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fällig wirklich erscheint, als sähen wir einen blauen Uniformrock in einem Panorama. Gerade, indem man diese Absicht des Blenden= Wollens, des Verblüffen- Wollens durch unkünstlerische Tendenzen merkt, verliert das Bild jeden feineren Reiz. Diese hellen Töne haben etwas Kaltiges.
mittivoch da. Denn ohne das könnt der ja kein Katertag sein. Und dringlich sind die grauen Töne in dem blauen Tischtuch, das so sinns das muß er schon der Kirche wegen sein. Warum sollt man sich sonst Asche aufs Haupt streuen lassen? Nur die Portemonnaies am Rhein auswaschen, damit ist ihr nicht gedient. Denn das ist der Brauch: Mittwod werder die leeren Portemonnaies am Rhein ausgewaschen. Die Sachen, die auf dem Pfandhaus sind, die kommen freilich nicht davon zurück. Und wie gesagt, das halbe Haus ist auf dem Pfandhaus, und Kisten und Kasten sind leer. Na, schad nir, ' 3 ist doch Fassenacht gefeiert worden. Das Herz will auch einmal was im Jahr, und wenn noch einer so ein goldig Schnuckelche" von Frau daheim hat, die will doch auch einmal was fürs Gemüt, und die Kinder, die sollen doch auch einmal wissen, was Leben ist. Leben! Und dann frumm legen! Wer das nicht kann, ist ein Philister! Es geht nichts über die Fastnacht! Nichts über Humor und gut Essen und Trinken! Mit einem sauren Hering dann den Schluß. Aber wirklich auch nicht zu vergessen, es ist ein redlicher Aufwand von Phantasie und Poesie, von Schönheit und Eigenart dabei. So einen Festzug, das kann uns feiner nachmachen. Urfidel, heiter, fröhlich und so weiter," das ist unser närrischer Wahlspruch und unser Lebensprinzip. Andere mögen Trübsal blasen, wir genießen und freuen uns und feiern Feste, und wenn der Bettelsack an der Wand verzweifelt.
Im Gegensatz zu den prunkenden Stoffen ist das Gesicht des Mädchens sehr stiefmütterlich weggekommen. Die Hand, der Arm ist schlecht gezeichnet, die Haltung des Kopfes scheint nicht zu stimmen. Das Gesicht wendet sich der Magd zu, Hinterkopf und Borderteil erscheint im Verhältnis zu einander verschoben Würde man dieses mit Absicht schön" gemalte Gesicht in einer heutigen Ausstellung sehen, man würde es als glatt und süßlich, abtun und man würde die Haltung der Hand am Kinn als affettiert und posierend empfinden. Man würde auch das Anekdotische darin übel aufnehmen. Was macht nicht alles die Zeit und der Glaubel Bei solchen Gelegenheiten sieht man, wer wirklich unbefangenen kritischen Sinn hat.
Die besten Stücke der Ausstellung sind zwei Rembrandts und mehrere Bilder von Franz Hals . Wie ist bei Rembrandt alles so meisterhaft auf Licht- und Schattenwirkung gestellt; je weiter man hinwegtritt, um so lebendiger tritt die Gestalt heraus, umspielt Aber in ein paar altmainzischen Orten wird auch die Fastnacht Das ganze Land ist natürlich auf den Beinen nach Mainz . von dem dämmrigen Licht, das alle Formen und Farben so malerisch ausgleicht. Welche Reife des Könnens und welche Zurückhaltung! gefeiert, mit Festzug und allem mänzerischen Klimbim. Fastnacht. Die Bilder von Franz Hals zeichnen sich durch die vornehme Farbenmontag ist der Betteltag. Da geht's mit kleinen Säckchen von ſtimmung, die Beschränkung auf Schwarz und Grau und durch die Haus zu Haus. Das Bettelliedchen wird gesungen. Dann gibt's äußerst sichere und genaue Zeichnung aus. In einer Hand, die Hals Mehl, Eier, Wurst, Schinken und Geld. Das Liedche is gesunge, zeichnet, gibt es wirklich Knochen und Gelenke. Dennoch aber ist der der Kreizer is verdient, un wer mir noch en Kreizer gibt, dem sing Unbefangenheit besitzt Franz Hals . Er malt ein Kind genau so anatomisch genaue Bau weich durch das Fleisch verhüllt. Höchste ich noch e Lied." So geht's in Scharen von Tür zu Tür. Montag dummpfiffig, wie es im Leben dreinschaut. Er verschönert nicht. werden die Kreppel gebacken. Die Pann kracht, die Pann kracht. Ein Prachtstück ist das Porträt einer rüstigen Frau, die sich lachend die Kreppele sein gebacke, heraus mit, heraus mit, mir stecke ſe in hingesetzt hat, und nun drückt sich in ihrem Gesicht das schmunzelnde de Sack!" Natürlich arbeitet kein Mensch. Masken laufen herum. Erstaunen darüber aus, daß man sie für malenswert hält. Aber Schöne und häßliche. Betteln wohl auch. Mittags kommt dann wie fein ist hier die Harmonie in Grau und Weiß und Schwarz, und der Zug. Gerade wie in Mainz , Gruppen, die nur humoristisch wie vollendet sind hier wieder die sehnigen Hände der Frau der find, andere, die örtliche, andere, die politische Ereignisse verhöhnen. Natur nachgebildet. Schöngebaute Wagen, fostümierte Männer und Frauen und Kinder. Und Musik natürlich, viel Musik. Essen und Trinken, dann der Ausklang. Und ein leeres Portemonnaie. Das gehört dazu und ist überall die Folge. Aber ist ja nur einmal Fassenacht im Jahr! Heut ist heut, wer weiß, ob wir die nächste erleben! Und die Kirche steht dabei und verschlingt die Hände über dem fetten Bäuchlein, dreht die Daumen und lacht verschmitt und sagt kein Wort. Kommt her zu mir alle, denkt sie, ihr lieben Schäflein, für mich bleibt immer noch was, meinen teueren Magen zu füllen! Ich vergeb euch euer Fleischgelüft, denn es kommt meinen Gelüsten so schön zu Paß. Meenzer.
Kunft.
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bilder Fr. Guardi( 1712-93); die Bilder wirken gar nicht so leberraschend modern wirkt der Maler venezianischer Straßen italienisch", sie haben nicht das sonst übliche Aussehen bunter Photographien. Die Gebäude sind in verwaschenen graubraunen Massen hingefeßt, die Kostüme und Trachten wirken troß der Kleinheit eindringlich und sind nur locker hingetupft, und es erfreut die unbefangene, impressionistische Art der Beobachtung, die das Ganze im Auge behält.
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Von Goya , dem Spanier, der an der Schwelle des Jahrhunderts steht, sehen wir ein imponierendes Porträt in ganzer Figur, ganz in Schwarz , das Gesicht von vollendeter Durchbildung und zugleich, durch die in der Mene zum Ausdruck kommende be -es ist ein Geistlicher rechnende und lüsterne Schlauheit eine Satire. Reynolds und Romney. Namentlich ein Kinderporträt von Von englischen Arbeiten sieht man gute Porträts von Reynolds fesselt durch die leichte und feine malerische Behandlung wie durch die Prägnanz der Charakteriſtik.
es. Im Rhedernschen Palais Unter den Linden findet eine Ausstellung alter Gemälde und kunstgewerblicher Arbeiten aus Berliner Privatbesitz statt. Das Zug- und Sensationsstück ist ein Bild von Jan Vermeer ( 1632-75), dem bekannten Meister aus Delft . Er gehörte der Generatior nach Rembrandt an. Wie Terbach, de Hooch und andere geht sein Streben dahin, den Zauber schön gestimmter Innenräume wiederzugeben, das Licht, das auf Metallarbeiten, Becher und Schüsseln, Schmucksachen, Dosen und Gobelins, unter denen schöne farben- und formenreiche Stücke, elegante Toiletten fällt, schimmern zu lassen. Seit einiger Zeit Schatullen, Porzellanfiguren ergänzen das Bild es sind selbstmacht sich ein Streben bemerkbar, diesen Malez in den Vordergrund verständlich alles wertvolle Stücke. zu rücken. Er soll gewissermaßen neu entdeckt werden. Er wird neben Velasquez genannt. Das erklärt sich daraus, daß augenDer Eintritt kostet 1 Mark. blicklich das malerisch- technische Raffinement in der Kunst obenan steht.
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Notizen.
Der in dieser Nummer beginnende Roman spielt im
Es ist eine horrende Summe für das Bild gezahlt worden; eine Summe, die das ehrfürchtige Staunen der beteiligten Kreise hervor. ruft, obgleich diese sonst an Ueberraschungen in der Kunstspekulation gewöhnt sind. Gewisse Leute spekulieren eben in Bildern, wie in Grundstücken. Es kommt auf eins heraus. Die Folge dieses heutigen Jerusalem . erorbitant hohen Preises ist, daß das Bild nun um jeden Preis ein Meisterwert sein soll. Es wird nicht an die Wand gehängt, sondern in die Mitte des Saales gerückt und mit einer besonderen Galerie umgeben. Sehen wir uns nun dieses Bild unbefangen an. Es stellt ein junges Mädchen dar, das eine Pause im Schreiben macht. Er blickt auf, die Magd bringt einen Brief.
Die Toilette der jungen Dame ist mit außerordentlichem Raffinement gemalt. Bitronengelbe Seide mit weißem Belzbesaß, so greifbar, so exquisit gemalt, daß man sofort merkt, der Künstler hat deutlich darauf hinweisen wollen. Schön wirken die grauen und braunen Töne, in denen die Magd im Hintergrund gehalten ist. Das ist aber auch alles, das zum Lobe gesagt werden kann.
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- Der Ruf des Lebens", das neue dreiattige Schauspiel von Artur Schnitzler , ist bei S. Fischer, Berlin , in Buchform erschienen.
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Wedekind.
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Jm Deutschen Theater geht als nächste Premiere Molières Tartüff" in Szene. Den Tartüff spielt Frant - Hedwig Pauly fehrt am 1. September vom Deutschen Theater an das Schiller- Theater zurüd.
Siegfried Wagner hat eine neue Oper vollendet. Sie führt den Titel, Sternengebot".
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Es berührt eigentümlich, wie gerade die Kreise, die sonst so ertrem nur das Malerische gelten lassen, sich durch das PlastischIn der„ Komischen Oper" wird" Figaros Hochzeit " Greifbare, die beinah erschreckend förperliche Deutlichkeit der Figuren blenden lassen. Man denkt an das Panoptikum. Wie grell muß neu einstudiert. das Bild zur Zeit seiner Entstehung ausgesehen haben, das noch jekt -Die Hamburger Sternwarte wird nach dem Gojenan die plastische, trasse Deutlichkeit eines so unfünstlerischen Malers berge bei Bergedorf verlegt. Die instrumentelle Ausrüstung wird wie Stiefel entfernt erinnert. Es ist maniriert in dieser Uebertreibung erneuert. Die Gesamtkosten betragen 963 000 m. und sicher ein Werk us der letzten Zeit. Wie fein wirken dagegen Japan hat auch in der Mandschurei ein meteorodie kleinen zarten Interieurstücke, die man von Vermeer im hiesigen logisches Observatorium mit mehreren Nebenstationen Museum jehen kann. Man ist einah versucht, an eine Fälschung zu eingerichtet. Das Hauptobservatorium befindet sich in Chemulpo , glauben, so sind hier alle Vorzüge ins Grobe übertrieben. Wie auf- Stationen zweiter Ordnung in Mukdan, Fusan und Port Arthur. Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
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