seinen Ausgrabungen tft 5cr Ebene Jesreel(Palästina) unterTempeln und öffentlichen Gebäuden, sowie unter zehn Privathäusernmenschliche Skelette. Auch bei der Ausgrabung von Gczar, in derNähe von Jerusalem, durch einen englischen Forscher wurden unterden Grundmauern mehr als ein Dutzend Skelette von Erwachsenenund Kindern gefunden. Nach den biblischen Büchern der Könige(I, 16, 34) hat der Wiedererbauer der von den Israeliten einstzerstörten stadt Jericho bei der Grundlegung seinen Aeltesten undbei der Errichtung der Stadttore seinen Jüngsten eingemauert.Belege für diese Sitte werden noch angeführt aus Dahomet), Siam,Tenasserim, Kambodscha, Schanghai, Alaska, Japan, Pendschab,Persien. Desgleichen aus der westlichen Halbkugel; der Tempelin Sangamoza(Columbia) steht über lebendig eingemauertenMenschen; ein Palast in Bogota über eingemauerten Mädchen. Aufden Fidschiinseln sah der Reisende John Jackson, wie Sklaven indie Löcher springen mußten, die für die Eckpfosten eines für denHäuptlingssohn bestimmten Hauses gegraben wurden; Erde wurdeüber die Sklaven gehäuft, worauf die Pfosten eingesteckt wurden.Auch die antiken Griechen und Römer machten keine Ausnahme.Alexander der Große opferte ein Mädchen bei der GründungAlexandriens, der Kaiser Augustus eine Jungfrau Gregoria fürAncyra, Tiberius eine Jungfrau Antigonc beim Bau des Theatersin Antiochien, desgleichen Trajan die Kalliope, als die genannteStadt nach einem großen Erdbeben wieder aufs neue erbaut wurde.Eberhard Nestle fuhrt weiter an(nach Lassaulx): Spuren desselbenGebrauches seien beobachtet worden in Kopenhagen, im Kloster(!)Maulbronn in Württemberg, in Skutari(Kleinasien), an der Straß-burger Kathedrale, an einem Schloß in Nowgorod usw. Noch 1341glaubten die Leute in Halle a. S., daß ein Kind in die neue Elisa-bcthcnbrücke eingemauert werden würde.—Kunst.Die Neuerwerbungen des Kupfer st ichkabi,n e t t s, die im Neuen Museum ausgestellt sind, zeigen einegute Auswahl von Proben graphischer Kunst.Von englischen Künstlern ist überwiegend Shannon per«treten. Er gibt dem Steindruck eine Leichtigkeit der Erscheinung,die ihn einer schnell hingesetzten Zeichnung gleich macht, die mitverwischten Konturen arbeitet. In Helldunkelholzschnitten, die, wieder Name besagt, aus dem Gegensatz Hell und Dunkel herausgear-beitct sind, zeigt er eine weiche und breite Behandlung. Dann sindnoch Landschaften von Bone da, die in kleinstricheliger Maniergraziös einen Ausschnitt der freien Natur oder der Stadt geben.Von Franzosen sehen wir R o d i n, der etwas pathetisch ver-altet erscheint, Fantin-Latour, der schwülstig und affektiertwirkt und Carriere, der zartere Nuancen ineinandergehenderTöne liebt. Dagegen erscheint M a n e t s kühl überlegene Kunstin günstigstem Licht. Er hat von den Japanern den Reiz der Liniekennen gelernt. So zeichnet er auf grauem Grund(Radierung)cinen�Kopf in leichtflüssiger Linie hin, die nur den Umriß gibt.Schweden wird durch L a r s s o n und Gallen re-präsentiert. Gallen, eigentlich Finnländcr, hat einen frischen,derben Mädchenkopf hier. L a r s s o n, der immer so persönlichund echt ist, zeigt eine ganze Reihe Akte, die fest, sicher und dochleicht gezeichnet sind. Eigener erscheint er in Porträts, die intreffender Weise Subjektivität des Künstlers und Richtigkeit desLbjekiS vereinen, die sachlich find und doch ganz persönlich ge-sehen find.Auch Deutschland ist reichhaltig vertreten. Von Karls-ruher Künstlern, die in der Graphik eine Rolle spielen, sehen wireine breite Arbeit Haueisens, eine Radierung, die einen Landmann auf dem Ackerrand sitzend zeigt. Eisenwerth pflegt denfarbigen Holzschnitt, der mit den Helldunkclholzschnittcn ShannonsBerührungspunkte hat, und die farbige Radierung. Schmutzersvolle, reife Radierkunst zeigt sich vornehmlich in großen Porträts,die voll schöner dunkler Töne sind, von vorteilhaftester Seite. DeL-gleichen A n d r i in farbigen Entwürfen und Henneberg. Diefarbigen Radierungen von A. Liebmann sind weich im Tonund behalten im Farbigen den Vorzug der Radierung, die Wärmeder Töne. Von Käthe Kollwitz hat die Nationalgalerie eineganze Reihe Radierungen angekauft. Die ernste Kunst dieserPersönlichkeit zeigt die charaktervollste Prägung. Im Zeichnerischenzuverlässig, im farbigen Spiel von Licht und Schatten ablvcchselungs-reich, find die Blätter noch insofern von Bedeutung, als sie nebendiesen technischen Vorzügen ein Bekenntnis der sozialen, tiefen An-jchauung der Künstlerin darstellen. Nur sie hat diesen wie eineAnklage wirkenden Typus des entsagungsreichen Lebens der Ar-beiterfrau so rücksichtslos hingeschrieben. In der ganzen deutschengegenwärtigen Kunst können wir nach dieser Herbheit und Kraftsuchen. Es ist ein eigener Stil darin, der aber nie gewaltsam her-beigezogen ist. Kollwitz holt ihn aus dem Objekt selbst immer neu.Vorzüglich ist das Bildnis einer alten Frau; nur Hände und Gesichtheben sich markig heraus, das übrige, das Kleid ist nur in Um-rissen gegeben. Die fabelhaste Wucht des Bauernkriegs ersteht hierin kräftigsten Strichen, zugleich malerisch äußerst lebendig. Indunkle Spelunken führt uns die Künstlerin, die von mattem Lichterhellt sind; ungewiß bleiben die Gestalten, Reflexe• unb_ Lichterhuschen, das Ganze wie ein Lichtquell hineinversenkt in die Schwärzedes Hintergrunds und hier und da gespenstisch aufgehellt. In dieserKünstlerin ersteht die gute, alte Tradition der graphischen Kunstzu neuem Leben. Es ist eine feste Hand, ein leidenschaftliches Herz,«in sicheres Auge, das den Eindruck künstlerisch zusammenfügt. VonSteinhausens schlichter, großzügiger Kunst legen einig«Blätter Zeugnis ab.So zeigt die Sammlung das Bestreben, wenigstens einiger«maßen das Fazit der letzten graphischen Ausstellungen des vorigenJahres zu ziehen. Im einzelnen läßt sich vielleicht streiten, z. B.weshalb so viel Blätter von Shannon gekauft werden mutzten, wokünstlerisch alle gleichwertig und i» der Art ähnlich find.— e. s.Medizinisches.en. Die Wissenschaft vom Starrkrampf. Dr.Lothar v. Frankl-Hochwart hat in der Gesellschaft für innere Medizinund Heilkunde in Wien auf Grund eines ungewöhnlich reichen Ma-terials einen Vortrag gehalten, der die Schicksale der Starrkrampf.kranken behandelt. Nicht weniger als 160 Krankheitsgefchichtensolcher Patienten sind zu den Erfahrungen herangezogen worden,wovon 55 eingehende Schilderungen enthalten. Der fünfte Teilstarb an dem Leiden, und zwar meistens durch Zerstörung der Lunge,wonach zu vermuten ist, daß der Starrkrampf mehr mittelbar alsTodesursache wirkt, indem er die Widerstandsfähigkeit gegen andereKrankheiten und namentlich jjeg'en Lungenleiden schwächt. Imübrigen ist der Verlauf des Starrkrampfes, der durch einen be»sonderen Bazillus herbeigeführt wird, ein sehr verschiedener. DieErscheinungen können vorübergehen, aber auch sich zu einem Zu-stand chronischen Siechtums verschlimmern. Auch der Ort und dieArt der auftretenden Krämpfe sind sehr mannigfaltig. Sie ergreifenhauptsächlich die Hände, seltener die Beine, kommen aber auch in denBauchmuskeln und sogar in den Augenmuskeln vor. Manche Krankeklagen über eigentümliche Krämpfe beim Gähnen. Zuweilen er-streckt sich ein sonderbares Zucken auch auf noch andere Teile desKörpers. Dazu tritt nicht selten allgemeine Nervosität, geistigeNiedergeschlagenheit, Störungen des Sehvermögens und auf«fallende Vergeßlichkeit u. a. Bei geringerem Grade der Erkrankungstellen sich nur Gefühle der Steifigkeit oder herabgesetzter Empfind-lichkeit in manchen Gliedern ein oder auch ein leichter Krampf untevganz bestimmten Umständen, nämlich beim Anlegen oder beimStrecken des Körpers oder auch bei gewissen Einflüssen und Er-hitzung oder Abkühlung. Ein Kranker wurde vom Krampf nur dannbefallen, wenn er irgend einen Gegenstand in die Hände nahm, einanderer, wenn er die Beine kreuzte. Besondere Merkmale von mehrgeringfügiger Art sind auch ein Gefühl des Ziehens in den Lenden-muskeln, Wadenkrämpfe bei Streckbewegungen oder eine Empfindungder Spannung in den Gliedmaßen nach lebhaften Bewegungen.Auffallend und wahrscheinlich von größerer Wichtigkeit ist die häufigeEeststellung einer Vergrößerung der Schilddrüse beim Starrkrampf.s gibt zu denken, daß von den von Dr. Frankl bekannt gewordenenFällen, in denen eine Heilung möglich gewesen war, keiner eine Ver-größerung der Schilddrüse aufwies, so daß die Annahme naheliegt.daß diese Erscheinung die Heilung des Leidens besonders erschwert.In jedem Fall bleibt der Starrkrampf eine recht bedenkliche Krankheitauch deshalb, weil auch nach völliger Besserung immer wieder Rück»fälle zu befürchten bleiben. In einem Fall trat nach zehnjährigerPause der Starrkrampf von neuem auf, als der Patient eine ganzunwesentlich erscheinende Verwundung erlitten hatte. Auch wenndie eigentümlichen Merkmale des Starrkrampfes gewichen sind,bleibt oft eine Art von dauerndem Siechtum zurück, das sich durchZittern der Glieder, allgemeine Nervosität, Brüchigkeit der Nägelund Ausfall der Haare kenntlich macht. Die bisherigen Forschungenhaben gezeigt, daß sich nur wenige Leute von einer Erkrankungan Starrkrampf wieder erholen.—Aus dem Tierleben.tb. Der Stichling. Im allgemeinen werden die Fischevon den meisten Menschen für sehr dumme, träge und niedrigstehende Tiere gehalten, bei denen man von einer Verstandestätig«keit überhaupt noch nicht sprechen darf. In der Tat scheint dieserEindruck durch die Kleinheit des Gehirnes und den geringen Gradseiner Ausbildung auch vollauf bestätigt, und namentlich wer sichbei seinen Beobachtungen lediglich an unseren allbeliebten und viel»gequälten Goldfisch hält, wird auch schwerlich zu einem anderen Er-gebnis gelangen. Sehr erswunt wird mancher daher sein, wenner bei vielen Arten dieser für so unintelligent geltenden Tiere ein«weitgehende Sorge der Eltern für ihre Kinder findet. Es ist be.kamst, daß die Mehrzahl der Fische ihren Laich einfach ins offeneWasser entleert oder im besten Falle an geschützten llferstellen vonSeen oder Flüssen ablegt. Ganz anders unser gemeiner Stich.l i n g, der in seiner Lebhaftigkeit und Aufgewecktheit überhaupteinen der amüsantesten Aquarienbewohner darstellt. Das Ver-breitungsgebict des Stachelinsk! wie er im Volksmunde genanntwird, erstreckt sich über den größten Teil von Europa und in denmeisten Gegenden Deutschlands gehört er zu einem der häufigstenFische, der selbst in dem kumsten Tümpel zu finden ist. Kenntlichist der Stachelinski vor allen Dingen an einigen freien Flossen-strahlen, welche zu spitzen dolchartigen Stacheln umgewandelt sind,und die er so geschickt als Waffe zu gebrauchen versteht, daß derkleine kaum zehn Zentimeter lange Kerl selbst von größeren Raub-fischen gescheut wird. Zu Beginn der Laichzeit, im April oderMai. baut das Männchen aus Pflanzenfasern ein röhrenförmigesNest, in welches das Weibchen seine Eier ablegt. Bisweilen sinketman das Nest zwischen den Stengeln von Wasserpflanzen verborgenaufgehängt, häufiger aber wird es noch der größeren Sicherheithalber tief stn lockeren Sande des Bodens eingegraben, so daß nurdie eine Ocffnung zu sehen ist.