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wischte sie ihm die Augen, und dann die Backen herunter, und Nach der Lehre des Empedokles liegt die Wurzel aller dann strich sie ihm übers Haar, das so straff und dicht auf dem Dinge in den vier Elementen: Waffer, Feuer, Luft und Erde. Im runden Kopfe lag. Anfange der Zeit ruhten all diese Stoffe innig vereint und zu­Er stand still, wie angewurzelt, auf der schon frühlings- heutzutage weniger geheimnisvoll ausdrücken würden: der An­frühlings- sammengehalten von dem Bande der Liebe, oder wie wir es lichten, jonnenhellen Straße; er, der so scheu vor Zärtlichkeiten ziehungskraft, ungesondert und unvermischt nebeneinander in der war, ließ sich also streicheln und scheute es auf einmal nicht, wenn dies auch andere Leute sahen.

war.

" Ich komme doch wieder in den Keller, Frau Lämfe! Da kann sie sagen was sie will. Ich komme doch zu Ihnen!" Als er nun davonging, nicht trabend, wie es sonst seine Art war, sondern langsam, mit einem bedächtigen Tritt, wunderte sich die Frau, die ihm nachsah, wie groß er schon Frau Käte hatte einen schweren Stand. Wie sie sich auch wehrte, förmlich dagegen stemmite, daß der Verkehr mit Lämfes wieder aufgenommen wurde, der Knabe war stärker als fie. Er setzte es durch, daß die Kinder, wenn er denn nicht zu ihnen hin sollte, wenigstens zu ihm kommen durften. In den Garten wenigstens das hatte er der Mutter ab­gerungen.

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Gestalt einer in sich abgeschlossenen Kugel. Dann aber fand der Haß Eingang, und durch ihn kam es zur Trennung der Elemente, welche zur Bildung der Welt und der Einzelwesen führte. In diesem ewigen Kampfe zwischen Liebe und Haß und der dadurch bedingten unausgesetzten Mischung und Trennung der vier Elemente keimten die Pflanzen aus dem Schoße der mütterlichen Erde her­entstand allmählich das organische Leben auf der Erde. Zuerst bor, dann tam es weiterhin zur Bildung der Tiere. Und zwar entstanden nach der Meinung des Empedokles anfangs nur einzelne Organe und Glieder, Beine ohne Körper, Nasen und Augen ohne Gesichter, Köpfe ohne Rumpf und so fort. Durch die im Anfange zufällige Vereinigung dieser verschiedenen Organe kam es zur Bildung der wunderlichsten Geschöpfe. Natürlich entstanden in der überwiegenden Mehrzahl in diesem blinden Spiele des Zufalls schreckliche und zum Leben ganz ungeeignete Mißgeburten, die wieder, faum entstanden, dem Untergange geweiht waren und starben. Da sich aber Verwandtes und Gleiches anzicht und Feind liches abstößt, so bildeten sich vereinzelt auch folche Lebewesen, deren lebensfähige und, wenn die Zusammenpassung eine vollständige war, auch sogar fortpflanzungsfähige Geschöpfe.

Es war wie ein Kampf gewesen zwischen ihm und ihr, zwar ohne laute Worte und heftige Szenen, ohne direkte Ver- Teile zu einander paßten und sich ergänzten. So entstanden bote von ihrer Seite, ohne Bitten von der seinen; es war ein weit ernsteres, stummes Ringen. Sie hatte den Troß in ihm gefühlt, der sich gegen sie bäumte, den Widerstand in ihm, der immer weiter und weiter sich erhob bis zur Abneigung -ja, ja, Abneigung gegen sie! Oder bildete sie sich das etwa nur ein?

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Gern hätte sie sich mit ihrem Manne darüber ausge­sprochen ach, es war ihr ein solches Bedürfnis! aber sie fürchtete dessen Lächeln. Oder dessen indirekten Vorwurf. Er hatte erst neulich einmal gesagt: Es ist keine Kleinigkeit, ein Kind zu erziehen. Schon ein eigenes ist schwer, wie viel schwerer noch ein" nein, ein fremdes" sollte er nicht wieder sagen, nein, dies nicht noch einmal! Dieses Kind war ihr kein fremdes, es war ihr eigenes! Ihr geliebtes Kind! ( Fortsetzung folgt.)]

So ausschweifend und ungeordnet diese Phantasiegebilde auch auf den ersten Blick erscheinen mögen, so liegt ihnen dennoch ein des Zwedmäßigen in der Natur und das leberleben der am besten wunderbar tiefer Gedanke zu Grunde: das mechanische Entstehen mehr als zwei Jahrtausende später bei Darwin zu neuem Leben angepaßten Formen. Es ist der gleiche Grundgedanke, den wir erwachen und nun, gereinigt von allen Schlacken der Mystik, einen ungeahnten Aufschwung der gesamten Naturforschung anbahnen sehen.

Naturwiffenfchaftliche Uebersicht. fuchte. Gin fühnes Unterfangen, wenn man bedenkt, daß ihm in

Von Dr. C. Thesing.

Wenn man die Geschichte der naturwissenschaftlichen Forschung im Mittelalter und in der Neuzeit überblickt, so erscheint einem der rasche Aufschwung, den die gesamten Naturwissenschaften und be­sonders die sogenannten beschreibenden naturwissenschaftlichen Fächer, vor allem Zoologie und Botanik, genommen haben, fast unbegreiflich. Dort schlimmster Aberglaube oder im besten Falle Iüdenhafte, ungenaue Kenntnisse und hier mit einem Schlage eine schier unerschöpfliche Fülle von Beobachtungstatsachen und frucht baren, allgemein gültigen Gesichtspunkten. In der Tat, man kann stolz sein auf das, was das vorige und vorvorige Jahrhundert an raftloser Arbeit geleistet hat.

der

Den Höhepunkt des naturwissenschaftlichen Fortschrittes im Altertum bedeutet jedoch ohne Zweifel der Mann, den die Nachwelt mit dem Ehrennamen des Vaters der Naturwissenschaften belegt hat. Als ein echter Polyhistor umfaßte Aristoteles nicht nur das gesamte Wissen seiner Zeit, sondern fügte selber noch zahl­reiche neue Kenntnisse hinzu. Um bei den uns hier allein inter­effierenden Naturwissenschaften zu bleiben, so war Aristoteles der erste, welcher mit erstaunlich sicherem Blick eine systematische Ein­teilung des Tierreiches nach dem Grade ihrer Verwandtschaft ber­der Gesamtheit höchstens 500 verschiedene Tierarten bekannt waren, während sich heute unsere Systematik( Einteilung) auf einer Grundlage von 300 000 bis 400 000 wohlbeschriebenen und be nannten tierischen Arten aufbaut. Und troß dieses offenbaren Mangels und der daraus hervorwachsenden Schwierigkeiten hat die aristotelische Einteilung in vielen Punkten noch bis heute ihre Gültigkeit bewahrt. So schied Aristoteles bereits das Tierreich in die beiden großen Gruppen der Enaima( Bluttiere), die unseren heutigen Wirbeltieren entsprechen, und Anaima( blutlose Tiere), welche unserem Reiche der wirbel­losen Tiere gleichzustellen sind. Zu den Bluttieren rechnete Aristoteles : 1. die lebendig gebärenden Tiere( entsprechend unferen Säugetieren), 2. die Vögel, 3. die Eier legenden Vierfüßer( ent­sprechend unseren Kriechtieren und Lurchen) und endlich 4. die Wenn auch nicht vollständig, so doch in vielen Punkten trifft Fische. Das Reich der blutlosen Tiere wurde ebenfalls in vier jedoch auch hier das alte Wort Ben Afibas zu, daß alles schon ein- Interabteilungen zerlegt, welche wenigstens teilweise auch heute mal dagewesen" sei! Ja, wenn man den Aberglauben und die Un- noch zu Recht bestehen: 1. die Weichtiere. Diese entsprechen im wissenheit des Mittelalters in Vergleich stellt, erscheint cinem die wesentlichen der Klasse der Tintenfische oder Kraken. Die zweite Höhe der griechischen Kultur, wie sie sich auch gerade auf dem Gruppe bildeten die Kruster oder Krebstiere. Dann folgen drittens Gebiete der Naturerkenntnis fund gibt, als etwas unbegreifliches! die sogenannten Kerftiere, die etwa unseren Insekten gleichzustellen Noch unbegreiflicher freilich ist es, wie diese reichen und umfassen- find. Den Beschluß bilden endlich die Schaltiere. In dieser letzten den Kenntnisse, wie wir sie namentlich in einem Geiste wie Ari- Abteilung vereinigte Aristoteles eine recht bunte Gesellschaft, Tiere, stoteles berförpert sehen, wieder so vollständig und ohne eine Spur die wir heutigen Tages zum Teil als einander recht fernstehend zu hinterlassen aus dem Gedächtnisse der Menschheit verschwinden betrachten, wie z. B. Muscheln und Schnecken einerseits und See­fonnten! Doch werfen wir lieber selbst einen Blick auf die wich- igel und Seesterne auf der anderen Seite. tigsten Epochen dieses mehr als zwei Jahrtausende unspannenden Beitraumes der Menschengeschichte. Selbstverständlich ist es nicht möglich, im Rahmen eines furzen Artikels ein vollständiges Bild diefer langen Zeit zu bieten. Das ist aber auch gar nicht meine Absicht. Hier kommt es nur darauf an, das allmähliche Aufleben des naturwissenschaftlichen Forschergeistes, das erste Aufblühen des Abstammungsgedankens, dann wiederum den raschen Verfall der Wissenschaften im Mittelalter und endlich ihren neuen und glänzenden Aufschwung im achtzehnten und neunzehnten Jahr­Hundert in kurzen Zügen und an den markantesten Persönlichkeiten aufzuzeigen.

Bereits im grauen Altertume, im fünften Jahrhundert vor Christi Geburt, im Anfange der griechischen Philosophie, finden wir deutliche Anklänge an den Grundgedanken der Abstammungs­lehre und der Darwinschen Theorie von dem Ueberleben des Passenden im Kampfe ums Dasein; freilich entsprechend dem da­maligen allgemeinen Wissen untermischt mit zahlreichen krausen, phantastischen Vorstellungen, aber um so bewundernswerter, wenn man den geringen Schah positiver naturwissenschaftlicher Kennt niffe in Betracht zieht.

Ueberraschend ist die große Zahl von Einzelfenntnissen, über die Aristoteles bereits verfügte und von denen viele nach langer. Zeit der Bergessenheit erst im vorigen Jahrhundert von Johannes Müller, dem berühmten Berliner Naturforscher, neu entdeckt wurden. So wußte Aristoteles bereits, um nur zwei Beispiele an­zuführen, daß manche Haifische lebendige Junge zur Welt bringen, und daß die Delphine und Walfische keine Fische sondern Säuge­tiere sind. Namentlich die lette Tatsache ist selbst heute noch vielen Menschen unbekannt. Daß ein Geist wie der griechische Gelehrte sich auch über die Entstehung der Organismenwelt Gedanken machte und eine Erklärung zu finden versuchte, ist selbstverständlich. So lehrte Aristoteles bereits die Urzeugung der Lebewesen aus toter Materie und nahm z. B. an, daß Schlangen und Frösche aus dem Schlamme der Flüsse entstehen sollten. Mit überlegenem Lächeln blicken wir leicht auf diese etwas naive Vorstellung herab, obwohl es noch gar nicht so lange her ist, daß ähnliche Anschauungen auch in wissenschaftlichen Kreisen ernsthaft diskutiert wurden. Ja, es dürfte wohl jedem aus dem" Faust" bekannt sein, daß sich im Mittelalter, in der Blütezeit der Alchymie( Goldmacherkunst) ernste Männer damit beschäftigten, in der Retorte des chemischen Ar