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Steinblöden, Mauerstücken und Pfei rn, aber den Bemühungen der das Licht der Welt, so gilt dies als schmerzlichste Enttäuschung unb englischen Archäologen ist es gelungen, den ursprünglichen Plan, nach nur ungern geben die Eltern Kunde von der Geburt ihres Kindes. dem der Tempel gebaut war, wieder herzustellen. Es ist der typische Die Mbanesin, die ihrer schweren Stunde entgegenfieht, läßt ein für ägyptische Tempelbau mit großen Pylonen neben der Eingangstür, das zu erwartende Kind und ein für sich selbst bestimmtes Toten aufeinanderfolgenden gedeckten Räumen und offeren Höfen und dem gewand an ihr Lager bringen für den Fall, daß ein Unglück eintreten in den Felsen gehauenen Allerheiligsten; er verdankt seine Entstehung follte. Geht die Geburt glücklich vor sich, so werden Mutter und Kind mit Amenemhet III.   um 2500 v. Chr. Ein anderes kleines Höhlen- den reichsten Kleidern angetan, die Wiege, die bei wohlhabenden Heiligtum war dem Gott des Oftens" Copd von der Königin Hat Lenten oft ein wahres Kunstwerk albanesischer Holzschnißerei ist, wird schepsut geweiht. An der Außenseite des Tempels stand eine Reihe auf das feinste hergerichtet, aller verfügbare Schmud, zumeist bon Denksteinen zur Erinnerung an die zahlreichen Expeditionen, münzenartige goldene Anhängsel werden der Wöchnerin und dem die unter der zwölften Thuastie in diese Felsenregionen gesandt Kinde umgehängt, und nun beginnt der Empfang der Besuche. Die wurden. Auf einer dieser Tafeln, deren Vorderseite immer dem Albanesen sind gewohnt, sich bei solchen Gelegenheiten die größten Heiligtum zugewandt ist, findet man unter dem Namen und den Schmeicheleien zu sagen. Wenn sich ein Besucher entfernt, bringt Titeln des Königs, die immer an der Spize stehen, auch eine Statistik man ihm das Kind in der Wiege und ein Ei. Der Besucher nimmt über alle Teilnehmer an der Expedition. Neben den beiden Erz- das Ei und fährt damit ganz leicht über das Gesicht des Kindes, schürfern Neferher und Aba werden 200 Bergleute, 3 Schmelzer, dabei den Wunsch aussprechend, das neugeborene Kind möge stets 15 Aufseher, 30 Bauern, 75 Bauhandwerker und schließlich auch weiß bleiben, d. h. es möge fich in seinem fünftigen Leben nie etwas 20 Bootsleute erwähnt. Das weist darauf hin, daß die alten Aegypter zuschulden kommen lassen, dessen es sich zu schämen habe. Als Ge­die Zufuhr von Lebensmitteln von Suez aus, also auf dem Seewege ichent bringen die Besucher Eier und Früchte ins Haus. Die Mutter erhielten, da der dreitägige Transport der Vorräte zu Lande mit bleibt nach der Geburt eines Knaben drei, nach der Geburt eines Hülfe von Eseln bei der gänzlichen Dede der Wüste, bei dem Mangel Mädchens sechs Tage zu Bett. Vierzig Tage darauf begibt sie sich selbst an Casen kaum durchzuführen war. Die modernen archäo- zur Kirche, verrichtet dort gewisse Gebete für das Wohl des Togischen Expeditionen machen es nicht anders, da der Transport mit Kindes und eilt dann nach dem Hause ihrer Eltern, bei denen fie Samelen sich erheblich teurer stellt. Aber die Klagen der Archäologen eine volle Woche verbleibt, ohne zu ihrem Manne zu gehen. Die über die Schwierigkeiten, bei der noch eintägigen Entfernung der Taufe wird gewöhnlich sofort nach der Geburt des Kindes und Minen von der See für den Unterhalt auch nur von einigen dreißig zwar ohne besondere Festlichkeiten vollzogen. Einige Monate nach Menschen zu sorgen, beweisen zur Genüge, wie großartig organisiert der Geburt bitten die Eltern einen guten Freund der Familie oder die Expeditionen der alten Aegypter gewesen sein müssen, die doch eine Person, die eine gewisse öffentliche Stellung bekleidet, dent einst zu Hunderten in diese Wüste zogen. Unter den Kunstschäßen, Kinde die Haare zu schneiden. Dieser Vorgang besteht bie am Hathortempel jept ans Licht gebracht werden, sind die Kapitäle darin, daß die eingeladene Person dem Kinde, das ihm die zu nennen, die den Kopf der Göttin tragen; die Darstellung des vor ihm niende Mutter entgegenhält, drei kleine Büschel breiten Gefichts mit den stier blickenden Augen und den dicken, zu- Haare abschneidet. Dieser Brauch scheint sich nur bei den sammengerollten Flechten, aus denen die Ohren der Ruh hervor- Albanesen vorzufinden und wird von Katholiken und Moham treten, ist sehr charakteristisch. Ein anderer sehr wichtiger Fund ist medanern gleich hoch gehalten. Der Bate oder der Kumbaros, der schöne Kopf der Königin Tii, der Mutter des großen Meberfönigs wie man ihn nennt, gelangt dadurch zur Familie des Amenophis IV.  , der als das wirklich authentische Porträt dieser Stindes in eine ganz bevorzugte Stellung. Er hat jederzeit Zutritt Stönigin gelten kann, da ihr Name auf der Krone, die sie trägt, ein- im Hause, sein Rat ist stets ausschlaggebend und mag es sich auch gcript ist. Zu den bedeutungsvollsten Ergebnissen der letzten um distrete Angelegenheiten handeln: man ſezt volles Vertrauen in Expedition gehören aber die Aufschlüsse, die man durch die Aus- ihn. Bei türkischen Familien geht das Vertrauen sogar so weit, daß grabungen über das Alter mancher semitischer Ge- dem Kumbaros gestattet wird, in das Haremlik( Frauengemach) bräuche erhält, die bisher dem Judentum zugeschrieben waren. einzutreten. Ist es einem Dorfbewohner gelungen, in der Stadt Die Aegypter haben nämlich im fremden Lande dem Kult seiner einen einflußreichen Kumbaros ausfindig zu machen, so macht er semitischen Einwohner manche Stonzessionen gemacht. So finden sich sich mit seiner Frau im reichsten Kleiderstaat auf den Weg, er trägt bor der heiligen Höhle der Göttin Hathor   riesige Aschenhaufen, die die für den Baten bestimmten Geschenke, die gewöhnlich in Seiden­auf Brandopfer deuten, welche Sitte den Semiten eigentümlich und oder Baumwollstoff, in Wäscheftücken oder Stickereien bestehen, den Aegyptern sonst fast ganz fremd geblieben ist. Links von der während die Frau die Wiege mit dem Kinde auf dem Rücken Seitentür des Tempels befand sich eine Cisterne, die augenscheinlich trägt. Der Bate gibt dann den Eltern ein Gastmahl und auf die der Fußwaschung vor dem Eintritt in den Tempel diente. Ein großes Platte, auf welche er die Schere zurücklegt, mit welcher er Steinbassin stand in der Mitte des größten gedeckten Raumes im dem Kinde die Haare abschnitt, legt er gleichzeitig ein entsprechendes Tempel, und auch ein zweiter Hof enthielt eine große Cisterne zur Geldgeschenk nieder. Man erzählt, daß zur Zeit, als die Katholiken Vornahme von Waschungen. Diese enge Verbindung der religiösen Albaniens   noch sehr den Verfolgungen durch die Mohammedaner. Waschungen mit dem Heiligtum findet sich dann erst später im ausgelegt waren, die ersteren stets bestrebt waren, irgend einen ein jüdischen Tabernakel. Jm Heiligtum fanden sich auch Weihrauch flußreichen Kumbaros unter den Türken ausfindig zu machen. Das aftäre aus Stein, die in Aegypten  , wo der Priester den Weihrauch durch sicherten sie sich den wirksamsten Schutz gegen alle Uebergriffe in einem Tiegel mit langem Griff abbrannte, ganz ungebräuchlich der Mohammedaner. Aus dem Gebrauche geht also hervor, daß die waren, während sich bei den Juden später der Weihrauchaltar inner- fatholischen Albanesen auf das Salrament der Taufe geringes Ge­halb des Tabernakels befand. Die zahlreichen Denksteine und Denk- wicht legen, dagegen den Brauch des Haarschneidens, der, wie er­pfeiler, die in der Höhe des Hathortempels errichtet wurden, weisen wähnt, bei Katholiken und Mohammedauern besteht, als den eigent­auf die Sitte der semitischen Pilger, heilige Wallfahrtsorte durch ich wichtigen Moment betrachten. folche steinerne Denkmäler zu ehren. In der Nähe des Tempels be­finden sich mehrere roh aus Steinen zusammengefügte Räume, die sicher als Pilgerherbergen dienen sollten. In Shrien war es eine weitverbreitete Sitte, fich in der Nähe eines Heiligtums zum Schlafe niederzulegen, da man wohl die Hoffnung hegte, im Traume von dem Gotte des Heiligtums irgend eine Offenbarung zu empfangen. Bei den eigentlichen ägyptischen Tempeln finden sich ähnliche Pilger­herbergen nirgends. So hat sich also in dem ägyptischen Hathor tempel auf Sinai   sogleich das älteste bisher bekannte Beispiel semitischer Stultübung erhalten.-

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Völkerkunde.

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Notizen.

-Mahner", Schauspiel in drei Akten von C. G. Reu Ling, wurde vom Stadttheater in Köln   erworben und gelangt noch im Laufe dieser Spielzeit zur Uraufführung.

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Der Charakterspieler Erich Ziegel   vom Schiller- Theater ist vom Schauspielhause auf fünf Jahre verpflichtet worden. - Hischfelds Lustspiel Spätfrühling" ist am Sonn­abend im Burg Theater mit Baufen und Trompeten durch gefallen und an demselben Abend im Münchener   Residenz- Theater sanft abgelehnt worden.

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- Die Meunier Ausstellung ist bis zum 21. Februar verlängert worden. -Der Bildhauer Professor Hugo Kaufmann   übersiedelt von München   nach Berlin  .

- Die diesjährige Ausstellung des Deutschen Künstler­bundes wird in Weimar   stattfinden.

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Albanesische Sitten. Der Franff. 3tg." wird aus Salonik gefchrieben: Bei den katholischen   Albanesen, welche den westlichen Teil Albaniens   bewohnen, bis in das Berg­land von Skutari   hin, finden sich recht sonderbare Gebräuche bor  , die noch wenig bekannt sind, zumal da Europäer in diesen Gegenden felten so lange Aufenthalt nehmen, um den Gewohnheiten und Sitten der Bevölkerung viel Aufmerksamkeit schenken zu können. Am Die Universität Lausanne   hat die Organisation besten sind die katholischen   Geistlichen darüber informiert, welche im des zweiten internationalen Kongrefies für alpine Lande tätig und seit langem bestrebt sind, gewisse altvererbte, oft Gartenkunde übernommen. Dieser Kongreß wird im alpinen barbarische Sitten abzumildern, da an eine Ausrottung nicht zu botanischen Garten bei Pont de Nant oberhalb Bey   im Auguſt ſtatt­denken ist. Vielfach kommt es vor, daß mohammedanische und finden. Katholische Albanesen denselben Gebräuchen huldigen. Bei Hoch­zeiten, bei Taufen oder Begräbnissen hat man Gelegenheit zu bemerken, wie zäh Reiche und Arme, Arbeiter und Kauf Leute an diesen Bräuchen festhalten, und selbst gebildetere Leute wagen es nicht, davon abzuweichen, weil sie fürchten, sich die Miß­achtung ihrer Glaubensgenossen zuzuziehen. Jede Albanefin, die in gesegneten Umständen ist, hofft sehnlichst, einem Knaben das Leben zu schenken. Tritt dieser Fall nicht ein und erblickt ein Mädchen Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorivärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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c. Ein überflüssiges" Buch. Ein schönes Geschäft hat die Bodleyanische Bibliothek in Orford gemacht. Vierzig Jahre nachdem sie ein Exemplar der ersten Folioausgabe von Shakeſpeare  bekommen hatte- d. h. im Jahre 1664 sonderte der Bibliothekar einige überflüssige Bücher" aus und warf diese erste Folioausgabe auf den Haufen, der dann für 480 m. verkauft wurde. Jetzt hat die Bodleyanische Bibliothek die erfreuliche Aussicht, das Buch zurück zukaufen, allerdings für

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60 000 M.

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