und Boden, soweit Lehm unter der Ackerkrume lag. Bald rauchte der zweite Ofen. Die Eiglcr brachten ihre Schtvcswr mit und machten uur noch Dachziegel, weil sie damit am meisten verdienten. Die Eva war so groh wie ihre hochgewachsenen Brüder. Bald bekam sie es fertig, den nötigen Lehm herbeizuschaffen und die fertigen Ziegel abzutragen, ohne daß je eine Pause entstand. Gingen die Ge- schwister um die Ecke des Schuppens, so konnten sie ihr neugebautes, blitzend-weißes Haus erblicken, das übcr'm Bach, an der anderen Lehne lag. Hinter dem Webstuhl saß ihre alte Mutter undklatschte" bunte, leichte Baumwollstoffe für den Brambachcr Verleger zu- fammen. Der Bauer kam heran und tippte grüßend mit dem Zeige- finger an die Lodenmütze. Die Brüder dankten, ließen sich aber nicht stören. Die Arbeit ging von Hand zur Hand. Na, das geht ja!... Da wird noch was fertig!.,, Du, Josef!" Der Aelteste legte die Form hin und trat aus der Reihe; die anderen rückten nach, weiter ging die Arbeit. Der Brenner will zum Ersten abkratzen,,, Was meinst d' dazu?..." .Soll er doch gehen, der eingebildete Tropf!" Sölch pfiff leise vor sich hin. Hat's Streit gegeben?" Ach, er meint, er war' der erste hier, weil er Brenner ist. Was der kann, haben andere Leut' schon wieder vergessen... Na, der Andres da hat ihm neulich die Wahrheit ordentlich gegeigt." So so! Und mit dem Stingel sauft er'rum, Hab' ich g'hört..." Vor drei Wochen haben sie ihn in Mühldorf   aus'm Tag- löhncrwirthaus'nausg'worfen. Er hat eine Zunge wie ein Schwert. Sind alle so, da drunten, wo die Nüss" wachsen. Ich war einmal dort, aber keine vier Pferde bringen mich wieder hin..." Wart' einmall.., Traust Du Dich, einen Brand zu Machen?" Das bartlose Gesicht des Arbeiters verzog sich, die Hände wollten nach den Hosentaschen, fielen aber auf halbem Wege herab. Sie waren voll Lehm, und' das hätte den Taschen geschadet. Die Kunst ist net so groß. Gleichmäßiges Feuer, und auf- passen, wann's genug ist; sonst geht der ganze Brand zum Teufel. Siehst, und wir kriegen schon noch anderes Wetter. Haben ja noch keinen ordentlichen Wcibertssommer gehabt! Vor vier Jahren war's g'rad so. Und damals haben dieKurstädter" bis in den toten Herbst hinein gebaut. Müssen ja! Im Sommer ist die Saison, bleibt ihnen nur das zeitige Frühjahr und der Herbst... Na. willst?" Sölch, ich probier's!.,. Wie ist's denn mit der Zahlung?" Was d' jetzt verdienst und eine Zulag." Einverstanden!" Der Zicgelstreicher wallte sich wieder an die Arbeit machen. Noch einmal hielt ihn der Bauer zurück. Wenn morgen der Brenner den anderen Ofen einbaut, bist Du dort und schaust zu. Und so jeden Tag. bis der Brand fertig ist. Besonders wenn er das Feuer abstellt, mußt d' aufpassen. Das ist die Hauptsach', ich hab's Dir scholl gesagt.... Mit dem Brenner werd' ich selber reden, daß er Dir nichts in den Weg legt. Vorsehen kannst Dich aber immer." Der Bauer schob das Haarbüschel vor das Ohr und wieder zurück, um seinen Mund stand ein Lachen. Jetzt konnte der Schwarzbart gehen, wann er wollte. Und wurden zu Anfang auch ein paar tausend Ziegel schwarz, die Franzcnsbader mußten auch die nehmen! Nur das Wetter halt..,, Zu was denn!" (Fortsetzung folgt.) kleines Feuilleton. Theater. Residenz-Theater.Liebeskunst'. Komödie in drei Akten von Löon Xanrof und Michel Carrö. Juuge Königinnen, die von den erhabenen, Szepter tragenden Gatten nicht betrogen werden wollen, tun gut, bei Pariser   Kokotten Lektionen in dem Fache weiblicher Koketterie zu nehmen bas wäre, ans einen allgemeinen Satz gebracht, etwa die Lebensweisheit, die der Zuschauer als geistigen Gewinn aus dem kooperativ erzeugten Werke der Herren Xanrof und Carrü mit sich nach Hause nehmen könnte. Der in Pariser   Schwankwesen herkömliche Halbwcltkultus ist den Autoren so in Fleisch und Blut übergegangen, daß sie die hierin liegende, nicht gerade kleine Despektierlichkeit überhaupt kaum zu empfinden scheinen. Statt einer bitter- witzigen höhnenden Satire, die. man braucht nur an HartlebeuSEr- zichung zur Ehe" zu denken, sehr Wohl auch einen Einschuß ausgelassenen SchwanlhumorS vertragen hätte, gibt es in ihrer Komödie nur eine Folge salzloser Schlüpfrigkeiten, deren Schönheit dann stellenweise noch durch einen leichten Zucker- aufguß von Sentimentalität erhöht wird. Die Verfasser finden ihren König und ihre Königin ganz allerliebst und grawlieren ohne Spur Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Druck u. Verlag: von Malice in aufrichtiger Devotion zu de» vortrefflichen Er« ziehungsresultaten. Fürst Sergius reist einen Monat nach der Vermählung mit seiner Frau nach Paris  , in der heimlichen Abficht, zur Ergänzung des zweifelhaften Eheglücks dort ein Dämchen fiir das Ehrenamt einer Hofnmitresse zu engagieren. Die Zurückhaltung seiner Gemahlin, die für ihn schlvärmt und in die er selbst verliebt ist, deutet er sich, den Maßstab seiner früheren Junggesellenerfahrungen anlegend, als Kälte und Abneigung. Doch wahre Liebe überwindet alles. Wißbegierig läßt sich die Königin von einer Schwindlerin in den Salon des Fräulein Fleurange, einer erstklassigen Kokotte führen und erhält daselbst durch eine Verführungsszene,' die die ge- fällige Wirtin aufführt, instruktiven Anschauungsunterricht in der Kunst, zugefallen". Kaum daß sich die Gesellschaft entfernt hat, erscheint der König bei Fleurange, und das Publikum hat noch einmal Gelegenheit, die Künste dieser Dame in Aktion zu sehen. Sergins reagiert mit großer Lebendig- keit, bis ihm, als Fleurange verächtlich von der Naivität und Schüchternheit der klösterlich erzogenen Königinnen spricht, im Vorgefühl des letzten Aktes, eine plötzliche Erleuchtung aufgeht. Seinem eigenen königlichen Hirn war es bis dahin partout nickt eingefallen, daß es mit NialkaS anscheinender Scheu vor ihm diese Bewandtnis haben könne. Im Schlußakte Familienglück l Beim nächtlichen Souper mit ihrem Eheherrn entivickelt die Königin, in der Praktizierung des eben erst Gelernten, bereits ein ganz virtuoses Raffinement, und das Entzücken von Sergius wird, als er den Zu- sammenhang erfährt, nur noch gesteigert. Welch ein Beweis von Liebe, diese segensreiche Exkursion! Der Schwank, der flott gespielt wurde namentlich Maria D e r w a l war gut in der weiblichen Hauptfigur fand den üblichen lauten Applaus. dt. Freie Volksbühne: JbsenSFrau vom Meere". Es i st eine schöne und tröstliche Anschauung, daß der Wille die Tat gelte. Aber das reale Leben fragt so selten nach diesem Idealismus. Es ist weit gröber. Es verlangt, daß dem Willen das Vollbringen entspreche. In dem Unternehmen derFreien Volksbühne  ", Ibsens   psychologisch bis zum Pathologischen und einer ans Komische leicht streifenden Groteskheit differenzierteFrau vom Meere" zur Darstellung zu bringen, muß entschieden der Mut und die gute Absicht belobt werden. Es liegt so nahe den geistigen Zielen de» rührigen Vereins, daß seine Mitglieder auch diese feinere und gefährlichere Kost vorgesetzt erhalten und in ihrem Genüsse selbst, und nicht nur vom Hörensagen, teilnehmen an der erhöhten und komplizierteren Geistigkeit solcher moderner Dichtungen. Die Fortschrittlichkeit und die erzieherische Aufgabe des Vereins er- fordern es direkt, daß ein solches Wagnis unternommen wird. Denn es ist ein Wagnis auf jeden Fall. Verfügte dieFreie Volksbühne" etwa über ein hervorragendes ständiges Ensemble, so dürfte man, ohne das Publikum damit zu kränken, mit Fug und Recht für dieses Publikum bangen. Es ist hier so leicht ein Versagen des Publikums möglich, und auch erklärlich. Aber bei dem gemischten Ensemble, das die Leitung des Vereins nur aufbringen und zur Verwendung bringen kann, wächst natürlich die Gefahr für die Aufführung selbst. Und man kann ein Zurückbleiben hinter dem zu Erfüllenden nur zu gut begreisen. Dieses Zurückbleiben ist eingetreten. Ich muß es mit Bedauern gestehen. Es war nicht Ibsens  Frau vom Meere", die wir sahen. Es fehlte ihr alles, was sie zu der Frau vom Meere macht, es fehlte ihr der Meergehalt und dieser spezifisch moderne Frauen- oder wenn man will: Menschengehalt in dem die Tragödie des freien Entschlusses, der Verzicht im Besitz der Freiheit und im Bewußtsein der eigenen Verantwortung be- gründet ist. Es fehlte der typische Sinn eines eigengcprägten Charakters. Es fehlte Mangel, der schwache Mann, aber geistig beherrschende und heilende Arzt. Es fehlte die Stimmung des Hauses Mangel. Es fehlte das Meer. Es fehlten die suchenden und bangenden Untertöne, die, wie in Hilde bcfondcrs, Gegensätze auslösen. Es fehlte diese Suggestion des Unklaren, des Schmerz- vollen, des Unausgesprochenen und Sehnenden. Es fehlte die Inner- lichkeit. Es fehlte die Bedeutsamkeit. Es fehlte die Ironie, oder vielmehr: sie verfehlte. Der Jbsenstil im allgemeinen fehlte, und es fehlte der Stil derFrau vom Meere" im besonderen. Der Lust- spielton herrschte. Sie wurden alle Lustspielgestalten, die Gestalten des Dramas, selbst Ellida bekam etwas davon und Bolette bekam etwas davon. Auch die Ausstattung war lustspielhaft. Die Regie war verfehlt. Aber ich weiß nicht, ob sie nicht verfehlt sein mußte. Ich weiß nicht, ob ich ihre Mittel falsche oder unzulängliche nennen soll. Denn es wurde mit einem unverkennbaren Aufwand von Wollen gespielt. Aber eS spielte jeder so, wie er es konnte, und es spielte niemand so, wie er es gemußt hätte. ES war alles so fleißig uM redlich, aber es war eben nicht Ibsen, und es war nicht die Frau vom Meere. hz< HnmoristischeS. Aus dem B u r e a u l e b e n.Wodurch hat sich denn der Buchhalter bei unserm Chef so unentbehrlich gemacht?" Sehr einfach I Er hat in seinen Büchern eine solche Schlamperei, daß sich, außer ihm, keinMenschmehrdrin auskennt!" Entweder oder.Sakra, ls dös a' s a u b e r' S Dirndl!... Simmerl, Simmerl, i' glaub' allaweil, heut' kriegst d' noch a' Busserl oder a' Watsch'n l"(Fliegende Blätter  .") Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagsanstaltPaulSmger L-Co., Verlin SW,