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und Unwissenheit stroßten. Nur die Hausfrauen und Köchinnen begrüßten sie mit Freuden, denn sie eigneten sich vortrefflich dazu, morgens den Herd anzuzünden.

Ostar Graf ist bekannt und geschätzt als Radierer. Er versteht und beherrscht die Technik wie wenige. Er weiß die feinen Linien der Zeichnung zu geben, er operiert mit vollen, dunklen Tönen, er fett kräftige Lichtpartien monumental hin, so daß plastisch das Bild fich vor uns aufbaut. Immer erreicht er sein Ziel, er beherrscht sein Mittel, die Technik. An Erfindung und Phantasie mangelt es zu­weilen. Es scheint zu viel Absicht und Ueberlegung in dem Künstler zu sein. Man muß aber anerkennen, daß sich hier fünstlerischer Ernst und Fleiß mit Intelligenz paaren, die zusammen Tüchtiges leisten. Jedes Blatt verträgt langes Sehen, kritische Betrachtung, das beste Zeichen, daß Gutes geboten wird.-

Eine eigene Note zeigen zwei Kinderbildnisse, die streng in der Komposition sind. Der Kopf mit dem weichen Lockenhaar zwischen givei Birkenstämmen, ein Bildchen von fleinem Umfang, in dem die braune Masse des Haares fich voll abhebt gegen den blauen Himmel h. Gewässerter Spargel. Die Frage, ob Spargel durch Ein- und gegen die gelblich getönten Gesichtspartien. Es ist etwas legen in Wasser an Wert verlieren müsse oder ob diese Prozedur Italienisches in der weichen Formengebung, auch in den tiefen ohne irgend welchen Einfluß sei, wurde Veranlassung zu eingehenden Farben. Bersuchen auf der pflanzenphysiologischen Verfuchsstation in Geisen- Bont Cäcilie Graf ist am besten Die Stadt am Wasser"; heim a. Rh. Ueber diese Versuche wurden in der Frankfurter sonniges Licht fällt golden über die Häuser und schüttet sich in Gartenbau- Gesellschaft folgende Mitteilungen gemacht: Die Spargel- Bracht über den blinkenden See. Leichtflimmernd ist alles in Farbe stangen wurden alsbald nach dem Stich gut mit Wasser abgespült, und Licht aufgelöst. auf das allersorgfältigste mit Fließpapier getrocknet, an der Stich­stelle glatt abgeschnitten und gewogen und dann in bedeckte Glas­gefäße mit destilliertem Wasser gebracht. Nach je 24 Stunden wurden die Stangen aus dem Wasser genommen, die anhängenden Wassertropfen in das Versuchsgefäß abgespült, der Spargel wiederum getrocknet, gewogen und in frisches Wasser gebracht. Das Wasser wurde täglich gewechselt, weil die Vermutung nahe lag, daß die Stangen beim Liegen im Wasser in längerer oder kürzerer Zeit von Bakterien angegriffen werden möchten, wodurch das Resultat ungünstig beeinflußt werden konnte. Die Ergebnisse zeugen von einer ziemlich beträchtlichen Wasseraufnahme; sie betrug auf je 100 Gramm ungeschuppten Spargel im Mittel nach 1 Tag 9,075 Gramm, nach 2 Tagen 11,685 Gramm, nach 3 Tagen 13,565 Gramm. Bei geschuppten Stangen ergab sich sogar 10,4 Gramm, 15,1 Gramm und 17,9 Gramm. Gering waren hingegen die aus dem Spargel ausgelaugten Stoffmengen. Die Wasseraufnahme bedeutet eine Spargelverteuerung, da die Stangen schwerer werden. Auch andere Gründe wirtschaftlicher und hygienischer Art sprechen gegen das wässern des Spargels. Länger als 4 Tage läßt sich der Spargel unter Waffer nicht aufbewahren oder genußfähig erhalten; er wird allmählich, besonders an den Köpfen und den Schnittflächen, weich, nimmt einen stärkeren, fast strengen Geruch an und ist dann zu berwerfen, weil eine Entwickelung von Bakterien eingetreten ist, die trotz sorgfältiger Reinigung vom Boden her immer noch am Spargel haften oder sonst an den Spargel gelangen.

Beim Aufbewahren in der Luft wird der Spargel bald rot­fledig. Nach langen Versuchen wurde folgendes günstige Auf­bewahrungsverfahren für frischen Spargel ausfindig gemacht. Die Stangen wurden in einer bedeckten Schale auf feuchtem Sande, der des sauberen Arbeitens halber mit Fließpapier überlegt war, im Seller bei 13 Grad Celsius aufbewahrt. Es trat während 6 Tagen weder eine Zunahme noch eine Abnahme des Gewichts ein; nach 3 Tagen hatte der Spargel noch nichts von seinem guten Aussehen eingebüßt. Erst nach 4-5 Tagen zeigte sich eine Verfärbung. Danach scheint dieses Verfahren, den Spargel in feuchter Luft in nicht zu dicker Schicht aufzubewahren, das beste zu sein.-

Kunst.

In München erhält sich die romanische Landschaftsmalerei, die in Böcklin ihren imponierendsten Künstler fand, unentwegt in Geltung. Die Umgebung Münchens mit ihren frischen lebendigen Farben führt der alten Anschauung neue Motive zu. Modernes Farbensehen frischt die alten Mittel von neuem auf.

Die Bilder, die Detar und Cäcilie Graf im Se unit falon Gurlitt ausstellen, zeigen alle die romantische Note. Es ist nichts Ueberwältigendes in ihnen. Aber die allgemeine Münchener Note, jene frische, liebevolle Naturanschauung gibt ihnen Wert. Man sieht, wie das moderne Landschaftsbild das alte romantische Ideal verdrängt, das mit Staffage und Figur arbeitet. Aus der roman­tischen Figur wird hier der moderne Mensch, der im Bilde erscheint, die Natur betrachtet. Und die Landschaft, die wir sehen, ist unsere Umgebung, unsere Gegenwart. Noch ein Schritt weiter, und es bleibt nur die Landschaft, ohne Figur, in der sich die Empfindung und Be trachtung für den Beschauer konzentrieren soll. Dann haben wir die moderne Naturempfindung in voller Schönheit und Größe. Wir sehen die Natur als ein Ding außer uns, mit eigenem Leben und darum erholen und stärken wir uns in ihr. Wir brauchen nicht eine Figur, die uns vorgenießt, was wir empfinden sollen. Cäcilie Graf, die das schwächere Talent ist, manche Entgleisungen zeigt, wirt schaftet noch gern mit dieser figürlichen Staffage. Und allerlei Reminiszenzen finden sich in ihren Bildern. Sie seht mit Vor­liebe Gestalten in Phantasiekleidern in die Natur, die in Farbe und Stimmung bermitteln sollen. Oskar Graf geht eigenere Bege. Am stärksten zeigt er sich in dem kleinen Bild Wolfenschatten", in dem er eine Tallandschaft in sumpfigem Grün gibt, in der eine graue schwere Steinbrüde in der Mitte über den Fluß führt, während die großen Wolfen über die Ebene ziehen. Es ist viel Sammlung und Stille in dem Bild.

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Medizinisches.

e. S.

hr. Der Einfluß der Mineralwasser auf die agentätigkeit. So viel jahraus jahrein die verschiedenen Mineralwäffer bei Magen- und Tarmirankheiten angewendet werden, so wenig ist bisher objektiv wissenschaftlich festgestellt worden, worin eigentlich die Wirkung der Mineralwässer auf den Magen beruhe. Allerdings ist dies durch die Erfahrung festgestellt, daß die Birkung der Mineralixäffer bei vielen Magen- und Darmkrankheiten wendet werden. Dr. Bickel in Berlin ist nun auf experimentellem eine günstige ist, sonst würden dieselben nicht so ausgedehnt ver­Wege der Prüfung der Frage näher getreten, wie sich im einzelnen die verschiedenen Mineralwässer im Magen verhalten. Er benüßte dazu Versuchstiere, welchen eine Magenfistel angelegt wurde, ebenso auch eine Patientin, welche nach einer Speiseröhrenberägung auf operativem Wege eine Magenfiffel erhielt. Es wurde immer zu­nächst reines Wasser in den Magen eingegossen, darauf Mineral­wasser und alsdann die Absonderung des Magens verglichen. Es ergab sich dabei, daß kohlensäurereiche Mineralwässer die Säure­abscheidung seitens des Magens erhöhen. Die kochsalzhaltigen Mineralwässer, wozu auch das Meerwasser gehört, fördern eben­falls die Saftproduktion. Ebenso lähmt das Bitterwasser die Bildung der spezifischen Bestandteile des Magensaftes, fördert aber einen reicheren Erguß von Wasser aus der Magenwand in die Magen­fäfte. Es ergibt sich aus diesen Resultaten, daß Magenkranke sehr eingehend ärztlich beraten werden sollten, wenn sie im Begriffe stehen, ein Bad aufzusuchen oder eine Trinkkur zu gebrauchen, weil sich sonst Mißerfolge sehr leicht einstellen.

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Humoristisches.

Fruchtlose Arbeit. Weshalb find sich denn die Professoren Müller und Lehmann so spinnefeind?"

Weil sie sich immer entgegenarbeiten: Kaum hat der eine für ein neues Präparat eine hübsche griechische Bezeichnung gefunden, so setzt sich der andere hin und verdeutscht sie ihm."

sein

auch

Immerhin etwas. Soll also wirklich alles aus zwischen uns?" Run, wir fönnen ja das Los in der Preußischen Klassenlotterie fernerhin gemeinsam spielen." ( Lustige Blätter.")

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Notizen.

Vor längerer Zeit wurde am Gymnasium der Stadt Winterthur ( Schweiz ) versuchsweise die Lektionsdauer von 50 auf 40 Minuten verkürzt. Diese vorläufige Maßnahme soll jegt endgültig eingeführt werden.

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-Für Indien wird eine Hindu Universität geplant. Allgemeine Sammlungen wurden bereits eingeleitet. -Eine Mufil- Fachausstellung wird heute in der Philharmonie eröffnet.-

Die Dauer der Jahrhundertausstellung( National­galerie) ist bis Ende Juni verlängert worden.

Wie aus Padis gemeldet wird, soll der Bildhauer Auguste Rodin an Paralyse erkrankt und in einer Heil­anstalt untergebracht sein.

Auch das Schloß im Wasser" ist farbig gelungen. Derselbe- Ueber ein Vogelidy II berichtet der Schwäbische Afford, hier noch einfacher, grau und grün. Auch hier ist es dem Maler Merkur ": In einem Gepäckwagen der Schmalspurbahn Marbach­gelungen, restlos seine Anschauung zu gestalten. Wie mitten im Heilbronn hat oben in einer Nische ein Rotschwänzchenpaar sein Nest faftigen Grün, das au Trübner erinnert, unten das graue Schloß, gebaut, in dem das Weibchen vier Eier gelegt hat, die es jetzt aus­deffen Mauern hoch ansteigen, als Masse liegt, das ist ge- brütet. Der Wagen fährt alle Tage mit Gepäd und einer großen schlossene Komposition, aus der Natur unmittelbar gewonnen. Anzahl blecherner Milchkannen nach Beilstein und kommt abends mit In solchen Bildern zeigt sich die intelligente, darum oft den gefüllten Milchkannen zurück nach Marbach. Trotz des starken bewußte und nicht elementare Art des Künstlers, Geräusches beim Ein- und Ausladen der blechernen Kannen läßt sich das Weibchen in seinem Brutgeschäft nicht stören. Das Männchen fliegt ein und aus und hat noch niemals den Zug versäumt; vor Abfahrt des Zuges erscheint es pünktlich und macht die Fahrt mit

zu

der mit Bedacht sich umsieht, wählt, fich aber nicht ergreifen läßt, am besten. Die Farbe liegt ihm näher als die Linie. Darum zeichnet er nicht so sicher als er malt.

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.