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Beete liegen dann zu hoch, und die Pflanzen leiden durch Trocken­heit, weil das Wasser von den hohen Beeten in die tiefen Wege abgeleitet wird und den Wurzeln verloren geht. So, jest wissen Sie, was Sie in diesem Monat zu tun haben, sagte ich Prikke, und damit Ihre Frau rasch was für die Küche findet, teilen Sie möglichst bald ein Beet mehrmals ab und besäen je einen Teil mit Gartenkresse, Pflücksalat, Petersilie und Radieschen, jc den halben Inhalt aus einer Samendüte für 10 Pf., den Rest des Beetes mit frühen Karotten, die erst nach einigen Wochen aufgehen. Zu diesem Zweck ziehen Sie nach der Schnur fünf Längsreihen über das Beet, die Sie dann mit dem Finger zu Saatrillen vertiefen. In diese vertieften Rillen streuen Sie die Samen sehr dünn aus, wo­rauf die Rillen wieder mit Erde geschlossen werden. Sie sollen sehen, wie bald Ihre Frau nach der Parzelle kommt und sich ihren Tribut holt." Mit Handschlag, Dank und den Worten auf Wieder­sehen im April" verabschiedete sich Pritzke von mir, nicht ohne mir vorher noch zu versprechen, demnächst auch einmal meinen eigenen Garten im Albertshain bei Fredersdorf   zu besichtigen.

Für diejenigen, deren Parzellen auf fettem Moorboden liegen, sei noch bemerkt, daß man solchem neben Stalt, wenn Düngung erforderlich, mit Vorteil den stickstoff- und phosphorsäure­haltigen Geflügeldung, an dessen Stelle auch Peruguano, von welchem der 65 Kilogramm schwere Originalsack mit Fracht etwa 9 M. kostet, in Verbindung mit 40 Proz. Kalisalz geben kann. Beide Dünger werden nur dünn über das zuvor gegrabene Land ausgestreut und dann mit der Harke leicht untergebracht. In den Gemüsegärtnereien erhält man jest überwinterte, also abgehärtete Pflänzlinge von frühem Blumenkohl, Kopffohl und Wirsing  . Solche Bflänzlinge in je 50-60 Zentimeter allseitigem Abstand im März gepflanzt, liefern im Juni das erste zarte Stohlgemüse. Aber Vorsicht! Tauben, Mäuse und Kaninchen stellen diesen Pflänz lingen sehr nach! Mar Hesdörffer.

Kleines feuilleton.

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ONDAGO

jedoch wird noch eine erhebliche Menge von Nüssen alljährlich aus England, Spanien   und Italien   eingeführt. Wer aber etwa befürchten sollte, daß das Klima Norddeutschlands für die Haselsträucher über­haupt ungeeignet wäre, würde sich im Irrtum befinden, denn es paßt dafür nicht schlechter als für irgend eine andere Obstsorte. Daß die Blüten der Sträucher erfrieren, kommt jedenfalls nur sehr selten vor, und daher sind völlige Mißernten bei den Haselnüssen weniger zu erwarten, als bei den Wallnüssen. Wo sich der Hasel­strauch nur als Unterholz in den Forsten findet, bringt er aus Mangel an Luft und Licht keinen Ertrag an Nüssen und bleibt nur wegen des Holzes für den Böttcher berwertbar. Jede Waldblöße dagegen kann eine reiche Haselnußernte bringen, jedoch sind die dort wachsenden Sträucher gewöhnlich fleinfrüchtig. Außerdem aber tommt in Deutschland   eine Sorte mit großen und dünnschaligen Früchten vor, die an Güte den aus dem Ausland eingeführten Hasel­nüssen weit überlegen ist.

Am besten eignen sich für die Anpflanzung von Haselsträuchern Berghänge, die nach Norden und Westen gelegen, aber genügend frei sind, um reichlich Luft und Licht zu erhalten, ferner auch die Ufer von Bächen und Teichen, im allgemeinen überhaupt solche Pläge, die für den Obstbau ohnehin nicht geeignet sind. Man kann die Nußsträucher auch als Schußpflanzen in großen Parkanlagen verwerten. Am besten kommen fie fort in einem frischen, nicht zu schweren Boden, während sie auf einem zu nassen Untergrund nur ins Holz schießen, auf einem trockenen überhaupt schwach gedeihen und nur fleine Früchte liefern. Die Anpflanzung geschieht am besten durch Ausläufer und Senter, weniger durch Sämlinge. Die alten Sträucher müssen nach 10 bis 12 Jahren dadurch verjüngt werden, daß sie bis zur Hälfte verschnitten werden. Die Früchte fallen, nachdem sie ganz reif geworden sind, von selbst ab und müssen, was sehr wichtig ist, in einem trockenen, luftigen und fühlen Raum aufbewahrt werden. Wenn sie schon grün verkauft werden sollen, da sie auch in diesem Zustand begehrt sind, fo werden sie schon Ende August oder im September vom Strauch gepflückt und erzielen dann einen Preis von 40 Pfennig für das Pfund. Es dürfte nicht all­seitig bekannt sein, daß die Haselnüsse in gewissem Umfange von Auch der Hafelstrauch hat allerdings feine Feinde, unter denen der den Konditoren als Ersatz für süße Mandeln verwandt werden. Haselnußbohrer, ein Käfer, der die Nuß anbohrt und dessen Larven diese dann auffressen, am häufigsten angetroffen wird. Außerdem find eigentlich nur noch Eichhörnchen und Ratten zu fürchten, die fich einen Teil der Ernte anzueignen pflegen.- fich einen Teil der Ernte anzueignen pflegen.

Humoristisches.

Im Coupé. Sagen Sie mal, mein Herr, Sie kommen mir nämlich so bekannt vor, find Sie nicht aus Meißen  ?" " Nee, ich bin aus Pirna  ."

,, Ach, das trifft sich aber merkwürdig, auch nicht aus Meißen  ."

die

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ich bin Sie nämlich

Von der Schmiere. Girgl Tell" haben Sie für heutige Vorstellung angefekt? Der Mann heißt doch Wilhelm?" Direktor: Das schon, aber Girgl ist in hiesiger Gegend ( ,, Lustige Blätter".)

beliebter."

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st. Der Teufel im schwäbischen Boltsglauben. Auf den Michelsberg im weinreichen Gau der Zaber, einem Nebenfluß des Nedars, wurde lange Zeit zu einer Flügelfeder gewallfahrtet, welche der unterlegene Teufel beim Kampf mit dem Erzengel Michael  diesem ausgeriffen hat. Auf dem Rosenstein  , in der Nähe der Goldstadt Schwäbisch Gmünd  , hat der Teufel Christus versucht, der ihn in den schauerlich finstern und eisigkalten Abgrund, die Teufelsklinge", gestürzt hat. Dann machte Christus einen Gigantenschritt vom Rosenstein   über das Remstal auf den gegenüberliegenden Scheuel­berg, und der Abbruck seiner Füße wurde auf beiden Bergen gezeigt und von Pilgern lange verehrt als Herrgottstritte". In der Teufelsmühle" bei Loffenau   im Schwarzwald  , einem Chaos bon Sandsteinblöden auf steiler Felswand, zermahlte einst der Teufel die Wolken und zerfägte Seelen. Er schleppte, ein schwäbischer Sisyphos, einen großen Sad voll Wasser( Nebelballen) den Berg hinan, der aber durch einen Engel entleert wurde( die Sonne, in deren Strahlen der Nebel zerrinnt). Bielverbreitet sind Sagen vom Teufel als Baumeister, besonders von Römerbauten, vor allem des Limes( dem römischen Grenzwall), der deshalb im Volts­mund Teufelsmauer und Teufelsgraben heißt, auch Schweins­graben und Saustraße, weil der Teufel in Schweinsgestalt daran arbeitete. Auf einem wilden Hügel des Einkorn bei der Salzstadt Schwäbisch- Hall   errichtete sich der Teufel eine Kanzel, wo er seine gotteslästerlichen Predigten hielt. Auch am Bau der Eisenbahn hat er sich beteiligt, das hat man von ihm selber gehört, da er als fleines dürres Männlein im grünen Rock von Blochingen nach Ebersbash, an der Bahnlinie Stuttgart- Ulm, mitfuhr, wo man Direktors Carré aus dem Budget der Opéra Comique 130 000 rant jährlich bezieht die Familie des ihn an seinen Bocksfüßen beim Aussteigen erkannte. Als fleines grünes Männlein wird er auch sonst oft beschrieben.( Paris  ). Frau Carré sie ist Sängerin die ehemals In dieser Gestalt wollte er auch bei einem Bauern übernachten, 600 Frank Monatsgage bezog, erhält heute 6000, die Mutter wurde aber von der Magd, die ihm die Stiefel auszog, an seinen des Diretors hat als Obertostümiere 6500 Frant, fein Bodsfüßen ertamut. Eine Menge sonderbarer Namen hat der Schwiegervater als zweiter Administrator 12 000 Frant, sein Teufel im Schwäbischen, z. B. Meister Hemmerlin, Boppele, Schwager als Theaterarchivist 6000 Frant, zwei andere junge Häspelin, Hölderlin  , Dr. Virivanz( Firlevanz: Mit seinen Verwandte haben je 4500 Frank Jahresgehalt. firl be hende, fanz Schalk), Karfunkelfachele, Hanselin, Buzz eigenen Bezügen macht das für die Familie Carré in der Tat das und viele damit zusammengesetzte Namen wie Bußenmaunte( Maunte stattliche Sümmchen von 130 000 Frant im Jahre. Hm, ja! In bedeutet Murmeltier), Schwarzer Kasper oder Kasperle. Im Berlin   soll es auch so ein Familientheater" geben.- Widerspruch mit der Kirchenlehre ist beim Volk im Steinlachtal bei der Universitätsstadt Tübingen der Glaube berbreitet, der Teufel werde einst zur Seligkeit eingehen, wenn seine Strafzeit um ist.

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Komödie

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Notizen.

Jm Neuen Theater gelangt heute Josef Ruederers Die Morgenröte" neu einstudiert zur Aufführung. Die Lola Montez   spielt Helene Fehdmer.

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Am 6. März, abends 8 Uhr, spricht in der Vereinigung Die Kunst im Leben des Kindes"( Rathaus) Professor b. Lichtenberg   über Leben und Erziehung des Kindes im Klassischen Altertum". Der Eintritt ist für Mitglieder frei, Gastkarten fosten 50 Pf.

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Die Große Berliner Kunstausstellung 1906 wird am 28. April eröffnet. Für die Anmeldungen zur Ansstellung ist der Schluß am 12. März, für die Einlieferungen am 31. März. In Pompeji   wurde ein neues Haus dem Publikum ge öffnet. Das Haus, das herrliche Dekorationen und mythologische Fresten feinster Arbeit aufweist, wird den Namen Haus der ber­goldeten Amoretten" führen.

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ie. Die Gewinnung von Haselnüssen in Norddeutschland bildete den Gegenstand eines Vortrages von H. Mehl, der in der Halb­monatsschrift, Gartenflora"" beröffentlicht worden ist. Der gwed der Ausführungen liegt hauptsächlich in dem Nachweis, daß die Kultur von Haselnußsträuchern in Norddeutschland viel größere Be­achtung finden sollte, weil sie sich mit der Zeit als nicht weniger mugbringend erweisen würde als der Anbau von Aepfeln und Birnen, sogar lohnender, als es der Obstbau in den meisten Fällen sein kann. Gerade die Landwirte sollten sich nach dem Urteil von Mehl der An- t. Das höchstgelegene Dorf der Schweiz   ist Cresta pflanzung von Nußsträuchern zuwenden, was um so leichter geschehen in Anvers, einem Seitental des Hinterrhein  , das vom Septimer­fönute, als dazu keine besondere Sachkenntnis und auch nur ver- Paß herabkommt. Cresta liegt in einer Meereshöhe von 1949 Meter hältnismäßig wenig Arbeit erforderlich sei. Vorläufig ist der Anbau und im Abstand von wenigen Kilometern von der italienischen Grenze von Haselnußsträuchern wesentlich auf Süddeutschland   beschränkt, im Bereich des Kantons Graubünden  .

Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.