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einem Kunstsalon. Die Polarlandschaften des Malers Borissow   um ebenso praktische wie organische Gebilde, während viele feiner mögen vielleicht dazu dienen könnten, ein Reisewerk leidlich zu illu- Mitstrebenden sich in einem lässigen Spiel zufälliger Formen ge­strieren. Man sieht in ermüdender Eintönigkeit Schnee, Eis, Polar- fallen und überladenen Schmuck für Schönheit hatten, Proßerei für hunde, Wasser und grelle Beleuchtungen. Aber auch nicht ein Geschmack. Er ist einer der Wenigen, die darauf aus sind, die Funke fünstlerischen Vermögens steckt in diesen Studien. Die ganze moderne Kunstform in die Schichten zu tragen, die nicht ein Ver­endlose Serie es sind zirfa 200 kleine Bilder langweilt er mögen für eine Zimmereinrichtung ausgeben können das um heblich. Die Arbeiten ermuntern auch nicht zu längerer Betrachtung, feiner progigen Ueberladenheit willen noch dazu unbewohnbar ist, fie find alle über einen Leisten gearbeitet. Hat man ein Bild Tische enthält, auf die man nichts stellen darf, Stühle, die man gesehen, so weiß man, was man von diesem Künstler zu unten nicht mit den Füßen berühren darf er fertigt Entwürfe erwarten hat. Zweifellos bieten auch diese fernen Gegenden des für billige, brauchbare Möbel die nicht mehr kosten als eine ge Polareises malerische Reize höchst eigentümlicher Art, die Haupt- wöhnliche Einrichtung, während die meisten seiner Kollegen für sächlich, um der starken Kontraste willen, dekorativ wirken. Dazu einen ganz engen Kreis von reichen Leuten arbeiten. Wenn wäre aber ein Künstler verlangt, diese zu sehen und wiederzugeben. aber die moderne Kunstbewegung mehr sein soll, als zu Der Stoff macht es nicht. fälliger Lurus, wenn darin, in dieser verfeinerten Raumkunst, wirklich eine Kultur zum Ausdruck kommen soll, so ist das das Ziel, daß nicht einige, wenige dieses Neuen teilhaftig werden, sondern dieses eindringt in alle Schichten, so daß wir wirklich von einem einheit­lichen Stil reden können, dessen Ausströmungen allen zu gute kommen. Natürlich ist das ein schwieriges Problem. Der Künstler will leben, will verdienen. Die Vorliebe für diese neuen Formen ist noch nicht allzuweit verbreitet. Die Jnangriffnahme dieser Ar­beiten ist also ein Risiko. Die Firmen tönnen noch nicht auf Massen­abfaz spekulieren. Dazu sind auch die Formen noch oft zu über­laden. Die Künstler selbst müssen noch lernen Sie lernen von Fall zu Fall. Und es ist gut, wenn sie Aufträge bekommen, damit sie selbst sich von dem Ballast des Vielzuvielen befreien können. In diesem Sinne müssen wir diese erste Ausstellung der neuen Bereinigung betrachten, deren fernere Entwickelung von Interesse sein wird.

Warum ist solche Art von vornherein verfehlt? Wir sind nicht mehr so naiv, daß wir uns mit stofflichen Reizen fangen lassen. Sieh deine Umgebung an, da hole die feinen Reize heraus, zeige fie uns, daß wir dadurch in unserer Anschauung bereichert werden. Das ist ein Verdienst, das ist Kunst, alles, wo es hingehört. Der Maler gebe uns Malerei und nicht Geographie. Verlockend wäre diese Aufgabe gerade gewesen: die malerischen Eigenheiten der Bolargegenden zu zeigen. Dazu ist aber ein Künstler nötig und tein Reisender. Und der echte Künstler wird es vorziehen, lieber das Nahe mit neuen Augen zu sehen, statt in die Ferne zu schweifen; er kommt dadurch in den Ruf, mit außerkünstlerischen Reizen ver­blüffen zu wollen.

Den Höhepunkt im künstlerischen Arrangement leistet sich die Leitung, indem sie große Wandkarten auslegt, auf denen die genaue Route des Reisenden verzeichnet ist.

Interessant sind die zugleich ausgestellten neuen farbigen Der Vereinigung gehören an: Endell  , Geßner, Grenander  , Photographien der Neuen Photographischen Ge- Huber, Kaiser, Koernig, Lederer, Mohrbutter, Möhring, Schirm, sellschaft, bie nach eigenem Verfahren direkt nach der Natur Schmarje, Schmuz- Baudiß, Stoeving, Tippel, Wille. Unter diesen aufgenommen werden. Diesmal sind besonders die Photographien, ist Endell   der Phantast, Grenander der Augustünstler, Stoeving der die nach alten Delgemälden hergestellt sind, nach Rafael, Andrea del feierliche Stilist, während Koernig. Kaiser, Geßner zu der praktisch­Sarto, Tizian  , wertvoll. Sie geben die vollen malerischen Werte solideren Anschauung hinneigen, die für das Ausbreiten des der Driginale wieder. Nur müssen die Töne im gesamten noch etwas Sunstgewerbes in weiteren Streisen in Zukunft von Bedeutung gemäßigt werden. Auch die farbige Reproduktion moderner Land sein wird. schaften und Studien gelingt, die modernen Nuancen kommen in Die Ausstellung ist geöffnet bis zum 5. April, wochentage all' ihren Feinheiten und sparsameren Verwendung zur von 11-7 Uhr, Sonntags von 12-2 Uhr. Der Eintritt ist frei. Wirkung. Interessant sind die Naturaufnahmen von Land­schaften, Stimmungen aus dem Park von Sanssouci  . Nament­lich die in vollem Sonnenlicht sprühenden Blumenbeete zwischen grünen Gartenheden, mit alten Statuen, find vorzüglich gelungen. Geradezu frappierend wirkt der Blick auf die historische Mühle" mit der grünen Wiese im Vordergrund und den breiten Schatten der Bäume, eine Arbeit, die direkt an moderne farbig- dekorative Zeich uungen erinnert. Auch die Innenaufnahmen der Wartburg   übers raschen durch die Genauigkeit des Details und die Schönheit der farbigen Erscheinung im ganzen.

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Humoristisches.

Dann freilich. Na, wie war es auf der Soiree bei

Geheimrats?"

Da geh' ich so rasch nicht mehr hin, die sind Temperenzler, Begetarianer und Nichtraucher."

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Eigentümliche Auffassung. Herr Tinterl ( am Stammtisch): Wie gesagt, meine Brigitta ist wohl manchmal ein bissert scharf, aber gut, herzensgut. Erst gestern hat s' mir wieder g'sagt:" Geh, Du derbarmst mich!" ( Meggendorfer- Blätter".)

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Notizen.

Unter dem Titel, Meine Lebensbeichte" erscheinen demnächst bei Schuster u. Loeffler, Berlin  , die Memoiren von Wanda von Sacher Masoch  .

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Ein bisher un veröffentlichtes und unbekanntes Wert von Richard Wagner   ist jetzt im Verlage von Bote u. Bock( Berlin  ) erschienen. Es ist ein vierstimmiger Männerchor a capella, betitelt, Weihegruß". Das Stück entstand im Jahre 1843, als Wagner sächsischer Hofkapellmeister war. Die Berliner Sezession   eröffnet am 21. April eine Ausstellung in ihrem neuen Gebäude am Kurfürstendamm  . An der Stätte des alten Sparta   sollen demnächst Aus­grabungen vorgenommen werden.

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Ein neuer Komet der dritte in diesem Jahre- wurde auf der australischen Sternwarte zu Melbourne   von dem Astro­nomen Roß entdeckt. t. Jm Staate Nevada( V. St.), in der Nähe des Plages Manhattan, ist man auf reiche Goldadern gestoßen.

Die Ausstellung des Werkrings", die im Festsaale des Charlottenburger   Rathauses stattfindet, bedeutet das erste geschlossene Auftreten des für das Berliner   Kunstgewerbe wich­tigen Vereins in Berlin   selbst. Es fehlte bisher an einer Zentrale, wie wir fie in München  , in Dresden  , in Wien   haben, wo die Künstler und Architekten, die das moderne Kunstgewerbe pflegen, sich schon längst zusammengeschlossen haben und damit eine wichtige Rolle im Kunstleben spielen. Berlin   war insofern benachteiligt, als diefes vereinigte Auftreten nach außen hin immer von Vorteil ist. Erst so wird ein nachhaltiger Gesamteindrud erreicht, erst so wird auch die Basis geschaffen zu einem vernünftigen, fünstlerischen Schaffen. Denn für einen Künstler ist es von erheblicher Bedeutung, daß er weiß, die Arbeiten, die er herstellt, werden wirklich gesehen werden, sie werden zur Ausstellung gelangen, und die öffentliche Kritik wird sich damit beschäftigen. Biel   leichter schleifen sich die über­flüffigen Torheiten ab, und die ganze Bewegung fommt aus dem unruhigen Suchen in ein flareres Fahrwasser, in dem sie zielsicherer dem zustrebt, was man Stil nennt. Alle die genannten Städte, Wien  , Dresden  , München   haben auf diese Weise einen eigenen Stil im Kunstgewerbe geschaffen. Wien   hat in Moser und Hoffmann feine charakteristischen Vertreter, die Künstler einer eleganten Kultur, bie mit unleugbarem Geschmack die alltäglichen Dinge des Lebens zu fleinen, aparten Kostbarkeiten umformen. München   weist eine stattliche Reihe von kunstgewerblichen Sträften auf, verstanden haben, aus der einheimisch bewahrten Volkskunst Leipzig  . Anregung zu einem neuen Stil zu entnehmen, der in Form und Farbe kräftig und anheimelnd zugleich ist. Die viel Roman. feitige Tätigkeit des Bildhauers Obrist, eines Banfot, Berlepfch er­Lahmt nicht an der Ungunst der Verhältnisse. Manche Kräfte sind Berlin  . gerade von hier aus berufen worden an kleinere Städte, nach Stutt Strobl, Karl Haus: Die gefährlichen Strahlen. gart z. B., um Anregungen in fremde Gegenden hineinzutragen. Be- Roman. Berlin  . Ebenda. Preis 6 M.­sonders Riemerschmied ist unter den Münchenern zu nennen. Er hat Holm, Drla: Pioniere. Ein Kolonialroman aus ben Vorzug, immer natürlich, echt und gediegen zu sein. Die folide| Deutsch- Südwestafrika  . Berlin  . Ebenda. Preis 3,50 M.­bayerische Kunsttradition, deren Nachleben wir in dem farbig so Wolzogen, Ernst v.: Seltsame Geschichten. reichen, formal so vernünftigen Bauernhaus im Gebirge spüren, ist Berlin  . Ebenda. Preis 2 M.- in ihm erhalten. Er ist derjenige unter den Kunstgewerblern, der Koze, Stefan v.: Die Antipoden. Stimmungen niemals überladen ist, der immer organisch bleibt. Er sucht wirt- von Da Drunten. Berlin  . Ebenda. Preis 2 M. Szczepanski, Paul v.: Mostau in Blut und Dauer Schnee. Reisebriefe aus dem revolutionierten Rußland  . Berlin  .

die es

lich nach der natürlichen Grundform eines Möbels, berücksichtigt

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Büchereinlauf. Kielland  

, Alexander 2.: Ringsum Napoleon  . Georg Merseburger. Preis brosch. 6 m., gbd. 7 M.­Kohlenegg, Viktor v.: Die Ehe im Schatten. Berlin  . F. Fontane u. Co. Preis 4 M. Dahl, Hermann: Harald Atterdal. Ebenda. Preis 5 M.

Die Praxis, und seine feine Zimmer find auf die bewohnbar. So bereichert er wirklich die modernen Stilformen Ebenda. Preis 2 M.

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Roman.

Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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