-
368
Baul( ebenfalls in Size geratend):„ Natürlich! Auf dem Lande] fann man nicht seine Toiletten zur Schau stellen, die große Dame spielen, die lieben Freundinnen ärgern! Deshalb möchte man Geld, viel Geld haben! Nicht für sich, nein, für die anderen, für die Welt! Soireen veranstalten, empfangen, seine nackten Schultern zeigen und in langen Schleppkleidern durch alle Zimmer rauschen das ist Dein Jdeal! Das Landleben pfui Teufel! Das ist gut für Kleine Leute!( Achselzuckend) Wahrhaftig, wenn es nicht so traurig wäre, ich möchte lachen!"
-
Madeleine( scharf):„ Du möchtest lachen? Nun, ich. ich schwöre Dir... versteht Du, ich schwöre Dir. bei allen, was mir heilig ist: wenn Du Deine Pläne zur Ausführung bringst, dann... dann folge ich Dir nicht!"
"
"
Paul: Wie? Du Madeleine:" Ich folge Dir nicht! Jch bleibe in Paris !" Paul( pfeift ein paar Tafte, steht auf und tritt vor seine Frau):„ Schön! Dann lassen wir uns scheiden!"
-
Madeleine( unbeugsam):„ Dann lassen wir uns scheiden!" Langes, bewegtes Schweigen. Getrennt durch die Breite des Tisches bemühen sich beide, cine Annäherung an den anderen Teil zu finden. Paul Hustet verlegen, Madeleine hustet ebenfalls. Abermals Schweigen. Es klopft!"
-
Beide: Herein!"
H
-
Musik.
und
Shakespeare hat schon manchmal Material zu Opernterten und selbst auch Gelegenheit zu guten Opern gegeben. Ein Dramatiker, der ihm im Ganzen näher kommt, als man gewöhnlich beachtet Ferdinand Raimund , scheint es in jenem Opernglück noch nicht weit gebracht zu haben. Eines seiner, trop aller fast findischen Zauberei, großartigsten Dramen ist Alpentönig Menschenfeind". Wie da Herr Rappellopf, der seine Familie quält, durch den in Rappelfopfs eigener Gestalt erscheinenden Alpentönig geheilt wird, das ist eine der ergreifendsten Bühnengeschichten. Nun hat der Komponist Leo Blech , den wir bereits von einem hübschen Operchen„ Das war ich" her kennen, im Verein mit dem Textdichter Richard Batta aus jenem Drama ein Musikwerk gemacht, das übrigens der Kategorienbezeichnung wie " Oper" und dergleichen auszuweichen scheint. Der neue Text zieht den alten begreiflicherweise in dasjenige Maß von Lyrik hinein, das nun einmal bei dem Gegensabe zwischen gesungenem und ge= sprochenem Wort unentbehrlich sein dürfte. Die unvergeßliche Stelle, in welcher Rappelkopf den armen Leuten ihre Hütte abkauft, und diese dann wehmütig von dannen gehen, mit dem bekannten Lied:" So leb denn wohl du stilles Haus", ist jetzt mehr ins Drollige gezogen, obwohl der Komponist einen Anklang an die bekannte Melodie bringt. Auch sonst ist die Stimmung nicht eben das HauptFrancoise( aufgeregt): Madame!... Madame, ich traf verdienst des Komponisten. Seine große Stärke liegt in dem Farbeneben den Gemüsehändler. Er kam von der Ziehung.. Er reichtum des Orchesters, in dem Aufsteigen zu wirkungs-, nicht erzählte, Nummer 34908 hat den Hauptgewinn gefriegt, und wir effektvollen Höhepunkten, und in den, mit seiner modernen Satzhaben 34907. weise kontrastierenden volkstümlichen Themen. Diese haben un Paul: Es ist gut. Sie können gehen."( Francoise ver- gefähr den Typus der weichen Melodie in der Ouvertüre von schwindet.) O. Nicolai zu den„ Lustigen Weibern" oder des Terzettino Andante lento im dritten Aft eben dieser Oper. Doch sollte das letzte Duett in Blechs Oper vor einem anderen als einem Operettenpublikum nicht wiederholt werden. Alles in allem haben wir eine Kunsts leistung vor uns, würdig genug, daß wir uns an ihr erholen von dem vielen Drangvollen, das wir in der letzten Zeit haben schlucken müssen. Paul( nimmt das Los aus der Brieftasche, knüllt es zugangenen Sonnabend die Sommeroper bei Stroll eröffnet. Mit der Berliner Erstaufführung dieses Werkes wurde am versammen und schleudert es in die Ecke):„ Na, einmal und nicht wir hatten derselben Gesellschaft schon im vorigen Sommer manches wieder!( Er zieht seine Frau an sich) Gott ! sind wir dumm ge- Wertvolle zu verdanken. Insbesondere war damals der Dirigent wesen, nicht wahr?" wir kennen, aufgefallen. Auch sonst macht das Ensemble Freude. Dr. Ernst Kunwald als einer der energischsten Dirigenten, die Der uns von früher aus dem Theater des Westens bekannte Bariton Gustav Waschow war schon damals durch seine Stimmfülle günstig bekannt. Jetzt hat er sich darin noch weiter entwickelt und ersichtlich auch seinen Bühneninstinkt ausgebildet, der ihm die entsprechende Mimik eingibt. In der weiblichen Hauptrolle zeigte sich ein Gast, Margarete Frankenstein, als eine hervor= ragende Gesangskünstlerin. Die Vermutung ist wohl nicht zu voreilig, daß wir seit einigen Jahren auf den Bühnen durchschnittlich eine Steigerung der Gesangskunst erleben. Damit stimmt einigermaßen die gewaltige Konkurrenz, die seit längerem im Gesangsnterricht herrscht. Vielleicht kommt unsere Nation einmal noch so weit, die furchtbaren Schäden einzusehen, die ihr durch so manchen Chor- und Sologesang aufgebürdet worden sind.
Madeleine:„ Pech!"
Paul: Ausgesuchtes Pech!"
Sie blicken einander mit so unglücklichen Mienen an, daß beide unwillkürlich in Lachen ausbrechen. Ein etwas gezwungenes Lachen. Madeleine:„ Wir brauchen uns also nicht scheiden zu Tassen!"
Madeleine: Gewiß, aber gewonnen haben wir trotzdem
dabei!"
-
-
Kleines feuilleton.
-
-
-
Notizen.
SZ.
Das kleinste Literaturgebiet. Wohl der kleinste Voltsstamm Europas , der seine eigene Sprache und seine eigene Literatur besitzt, find die Rhätoromanen, über deren modernes Schrifttum ein Bericht im neuesten Literarischen Echo"( Berlin , Egon Fleischel u. Co.) das Wissenswerte aus den letzten Jahren mitteilt. Das rhätoromanische Volt zählt nur zirka 55 000 Seelen, ist also noch fleiner als die Bevölkerung in dem literarisch ebenfalls sehr tätigen Jsland mit seinen zirka 80 000 Einwohnern. Und obgleich das Sprachgebiet dieses Bergboltes räumlich verhältnismäßig flein ist, besigt das Rhätoromanische eine solche Uneinheitlichkeit in seinen Die Deutsche Schiller- Stiftung hat im verAusdrudsformen, daß schon hierdurch jede fruchtbare Entwickelung ver- gangenen Jahre für Lebenslängliche Pensionen hindert werden mußte. Hochragende Felswände scheiden die einzelnen 15 270 M., für vorübergehende Pensionen 27 500 m. Wohnsize des Stammes und haben bewirkt, daß die in ihren Tälern ein- und für einmalige Zuwendungen 17 950 Mark ausgeschlossenen romanisierten Rhäter im Laufe der Jahrhunderte ihre lokalen gegeben. Idiome verschiedentlich ausbildeten. Fast jedes Tal weist eine besondere Mundart auf. Doch lassen sich, von Einzelheiten abgesehen, drei größere Dialekte unterscheiden: das Ladinische als die Sprache des Engadins, des Albula- und Münstertals, das Churwelsche oder Rumontsch im Bündner Oberland, den Gebieten von Oberhalbstein und Schams, während das tiroler Romanisch eigentlich nur noch in zwei Tälern, dem Enneberger und Grödener, gesprochen wird. Daß diese Zersplitterung der Entfaltung einer Literatur wenig förderlich war, liegt auf der Hand. So kam es, daß all das, was ursprünglich Eine neue polnische Oper: Halta" von Stanislaus an geistigen Schöpfungen überhaupt hervorgebracht wurde, lange Monileszko ist von der Wiener Hofoper angenommen Zeit hindurch nur Oral- Literatur blieb. Die Ausbreitung der Lese- worden. und Schreibfunst unter den Rhätern führte schließlich zur Abfassung Bei einer dieser Tage in Leipzig stattgefundenen Versteigerung von Handschriften. In dieser Form fanden die rhätoromanischen von Kupferstichen, Radierungen und Holzschnitten alter Dichterwerke Jahrhunderte hindurch fast ausschließlich Ver- Meister wurden für Dürers Blatt ,, Melancholie" 13 000 m. breitung, da eine Drucklegung bei der geringen Zahl der gezahlt.- Interessenten von vornherein ausgeschlossen war. Heute verfügen die
Zu der vom Deutschen Sprachberein im vorigen Jahre ausgeschriebenen Preisausgabe:„ Die Anschauungen Goethes von der deutschen Sprache", hat der Vereinsvorstand beschlossen, die Frist zur Einlieferung der Arbeiten vom Oktober dieses Jahres bis Ende nächsten Jahres zu verlängern. Die Arbeiten sind demnach spätestens zum 31. Dezember 1907 an den Borsigenden Dr. D. Sarrazin in Friedenau - Berlin einzusenden. Die ausgesetzten beiden Preise betragen 1000 und 500 m.
-
-
"
Bei dem Wettbewerb der Pläne für den Rhätoromanen bereits über etliche Hundert Druckwerke jeglichen Friedenspalast im Haag erhielt den ersten Preis von Inhalts, unter denen Belletristik und Wissenschaft in würdiger Weise 12 000 Gulden 2. M. Cordonnier Lille, den zweiten von bertreten sind. Jedes neue Jahr fördert frische Arbeiten zutage, 9000 Gulden A. Marcel- Paris, den dritten von 7000 Gulden vor allem lyrische, novellistische und dramatische Dichtungen, dann Franz Wendt Charlottenburg, den vierten von 5000 Gulden Otto aber afich folfloristische und philologische Schriften, Zeitschriften- Wagner- Wien, einen Preis von 3000 Gulden Havard sammlungen und eine ansehnliche Kalenderliteratur. Allerdings Greenley und H. S. Olin Neuyork und einen Preis von erscheinen die meisten Werke nicht für sich allein in Buchforni, 3000 Gulden Franz Schwechten Berlin . sondern in den Spalten großer Sammelwerte oder Periodika, wie Frau Curie ist vom Professorenkollegium der Pariser den seit 1857 besteheuden Fögl d'Engiadina" oder den im 19. Jahr- Universität der Lehrstuhl ihres verstorbenen Gatten zugesprochen gang stehenden„ Annalas della Societa Reto- romantsch" usw. Doch worden. fehlte es in den letzten Jahren auch nicht an allerhand einzeln 39 neue Planetoiden sind im ersten Vierteljahr dieses erschienenen Monographien, Voltserzählungen, Novellen, Gedicht- Jahres auf der badischen Landessternwarte auf dem sammlungen usw.- Königsstuhl bei Heidelberg entdeckt worden.
Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
-
·