wandert et noch auf Erden und stört neidisch der Lebenden Glück. Das ist Utuklu, der Totengeist. Mit seinen Genossen fährt er auf den brausenden Flügeln des Sturms daher; sie sind wie Wut- schnaubende Stiere, so grauenvoll und so stark. Auf Friedhöfen und in Grüften, in dunklen Höhlen und verlassenen Ruinen wohnen sie und bergen sich vor dem Tageslicht, das sie blendet; aber Nachts schleichen sie durch die Strafjen„wie Hunde", der„böse Alu" hat weder Mund, Lippen noch Ohren; die üppige Teuselin Lilith gebar ihn einem Menschen, so ist er ein schemenhaftes Ungeheuer, das sich nachts als Alp auf die Menschen stürzt. Manche dieser Dämonen sind geschlechtslos, weder Mann noch Weib. Andere sind Fieberdämonen; aus dem sumpfigen Schilfdickicht steigen sie hervor, grausenerregend ist ihr Anblick, überall verbreiten sie Tod.„Der böse Aschakku ist wie eine Sturmflut herangekommen, mit Schreckensglanz erfüllt er die weite Erde, mit Schrecken ist er an- getan, mit Furchtbarkeit ausgerüstet. Durch die Straßen schlendert er dahin, in den Gassen schafft er sich freie Bahn. Er stellt sich zur Seite des Menschen, niemand sieht ihn, er setzt sich zur Seite des Menschen, niemand sieht ihn." Wie Feuer verbrennen die Fieberdämonen das Land, sie brausen über die Wüste dahin wie ein Sturmwind. Der Pestdämon Namtar packt den Menschen wie ein Bösewicht, nicht Hände hat er noch Füße, die Kranken wirft er nieder, er fesselt ihre Beine, sein Gott muß von dem Menschen weichen, seine Göttin aus seinem Leibe gehen. Gesondert stehen die„bösen Sieben", die den Schrecken dämonischer Naturgewalten verkörpern und wie reißende Tiere im Sturm der Frühlingsnächte über die Lande rasen. Von ihnen heißt es:„Sieben sind sie, sieben sind siel lagernd im Himmel, sieben sind siel In der Tiefe des Ozeans, in einer Behausung wuchsen sie heran. Nicht männlich sind sie, nicht weiblich sind sie. Sie, vernichtende Wirbelwinde sind sie. Schonung und Mitleid kennen sie nicht, Gebet und Flehen hören sie nicht, Rosse, die im Gebirge aufgewachsen sind, sind sie. Sie sind die feindlichen Gewalten des Ea, die Thronträger der Götter sind sie." So überfallen die Dämonen den Menschen, von idem sein Gott gewichen, wie mit einem Gewand decken sie ihn zu, sie spritzen ihn voll mit dem Gift der Krankheit, sie binden seine Hände und fesseln seine Füße. Geifer und Schaum erfüllt seinen Mund. Jammer und Schmerz ist über ihn hereingebrochen, Tag und Nacht kann er nicht mehr ruhen. Die„Kopfkrankheit" wird als das Treiben eines Dämons geschildert:„Die Kopfkrankheit treibt sich in der Wüste herum, dahinstürmend wie der Wind, wie der Blitz leuchtet sie auf, oben und unten hat sie freie Bahn. Wer seinen Gott nicht fürchtet, den bricht sie wie ein Rohr, seine Gelenke zerschneidet sie wie ein Hennarohr. Wie ein Stern am Himmel keuchtet sie auf, wie das Wasser des Nachts schleicht sie dahin. Dem Wanderer stellt sie sich in den Weg, wie der Sturmwind setzt sie ihm zu, den einen tötet sie, den anderen treibt sie umher, als ob er Leibschneiden hätte, so daß er wie einer, dem die Eingeweide herausgerissen, dahinrast, wie einer, der ins Feuer geworfen ist, brennt, wie ein Wildesel ist, dessen Augen bedeckt und umwölkt sind." Die Bcschwörungszcremonien, durch die man solche Unholde aus ldem Körper vertreibt, bestehen hauptsächlich in Waschungen mit reinem Wasser oder Oel , vielfach wurden auch Bilder verfertigt, die die Dämonen darstellten und deren Vernichtung auch den Dämon vertreibt. Seltener galten diese Bilder als Stellvertreter der Kranken selbst. Häusig wurden auch Bilder von Hexen angefertigt, die ihr Opfer darstellten und deren Verhexung dann bei dem Menschen die Auslieferung an den Dämon zur Folge hatte. Be- gleitet waren diese komplizierten symbolischen Verrichtungen von „geflüsterten" Formeln, die in Anrufen an die Götter, in Zwie» Gesprächen zwischen dem Priester und dem Kranken oder den Haupt» Gottheiten des Rituals Ea und Marduk bestanden. Astronomisches. ie. Die Magellanischen Himmelswolken. Zu den berühmtesten Erscheinungen des südlichen Sternhimmels werden die Magellanischen Wolken gerechnet, die ihren Namen nach dem portugiesischen Erdumsegler Magellan (Magalhaes) erhalten haben und zwei eigentüniliche Lichtwolken mit zahlreichen einzelnen Sternen, Sternhaufen und Nebelflecken bilden. Die größere von beiden war schon den arabischen Astronomen unter dem Nanren des Weißen Ochsen bekannt. Die modernen Himmelsforscher haben diese Gebilde, die gelegentlich auch als Kapwolken bezeichnet werden, genauer studiert, und namentlich hat die Sternwarte der Harvard » Universität diese Hinrnrelsgegend mit den neuesten Mitteln der Wissenschaft beobachten lassen. Vor einem Jahr wurde als erstes Ergebnis festgestellt, daß in der größeren Magellanischen Wolke 152, in der kleineren 57 veränderliche Sterne enthalten wären. Seitdem sind die Forschungen in der Tochtersternwarte des Harvard-Obser- vatoriums, die bei Arequipa in Peru gelegen ist, mit Hülfe von photographischen Aufnahmen fortgesetzt worden, und die Prüfung von 16 Platten, die allein von der kleinen Wolke aufgenommen wurden, haben gezeigt, daß die Zahl der veränderlichen Sterne in dieser Himmelsgegend noch bedeutend größer ist. Das Ergeb- nis übertraf alle Erwartungen, so daß die Untersuchung eine sehr lange Zeit in Anspruch nahm. Bis jetzt sind nicht weniger als 670 veränderliche Sterne in dem Himmelsgebilde nachgewiesen worden und noch immer werden von Zeit zu Zeit neue darin ent- deckt. ES wird eine ungeheure Arbeit machen, die genaue Stellung und die Helligkeitsschwankungen dieser einzelnen Sterne festzustellen. Verantwortl, Redakteur: Hans Weber, Berlin.— Druck u. Verlag: Die Anwendung der Photographie auf die große Magellanische Wolle hat vorläufig gezeigt, daß sie in ihrer Zusammensetzung ihrer kleineren Schwester sehr ähnlich ist, so daß sie den Astronomen eine noch langwierigere Aufgabe stellen wird. Für die Lösung der Frage nach der Bedeutung der veränderlichen Sterne werden diese Entdeckungen von größter Wichtigkeit sein.— Humoristisches. — Der Hausierer. Der Onkel Wolf, Gott Hab' ihn selig, war Hausierer und wohnte in Krojanke . Einmal in einer Dorfwirtschaft will er an einen polnischen Wirtschaftsinspektor ettvas verkaufen, drei Meter Stoff zum Anzug, oder ein paar Lederhosen oder sonst etwas. Vergeblich. Der Pole sieht sich alles lange an, tadelt die Ware, bietet schließlich einen Spottpreis und kauft nichts. Er steht auf und bezahlt seine Zeche. Der Onkel Wolf hat aber denselben Weg nach Slupja, wo der In- spektor wohnt. Da ruft er ihn zurück:„Panje Inspektor, ich geh' ja auch nach Slupja, ich bezahl' nur erst das Gläsche Schnaps, was ich Hab' ge- trunken. So, jetzt Hab' ich mein letzten Pfennig ausgegeben."— „Panje Inspektor, kaufen Se mer wirklich nichts ab?" „Hab' ich doch gesagt, was ich geb'." Dem Onkel Wolf ging die Galle über. „Nu mecht' ich Ihn' noch was sagen, Panje Inspektor, e Gefallen kenn' Se mer doch tun. Gehn Se, borgen Se mer etwas Geld, ich Hab' den letzten Pfennig hier ausgegeben, aber deswegen bleib' ich Ihn' doch noch sicher. Gehn Se, borgen Se mer wenigstens e Taler."— „Js nich, mach' ich nich, borg' ich nich kein Geld niemals nich weg. Js sich so mein Prinzip."— „Aber, Panje Inspektor, Se kriegen das Geld bestimmt wieder, und übrigens hier haben Se meine ganze Ware zum Pfand." „So, das is sich andre Sache," sagt der Inspektor,„aber wenn ich in vierzehn Tagen nich das Geld nich zurück Hab', is sich die ganze Ware Eigentum meiniges. Verstanden? Panje Gastwirt, Sie sind Zeuge. Hier, Jud, bast Du den Taler." Der Onkel Wolf willigt ein und nimmt den Taler, der Inspektor nimmt das große Paket. Es wog einen halben Zentner, und der Weg nach Slupja war eine Stunde weit. Unterwegs mußten sie häufig Halt machen, Panje Inspektor wischte sich den Schweiß, aber das Paket gab er nicht für einen Moment aus der Hand. Desto häufiger wiederholte er:„Wenn ich in vierzehn Tagen nich mein Geld nich zurück Hab', is das ganze Paket Eigentum meinigeS. Der Gastwirt is Zeuge." Als sie nun endlich in Slupja angelangt sind, nimmt der Onkel Wolf, Gott Hab ihn selig, den Taler aus der Tasche und sagt: „Panje Inspektor, daß Se sehen, daß Se's mit einem ehrlichen Menschen zu tun haben: Hier haben Se den Taler wieder, und geben Se mer mein Paket."-- („Simpl.") Notizen. — Ibsen hat nicht eine geschriebene Zeile hinterlassen. Die seinerzeit ausgezeichneten Erinnerungen hat er verbrannt.— — Zum 1. Oktober erscheint im Verlag von Albert Langen in München eine neue literarische Monatsschrift. Re- dakteur ist C n r t A r a m.— — Die Verhandlungen über Rechtschreibung von Fremd- Wörtern in der deutschen technischen Literatur sind zum Abschluß gekommen und haben zur Aufstellung eines Wörter- Verzeichnisses geführt, das demnächst herausgegeben wird.— — Die Zahl der zurzeit in Jena eingeschriebenen Studenten hat 1400 überstiegen. Seit den Zeiten Schillers und Fichtes, wo Jena mehr als 2000 Musensöhne hatte, ist eine so hohe Zahl bisher nicht erreicht worden.— — Der Raimund- Preis(1600 Kr.) ist Oskar Bendiener für sein dreiakttges Volksdrama„Die Strecke" zugesprochen worden. — Der Leipziger Musikverlag von Breitkopf u. Härtel erwarb die Musikalienhandlung Raabe u. Plothow in Berlin , läßt sie aber unter der bisherigen Firma als Sortimentsgeschäft weiter bestehen.— — Als erste Neuheit in der kommenden Spielzeit wird die Wiener Hofoper Schillings neuestes Werk„Der Moloch" aufführen.— — Das Richartz-Wallraf-Museum in Köln hat Wilhelm Schleuers Bild. RosenmontagSzug" für 8300 M. angekauft.— — In Weimar wird eine staatliche Kunstgewerbe- schule geplant.— — Die 9200 Arten umfassende Käfersammlung des der- storbenen Lehrers Friedrich in Käthen ist durch Kauf in den Besitz der Stadt Dessau übergegangen.— Vorwärts Buchdruckerei u. Verlag San staltPaul Singer ä-Co., Berlin S w!"
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23 (29.5.1906) 101
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