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au laffen. Die Wasser von Saint Cloud spielen ebenfalls nur aweimal im Monat, am dritten und vierten Sonntag.
Sehr beliebt als Pfingstausflug ist die Fahrt nach dem Mont Saint Michel , dem Schloß im Meere, das man von Granville aus besucht. Zur Zeit der Flut schäumt das Meer um Dorf und Felsen, auf dem das hohe Schloß gebaut, zur Ebbezeit kann man weit hinauswaten und Krebse und Fische fangen. Hier gibt es auch sonst noch viel zu sehen, man darf nur Orte nennen wie Dinan , St. Malo , Paramé, Cancale, Dinard , herrlich gelegene Badeorte, eigenartige Küste, bewaldet, zum Teil historisch interessant. Reicher und ausgedehnter Strand. Will man die Fahrt noch etwas weiter ausdehnen, so fährt man nach den Inseln Jersey und Guernesey hinüber und besucht die wilden und gewaltigen Grotten, die Viktor Hugo besungen. Freilich kommt diese Fahrt schon teurer. Das fieben Tage gültige Billett kostet nach dem Mont Saint Michel o ist das ein Bild! 17 Frant, die Meerfahrt nach den Inseln höchstens noch einmal 15 Frank, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht. Aber man vergleiche mit diesen Preisen einmal unsere Breise in Deutschland . Was zum Beispiel eine Fahrt nach Helgo land kostet.
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Sehr lohnend und nicht teuer ist die Fahrt nach Havre . Hier sieht man sich den Hafen an und fährt mit dem Dampfer für einen Frank nach Trouville hinüber. Man ist an der Mündung der Seine. Sie ist etwa der Elbmündung zu vergleichen, nur daß sie sich offener, breiter ins Meer hineinwirft. Die Ufer erheben sich zu mäßiger Höhe, bewaldet und ziemlich dicht mit Städtchen und Dörfern belebt, die im Sommer viele Badegäste beherbergen. Die kurze Fahrt nach Trouville gehört zu meinen schönsten Meererinnerungen. Von Havre war ein Transatlantic ausgefahren, ein Engländer lag draußen vor dem Hafen, die bunten Segler kreuzten, und schließlich fam ein deutscher Dampfer, ein Indienfahrer, dem wir deutsche Grüße zuriefen! Und auf dem allen lag eine wunderbare Sonne, und das Meer war glänzend und freundlich und gut mit dem Lande, das es lächelnd beschaute. Nicht so schön sind Dieppe und Boulogne , wohin die Compagnie du Nord billige Karten liefert und kürzere oder längere Reise- und Aufenthaltsgelegenheiten schafft. Dagegen ist die normannische Küste zwischen, diesen beiden Städten reich an hübschen kleinen und größeren Orten, wo man billig die Pfingstfeiertage verbringen fann, wie in St. Valery, Valery en Caur, Fécamp , Yvetot und dem teueren, mehr nach Habre zu gelegenen Etrétat.
Auch zu einer Fahrt nach St. Brieuc sind die Pfingstfeiertage ausreichend; fann man noch ein paar Tage zugeben, so fann man die Fahrt bis Paimpol , Morlair, Roscoff , ja fogar Brest ausdehnen. Eine zehn Tage gültige Karte läßt einen ganz Finistère durchqueren. Man hat dann Zeit nach den Inseln am äußersten Kap, nach Molène und Ouessant zu fahren, den Inseln der Stürme und Klippen, wo trok der zahlreichen Leuchttürme rings, alljährlich zahlreiche Schiffsunfälle sich ereignen. Eine sehr bewegte Fahrt im prangenden Sonnenglanz durch glibernden Meeresschaum an stürzenden Klippentaskaden vorbei ist mir lebhaft von hier in der Erinnerung geblieben.
Kleines feuilleton.
rn. Die Pfingsthöhle und andere schwäbische Höhlen. Ein richtiges Voltsleben entwickelt sich seit Jahren am Pfingstmontag bei der sagenumwobenen und durch W. Hauffs„ Lichtenstein " berühmt gewordenen Nebelhöhle im württembergischen Bezirk Reutlingen , der bedeutendsten unter den zahlreichen Höhlen der schwäbischen Alb. Hunderte von Besuchern strömen herbei, um ihre seltsam- prächtigen Tropfsteingebilde bei elektrischer Beleuchtung anzustaunen. 70 Stufen führen hinab zu vielerlei, bis zu 20 Meter Höhe sich wölbenden Hallen, Kammern und Gängen mit einer Gesamtlänge von gegen 200 Meter bei teilweise 40 Meter Breite. Unter den mehr als 70 größeren Höhlen des an Merkwürdig teiten so reichen Kaltgebirges der Alb( neben Hunderten von fleineren Grotten) seien erwähnt: die Erpfinger Höhle, die 1834 ein Schulmeister entdeckte, dem seine Tabaksdose durch einen Bergspalt hinabgefallen war; gleichfalls reich an bizarren Tropfsteinformen. Man fand darin eine große Menge Knochen vom Höhlenbären, vorrömische und römische Geschirrscherben, 50 menschliche Gerippe samt Knochen vom Pferd, Rind, Hirsch, Schwein, Hund, Schaf, Hafen, der Natte und des Jltis, sowie Schmudgegenstände und Waffen aus der vorrömischen, römischen und Reihengräberzeit. Das Sontheimer Erdloch hat einen 11 Meter hohen und 7 Meter breiten Eingang, der in eine große Borhalle führt, von da frümmt sich die Höhle vielfach durch fleinere Kammern und endigt überraschend mit einer großen Halle, deren feierliche Stille nur durch die fallenden Wassertropfen unterbrochen wird, die im Schein der Lichter wie Diamanten glizern.
Die Fallen steiner Höhle bei Grabenstetten öffnet sich in einem wilden Felsengrund mit einem weiten und großen Gewölbe, das sich bald in einen 400 Meter langen Gang verengt, worin die Elsach hervorkommt, die unterwegs sieben fleine Seen bildet, aber mitten im Gang mit einem mächtigen Getöse in verborgene Tiefen fällt und erst außerhalb der Höhle wieder zum Vorschein kommt. Mitunter schwillt das Gewässer so sehr an, daß alle Gänge sich füllen. Ein früherer Schatzgräber fand in den schnell angelaufenen Fluten den Tod, seine Kameraden konnten sich kaum noch auf die höheren Felsen retten.
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Die Schertelshöhle im Bussen, dem reckenhaften Berg, der im Donautal in schöner Pyramide sanft und majestätisch emporsteigt. Sie wurde von Bergarbeitern entdeckt, die fich im Kühloch", einem seit urdenklichen Zeiten offenstehenden Erdtrichter, hinabließen. Durch einen Stollen wurde sie später zugänglich gemacht. Den Glanzpunkt der 155 Meter langen Höhle bildet die 15 Meter hohe weite Halle unter dem offenen Trichter. In fühner 2ölbung schildert Ed. Baulus ruht die Kuppel über uns, mächtige Felsblöde, mit üppigem Moos bekleidet, umlagern den Durchbruch der Decke. Durch das frische Grün der Buchen, die im schönen Kranze um den oberen Rand des Trichters stehen, blidt der blaue Himmel freundlich in die schauerliche Tiefe, und wenn zur Mittagsstunde die Sonne in die schwarze Nacht hinableuchtet, faffen die Krystallwände die Strahlen auf wie brillantiertes Gold, und ein Feuerstrom, hellglänzend wie der Fluß geschmolzenen Grzes, malt sich an den hohen Bogen der Halle und läßt die Tropfsteinformen aus dem Dunkel hervortreten wie Stuktaturarbeit von Meisterhand.
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Neuerdings hat die Compagnie d'Orléans ausgezeichnete Tourenbilletts eingerichtet, sie führen von Paris nach St. Nazaire und dann die ganze Küste des corbihan entlang bis Quimper und Douarnenez . Wenn man von den Schönheiten dieser Küste erzählen wollte, müßte man freilich auch vom Elend und der Lohnfflaberei der Sardinenfischer berichten, die hier ihrem schweren Beruf obliegen und ein trauriges Dasein fristen und nicht selten Im. Die Kautschukgewinnung am Amazonenstrom. Die nahe der Hungersnot auszustehen haben. Aber schön ists hier, und gewaltig Mündung des Rio Negro in den Amazonenstrom gelegene Stadt ist hier das Meer. Bazz, Guerande, die alte Feste, Vannes , Aurah, Manáos, mit etwa 40 000 Einwohnern, ist schnell ein bedeutender Lorient , die Inseln und Halbinseln, die Landzungen und Buchten Punkt des brasilianischen Kautschuthandels geworden. Während im des Morbihan , die alten Trachten, die Menschen und ihre Woh- Jahre 1900 der Kautschukerport von Manáos faum 2000 Commen nungen, die Hafenbilder und die stillen Straßen mit den Fachwert und Giebelhäusern, wie reizvoll, bunt, abwechselungsreich, grotest ist das all! Hier gedeiht die Feige im Freien, hier brausen die wildesten Stürme im Winter. Um Belle Jle heult das Meer und donnert um seine Felsen und rauscht in seine Grotten hinein. Weiter füdlich als Sable d'Olonne und Nochefort, werden die Pfingstfeiertage kaum die Fahrt gestatten. Es ist längere Zeit dazu nötig. Nach Süden zu mit den Zügen der Paris -- yon-- MediterranéeCompagnie wird man in so wenig Tagen kaum das Meer aufsuchen wollen. Es ist zu weit. Aber es gibt unterwegs am Flußufer und im Gebirgstale reizvolle Orte genug, wo man den Ballast des Lebens auf ein paar Tage abschütteln und feiern und genießen kann. Beliebt zur Pfingstfeier ist noch ein Ausflug nach der deutschen Grenze, nach Belfort oder Nancy , von der Com pagnie de l'Est eingerichtet. Hier kenne ich nur die Fahrt nach Nanch, das schöne Tal der Marne entlang, Belfort hat mich nie gereizt. Man müßte hier schon Beit haben, länger im Gebirge verweilen zu können. Das habe ich mir aber immer für Deutschland , und von Deutschland aus, aufgehoben.
Frankreich ist ein schönes Land, schön und reich, und es ist im Besitz eines Voltes, das seine Schönheit zu genießen versteht und sie zu würdigen weiß. Doch welches Land, das man liebt, ist nicht schön? Jedes! Aber Sinne haben und Herzen haben! Was der Alltag in uns abftumpfen mag, der Genuß der Natur bleibe ein Fest und Sonntag, und sei festlich und sonntäglich gefeiert, in Fülle und Erfülltsein, in Liebe und lieblich!
betrug, beziffert er sich jetzt nach Angaben von Dr. Ule auf über 20 000 Tonnen, das ist etwa ein Drittel der Weltproduktion. Den besten und meisten Kautschuk liefert ein bis 80 Meter hoch werdender Baum, Hevea brasiliensis, der zur Familie Ser Euphorbiaceen gehört. Diese Kautschutbäume wachsen zerstreut in den Wäldern längs der Flußufer. Die einzelnen Besizungen dehnen sich bis zit 10 Kilometer aus, haben aber nur eine geringe Breite. Inmitten seiner Bestgung, auf einer fleinen, vom Fuß aus sichtbaren Erderhebung hat der Befizer sein Block haus errichtet, um das herum die Baracken der Kautschufarbeiter gebaut sind. Die Ernte beginnt im Juli, sie endet im Januar, weil dann das Hochwasser die Wälder unpassierbar macht.
Die Arbeit des Kautschutarbeiters fezt mit Sonnenaufgang ein. Nach einander bringt er einer Anzahl von Bäumen, meist etwa 100 Stück, mit einer kleinen Art je eine oder mehrere Bunden bei und befestigt unter derselben einen fleinen Blechbecher, in welchem sich die aus der Wunde ausfließende Kautschukmilch ansammelt. Dann macht er nochmals die Runde und gießt die an gesammelte Milch in eine mitgeführte größere Blech fanne. Darauf zündet er in einer Hütte ein Feuer an, über welches ein trichterartiges, mit Balmfrüchten angefülltes Tongefäß gesetzt wird. Durch die kleinere obere Deffnung dringt aus dem Gefäß alsbald starter Rauch hervor, in welchem mun eine mit Kautschuks milch übergossene Holzscheibe hin und her bewegt wird, wobei die Milch gerinnt. Es wird wiederholt neue Milch aufgegossen, bis endlich dicke Ballen entstehen. Mit Wochenschluß werden diese Ballen an den Besitzer der Walding abgeliefert. Sobald das Hochwasser die Wälder überflutet, kommen kleine Dampfer stromaufwärts und bringen dann die Ballen nach Manáos oder auch nach Bara. Hier