Baron geantwortet? Was ginge ihm das an! Und das Bettelpack käme von Berlin hier'raus und hätte nich' mal'n Hemd anzu- zieh'nt Und Sie haben dabei gestanden und gelacht, und haben gesagt, die Berliner schickten Ihnen grade die besten Brüder hierher! Der Josef hat es mir alles erzählt, und gleich am nächsten Tag ist er auf und davon gegangen." Eickolt war wütend geworden. Er war von seinen Leuten nicht gewöhnt, daß sie in solchem Ton zu ihm sprachen-, noch dazu von einem Hofjungen, wie er die Hofgänger nannte. Aber er fühlte sin getroffen, und das wurmte ihn. Und sehr gereizt antwortete er: Uebcrhaupt so wat von unsen Herrn Baron zu verlangen! So'n feiner, vornehmer Herr hat mehr zu tun, als sich, um Euch her- gelaufenes Volk zu kümmern! Der spricht nich mal mit'n Tag- löhner, viel weniger mit'n Knecht oder gar mit'n Hofjung' l" Die letzten Worte schrie er förmlich, so hatte er sich erbost. Franz stand aufgerichtet. Mit der Rechten hatte er seinen Stock fest umfaßt. Aber bei all seinem Stolze wird er nie zu vornehm sein, das Brot zu effen, das das hergelaufene Bettelvolk und die Knechte und Tagelöhner für ihn bauen I" Wart! Dat is't Letzt'! Dat brauch sich so'n ehrenwerter Mann, wie uns' Baron , denn doch noch nicht nachsagen zu lassen! Noch dazu von so'n von so'n Spitzbub' I" Das letzte Wort machte der Entrüstung des Statthalters Luft. Er stürmte, so schnell er konnte, die Treppe hinunter, und kurze Zeit darauf fuhr er in scharfem Trabe in der Richtung nach Dahlen - beck, wo der Herr Baron, der Majoratsherr, wohnte, davon. Als er zurückkehrte saßen der Dahlenbecker Gutssekretäv und der Gendarm aus der nahen Kreisstadt bei ihm auf dem Wagen. kleines f emlleton* - Hausmalereicn im Oetztale. Von froher Kunst der Straße berichtet Dr. PH: M. Halm in Wort und Bild in der letzten Nummer derDenkmalpflege". Vor allem fesselt ihn dasGast- haus zum Stern", vielleicht die stolzesteEinkehr" in Tirol, sicher- lich die künstlerisch bedeutendste. Das Haus, das der spätgotischen Zeit entstammt, erhielt durch den Pinsel eines außerordentlich ge- schickten Freskomalers eine ebenso reizvolle wie reiche Zier. Per- spektivisch gezeichnete, in Notviolett gemalte Eckquadernachbildungen, wie solche seit der romanischen Zeit bis ins IS. Jahrhundert all- überall bei den Fassadenmalern in Uebung standen, geben dem Bau einen gewissen architektonischen Halt. Der Charakter der Orna- mentik ist der der deutschen, man darf vielleicht sogar sagen, der der schweizerischen Renaissance? Dr. Halm betont, daß der Formen- kreis und die Bildung der Einzelheiten mit den Hausmalereien deS in Davos gebürtigen Bündener Malers Hans Ardüser vieles ge- mein haben. In die freien Wandflächen fügte der Maler Szenen aus der Bibel und der Legende ein, wieAdam und Eva",St. ChristophoroS",Kains Totschlag",Simson"; ferner kleinere Figürchen; an dem Giebel ein Musikantenpaar, an der Langseite einen Bauer, derVellh" und sein Weib, dieElsse", er mit Garbe und Sichel, sie mit Hahn und Eierkorb, dann ein Bettlerpaar und schließlich RitterS. Jörg" undJosua". Während die späteren HauSmalereien sowohl in Tirol wie in Altbahern durchaus biblische Szenen und Heiligenbilder bieten, erkennt man an demStern" den Geist der Renaissance auch in den Allegorien desGlaubens" am Erkeransatz und derGerechtigkeit" über einem Tor der Lang- seite. Noch heute sind die meisten Malereien ziemlich gut erhalten, was bei ihrem Alter von rund dreihundert Jahren und dem schnee. reichen Tale um so mehr zu verwundern ist.(Voss. Z.") t. Die Grenzen der menschlichen Widerstandskraft. Die Rettung der Ueberlebenden von Courrieres , von denen 13 nicht weniger als 20 und einer sogar 25 Tage unterirdisch begraben ge- wesen waren, hat nicht nur eine große Aufregung in der ganzen Welt hervorgerufen, sondern auch sachverständige Gelehrte zu Ge» danken über den Grad der menschlichen Widerstandskraft angeregt. Das Journal der AmerikanischenMedizinischen Vereinigung macht darauf aufmerksam, daß die Erhaltung des Lebens auf so lange Zeit nicht so selten ist, wie man denken möchte. Ein Bergmann in den Kohlengebieten des nordöstlichen Pennsylvanien war sogar noch länger als jene französischen Bergleute eingesperrt gewesen und er- holte sich doch vollkommen. Die amerikanische Zeitschrift hält daher die Vorwürfe wegen der NachlMgkeit des Rettungswerks in Courrieres durchaus für berechtigt und ist auch unvoreingenommen genug, den dort anwesend gewesenen Aerzten vorzuhalten, daß sie in ihrem Widerspruch gegen die Verschleppung der Rettungsarbeiten nicht eifrig genug gewesen seien. Sic hätten es wissen und daran denken sollen, da ßes nach früheren Erfahrungen durchaus möglich war, auch nach einer Woche oder zehn Tagen oder sogar noch längerer Zeit wenigstens einen Teil der begrabenen Leute lebendig vorzufinden. Man scheint sich dort allgemein des Glaubens hin- gegeben zu haben, daß ein Mensch nottoendig innerhalb von 4 bis 6 Tagen zugrunde gehen müsse, wenn er nichts zu essen bekommt. Die Beobachtungen jedes Arztes dürsten genügen, ihm die Ueber- zeugung zu geben, daß der Bestand des Gebens ohne jede Nahrungs- Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Druck n. Verlag: zufuhr etwa drei Wochen lang möglich ist, vorausgesetzt, daß eine genügende Menge von Flüssigkeit erhalten werden kann, um die Lebenskraft auf Kosten des Verbrauchs der Gewebe des Körpers ausrecht zu erhalten. Nur bei völligem Wassermangel ist der Tod binnen fsinf Tagen allerdings die Regel, während sich andernfalls eine bestimmte Grenze nicht angeben läßt. Gewisse Erfahrungen mit hysterischen Patienten und mit Leuten, die an lethargischen Zuständen leiden, abgesehen von den allbekannten Experimenten der Hungerkünstler, scheinen zu beweisen, daß menschliche Wesen ganz wohl 40 bis 60 Tage ohne Nahrung aushalten können. Eine solche Widerstandskraft ist in hohem Grade abhängig von dem Aus- schluß körperlicher Anstrengungen. Bergleute, die durch einen Un- fall in einem Teil des Bergwerks eingeschlossen sind, können daher zugunsten ihrer schließlichen Errettung weit mehr dadurch tun, daß sie sich ganz ruhig verhalten, als daß sie erhebliche Anstrengungen zur Selbsthülfe aufwenden und sich dadurch erschöpfen. Medizinisches. hr. D er Zahnschmerz und seine Ursachen. Schon der Umstand, daß beim Zahnschmerz die schmerzende Empfindung sich sehr verschiedenartig äußert, deutet darauf hin. daß auch beim Zahnschmerz die Entstehung des Schmerzes auf verschiedenen Ursachen beruhen muh. Mit einiger Verwunderung wird man jedoch vernehmen, daß es nicht weniger wie 24 Arten des Zahnschmerzes gibt, wie dies jüngst der Wiener Zahnarzt Kronfeld sehr eingehend geschildert hat. Da jeder Zahnschmerz in seiner Ursache richtig erkannt werden mutz, soll er richtig behandelt werden, so ergibt sich daraus, daß die Kunst des tüchtigen Zahn- arztes als gar keine geringe zu veranschlagen ist. Oft hilft der Patient dem Arzt auf die Spur, indem er den Sitz des Uebels genau anzugeben weiß. Das ist aber nicht immer der Fall, ja es ist für manche Zahnkrankheiten charakteristisch, daß nicht der kranke Zahn als Sitz des Schmerzes angegeben wird, sondern ein gesunder, oft wird sogar der schmerzende Zahn in die gesunde Kieferhälfte verlegt. Daß unter diesen Umständen leicht ein verkehrter Zahn behandelt, ja gezogen werden kann, ist nicht weiter verwunderlich. Verhältnismäßig leicht ist die Ursache des Zahnschmerzes zu er- mittein, wenn sich an dem schmerzenden Jahn ein Defekt findet. Oft ist aber an dem schmerzenden Zahn mit den gewöhnlichen Untersuchungsmethoden nichts wahrzunehmen. Man spricht dann von nervösen oder rheumatischen Zahnschmerzen. Zweifellos handelt es sich dabei aber auch um bereits schadhafte Zähne, bei welchen u. a. ein Temperaturwechsel eine Verschlimmerung des Leidens und der Schmerzen hervorruft. Auch die Art des Schmerzes wird dem Zahnarzt oft bei der Ermittelung des Zahnleidens die Spur zeigen. Denn derselbe ist oft ganz charakteristisch, er wird manchmal vermehrt bei der Berührung, ist verschieden je nach der Einwirkung der Kälte und Wärme, er ist ununterbrochen, oder tritt bloß anfallsweise auf. Am häufigsten entstehen Zahnschmerzen bei der Entzündung des Zahnkeimes. Dabei ist der Zahn gegen Temperaturwechsel und namentlich gegen Kälte sehr empfindlich. Zuerst treten die Schmerzen anfallsweise auf, später halten sie ständig an. Bei der Entzündung der Zahnwurzelhaut ist der Zahn gegen stärkeren Druck äußerst empfindlich. Kälte wirkt dagegen wohltuend. Die Zahn- schmerzen lassen bekanntlich nach, wenn sich eine eitrige Geschwulst, das sogenannte Zahngeschwür, gebildet hat. Auch vom Zahnbein können Schmerzen ausgehen, ferner auch bei verkehrter Stellung der Zähne. Menschen, die im Schlafe die Kiefer fest aufeinander- pressen und mit den Zähnen knirschen, leiden auch öfters an Zahn- schmerzen. Daß Fremdkörper zwischen den Zähnen, Borsten von Zahnbürsten, Fasern von Zahnstochern und Knochensplitter aus der Nahrung Schmerzen verursachen können, liegt auf der Hand, eben- so bekannt sind die Schmerzen beim Durchbruch der Zähne. Jnter- essant und oft rätselhaft ist der sogenannte Zahnlückenschmerz, �der nach dem Ausziehen der Zähne entsteht, manchmal wochenlang'an- halten kann und in seinen Ursachen oft schwer verkannt wird. Zahnschmerzen entstehen endlich noch bei Augen-, Ohren- und Nasenleiden, sowie bei dem sogenannten Gesichtsschmerz. Humoristisches. Beim Antiquitätenhändler.Der Fortuna fehlt ja die ganze Nase!" Na,'s Glück ist doch nie vollkommen!" Drastisches Mittel. Weinwirt:Jetzt Hab' ich die richtige Sort'l... Der zieht's Maul so z'samm', daß gar nimmer schimpfen können!" Beim Abschied. Von einem Bankier verabschieden sich auf dem Bahnhof Verwandte und Bekannte. Kurz vor Abfahrt des Zuges reicht ihm seine Schwägerin noch eine Tafel Schokolade mit den Worten:Damit Du nicht verhungerst!" Darauf sagt sein Vetter, ihm ein Fläschchen mit Kognak über- gebend:Hier, damit Du nicht verdurstest!" Seine vierjährige Nichte, die aufmerksam zugehört hat, soll ihm nun noch ein Veilchensträußchen reichen. Sie tut dieS auch. ans Coupefenster emporgehoben, mit den Worten:Hier, lieber Onkel, damit Du nicht verduftest!" (Fliegende Blätter.) Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagsanstaltPaul Singer LcCo., Berlin S1V.