her beiden ersten Lebensjahre brechen nach und nach die Milchzahne durch, unter ihnen Ivachsen aber auch die bleibenden Zähne unumer« brachen weiter. ES werden erst die Zahnkronen gebildet, die dann später, wenn sie sich dem Kieferrand und damit dem Durchbruch in die Mundhöhle nähern, allmählich die Wurzeln erhalten. In das erste m>d zweite Lebensjahr fällt die EntWickelung der Zahnkrone, und es ist klar, daß eine Schädlichkeit, welche sie wahrend dieser Zeit trisft, die normale Ausbildung leicht stören kann. Eine solche Störung stellt nun die englische Krankheit dar. Sie wird so gemmnt, weil sie in England, tvahrscheinlich durch die Wittermigs Verhältnisse veranlaßt, mn " häufigsten beobachtet und zuerst beschrieben wurde. Sie besteht Hauptsäckstich in einer mangelhasten Ablagerung von Kaltsalzen in den Knochen, die dadurch weich und biegsam bleiben. Die krunnnen Beinchen der kleinen Helden, welche die ersten Geh- versuche machen, sind«ine Folge der englischen Krankheit, die man «cht energisch bekämpfen muh, sonst gibt es X- und O-Beine für das spätere Leben. Die Zähne, denen zu wenig Kalksalze zugeführt werde», leiden besonders. Dies ist leicht erklärlich, wenn»um be- denkt, daß die Zahnmasse mis 72 Proz. Kalk rmd 28 Proz. ver- brennbaren Aschcnbestandteilen besteht, der Zahnschmelz, die äußere, sehr harte Hülle des Zahnes gar 98 Kaltsalze enthält. Betrachtet man solch einen Zahn genauer, so sieht man. daß sich an einer Stelle das Zahnbein gehäuft hat, so daß«in kleiner Buckel entsteht, au einer andere» Stelle zeigt eine klein« Rinne oder ein Grübchen das Fehlen von Zahnmasse an. Ter Schmelz fehlt an einzelnen Zähnen in größeren Partim, je nach dem Grad des Einflusses der Krank­heit. Manchmal sieht man mitten um den Zahn gleichsam einen Ring gehen, unter diesem Ring nach der Schneid« zu, ist der Zahn ungleichmäßig und mit kleinen Furchen durchseht, über dem Ring ist er gleichmäßig»nd ganz normal geformt. Da ist im Lauf« der Entwickelung die Krankheit geheilt, und der letzte Teil der Zahn- kröne hat sich noch normal entwickelt. Gemeinsam ist fast allen diesen Zähnen, daß sie recht gesunde, feste und lange Wurzeln haben und trotz des oft unschönen Aussehens meist ebensogut ihre Pflicht tmi, wie normal« Zähne. Aendern läßt sich nichts mehr, wenn die Zähne einmal da lind, höchstens kann man auffällige Defekt« durch eine Plombe verschließen. Manchmal wird von besonders schönheits- durstigen Menschen das Ansinnen an den Zahnarzt gestellt, diese Zäkme zu entfernen und durch.hübsche" künstliche Zähne zu ersetzen. Solche Forderung mag eine Berechtigung haben, weim sie durch Be- rufsinteressen(bei Schauspielern, Sängern usw.) begründet ist; im allgemeine» möge man sich doch immer klar machen, daß ein natürlicher Zahn, mag er auch häßlich aussehen und durch Plomben an mehreren Stellen gestützt sein, immer noch besser seinen Zweck erfüllt als ein noch so schöner künstlicher. Wir müssen ja froh sein, daß wir in der Zahntechnik ein so gutes Mittel besitzen, die Störungen der Verdauung oft in recht guter Weise zu verhindern, auch die Entstellung, die Zahnlücken hervorzurufen, wird glücklich dadurch vermieden; immerhin bleibt der künstliche Zahn nur ein unvollständiges Hülssmittel für den Notfall und sollte nicht mutwillig.aus Schönheitsrücksichtrn" eingesetzt werdcn. Ein ein- mal entfernter Zahn kommt bei Erwachsenen nie wieder. Wir kommen nun zur Besprechung der Bleichsucht. Bei der englischen Krankheit beobachteten wir ein Verharren der Zähne in dem einmal durch die Krankheit hervorgerufenen Zu­stand, in der Bleichsucht werden wir eine der vielen Ursachen kennen lernen, die den fertig ausgebildeten Zahn den schädlichen Sinflüffen von außen zugänglicher machen. Diese Schädlichkeiten wirken auch fort, wenn sie einmal ihren Weg in den Zahn gefunden haben, selbst wenn sich das Allgemeinbefinden Kestert ; sie fahren nun selbständig in ihrer ZerstörungSarbcit fort. Wir haben bei dem Einfluß der Bleichsuckt auf die Zähne zweierlei zu beachten. l. Welchen Einfluß übt die Krankheit sellstt aus? 2. Greift das allgemein angewendete Heilmittel, das Eisen, den Zahn an?. Bevor wir Nf>r prüfen, wie beide« auf die Zähne wirkt, wollen wir uns einmal klar machen, wie denn überhaupt die Zahn- sänke zustand« kommt. Es ist doch eigentlich verwunderlich, daß Eerade dies Organ, unser Gebiß, so oft schadhaft wird. Haben doch 8 Proz., d. h. beinahe alle Menschen, schadhafte Stellen an ihren Zähnen. Es lasten sich da eine Menge allgemeiner Ursachen an- führen. Die mangelhaste Benutzung durch die sorgfältige Vor- bcrcitung der Speisen, die den Zähnen jede Arbeit erspart, machen dieselben auch mit der Zeit zu dieser Arbeit untauglich. Rast' ich, so rost' ich. In einem Gebirgsdorf fand ich die Sitte, nur 4 bis Knial im Jahre Brot zu backen. Das Brot wurde mit dem Beil zerkleinert. Es war für unser Gebiß absolut unmöglich, dies Brot zu kauen, während die Bewohner mit ihrem, bis ins Alter allgemein herrlichen, festen Zähnen die Echloierigkeit spielend überwanden. Die Erblichkeit scheint auch einen gewissen Einfluß zu haben, in manchen Familien sind feste, widerstandsfähige Zähne so allgemein, daß gar keine besondere Zahnpflege nötig ist; in anderen scheint ein weiches Zahnbein die Dispositionen für Zahnfäule zu erhöhen. Da sich aber nur die Anlage, nicht die Zahnfäule selbst vererbt, sind dies gerade die Fälle, wo man durch geordnete Pflege, durch Vorbeugen und Aufpasten die glänzendsten Resultate erzielen kann. Wir wollen nun aber einmal nach der speziellen Ursache aus- schauen. Was geschieht denn an dem Zahn selbst? Diele Jahre, hindurch war man sich über diesen Vorgang völlig unklar, bis Pro- fcstor Miliar von der Berliner llnioersität eine Erklärung gc- fanden hat. die durch mannigfache Versuche gestützk, jetzt allgemein anerkannt ist. Ter Vorgang ist folgender: Wir haben eben gegessen, und zwar nicht hartes Brot, das die Zähne mechanisch durch die starke Reibung reinigt, sondern ein Stück Kuchen. Es bleibt nun ein kleines Teilchen davon zwischen den Zähnen sitzen. Wir haben vorhin gesehen, daß Stärkemehl in Zucker, dieser wieder in eine Säure umgewandelt werden kann. Das geschieht nun mit unserem Kuchenteilchen. Es bleibt stunden» lang sitzen und bildet sich allmählich in Säure um. Die Säure ist aber der größte Feind der Zähne. Ter harte, spröde Schmelz wider. steht leicht Stößen und starken Reibungen, der Säure, die ihm langsam Kalk entzieht, widersteht er nicht. Man kann das ganz bequem an einem Versuch beobachten. Wenn man einen aus» gezogenen Zahn in eine schwache Salzsäure-Lösung legt, kam, man die äußere Schicht nach 1 2 Tagen bequem mit dem Messer ab, schaben. Ist erst einmal eine solche erweichte Stelle vorhanden, dann fangen die überall vorhandenen Bakterien an, die kleinen Lebewesen, die im Munde ganz besonders reichlich vertreten find, ihre Wirksam» keit zu entfalten. De» gesunden Zahn tonnen sie nicht angreifen, dazu ist der Schmelz, der den Zahn schützt, zu fest und Widerstands» sähig. In den erweichten können sie ohne Mühe eindringen. Sind sie erst einmal durch den Zahnschmelz gekommen, dann geht's in der Regel schnell weiter, denn die innere Scbicht des Zahnes ist viel weicher. Manchmal steht noch die ganze Echmelzhülle, nur an einer kleinen Stelle durchbrochen, und innen ist die Zahnfäule schon weit ausgebreitet in der weiche» Zahnmaste. Nun fragt es sich, ob bei einem bleichsüchtigen Menschen dir Verschlechterung der Zähne wirklich häusiger ist und schneller fort» schreitet, als bei einem gefunden. Nach vielen Beobachtungen werden wir diese Frage mitJa" beantworten müssen. Die Bleickisucht ist eine allgemeine Ernährungsstörung. Wir kennen ja die blasse Hautfarbe, daö entfärbte Zahnfleisch, die schlaff« Haltung. Der Appetit ist meist vermindert. Erinnern wir uns, daß iede Allgemeinstörung Erscheinungen in den sckeinbar ganz un- beteiligten Organen hervorrufen kann. Dauert nun eine Störung Monate, ja vielleicht Jahre hindurch, so ist es gar nicht so ver- wunderlich, daß sie einen recht nachdrücklichen Einfluß auf die Zähne Itaben kann. Und nach allen unseren Ersahrungen scheint es, daß die Zähne Bleichsüchtiger den Angriffen der Säure und Bakterien einen viel geringeren Widerstand enigegensetzen. als diejenigen der Gesunden. Wir müsse» uns alio klar machen, daß die Bleichsucht nicht einen direkten schädigenden Einfluß auf die Zähn« ausübt, wie dies etwa ein Stoß oder Schlag tut, sondern nur einen indirekten, indem sie den Selbstschutz dcS Zahne» vermindert. Nun kommen wir zu unserer zweiten Frage: Schadet das Eisen den Zähnen? Dies ist so oft behauptet worden und wird von den Bleich» süchtigen so oft als Grund ihrer schleckten Zähne angegeben, daß eS sich lohnt, etwas näher darauf einzugehen. Die Versuche, die man außerhalb des Mundes machen kann, sprechen nicht gerade dafür. Eine Lösung, die etwa den Verhält- nisten entspricht, wie wir sie bei der innerlichen Darreichung de? Eisen? finden, scheint den Zahn nicht anzugreifen, selbst wenn wir ihn lange in der Flüssigkeit liegen lasse». Das ist aber natürlich noch kein Beweis für die llnschädlichkeit des Mittels, denn das Eisen kann sich ja im Körper so verändern, daß cS in dieser neuen Form Schaden anrichtet. Betrachten wir die Zähne von Menschen, die% 1 Jahr hin» durch blcicksüchtig gewesen sind oder noch sind, so finden wir fast immer, daß die Zähne erheblich gelitten haben, und zwar ist e« ganz gleich, ob sie Eisen genommen haben oder nicht. Bei einer Anzahl Bleichsüchtigen find, bevor sie mit Eisen behandelt wurden, die schlechten Stellen sorgfältig geeinigt und ausgefüllt, die Wurzeln abgebrochener Zähne, in denen sich Speise» reste sammeln und die als Brutstätte für Bakterien dienen, entfernt worden; dann wurde peinlich darauf geachtet, daß keine Speiserest« lange zwischen den Zähnen blieben. Nun konnte mit dem Ein» nehmen von Eisen(und zwar in Pillcnform) begonnen werden. In all diesen Fällen sind die Zähne vollkommen gesund geblieben oder haben doch nur ganz Neine Defette an besonders ungünstigen Stellen bekommen. Zwei junge Mädchen haben in Zwischenräumen drei Jahre hindurch Eisen genommen und sind Ivährend der ganzen Zeit von Zahntäule verschont geblieben. Wir sehen, daß das Eisen nicht gar so schlimm sein kann, wie sein Ruf ist. Wie es häufig geht, wird wahrscheinlich die Ursache der Zahnverderbnis nicht richtig er« tannt und anstatt auf die Bleichsucht selbst auf das Eisen geschoben, Ein Umstand hat wohl mit dazu beigetragen. Das Eisen wird oft mit anderen Mitteln zusammen gegeben, vielleicht, weil die Pillen» form nicht vertragen oder ein anderer Heilzweck verfolgt wird. So können in Eisemväffern, in Eisenliqueuren usw.. die dem Kranke» sonst außerordentlich dienlich find, Säuren oder sehr fest haltende eryrupc enthalten sein, bei denen die peinliche Säuberung nach dem Einnehmen vernachlässigt wird. Wenn dies lange Zeit hindurch ge« schieht, geht'S natürlich mit den ohnehin nicht sehr Widerstands, fähigen Zahnen schnell bergab. Wir werdcn also beim Einnehmen von trockenen Eisen, Präparaten. Pillen. Pulvern keine besonderen Borsichtciuaßugel» gebrauche». Das Eisen wirkt auf den ganzen Körper überaus