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Der Arzt brauchte einige Beit, um zu antworten, er| Es gelang ihm zu fliehen und Frankreich wieder zu erreichen; mußte erst aus dem Lande des Haschisch zurückkehren; und aber er fam mit einer ausfähigen Hand zurück, die niemals mit einer Stimme, so farblos, leicht und flüchtig, daß auch heilte. Also, mein Lieber, ich glaube ganz bestimmt, Ihre fte nur ein Hauch zu sein schien, sagte er: Bettlerin ist eine Courtenay; ich vergaß, zu bemerken, daß nach der Aufhebung des Templerordens Balduin sich mit Rosamunde von Tarent verheiratete, welche sich vor der Krankheit nicht efelte. Aber natürlich muß das alles erst noch bewiesen werden." ( Fortsetzung folgt.)
,, Nein, nichts, absolut nichts."
" Sehen Sie, Doktor, ich weiß sehr wohl, daß man ihn nicht heilen kann; aber wäre es nicht möglich, Linderung zu schaffen?"
Wozu, mein Freund? Lindern heißt das Martyrium berlängern. Außerdem gewinnt man schließlich alles lieb, sogar sein Leiden."
„ Oh! Sagen Sie das nicht. Die, von der ich Ihnen erzählte, leidet furchtbar. Wenn Sie wüßten, welch unendliches Mitleid sie mir einflößt."
Sie scheinen die Araber noch nicht zu kennen. Die mögen fich lieber in heißester Sonnenglut auf einem Dünger Haufen mit einem Glasscherben kragen, als, in ein Hospital eingeschlossen, sich unseren hygienischen Vorschriften fügen." Vielleicht haben Sie dabei ganz recht; auf ihrem elenden Lager stört wenigstens niemand ihre Träume."
Doktor d'Amenjeu griff wieder zur Pfeife und schloß die Augen.
"
Was ist denn das für eine Frau?" fragte der Ritter, der von der Warte aus in die Ferne gespäht hatte.
Er stieg die Stufen hinunter, legte ein altes Fernrohr auf die Mauerzinne nieder, und setzte sich neben den Gelehrten.
Sollten Sie in eine Aussäßige verliebt sein, mein Lieber? Sie wären nicht der erste, dem das passierte! Ich erinnere mich in der Tat, daß einer meiner Vorfahren, der berühmte Gerard d'Iblin, der seinen Tod unter den Mauern von Askalon fand, von einer Ausfähigen verhert worden war. Aus Liebe zu ihm befehrte sie sich und nach einem Bade in dem reinigenden Taufwasser ging fie in strahlender Schönheit daraus hervor. Und wer weiß, ob nicht die Abkömmlinge ihrer Bastarde noch in Bethlehem leben?"
Ach! Die, von der ich spreche, ist schon Christin und alle Taufen würden bei ihr nichts mehr ausrichten. Ich Fenne sie seit Jahren, ia richtig, seit dem Tage, da ich die Astarothfragmente entzifferte und Ziona geboren wurde. Daher kommt es mir vor, als ob sie an meinem Leben einen gewissen Anteil und mit meinem Schicksal verknüpft sei. Damals war sie noch jung und schön. Jetzt hat die Krankheit fie entstellt; sie soll häßlich sein; aber ich sehe sie noch immer vor mir wie an jenem Ostermorgen. Später hatte ich sie aus den Augen verloren und gab nicht mehr acht auf fie: aber jedesmal, wenn ich zum Zionstor hereinkam oder hinausging, fühlte ich, daß mein Mantel wie von einem Dorngesträuch festgehalten wurde. Wandte ich mich dann um, so erblickte ich die Aussäßige, die verstohlen den Saum meines Kleides küßte. Eines Tages überraschte ich sie dabei, wie sie Erde aufnahm, über die ich geschritten war, um sie in einem Amulett am Halse zu tragen. Niemals bat sie mich um ein Almosen, aber wenn ich zufällig vor ihr stehen blieb und sie ansprach, verwandelte sich die entsetzliche Häßlichkeit ihres armen Gesichtchens in eine solche Schönheit, daß ich wirklich glaubte, sie sei vom Aussat geheilt. Uebrigens sind ihre Augen noch unberührt geblieben, und sie strahlen mehr schmerzvolle Zärt lichkeit aus, als die Augen aller Madonnen der Welt zu sammengenommen. Und immer, wenn ich ihr begegne, schwanke ich zwischen den beiden Trieben, mich abzuwenden, um mir ein quälendes Gefühl des Mitleides zu ersparen, oder mich ihr zu nähern. Auch jetzt, auf meinem Wege hierher, habe ich sie wieder getroffen.
Sie fragte mich, an welchen Messias ich glaube, an den der Griechen, der Lateiner oder den der armen Rumis? Sie würde sogar protestantisch werden, wenn sie nur mit mir in dasselbe Paradies eingehen könnte."
" Sicherlich stammt sie von den Kreuzfahrern ab. Versuchen Sie doch ihre genaue Abstammung zu erfahren," rief Bohemund eifrig, indem er aus seinem Wams den Adelskalender hervorzog, der ihn niemals verließ.
( Nachdrud verboten.)
Wenn die Berge ftürzen....
Der Bergrutsch bei Mühlheim in der Nähe von Koblenz , mehr aber noch der große Bergsturz, durch den das in der oberitalienischen Provinz Brescia gelegene Torf Tavernola in die Fluten des Iseo= fees gedrängt wurde, lenken wieder einmal die Aufmerksamkeit auf die furchtbaren Gefahren, die den Menschen drohen, wenn die Fels massen sich von der Höhe loslösen und wie ein wütendes Ungetüm, alles unter sich begrabend, in das Tal stürzen. Es sind entsehliche Vernichtungsschlachten, die diese Trümmermassen gegen Hab, Gut haben solche Bergstürze Vernichtung und Verderben über blühende und Leben der Bewohner schlagen. Schon in vorhistorischer Beit Landschaften und lebende Wesen gebracht; die ungeheuren Schuttfegel, die Täler verschlossen, Flüsse anstauten und Seen zum Dafein verhalfen, reden noch heute eine furchtbare Sprache von dem Unheil, das sie angeftiftet haben. Manche dieser Trümmer alter Stürze sind noch wenig überwachsen und stammen offenbar aus einer nicht fehr fernen Zeit; andere sind von mächtigen Wäldern überkleidet und gehen in frühe Vorzeit zurück, unter Umständen wohl bis zum wütenden und elementaren Straft gewirkt haben, von der wir uns Beginn der Diluvialzeit. Manche mögen in dieser Zeit mit einer heutzutage kaum mehr eine Vorstellung machen können. Mit einem Schlage sollen mächtige Gebirge sich emporgetürmt, sollen ganze Festländer in die Tiefe gesunken sein, und durch solche Umwälzungen foll bisweilen auf der ganzen Erde, was da kreucht und fleucht, das tierische und pflanzliche Leben ausgerottet worden sein. Aber während man früher annahm, daß die verschiedenen Bewegkräfte Feuer und Wasser und manche andere das Unheil bewirkten, Werken von Hoff und Lyell, mehr und mehr die Ueberzeugung Blak hat seit mehr als einem Jahrhundert, seit den bahnbrechenden gegriffen, daß diefelben Kräfte, die wir heute an der Arbeit sehen, ohne wesentliche Verstärkung seit Millionen von Jahren in meist ganz unmerklicher und allmählicher Weise tätig waren, und daß die großartigen Erscheinungen, die Entstehung und Abtragung von Gebirgen, die Bildung von Festländern und Meeresbecken, nur durch die Anhäufung fleiner Einzelwirkungen während unermeßlich langer Beiträume zustande kommen.
und Wohlfahrt der Erdenbewohner, als die alte Katastrophentheorie, Diese Auffassung bietet jedenfalls mehr Garantieen für Leben aber allerdings regt sie auch die Phantasie weniger an; es ist, wie Vittor Scheffel sagt, eine mitleidswerte geologische Leimfiederei". Was versteht man nun unter einem Bergsturz? Diese Frage beantwortet M. Neumeyer in den Mitteilungen des deutsch- öfterreichischen Alpenvereins" wie folgt:„ Ein Bergsturz ist der momentan eintretende Absturz sehr großer zusammenhängender Gesteinsmassen von einem steilen Gehänge, der eintritt, nachdem im Unterlage gelöst worden ist. Ein solcher Sturz wird also nur an Laufe längerer Zeit der Zusammenhang dieser Massen mit ihrer Gehängen eintreten können, die steiler sind als der Böschungswinkel, unter denen lose Massen, etwa Sand oder Gerölle, liegen bleiben fönnen, und an denen nur der innere Zusammenhalt der festen Gesteinsmassen diese vor dem Falle bewahrt. Wird nun auf irgend eine Weise dieser innere Zusammenhang gestört und gelöst, so wird ein Zeitpunkt eintreten, in dem einfach die Schwere ihre Wirkung tut, und die ganze Masse, oft infolge eines letzten, rein zufälligen Anstoßes, zum Sturze kommt. Betrachten wir nun die Bedingungen, unter denen Bergstürze zustande kommen fönnen. Im einzelnen diese Bedingungen aufzuzählen, würde zu weit führen. Doch lassen sie sich an der Schilderung zweier bedeutender Katastrophen im großen und ganzen er= fennen. Diese Katastrophen stellen einerseits typische Arten von Bergstürzen in den Alpen vor, andererseits sind die Dertlichkeiten bekannt. Der erste ist der bekannte Bergsturz von Goldau, der am Wohnhäuser und etwa 200 Nebengebäude unter sich begrub. An 2. September 1806 450 Menschen erschlug und 5 Kirchen, 111 diesem Tage löfte sich die erfte, etwa 30 Meter dicke Konglomeratbank des nördlich vom Orte gelegenen 1567 Meter hohen Roßberges los, stürzte nach Süden in die Talebene zwischen Lowerzer und Buger See und verschüttete Goldau und einen großen Teil von Lowerz . Der Noßberg besteht nämlich aus nach Südsüdosten geneigten diden Bänken von„ Nagelfluh", einem tertiären Konglomerat von charakteristischem Aussehen mit zwischenliegenden dünnen Mergelschichten.
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" Da!" fuhr er fort, indem er in dem illustrierten Pergamentbüchlein- blätterte. Hier ist das Wappen der Courtenays aus Burgund . In diesem Wappen sehen Sie auf einem Sandfelde ein Schwert, einen Schuh und eine aussäßige Hand. Die betreffende Legende erzählt folgendes: Nach der Schlacht bei Esdrelon und der Einnahme von Akkon war die Zahl Eine von diesen weicheren Schichten diente förmlich als Rutschder gefangenen Tempelherren und der Ritter so groß, daß bahn, auf der die auflagernde harte Nagelfluh in gleitende We man im Lager Saladins einen solchen für einen Schuh kaufen wegung geriet, die erst nachher in eine sturzartige überging und fonnte. So war auch Balduin de Courtenay, ein Tempelherr das Gestein in furzer Zeit etwa 1000 Meter abwärts transs aus Affon, an einen Agha von Damaskus verkauft worden.' portierte.