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zu begraben. Ueber uns aber, unmittelbar über uns allen dröhnt| Interieurs, die in leichte Dämmerstimmungen getaucht sind. der Besuv, hoch über uns der Feuerbrand des Kraters in der T. Larsson mit einem großen Bild, das seine Art, die Phantastik und Dämmerung des Abends. Vor uns erhebt sich grauenhaft die dunkle Birklichkeit bereint, sehr gut vertritt. Das Innere einer Stube, unförmliche Masse der toten Lava, die Lava, die in der Tiefe noch ein breiter Tisch, ein Kind fibt und lieft. Man sieht nur den Rüden, glüht, und ein Taumel des Wahnsinns hat die Umstehenden, die das offene Haar und die beiden Schleifen im Haar. Ganz gespannt Landbewohner, die Bauern, die Neapolitaner und Fremden ergriffen. liest fie. Ihr gegenüber räkelt sich, den Worten des Märchens Wie ein grauenhaftes Freudenfest ist es, auf dem Boden, den die lauschend, halb schon schlummernd, ihre Kleine Zuhörerin, die noch Feuerbrände des vorigen Tages berbeerten, in dieser Landschaft des nicht lesen fann. Wie Larsson diese Kindergesichter malt, mit so biel Unheils, mit der noch drohenden Gefahr vor Augen!"- drolligem Humor und tiefer Freude, wie er die Stimmung des Bimmers, der abendlichen Beleuchtung, trifft, wie er die Geräte, die hinten auf dem Schrank stehen, mit hineinzieht, indem sie fast phantastische Linien zeigen, das ist ganz seine eigene Note. Diese anheimelnde Stimmung erhöht Larsson, indem er dem Märchenhaften An der Ecke des der Situation noch greifbare Gestalt verleiht. Tisches, wo noch der Schein der Lampe hinblißt, lösen sich aus dem Dämmer, von leichtem Strahlenkranz umgeben, in Miniaturgröße zwei kleine, tanzende Gestalten ab, der Märchenprinz und die Prin­effin. Das sieht wie eine luftige Erscheinung aus, zuerst sieht man das fleine Paar gar nicht.

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Sächsische Ausbrüde für Trinkgefäßte. Wird das Bier über die Straße geholt", so bedient man sich um Dresden  , Leipzig   und Chemnik, sowie in Rochlitz   noch einer Lafe, eines großen Kruges aus Steingut, der mit einer Schneppe oder Schnauze, einer Röhre zum Ausgießen versehen ist. In Lampertswalde   ist die Lase auch eine Blechfanne( mit Ausgußröhre), um Schweinsburg ein Blechgefäß, in dem die Milch zum Rahmen ins Wasser gestellt wird. Dort wie im Gebirge ist auch noch das Nißelmoß gebräuchlich: das Halbeliter maß vermochte noch nicht das alte Nößel, mittelhochdeutsch noezelin ( dunklen Ursprungs) zu verdrängen. Als Nößel wird sogar das Glas bezeichnet, aus dem man nößelt, d. h. trinkt. Ein Glas meint in den meisten Fällen der Sachse auch dann, wenn er sich e Teppchen oder Teppel bestellt; ältere Leute verlangen und trinken ein Seidel, ein Lehnwort des späteren Mittelalters sidel aus latein. situla Wassergefäß. Sagt man im wißigen Wortspiel: der Mann trinkt e Seidel, die Frau kriegt e Kind, so ist mit dem Kinde ein halber Schnitt oder 4 Liter gemeint, wofür auch eine Tulpe gebräuchlich ist; diese erscheint jetzt freilich meist statt in bauchiger in länglicher Form. Mathesius führt aus älterer Zeit auch noch die Krausen und Dolden, Spechter, Krautstrünke und Aengster an( mittelhochdeutsch Angster aus mittellatein. angustrum Trinkgefäß mit engem Halse). Zahlreicher noch sind die Ausdrücke für die Gläser, aus denen der Schnaps getrunken wird. Größere heißen Stamper oder Pinsel, dice, stämmige Gläser, mit denen man aufstampfen kann, die man aber mit der ganzen Hand anfassen muß, weshalb sie auch Faust­pinsel genannt werden. Kleinere Gläser heißen Finken( bergl. Finkennäpfchen), bei den Maurern Strichzieher. Auch unterscheidet man eine große und eine kleine Fuhre, d. 5. ein Glas oder ein Schmitt Bier mit Schnaps, diesen schidt man voraus, daß der Magen nicht erschrickt; denn davor wird der Magen durch die bloße Anrede: Brost, Gorgel,' s fimmt e Dorchmarsch! noch nicht gesichert. Beim Branntiveinschant wird auch( um Rautenkranz   und im Vogtland  ) a Nächterle gekauft, entstanden aus an Aechterle, der achte Teil eines Maßes, mittelhochdeutsch ahterin. Die Schnapsflasche hat folgende Benennungen: Bulle, Hänse( um Lommaßsch), Trespe( beim Bau), Finne, Quetscher, Bock- oder Schafsäckel. Den Schnaps felbft fordert man ala' n Tee,' n Grauen,' n Weißen, Saft, naßen Bindföden, Lot Lot( Zwönißtal), Knorpel, Snobus( Langenberg), Schieböder, Färny( Firniß, Dresden  ), Nordschein, Neifirchner, Eibenstöder ( Stockdumm), Oederscher, eigentlich ein Dederaner( großes Glas Kernschnaps), Wuppdich, Tutemann, Kneppepuber, Schnabelschmiere, Rachenpuber, Reißer, Krabbel an die Wand, Krach, Strawallivasser. In Olbernhau   mischt man zwei Sorten Branntwein und erzielt einen halbierten Schnaps, halb Schinner und halb Rader.

Kunst.

e. s. Der Kunstsalon Schulte hat seine neuen Räume in dem neu erbauten Hause Unter den Linden  , an der Ecke der Wil­

helmstraße, eröffnet.

Das Haus ist von Messel   erbaut und macht durch seine Ein­fachheit und Schlichtheit, der ein feines Formgefühl zugrunde liegt, den günstigsten Eindruck. Die beiden Seitenflügel des Gebäudes treten ein wenig vor, der mittlere Teil schiebt sich dadurch unauf­fällig zurüd. Der immerhin große Bau erhält dadurch etwas In­times. Auch hier wieder sieht man, wie graziös Messel   eine Fassade zu gliedern weiß. Wie gleichmäßig er die Fenster seht, das wirkt bornehm. Er vermeidet jeden überflüssigen Schmuck, und das Schmucklose wird bei ihm bewußt zur Schönheit. In den in über­ladenen Bauten sich gefallenden Linden" nimmt diese Schöpfung einen besonderen Plaß ein, und es ist gut, daß sie dort steht. Unten eine einfache Reihe schmuckloser, schlichter Schaufenster. Dann dar­über immer gleichmäßig die nicht allzu großen Fenster mit weißen Vierecken. Nur eine Reihe Fenster hebt sich heraus, deren Format schmal und lang ist, die Fenster reichen hier bis zum Boden und zeigen ein leichtes Gitter. Dadurch kommt in die sonst eintretende Monotonie Abwechselung. Ein Sims teilt die oberste Reihe kleiner, dachlukenartiger Fenster gegen die Fassade ab. Dahinter tritt das Dach in schöner flacher Schrägung zurück. Man muß die Verhält­niffe im ganzen und im einzelnen alle ins Auge fassen, um die Har­monie der Teile zu empfinden; wie das Dach nach hinten in spitem Winkel zurücktritt, wie die seitlichen Flügel in leichter Run­dung den Mittelteil flantieren, wie die einzelnen Reihen der Fenster fich absetzen und abwechseln, wie unten die Schaufenster breit die Basis bilden, all das ist ohne viel Aufwand, aber mit viel Geschmack gegliedert.

Gewissermaßen als Ueberblick hat Schulte in den neuen Räumen eine Art Heerschau zur Eröffnung veranstaltet. Die Ausstellung Beigt feinen bestimmten Einzelcharakter, sondern gibt eine inter­nationale Zusammenstellung.

Da sind die nordischen Völker. P. Kroyer mit einem luftigen Strandstück, hell und kräftig. Warenskiöld mit Landschaften und

Von Spanien   erscheint Zuloaga  , dessen aufdringliche Art seinen schnellen Ruhm schon verblaffen läßt. Er zeigt uns seine Drei Kousinen", Spanierinnen mit häßlichen Gesichtern, in gespreizter Stellung, die Koketterie ausdrüden soll. Nur die Farben der Kostüme zeigen Geschmack.

England zeigt den bekannten Porträtisten Lavery, dessen etwas allzu vornehm- lässige Farbenakkorde auf die Dauer ermüdend wirken. Ein feines Graugelb, ein sanftes Schwarz, das sind die dominieren den Töne. Hamilton ist ein fein empfindender Landschafter. Er macht aus einem Dorf, einem kleinen Städtchen am Abhang eine zarte Farbenerscheinung.

Deutschland   vertritt vor allem gut Hans Thoma   mit ein paar schlichten Landschaften, unter denen eine Morgenstimmung am Gardasee   mit den grauroten, hellblauen Tönen auf dem Wasser her borragt. Schönleber zeigt eine tieftonige, schöne Dorfstimmung, eine Brücke, die über ein Wasser führt. Gebhardt ist sehr gut ber­treten. Er gibt vor allem in einer Volksszene aus dem Mittelalter eine Sammlung prachtvoller Typen aus dem Volte, jedes bis ins Einzelste durchgeführt und als Ganzes doch malerisch gruppiert. Leistikow steuerte eine schöne Grunewaldlandschaft, Liebermann ein flüssig schönes Straßenbild aus Holland   bei.

Unter den Plastiten sind vor allem die Porträttöpfe von Hilde brandt zu nennen, die Aehnlichkeit und Kunst mit so reifer, ruhiger Meisterschaft einen. Nichts zuviel, nichts zu wenig, alles wohl ab­gemessen, fraftvoll und doch ohne Uebertreibung. Die fleinen Ar­beiten des Bildhauers Wrba zeichnen sich durch leichte Grazie aus, die aber nichts Spielerisches an sich hat. Er ist im Kleinen groß. Die glatten Flächen des Körperlichen verwendet er geschickt zu bei nahe dekorativem Eindrud.

Die beiden hinteren Säle zeigen noch eine gute Sammlung alter Kunst, in der die Niederländer überwiegen. Die Straßen­bilder von Guardi, die im Format etwas zu groß sind, fallen in ihrer modernen, farbigen Behandlung auf.

So gibt Schulte, indem er alte und neue Kunst vereint, un­gefähr den Richtungsweg an, den er zu marschieren gedenkt. Die Beit ist ihm günstig. Möge er die Mittelmäßigkeit mehr als bisher bon fich fernhalten.

Die Gelegenheit, moderne Raumwirkung zu erzielen, hat sich der Die Räume selbst find nicht sonderlich überraschend gestaltet. Salon entgehen lassen. Der lange, flurartige Bugang ist einer hinteren Säle sind zwar intim, es mangelt aber an einem größeren Betrachtung der dort aufgehängten Bilder nicht günstig. Die Sonnenseite Bentralraum. Die Lage des Grundstücks an sich ft für einen Kunstsalon nicht günstig zu nennen; notgedrungen muß dann alles nach hinten verlegt werden.

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Notizen.

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Die Kölner   Festspiele finden vom 20. Juni bis 4. Juli statt. Soweit bis jetzt feststeht, wird Don Juan  " am 20. Juni den Anfang machen. Es folgen Lohengrin  "( 24. und 29. Juni), Holländer"( 27. Juni). Den Beschluß macht Salome"( 2. und 4. Juli). Dr. Karl Heine, Regisseur des Deutschen Schauspiel­ hauses   in Hamburg  , wurde als Oberregisseur an das Schau­spielhaus in Frankfurt   a. M. berufen.­

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Die nächste Novität der Komischen Oper wird Alfred Kaisers Oper Die schwarze Nina" sein.­

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Die Brutto- Einnahmen der Metropolitan Opera   in New- Yort erreichten dieses Jahr die Höhe von 5 000 000 m. Um Beobachtungen über die Ausbrüche des Vesuvs anzustellen, begeben sich dieser Tage die Mitglieder des Geologisch  - paläontologischen Instituts der Universität Berlin  , Professor Dr. Jakel und Privatdozent Dr. Philippi nach Neapel  .- c. Wie aus Paris   berichtet wird, hat die französische Geo­ graphische Gesellschaft  " den jungen Forscher Peliot, der Professor des Chinesischen   in Hanoi   ist, beauftragt, eine Expedition nach Bentral- Asien zu unternehmen, um in den Gebieten oberhalb Tibets  Ausgrabungen zu veranstalten; man hat hier Ruinen aufgefunden, die von einer ehemaligen hohen Blüte der Kultur zeugen. 200 000 Frs. stehen für das Unternehmen zur Verfügung.

Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.