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Kleines feuilleton.
Nur eine Bäcker
st. Ein Streit im Tempel zu Jerusalem . Die Herstellung der sogenannten„ Schaubrote"( nach Erod. 25, 30) hatte große Schwierigkeiten, da sie nach Anordnung der Priester in nacherilischer Beit eine eigentümliche Form haben mußten. familie besaß und bewahrte das Geheimnis, sie unversehrt dem Backofen zu entnehmen und doch gründlich durchbacken zu lassen, so auch der Tempelverwaltung nicht verraten wollte, ließ diese Kunstdaß sie nicht schimmelig wurden. Da sie das Geschäftsgeheimnis auch der Tempelverwaltung nicht verraten wollte, ließ diese Kunstbäder aus Alexandrien kommen, die es aber nicht fertig brachten. bäcker aus Alexandrien kommen, die es aber nicht fertig brachten. Man mußte daher jene Familie wieder damit beauftragen, aber diese streifte numehr, bis ihr die Verwaltung den früheren Lohn verdoppelte. Aehnliches trug sich wegen Anfertigung des Räucherwerts zu. Nur ein Haus in Jerusalem verstand sich auf die richtige Mischung der Kräuter und dabei zu bewirken, daß der Rauch kerzengerade in die Höhe stieg. Da auch dieses Haus sich weigerte, feinen Stunstgriff preiszugeben, wurden ebenfalls auswärtige Meister herangezogen, die aber den Erwartungen der Verwaltung nicht entsprachen, weshalb sie die früheren wieder damit betrauen mußte, die sich aber erst wieder bereit finden ließen, als ihre Bezahlung aufs doppelte erhöht wurde.( Talmud , Traktat Joma, Folio 38.)
daß es sich in ziemlicher Unabhängigkeit von den Launen des sich im März stets rascher als im Februar, und es ist dabei gleichWetters abspielt. Diese Tatsache ist so bemerkenswert und allen gültig, ober der März wärmer ist als der Februar oder nicht. Nur Alltagserfahrungen so widersprechend, daß ich nicht umhin kann, fie auf den Gesamtverlauf der Blütenbildung hat die Temperatur Einfluß, und ein naffes, dabei warmes Frühjahr fieht die Gegenden ausführlicher zu schildern. Nach diesen Untersuchungen, die neuerdings von anderer Seite früher im Blütenschmude prangen, als ein taltes und trodenes. ihre Bestätigung fanden, zerfällt die Entwickelung der Blütenknospen Ganz besonders aber gibt sich die teilweise Unabhängigkeit der der Kirsche in zwei streng geschiedene Perioden, zwischen denen die Lebenserscheinungen von der Temperatur dadurch zu erkennen, daß Winterruhe liegt. Nur dauert dies nicht so lange, wie die blattlose vom Oktober an die Knospenentfaltung ruht, mag nun ein herrlicher Zeit des Baumes, die man für gewöhnlich als die Ruhezeit der Spätherbst die Sommerwärme wieder auf Wochen zurückrufen, oder Vegetation ansieht. In Heidelberg währt die entwickelungslose ein Frühwinter uns um dieses späte Glück der letzten Herbsttage Zeit" nur von Ende Oktober bis Anfang Februar. Die erste Wachs- bringen. tumsperiode der Blüten beginnt schon lange, bevor wir Menschen sie veranlassen würden, wenn wir das Blühen der Bäume zu dirigieren hätten. Kein Hausvater ist so voraussichtig wie die Natur. Noch bevor sich die Blüten des Jahres 1906 entfalten, legt sie schon jene des Jahres 1907 an! In aller Verborgenheit im heimlichsten Winkel der Knospen reift da die Blüte als zarte Wulst heran, mehrt Zelle um Zelle, verschiebt und ordnet ihre Bausteine so lange, bis sie etwa im Juli auch dem unbewaffneten Auge als feines Kelchlein erkennbar wird, als stecknadelfopfgroßes Schüffelchen, in dessen Grund wieder Heine Wülfte auffprießen. Barte Stöpfchen erheben sich, hauchdünne Blättlein breiten sich schüßend darüber, und im wohlgeborgenen Zentrum wölbt sich langsam das füße Geheimnis" der zukünftigen Blume, die Knospe, die schon den zur Befruchtung heranreifenden Samen in fich birgt. Diese sachten Regungen und Entfaltungen dauern den ganzen Sommer über, bis spät in den Herbst hinein. Roch lange, nachdem die Aequinoftialstürme das letzte verdorrte Blatt vom Baume gerissen haben, und er wie tot dafteht, find in ihm tausend und abertausend Knospen raftlos tätig, das Blütenfest des tommenden Frühlings vorzubereiten. Die Natur denkt im Herbste watclich nicht ans Sterben, wie wir Kurzfichtigen so lange glaubten; unerschöpflich entquillt ihr Leben und Lebenslust, und dort, wo wir Ruhe und Tod zu sehen vermeinen, ist es nur die beklagenswerte Beschränktheit unseres Blides, welche uns irreführt. Nirgends ficht man dies so deutlich, wie an der angeblichen Winterruhe der Knospen. Ende Oktober erstarren sie und erwachen erst wieder durch die matten Küsse der Februarsonne. So spiegelt es uns das Auge bor . Aber in Wirklichkeit hat die Knospe trop Schnee und Kälte nicht geruht. Ungeheure Wandlungen haben sich an ihr vollzogen; es ist etwas vorgegangen, für das uns noch das richtige Verständnis fehlt. Wir können es erst an den Folgen erkennen und nur als innere Wandlung bezeichnen. Wie wenn das Knösplein ein seelentiefer Mensch wäre, der durch innere Erlebnisse zu einem anderen Wesen wird. In einer Periode scheinbarer Berhärtung und Untätigkeit formt es sich um, und nur dadurch wird es befähigt zu neuem Leben. Astenasy, derjenige Botaniker, der die Kirschblüte guerst untersuchte, sagt, aus seinen Versuchen gehe„ deutlich hervor, daß die Blütentnospen der Kirschen zwischen Ende Oktober und Ende Dezember eine Aenderung in ihrer Beschaffenheit erleiden, die sich nicht in einer Gewicht und Größenzunahme der Teile, sondern nur in dem verschiedenen Verhalten zu höheren Temperaturgraden zu erkennen gibt. Es liegt nahe, anzunehmen, daß diese Aenderung chemischer Natur ist."
Medizinisches.
hr. Das Dauerbad. Das Dauerbad hat zuerst in der Be handlung von Geisteskranken Verwendung gefunden, der große Wert warmer und lauer Bäder, die 3-4 Stunden dauern, ist zur Be= handlung von Aufregungszuständen ein zweifelloser. Diese Bäder müffen stets auf gleicher Temperatur, 32-34 Grad, gehalten werden und können sogar den ganzen Tag anhalten, gegen Abend haben sie dann eine schlafmachende Wirkung. In zweiter Linie hat man das Dauerbad gegen schwere Verbrennungen angewendet, hier wirkt es in hervorragender Weise schmerzstillend; wochenlang läßt man derartige Kranke im warmen Bad. Wie bei Geistesfrankheiten wirkt das Dauerbad auch bei manchen Nervenkrankheiten, bei Lähmungen und Krämpfen günstig. Neuerdings wendet man diese Badeform mit Erfolg auch bei Gicht und Rheumatismus an, die anhaltende Einwirkung des warmen Wassers wirkt dabei aufsaugend auf die Krankheitsprodukte. Im übrigen beruht die Wirkung des Dauerbades neben der Beruhigung des Gehirns darauf, daß es den Kreislauf durch Ableitung nach der Haut entlastet, die Ernährungsverhältnisse der Haut begünstigt, die Wärmeabgabe erhöht und den Stoffwechsel beschleunigt. Humoristisches.
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Der Theaterdirektor.
P
Was berechtigte ihn zu dieser überraschenden Erklärung? Welche Tatsache verrät die angebliche innere Wandlung? Wir hörten es fchon, eine Aenderung in dem Einflusse der Temperatur auf die Blütenentwickelung. Sie zeigt sich darin, daß wir ruhende Zweige der Kirsche im November oder anfangs Dezember vergeblich in das Jetzt wird dieses Stück Warmhaus bringen. Sie schlagen nicht aus. Wohl aber geschicht schon zum 25. Male auf meiner Bühne aufgeführt. Hm. Da sollt bies nach Weihnachten . Nach der Zeit der geheimnisvollen Zwölfer- ich mir's doch eigentlich auch mal anschauen!"- nächte ist ein großer Teil der heimischen Pflanzenwelt wie verwandelt. Baldurs Geburt, die Wintersonnenvende, brachte ihnen wirklich die Auferstehung. Won da ab brauchen sie nur noch günstige Temperatur, damit Blüte und Blatt rasch, mit zauberhafter Schnelligkeit, fich entfaltet. Aber vor Weihnachten könnte es noch so warm sein, fie bleiben leblos und harren ruhig der inneren WandTung, die ihnen nicht von der Wärme, sondern von der Zeit kommt.
Von den ersten wärmeren Tagen des Nachwinters an beginnt dagegen für die Kirschblüte eine Zeit der gewaltigsten Entwickelung. Die Blüten wachsen an Größe und Maffe anfangs langsam, später schneller, zum Schluß mit erstaunlicher Geschwindigkeit. In den legten sechs bis zehn Tagen vor ihrer Entfaltung verdoppeln sie ihr Gewicht; in den letzten Tagen wird eine federleichte Kirschblüte täglich um ein Dreißigstel Gramm schwerer. Das macht bei den 200 000 Blüten, die ein nur mittelgroßer Kirschbaum hat, eine koloffale Arbeitsleistung aus.
Alle diese Tatsachen bringen uns aber dem Verständnis des Lebens um einen gewaltigen Schritt näher; die Poesie des Frühlings erhält durch den Gelehrten eine solche Folie des Wissens, daß jeder Kirschbaum für den Wissenden ein ergreifend ernstes Erlebnis wird, weil er uns an die tiefsten Tiefen des Seins mahnt. In dem lieblichen Zauber des Frühlingsblütenmeeres tritt uns wuchtig und schwer das Lebensrätsel entgegen. Vorläufig hat es die Gestalt, daß die Pflanzen innere Fähigkeiten besitzen, welche sie teilweise in der Entwickelung unabhängig machen von den Einflüssen der Temperatur.
8u zartfühlend. Weshalb haben Sie denn Ihr Weißwarengeschäft aufgegeben?" ,, Weil ich Trauer habe!"
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Notizen.
( Lustige Blätter.")
Soeben erschien: Der Fall Reinhardt oder der fünstlerische Bankrott des Deutschen Theaters zu Berlin ". Eine fritische Studie von Dr. phil . Ernst Bergmann. Dr. E. Bergmanns Berlag, Charlottenburg 4.
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Der Schwäbische Schiller Verein zählt gegenwärtig 383 Stifter und 1968 ordentliche Mitglieder. Die Einnahmen betrugen im legten Jahre 47 601 M., die Ausgaben 32 117 M. Der Verein besitzt ein Vermögen von 67 776 M.
Waldemar Runge, der Regisseur des Berliner SchillerTheaters, ist als Regisseur an das Münchener hoftheater engagiert worden.
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Die französische Regierung bewilligte Frau Curie für sich und ihre Kinder 12 000 Fr. jährlich als Ehrengabe. Von einem Kleinbahnidyll auf der Gaubahn SpeyerGeinsheim berichtet die Pfälz. 8tg.": Bei dem abends von Speyer 7.20 Uhr abgebenden Zug sprang unterhalb Harthausen an einer Kurve ein Wagen aus dem Gleise. Veranlaßt wurde dies durch einen Radfahrer, der dem Zuge zu Wett fuhr und dabei die brolligften Bewegungen machte. Die Infassen eines Wagens drängten sich, um diesem zuzusehen, alle auf eine Seite, wobei der betreffende Wagen aus dem Gleichgewicht kam. Berletzt wurde niemand.
Wir sehen deutlich, daß die Sommertemperatur die Entwidelung der Kirschblüte gar nicht beeinflußt. Aber auch während der Frühlingsentwidelung vermögen Schwankungen der Temperatur den Berlauf des Wachstumstempos nicht zu ändern. Die Blüten entwickeln Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
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