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Personen, die im Freien fiben, gehen, sich unterhalten, dargestellt. Und trotz der ganz aufs Farbige angelegten Komposition tritt der Inhalt doch deutlich heraus. In der freien Anordnung erinnert diese Komposition an japanische Art, so daß man sagen fann, der Künstler habe in seinen dekorativen Bildern die Reize alter Gobe. lins, japanischer Komposition mit modernem Farbenempfinden geeint.
Ruhiger, einfacher ist Bonnard , und man glaubt, nachhaltigere Wirkung werden seine Entwürfe haben. Auch er gibt Landschaften mit Personen. Er verwertet die momentane Stizze als Grundlage der Dekoration. Die damit vorhandene Lebhaftigkeit und Unruhe in der Zeichnung dämpft er ab durch einen mattgrünen Gesamtton, der für das Auge sehr angenehm wirkt. Von diesem Hintergrund heben sich in dunklerem, mattem Grün die Linien ab, so daß das Ganze einen einheitlichen, farbigen Eindruck macht.
Eine andere Gruppe stellen die französischen Neo- Impressionisten und die Primitiven dar. Beide Richtungen machen zuerst einen etwas fünstlichen Eindruck. Bei den einen scheint die Technik der nebeneinander gesetzten weißen, blauen, gelben, roten Pünktchen übertrieben; bei den anderen wirkt die Nachempfindung im Inhaltlichen unnatürlich. Dennoch muß man zugeben, daß auch hier dekorative Werte versteckt liegen. Der französische französische Maler Gaugin †, der nach Tahiti ging, um dort primitives Sehen zu lernen, hat eine„ Geburt Christi ", in die Vorstellungswelt der Insulaner übersetzt, gemalt. So fünstlich das wirkt, zeigt er doch, daß er in bestimmter Absicht von den Farben der wilden Völker sich anregen ließ. Er wohnte bei den Insulanern und noch jetzt sollen sich seine Bilder in ihren Zelten vorfinden. Die Farbensfala ist eigentümlich, ein dunkles Violett, ein helles Gelb, ein mattes Braun. Die dunkle Tönung überwiegt. Der dekorative, Eindruck ist einheitlich.
Auf andere Weise versucht Denis dekorativ zu wirken. Er sucht das Primitive bei den alten Meistern und gibt die alten religiösen Bilddarstellungen noch einmal. Daneben sehen wir große Darstellungen modernen Inhalts Frühling"," Weinlaube". Es gelingt ihm, großflächig den Eindruck hinzuschreiben. Matte Tönung dämpft auch hier das Bunte. Dieser Maler ähnelt am ehesten Ludwig b. Hofmann, der aber natürlicher, farbenfreudiger ist.
Die Neo- Impressionisten haben insgesamt einen Raum für sich. Man muß diese Werke als Versuche auffassen. Als solche sind sie interessant. Man gehe einmal unvermittelt von den anderen Räumen in diesen Saal und man wird die Lichtfülle empfinden, die von den Bildern ausströmt. Sie erweitern den Raum und geben beinah die Illusion der Natur, der Luft, des Lichts. Die Franzosen schneiden hier nicht so gut ab wie ihre Schüler, die Deutschen ( Kurt Hermann und Paul Baum ). Diese machen einen fertigeren Eindrud. Die Landschaften von Baum, die Stilleben von Herrmann sind volle Kunstschöpfungen von bleibendem Wert. Die Franzosen haben dagegen etwas unsicher und immerfort Experimentierendes. Am besten wirkt Signac mit einem Regattabild, auf dem das Segel auf der hellflimmernden Wasserfläche schön leuchtet. Auch die Aftstudien von Rysselberghe find intereffant, weil fie momentan gut beobachtet sind in der farbigen Erscheinung.
Den hellen, farbenfrohen Gesamteindruck dieses Saales muß man im Auge behalten, um diesen technischen Bestrebungen gerecht zu werden. Man denke sich die Wände großer Gebäude damit deforativ bemalt, dann kommt man auf die Absichten, die diese Künstler haben. Es liegen hier die Anfäße zu einem neuen, festlich wirkenden dekorativen Stil. Die Freilichtmalerei ist hierin entwidelt zur monumentalen Malerei. Damit stimmt auch überein, daß der Bildeindruck dieser Werte auf weite Ferne berechnet und selbst da noch in voller Frische wirkt, wo ein anderes Bild versagen Ernst Schur.
würde.
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Kleines feuilleton.
Mahlzeit!" Unser schönes, Inappes, norddeutsches Grußwort„ Mahlzeit!" findet auch in Süddeutschland immer mehr Liebhaber. Diese Tatsache hat einen gewiffen Hans Florian so te geistert, daß er sich hinsetzte, ein Gedicht schrieb und es an die Frank furter Kleine Presse" sandte. Die hat den Lobgefang auch sofort abgedruckt. Hier ist er:
„ Mahlzeit!
Es tlingt ein Gruß durchs deutsche Land, Boll Seele und Gemüt,
Er klingt bis an des Meeres Strand,
Er tönt von Nord und Siid.
Und wo ein deutsches Herze glimmt,
Da fühlt man sich so weich gestimmt,
Wenn man zuni Gruß das Wort bernimmt: Mahlzeit!"
"
Mahlzeit!" Es spricht's der Prinzipal,
Wenn das Geschäft er schließt;
Mahlzeit!" hallt's wider im Lokal;
"
Mahlzeit! Herr Prokurist"
" Mahlzeit!" Der Kommis eilt hinaus.
W
Und haben Freunde sich entzweit
In raschem llebermut,
Dann macht ein Wort voll Herzlichkeit Die beiden wieder gut.
Sie knüpfen neu das alte Band,
Sie reichen warm fich Hand in Hand, Und sprechen tränenübermannt:
"
Mahlzeit!"
Die Jungfrau, jugendzart und hold Und wie ein Engel schön, Hat ihrem Liebsten lang gegrollt, Ihn gar nicht angefehn.
Doch wie er ihr ins Auge blickt, Ihr warm den Gruß entgegenschidt, Da ruft auch sie ihm zu beglüdt: „ Mahlzeit!"
Mahlzeit! D, wahrt euch diesen Gruß, Für alle Ewigkeit!
Ein Engelshauch, ein Himmelskuß, Woll trauter Innigkeit!
D Gruß! Jm weiten Deutschen Reich Klingt feiner, ach, wie du so weich, Kommt keiner dir an Anmut gleich! Mahlzeit!"
Literarisches.
WandSchröder.
ek. ermann Horn: Shakespeares Iung. Ein Schauspiel."( Stuttgart . Strecker u. 1906.) Der Verfasser, der bereits durch einige belletristische Arbeiten nicht unvorteilhaft bekannt ist, hat sich neuerdings der Bühnendichtung zugewendet. Einem Drama" Die Entfesselten" sendet er nun das eingangs genannte Schauspiel nach. Er will uns darin literarhistorisch kommen. Eine dramatische Behandlung des großen William hat ja schon manchen gereizt, sein können au erproben. Hermann Horn greift einen ewig alten und doch ewig neuen Konflikt aus dem Schaffen eines Dichters heraus, nämlich den: wie dieser nach einem Leben voller Tollheiten und ungea zügelter Genießensluft den Halt in sich selbst findet und nun ganz allein den poetischen Schöpferwonnen seines Genius gehorcht. Shakespeare , der ja längst Weib und Familie verlassen hat, sehen wir hier als Schauspieler und gefeierten Dramatiker in London wieder. Er ist auch ein reicher Mann geworden und sorgt in anständigster Weise für die in Stratford zurückgebliebene Frau und Kinder. Aber in London taumelt er im Kreise trintfester Freunde von einem Genuß zum anderen. Er hat sich den jungen Grafen Pembroke zum Gönner und Freund gewonnen, dem er alle seine überschwengliche Liebe zuwendet. Ein Weib, Lady Fitton, bringt die beiden auseinander. Mit Shakespeare liebelt fie; er liegt in ihren Banden. Sie aber angelt nach dem Grafen, und er liebt sie leidenschaftlich. Shakespeare tommt hinter diefes fernen Verhältnis. Er versucht den Freund von dem Weibe zu ent für immer verloren. Nun vergesse man nicht, daß das Stück um doch vergebens. So hat er die Geliebte und den Freund die Zeit spielt, da die Puritaner immer mächtiger geworden. Gin Geistlicher Königin Elisabeth als Sprecher und Ankläger gegen das Theater Repräsentant dieser Partei wirft sich bei der und gegen Chakespeare auf. Elisabeth läßt ihn berhaften und aus dem Schloß entfernen. Im dritten Akt findet nächtlicher weile im Park zwischen Pembroke und der Lady ein Rendezvous statt. Shakespeare belauscht das Paar. Aber auch der Pfaffe,
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der dort auf einer Bank gesessen, ist Zeuge von des Dichters Schwäche gewesen. Jener sucht diesen zum Gottesglauben zu be tehren. Da kommt seine erwachsene ihm unbekannte Tochter hinzu. Sie ist Puritanerin und liebt den Sohn des Geistlichen. Zwischen Vater und Tochter gibt es eine Erkennungsszene schrofffter Art. Er weist ihre Befehrungsversuche zurüd, wie er vordem, im ersten Akt, der magärenhaften Frechheit seiner Frau, die ihn bis in die Kneipe verfolgte, mit Würde und Entschiedenheit begegnete. bei sich selbst, entfagt dem wilden Leben mit Freunden und Weibern Der Schlußatt bringt Shakespeares Wandlung. Er hält Einkehr
und nun beginnt die Periode seines höchsten dramatischen Schaffens. Anlage und Aufbau des Stückes verraten zweifellos dramatisches Talent. Die Charaktere scheinen glaubhaft gezeichnet, die Szenen wirksam entwidelt zu sein. Manches will mir freilich allzu sfizzenhaft vorkommen. Shakespeare als Schmachtlappen nach berühmten Vorbildern( im dritten Aft) weicht rasch Shakespeare dem Willenstitan. Am meisten habe ich Horns Diktion zu be mängeln. Er bedient sich einer jambisch standierten Prosa voller archaistischer Satstellungen, Unklarheit, Schwulst und Schwere. Es steht weder den einzelnen Personen, noch dem Dichter wohl an, ihnen und sich den Anschein eines ungeheuer philosophischen Kopfes zu geben und heraklitische Dunkelheit zu mimen. Bon der Bühne herab will man eine gesund natürliche Eprache hören. Als Buch drama ist" Shakespeares Wandlung" jedenfalls eine träftige Talentgabe.
Medizinisches.
ie. Erblindung durch Blikschlag. Gs fommt au weilen vor, daß ein Mensch, der vom Blizz getroffen wird, auf einem