die Nähe Dänemarks , das zugleich eine feste, eigene und doch elegante Kultur besaß, gab Anregungen. Die folgenden Säle find Oesterreich gewidmet. Defterreich, speziell Wien , das für das eigene Land sowie für Deutschland überhaupt eine eigene vorherrschende Stellung einnahm, etwa wie Paris für Frankreich . Es entwickelte sich hier eine eigene Stultur, die schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts so start war, daß sie in der Kunst lange Zeit tonangebend gewesen. Es lag eine eigene Grazie darin, ein frohes, kapriziöses Farbengefühl, zugleich eine lebendige Fröhlichkeit im Erfassen, im Mitleben der Natur.
Desterreich ist sehr gut vertreten. Man hat hier anscheinend mit Umsicht gesammelt und so einen guten Ueberblick über die ältere Wiener Schule ermöglicht. Wir sehen Rud. Alt( 1812 bis 1905), der allerdings nur in zwei fleinen Bildern Proben seines feinen Könnens, feiner zugleich subtilen Zeichnung wie feinen Farbengefühls gibt. Reich ist Pettentofen( 1821-1889) bertreten. Auch seine Bilder sind klein. Sie find erfüllt bon warmen Tönen, die in dunklem Braun abschattiert sind. Meist schildert er das Leben des ungarischen Volkes, die braune Steppe bildet den Hintergrung, und malerisch bewegen sich die Kostüme in der sonnigen Luft.
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und hat oft Anjäße zu einer fühnen Phantastif. Neben ihm ist der Mecklenburger Kersting( 1783-1847) zu erwähnen, der an holländischen Interieurs sich bildete und danach reizvoll intime, farbig stille und feine Innenräume malte, in denen ein eigener Zauber weht.
Das folgende Kabinett zeigt einen Künstler, der uns gleichfalls nicht als so vielseitig bekannt war: Sarl Blechen( 1798 bis 1840). Seine Landschaften find intim, oft so hellsonnig, daß sie noch jetzt unmittelbar uns ansprechen. Die Figurenbilder haben einen so ausgesprochen monumentalen Zug, daß man unwillkürlich an Marées denkt.
Das Spizweg- Kabinett ist eine entzüdende Abwechselung. So viel Schönheit ist hier in Farbe gebannt. Auf Kleinster Fläche eine Fülle von Grazie. Dabei eine Malerei, die uns imponieren muß, ganz unboreingenommen, mit deutlichem Sinn für die Lichtund Lufterscheinungen. Zugleich sieht man hier den prachtvoll un befangenen Naturbeobachter Fearnley( 1802-1842), dessen Strich so impressionistisch wirkt! Auch Hausmann( 1825 bis 1886) verdient genannt zu werden. Er hat einen ausgesprochenen Sinn für den weichen Ausgleich der Farben. Er malt Kardinale und Mönche in der Kirche, auf Bänken sipend, ganze Reihen neben einander. Aber man denkt nur an die feinen Farbenharmonien der Gewänder, man vergißt ganz den Stoff.
Stuttgart macht einen derben, festen Eindruck als Ganzes. Es hat in Schulz seinen besten Vertreter, einen frischen Lands schafter, der die Sonne auf grünen Wiesen liebt.
Frankfurt hat viel intime Kunst. Interieurs, Gassen, alte Stadtwinkel. Burgers graziöse Genrekunst, der Landschafter Burnit und der Tiermaler Schreyer sind zu nennen. In Weimar ist man überrascht, einen Landschafter wie Buchholz zu finden( 1849-1889). Er malt Naturimpressionen von einer Helligkeit in den Tönen, wie wir sie jetzt als Errungens schaft der Moderne betrachten. Buchholz wurde erst vor kurzer Zeit entdeckt. Er mußte verhungern, da seine Zeit nichts für ihn übrig hatte. Auch Weihberger ist zu nennen, der so leicht in den Farben ist, ebenfalls Landschafter.
An erster Stelle ist jedoch Waldmüller zu nennen( 1793 bis 1865). Es ist noch nicht lange her, da konnte man diesen Den Abschluß macht ein Schwind- Saal( 1804-1871), feinen Künstler kaum. Jezt schäßt man ihn um so höher ein. Sein Wert ist reich. Aber immer hält er in seinen Bildern ein be- in dem die entzückende" Morgenstunde" hängt, die ale Malerei wie scheidenes Format inne. Am schönsten entfaltet sich seine intime, als Empfindungsausdruck gleich wertvoll ist. Wir brauchten nur graziöse Kunst in fleinen Bildnissen. Leicht und fein verteilt er die dies eine Bildchen zu haben, das so voll von sanften FarbenTöne und gibt im fleinen eine große Schöpfung. Es stimmt alles harmonien ist, und wir wüßten, ein wie feiner Künstler Schwind so vollendet zueinander, er hat einen so einheitlichen Gesamtton. war. Von dem Märchen- Schwind legen andere Bilder Zeugnis ab, Er ist einer der ersten, der hellstes Sonnenlicht fröhlich, unbefangen vor allem der Zyklus" Die sieben Raben ", die die ganze Welt des zu malen versteht. Er malt die Bauern, die Dörfer, die landschaft- Märchens in Farbe umsehen. Hier sind auch treffliche Porträts Ernst Schur. lich freie und schöne Natur. Alles erfüllt er mit Licht und Sonne. von Steinle zu sehen. Prickelnd zugleich und doch ruhig sind die Farben ausgestreut. Es zuckt Leben darin. Waldmüller betrachtete die Natur mit offenen, entzückten Augen, und sie schenkte ihm freigebig ihren Reichtum. Sie enthüllte ihm immer neue Wander. Wunder des Lichts und der Farben. In diesen Wäldern lacht die sonnigste Heiterkeit. Grausonniger Dunst breitet sich zwischen den Zweigen. Schönheit umfängt diese Welt.
Diese österreichische Kultur und Kunst hat in der Malerei einen weitreichenden Einfluß gehabt. Menzel z. B. hat von ihr Nur schnell können wir noch die Schönheiten im ersten Geschoß andeuten.
gelernt.
Im ersten Corneliussaal hauptsächlich füddeutsche Kunst. Hier fallen hauptsächlich Kobell ( 1766-1855) und Schmitson ( 1830-1863) auf. Schmitson malte mit Verve Tierbilder, breit und wuchtig. Kobell ist vielseitiger. Er malt Landschaften, Porträts, Schlachtenbilder, alles mit Temperament und eigenem Blick. Bürkel, Adam, Lindenschmitt, Lier sind bekannt. G. May zeigt mit älteren Werfen, wie viel Frische und Eigenart er besaß.
Im zweiten Corneliussaal überwiegen die Berliner . Bor allem Franz Krüger ( 1797-1857), der bei aller Genauigkeit doch einen Sinn für das Malerische behielt. Seinen Bildern haftet etwas Nüchtern- Berlinisches an, zugleich aber eine feste Ehrlichkeit und Kraft. Eine ganze Reihe von Schülern schließt sich ihm an. Sonst sind noch Menzel und Richter vertreten.
Kleines feuilleton.
ek. Schwäbisches in Schillers Sprache". Nichts ist mit dem Wesen des Menschen so untrennbar verwachsen, wie die Sprache des Heimatbodens, dem er selbst entsproffen ist. Warum sollte es einem Schiller oder Goethe möglich gewesen sein, ihre Muttersprache abzuftreifen? Man mag in geistiger oder künstlerischer Hinsicht noch soviel Ringe der Entwickelung durchlaufen haben die Natur verleugnet fich nie. Bei der Feier von Goethes 150. Geburtstag wurde auch wieder die Frage erörtert: ob der Olympier das mittels deutsche Idiom oder den Frankfurter Dialekt gesprochen habe. Selbstverständlich fehlte es nicht an dokumentarischen Nachweisen, daß das lettere der Fall gewesen sei. Anläßlich der Wiederkehr des 100. Sterbejahres Friedrich Schillers stieß man auf ähnliche Er örterungen. Man wußte es ja längst, und der eigene Sohn des großen Dichters, der württembergische Ober förster Karl von Schiller hatte es schon 1839 bestätigt: fein Vater war sein Lebtag ein echter Schwabe geblieben. Wer die Bähigkeit der süddeutschen Volksschaften im Festhalten des an geborenen Befizes genau tennt, wundert sich über jene Tatsache nicht. Im Reichtum der Kultur, die in Süddeutschland viel älter ist als in Norddeutschland, liegt das Rätsel beschlossen. Was Friedrich Schiller angeht, so mag auf die berühmte Rede hingewiesen sein, die Jakob Grimm 1859 anläßlich der Schiller- Feier gehalten hat. Neues war es also für den Literaturfenner fanm, was Profeffor Otto Güntter aus Stuttgart in seinem vor gestern abend im Berliner Zweigverein des Schwäbischen Schillervereins vor einer zahlreichen Zuhörerschaft im Theatersaal Dann folgen in Abwechselung Kollektivvertretungen einzelner der hiesigen Hochschule für Musik gehaltenen Bortrage zum besten Städte oder von Künstlern. Zuerst Düsseldorf , das sich da- gab. Insofern jedoch, als ein Schivabe sich über seinen berühmten mit begnügen muß, sich dem Ganzen mit wenigem einzugliedern, Landsmann verbreitete, bot der Vortrag besonderes Interesse. Das obgleich sein Einfluß einst so bedeutend war. Hier sind die Namen Thema war rein philologisch gefaßt und fußte in der Hauptalle bekannt, Achenbach, Knaus, Gebhardt, Vautier , Bochmann. Be- fache auf Spezialforschungen schwäbischen Gelehrten Professor sonders muß man die schönen Porträts von Knaus hervorheben. Klaiber. 1752 nach Schiller 172 Mannheim gekommen Sie werden seinen Ruf wieder neu festigen auch unter denen, die war, hatte er sein zweites Drama, den" Fiesto" mitgebracht, um es seiner Genrekunst abhold sind. dort im Theater vor den Schauspielern zu lesen. Diese Leseprobe fiel gänzlich unglücklich aus. Warum? Schillers schwäbische Aussprache und seine Art zu deklamieren verschuldeten den Mißerfolg. Der Dichter ist auch nie aus seiner heimatlichen Mundart heraus gekommen, selbst dann nicht, als er schon lange Jahre in und Mitteldeutschland Weimar verbracht hatte. Karoline Wolzogen, der Genast Schauspieler 11. a. bon haben authentische Mitteilungen barüber mehrfach Die gemacht. besten Beweise, daß Schiller Schwabe geblieben, laffen sich jedoch aus seinen Werken selbst schöpfen. Seine ersten Gedichte und
Es beginnt nun die Flucht der Kabinette. Menzel und Krüger beginnen. Von Krüger hauptsächlich fleinere Porträts. Bon Menzel die Auslese des Feinsten, was er geschaffen, fleine, feinmalerische Werke. Landschaften, Interieurs, Porträts.
Dresden steht gleichwertig daneben, und es zeigt sich, daß auch noch andere Städte, die nicht so viel genannt wurden, eine eigene Kunst hervorbrachten. Namentlich gefallen hier die Porträte, die sachlich und kräftig sind.
Auch Kasp. David Friedrich( 1794-1889) ist geborener Dresdener . Er ist noch nicht lange entdeckt. Ein feltenes, bielseitig zugleich und tief angelegtes Talent. Er lebte zumeist in Greifswald und seine Bilder sind noch meist dort in Privatbesit. Er ist ohne jede Schablone, malt frisch darauf los, was er jicht,
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