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Jdec: Wie, wenn er sich selber wählen ließe? Einen Tag vor der sich, daß der Staat einschritt und eine derartige Ladung mit Strafe Wahl berief er seine geehrten Mitbürger" zusammen und eröffnete bedrohte. So erklärte St. Gallen 1647, und dieweil auch etliche in ihnen, daß es doch gefehlt wäre, diesen Regierungsanhänger Legrady solche Vermessenheit ausbrechen, daß sie nicht scheuen, ihren neben­zu wählen, der das Steuerzahlen erfunden habe. Bei diesen Worten menschen etwan umb geringer sachen wegen in das Josaphatsthal zu zog Mattai sein Steuerbüchel aus der Tasche und wies auf das laden, also gebieten wir bei hoher Geld und Leibesstrafe" usw. Impressum:" Gedruckt bei Gebrüder Legrady". Damit war der Be- Daß solche Verordnungen nicht nur auf dem Papier standen, beweist weis erbracht und Makkai, der ja doch das Geld ausgeteilt hatte, ein Fall aus Zürich  , wo 1682 der Michael Hartmann aus Trogen kandidierte selbst und wurde prompt gewählt, natürlich als Kossuth- wegen einer solchen Ladung mit dem Schwerte   gerichtet wurde. Parteiler. Siegmund Makkai gehörte nun zu den fleißigsten Ve- Doch war die Strafe nicht immer so hoch. Als in Freiburg   im suchern der Parlamentssitungen; für das Verständnis der Dinge, die Uechtlande ein gewisser Merz einen Zivilprozeß verloren hatte, be= dort mit schier endlos langen, ihn einschläfernden Reden erörtert schuldigte er die beteiligten Richter der Rechtsbeugung und lud fie wurden, erwies fich sein Schädel jedoch als ungeeignet. Aber von den drei Tage nach seinem Tode in das Tal Josaphat, um dort gerichtet Diäten lebte sichs famos und war noch ein Erkleckliches obendrein zu zu werden. Zur Bekräftigung dieser seiner Ladung warf er einen ersparen. Wenn er nach Afosfalva heimkam, erzählte er, daß er auf außerordentlich großen Pfennig in den Saal. Die Richter faßten dem besten Wege sei, die Steuern abzuschaffen. So konnte es nicht die Sache nicht so tragisch auf, sie zwangen den Ladenden, seine fehlen, daß er im Januar vorigen Jahres wiedergewählt wurde. Seit- Ladung zurückzunehmen und sperrten ihn nur sechs Wochen in den her tauchte jedoch bei den Afosfalvaern die Meinung auf, die Gesetz- Turm. geberei sei fein so schwieriges, dagegen um so einträglicheres Geschäft, an dem nach einem gewissen Turnus zu partizipieren, sie alle ein Anrecht hätten, und was Makkai Zsiga kann, bringt schließlich auch ein anderer zustande. Kurz, diesmal fandidierten in Afosfalva acht Anhänger der Unabhängigkeitspartei; nebst Makkai bewarben sich noch vier Bauern, außerdem drei Advokaten um das Mandat. Und jetzt wurde Makkai von der Nemisis ereilt. Einer der drei Advokaten, Andor Barcsay, ging von Haus zu Haus und erklärte den geliebten Mitbürgern":" Der König will jezt das allgemeine, geheime Wahl­recht machen. Wißt Ihr, was das bedeutet? Das bedeutet, daß jedermann allgemein und geheim zustimmt, daß die Abgeordneten Pensionen beziehen. Wer dreimal Abgeordneter war, dem muß sein Wahlbezirk aus eigenen Mitteln bis an sein Lebensende die vollen Abgeordnetendiäten als Pension bezahlen, jährlich 6400 Kronen. Ihr wollt jetzt den Makkai zum drittenmal als Abgeordneten wählen bereitet Euch also bor, auch die Pension zu zahlen." Bei den guten Afosfalvaern schlug dieses Argument wie eine Bombe ein. Herr Andor Barcsay hatte seinen gefährlichsten Konkurrenten aus dem Sattel gehoben er wurde zum Abgeordneten gewählt.

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Volkskunde.

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Nicht nur Zivilpersonen, sondern auch Priester suchten ihre Gegner mit einer Ladung in das Tal Josaphat zu schrecken. Als 1588 des Cölibates wegen heftige Kämpfe innerhalb der Aargauer Priesterschaft tobten, wurde dem Johann Schertweg, Pfarrer zu Olten  , die Ehe verweigert. Darüber ergrimmte dieser dermaßen, daß er in der Kirche während der Predigt auf der Kanzel erklärte, er lade daher alle, die ihm diese Ehe verwehrten, vor das jüngste Gericht und in das Thal Josaphat, um ihnen dort antwort zu geben; wenn schon der henter hinter ihm stünde und ihm den Kopf ins Feld hauen wollte, könne er doch nicht anders reden". Bur vollen Höhe der schmerzlichen Tragödie erwächst die Ladung aber, wenn sie der unschuldig zu Tode Verurteilte auf dem Schaffot oder auf dem Wege zum Hinrichtungsplate dem Urheber seines Todes zuruft. 1560 war in Luzern   der Steinmetzmeister Hanz Motschon mit dem dortigen Schultheiß Lur Ritter wegen Geld- und Lohnforderungen in Streitigkeiten gekommen. Aus Rache denun­zierte der Schultheiß den Meister wegen angeblich begangener Re­ligionsschmähungen, und dieser wurde zum Tode mit dem Schwerte  verurteilt. Schon auf dem Schaffot, rief er dem verbrecherischen Schultheißen   die verhängnisvolle Ladung zu. Und wirklich wollte der Zufall, daß der Geladene ein Jahr später plößlich und ohne er­fennbare Ursache starb, was natürlich den Glauben an die Kraft der Ladung sehr vermehren mußte. Im Jahre 1482 wurde in Zürich  der Straßburger Ritter Richard von Hohenburg   wegen angeblicher Bäderastie zum Feuertode verurteilt. Auf dem Richtplate lud er ben Züricher   Bürgermeister Hans Waldmann   drei Tage nach seinem Tode in das Tal Josaphat. Mir geschieht Gewalt und Unrecht", erklärte der Unglückliche, ich komme um meines Geldes willen um. Du, Waldmann, hättest mich retten können und thatest es nicht. Darum lade ich Dich von heute in drei Tagen in das Thal Josaphat an ein Recht, da nehm ich St. Johann den Evangelisten zu meinem Schreiber und St. Paul zum Redner".

Aus den drei Tagen wurden jedoch sieben Jahre, dann fiel auch Waldmanns Haupt auf dem Schaffot.

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rn. Die älteste Märchensammlung. Einen bedeuten­den Zweig der Volkskunde bildet die Märchenforschung, und in dieser gehört die Lösung der Frage zum schwierigsten, woher es kommt, daß in allen Weltgegenden dieselben Märchen wiederkehren, und der Estimo im äußersten Norden seinen Kindern die gleichen oder doch sehr ähnliche Märchen erzählt, wie die Mütter am Bodensee  . Dabei tommt besonders in Betracht, daß die überreiche Fülle von Märchen auf eine verhältnismäßig geringe Zahl von Grundtypen zurückführen, die in allerlei Variationen wiederkehren. Nach der Annahme des Göttinger   Orientalisten Theodor Benfey   seien die In der die eigentlichen Schöpfer der Märchen gewesen. In den alten indischen Büchern ist eine große Anzahl Märchen aufgezeichnet, und es ist nachgewiesen, daß indische Kultur und indische Erzählungen sich auf die europäischen   Kulturländer verpflanzt haben. Das älteste indische Wert, welches Märchen, Novellen und Fabeln, überhaupt kleinere Erzählungen umfaßt, ist das Pantscha tantra, d. h. Fünf­hundert Erzählungen; aus diesem floß ein anderes, betitelt: Freund­liche Belehrungen", und das weitere:" Fünfundzwanzig Erzählungen eines Dämons". Diese Bücher wurden ins Syrische, Persische, Ara­bische und in andere orientalische Sprachen übersetzt. Unter anderem Soeben erschienen: Liebesgedichte aus der ist daraus die große arabische Märchensammlung Tausend und eine griechischen Anthologie." Mit Benutzung älterer Ueber­Nacht" geschöpft. Von hier wanderten die Erzählungen nach Europa   fezungen herausgegeben und eingeleitet von Dr. Otto Kiefer. München   und hinüber. Das Buch der sieben weisen Meister" verbreitete sich über mit acht Abbildungen nach antiken Bildwerken. ganz Europa  . So sicerten die indischen Erzählungen allenthalben Leipzig  . R. Piper u. Co. Preis 3 M. ins Volt. Aber auch auf mündlichem Wege mochten sie vorgedrungen sein. Durch die Einfälle der Mongolen gelangten sie in den Osten, durch den langen Aufenthalt der Araber in Spanien   bürgerten sie fich im Süden ein. Schließlich haben die Kreuzzüge die europäischen  Nationen mit orientalischer Kultur und Dichtung bekannt gemacht, wie auch Byzanz den geistigen Verkehr zwischen Asien   und Europa  

bermittelt hat.

Das schließt freilich nicht aus, was namentlich von dem englischen Folkloristen Andrew Lang   gegen Benfey   vertreten wird, daß wiederum viele gleichartige Märchen bei verschiedenen Völkern ſelbſt ständig entstanden sind, indem die primitive Menschheit überall zu berwandten Hervorbringungen so einfacher Phantasiegebilde veran­lagt war.

Kulturgeschichtliches.

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Notizen.

Der Frif. 8tg." wird geschrieben: Von den unter dem Namen Memoiren des Kardinals Richelieu" bekannten Aufzeichnungen, die eine wichtige Quelle für die Regierungszeit Ludwigs XIII. find, besaßen wir bisher nur den Teil, der sich bis zum Jahre 1638 erstreckt. Vor kurzem hat der französische   Historiker Baul Robert Lavollée einen neuen Abschnitt in der Pariser   National­Bibliothek und im Archiv des Ministeriums des Aeußeren entdeckt, der soeben im Auftrage der Société de l'Histoire de France ber­öffentlicht worden ist. Dieses bisher unbekannte Kapitel behandelt die diplomatischen und militärischen Ereignisse vom Januar bis September 1639.­

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Die Enthüllung des vom Bildhauer Karl Wilfert jun. ausgeführten Stifter Denkmals, das in Oberplan  , dem Heimatsorte es Dichters zur Aufstellung gelangt, ist für den 26. August in Aussicht genommen.

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é. Die Ladung in das Tal Josaphat. Zu den oft fenderbaren Erscheinungen des mittelalterlichen Rechtslebens ge­hören auch die Ladungen in das Tal Josaphat. In seinem Ver­Kommunaler Fortschritt. Nach dem Vogtl. Anz." trauen zur irdischen Gerechtigkeit schwer erschüttert, wendet sich in hat der Stadtrat einer sächsischen Stadt von rund 14 000 Gin­einem solchen Falle der Ladende an einen jenseitigen, überirdischen wohnern an den Stadtrat zu Plauen   nach Uebersendung des Ver­Richter, von dem er den Sieg seiner gerechten Sache und die Strafe waltungsberichts eine Postkarte folgenden Inhalts gerichtet: So für den ungerechten Richter erhofft. Und da ein solches Gericht nach dankbar die Uebersendung der Verwaltungsberichte der großen der biblischen Verheißung in dem Tale Josaphat stattfinden sollte, Schwesternstädte anzuerkennen ist, so kann doch dabei nicht un­lud dahin der unschuldig Bestrafte oder Verdächtige seinen un- berücksichtigt gelassen werden, daß zu deren Aufbewahrung nach gerechten Richter oder Beschuldiger. Eine derartige Ladung scheint wenigen Jahren ein besonderes Regal nach Verlauf von Jahr­in dem mittelalterlichen Rechtsleben ein ziemlich häufiges Vor- zehnten ein besonderes gimmer nöthig wird. Wir bitten es kommnis gewesen und von den Geladenen feineswegs mit Gleich uns deshalb nicht verargen zu wollen, wenn wir auf weitere Ueber­gültigkeit aufgenommen worden zu sein. Denn nur so erklärt es I sendung verzichten." Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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