hiS. Der lehie Weg ist der intereffaniere. Er schlängelt sich direkt an der Havel   zwischen wundervoll entwickelten Weidenbüschen hin- durch, eine lange grüne Straße, mit herrlichen Ausfichten auf den Strom, die Pfaueninsel und die Wannseewälder. Leider ist er nur kurz, wir müssen rechts abbiegen und auf Feldwegen zur Sacrower Chaussee hinaufsteigen; haben wir die erreicht, so führt uns ein gerader Weg auf Sacrow   zu. Schon nach wenigen Mi- nuten sind wir in den Fuchsbergen, ein herrlicher alter Hochwald nimmt uns auf, Nadel- und Laubholz in buntem Wechsel, hügelan und hügelab. Das ist ein töstliches Wandern in Heller Sommermorgenstunde. wenn die Sonne ihr feines Goldgespinst über alle Gipfel und Zweige hangt, wenn ein leises Rauschen durch die Blätter zieht und der Strom tief unten dunkelblau durch die Aeste blitzt. Denn «in wundervolles Gemisch von Wald und Waffer. von weiten Fern- sichten und verschwiegenem Waldinnern. von Tal und Hügel bieten die Fuchsberge. Und einsam ist es hier, ach so einsam! Keine lärmvollen Landpartien, kein Stullenpapier auf dem Boden, kein Töfftöff auf den Wegen, kaum ein Wanderer. Der Specht hämmert im Holz und Fink und Meise singen, sonst alles still. Etwa eine Stunde geht man durch die Fuchsberge, dann tauchen die ersten Villen von Sacrow   auf, und wieder eröffnet sich ein wunder- herrlicher Blick über die weiten Flächen der Havel  . Im alten Wirtshaus zum Doktor Faust  " wird Rast gemacht, und hier findet man auch den Dampfer, der nach Wannsee   oder Potsdam   resp. Neubabelsberg   zur Bahn zurückführt. Sehr viel weiter ist der Weg über Groß-Glienicke  . Wir nehmen wieder Cladow   zum Ausgangspunkt, durchschreiten das Tors aber völlig und sind in einer entzückenden Kirfchenallce, die bald sich hebend, bald sich senkend, zwischen den Feldern hinführt. Halbwegs der Tour finden wir am Wege drei alte Wälle, von denen der eine, mit finsterem Nadelholz bestanden, in der Mitte zurücktritt, während die beiden anderen sich rechts und links flankcnartig vorschieben. Was stellen sie vor? Mit einer Anlage von Menschenhand hat man es zu tun. Die Karten nennen sie setzt Schanze, die älteren KartenBurgwall", und eine altwendische Burg  " hat man offenbar vor sich. Lagerstätte und Auslug zu- gleich mag sie dem verfemten und verfolgten Slawengeschlccht der- einst gewesen sein. In ihrem schweigsamen Innern war man gut versteckt vor den nachdringenden Deutschen; von der Spitze aber sieht man weit hinaus bis zu den jenseitigen Ufern der Havel   hin. Groß-Glienicke   liegt am Groß-Glienickcr See. Wenige Mi- nuten nach Verlassen des Walls haben wir beide vor uns; ein Landschaftsbild von unendlichem Liebreiz tut sich vor uns auf, das deutsche Dorf, wie es Thoma malt: friedliche Häuschen im Grün versteckt, vom Wasser bespült, von waldigen Hügeln überragt. Um das Gut herum, dessen Park geschlossen ist, haben wir etwa noch dreiviertel Stunden zum Dorf selbst. Groß-Glienicke   hat sich den dörflichen Charakter noch mehr bewahrt als Cladow. Hier finden wir noch ausschließlich das alte märkische Bauernhaus, wo Stall und Wohnung ineinander läuft, wo das Rohrdach tief über die kleinen Fenster hängt und der Pferdekopf am Giebel vom Kult der Ahnen erzählt. Ein schlichter Dorfkrug ladet zur Rast. Am Glienicker See entlang, der sich ziemlich weit hinzieht, und an der Ziegelei vorbei, kommen wir wieder geradenwegs in die Fuchsberge, diesmal aber weit ab der Havel  . Eine prachtvolle Akazienallce führt vor uns tief hinein in den Wald. Folgen wir ihr, sind wir schon nach einer knappen Stunde in Sacrow  ; wir verlassen sie aber schon nach kurzem uird biegen quer durch den Wald rechts ab, dahin, wo Wasser durch die Bäume blitzt. Wir sind am Sacrower See und halten uns nach links an seinem Ufer hin. Ein Weg nimmt uns auf, der an Schönheit fast jenem einzig schönen Waldweg gleicht, der auf der Insel Rügen   von Sahnitz nach Stubbenkammer   führt. Wohl fehlt hier der Buchenwald   und die Großartigkeit der meerumspülten Krcideklippen, aber ein grüner Laubengang loölbt sich auf Stunden über unserem Haupt, und steigen wir nach links hin die Berge an, so blitzt zur Rechten der See herauf. In den Nadelwald schieben sich uralte Eichen. Nach Sacrow   zu hebt sich der Weg. und wir haben zum See hinab tiefe Schluchten mit einem Gewirr von Unterholz, das fast an Urwaldwildnis erinnert. Ist der See zu Ende, so stehen wir in Sacrow  , dem wir diesmal aber von der Torfseite, nicht von der Villenkolonie aus nahen. Der Sacrower See hat Fouque einst zur Dichtung der .Undine" begeistert. Etwas Ivie Märchenstimmung schwebt noch heute über seinen blauen Wassern, die selten nur das Boot eines Fischers durchquert. A. Goebeler. Kleines f euiUetom Ter Salo».(Nachdruck verboten.) Vierzehn lange Jahre haben sie gespart, gearbeitet und gerackert, sich und die Kinder schmal gehalten, und jetzt haben sie endlich das Ziel erreicht. Früher hielten sie einen kleinen Lade», den führte die Frau, während der Mann schon damals in das Bureau ging, wo er noch heute hingeht. Vierzehn Jahre ging er dahin und verrichtete un- gcfähr jedes Jahr, jeden Monat, jeden Tag dieselbe Arbeit. Sie wird aber heute etwas besser bezahlt als damals. Die Frau führt heute einen Laden auf Rechnung einer größeren Firma ganz allein. Soweit haben sie es also in vierzehn Jahren gebracht. Als der Mann mir letzte Woche in der Stadt begegnete, drückte er mir herzlich die Hand, kniff die Augen zusammen und schnalzte mit der Zunge. Aber jetzt." meinte er,jetzt müssen Sie mal zu uns kommen, gestern sind wir umgezogen." Gottseidank," sagte ich,ein Zimmer auf die Straße, ja?" Na, ob," meinte er und hob den Kopf hoch,Salon auf die Straße! Das müssen Sie sehen, Sie werden schauen Heut' bin ich mit meiner Frau dagewesen... Das Haus? Modern. Fein. Marmortafeln im Flur, echteI Berliner   Fabrikat. Treppengeländer echte Eichenimitation. Treppen nicht zu steil. Kurz: modern. Vier Treppen. Wir klingeln. Die Frau strahlt, als sie öffnet. Draußen war heller Sonnenschein und im Korridor immerhin so hell, daß man sich gegenseitig ganz gut ohne Licht sehen konnte. Sie wohnen aber in einem feinen Hause." sagte meine Frau nach der Begrüßung. Frau Gabler lächelte milde. Warten Sie einen Augenblick," erwiderte sie.Else, hol' mal den Schlüssel!" Else, die dreizehnjährig« Tochter, brachte den Schlüssel. Unser Salon!" Mit einer eleganten Handbcwegung öffnete die Frau die Tür, und wir mußten eintreten. Sie blieb an der Tür stehen und be- obachtete uns. Der Salon ist das einzige Zimmer dorne hinaus. Ich will mir die Sache genauer ansehen und lasse mich auf einen der Seiden- seffel nieder. Tie Hausfrau tritt näher, und ich sehe, wie sie zu- sammenzuckt, weiß aber nicht, warum. Frau Gabler erklärt meiner Ehegattin das Inventar. Ter Tisch   echt Mahagoni, hat 72 Mark gekostet, jawohl, die ganze Garnitur 3b<1 Mark; sie ist ganz echt und der Umbau, usw. usw. Auch der Hausherr kam jetzt an. Nach kurzer Begrüßung ließ er sich sogleich auf einen der Sessel neben mir nieder. Sofort stürzt seine Frau herbei. Aber, wie kannst Du nur, die ganz neuen Sessel" Der Mann steht auf, und auch ich erhebe mich. Die Stühle sind auch echt vergoldet." fährt die Frau glück- strahlend in der Erklärung fort. Na," sage ich,solche Sachen find manchnial bronziert." Nun, dann sind sie jedenfalls echt bronziert." Ist das nicht wunderschön," meint schließlich dt» gute Seele. So lange arbeiten wir nun schon, vierzehn Jahr« Nickel auf Nickel   gelegt, und nun ist es soweit! Aber fein, was? 1723 Mark 4S Pfennige." Ihr sitzt wohl jetzt in den Sesseln, wenn Ihr am Abend nach getaner Arbeit nach Hause kommt?" fragt unvorsichtigerweise meine Frau. O, was denken Sie," belehrt uns die Hausfrau und macht weit die Augen auf,hier ist der Schlüssel! Der bleibt bei mir, das wäre ja noch besser; da darf niemand herein, als wenn feiner Besuch kommt. Glauben Sie, wir haben umsonst so lange gespart? Macht, daß Ihr rauskommt, Kinder!" Die Kinder geben, und wir alle mit nach hinten. Dort sitzen wir den ganzen lieben langen Wachmittag in der kleinen winkeligen Stube nach dem Hof. wo die Stühle knacken, der Tisch wackelt und der alte Schrank zittert, wenn man ihn scharf ansieht. Vorsichtig setzen wir uns. Run ja. hier ist es ja ein bißchen einfach, Sie wissen ja," meint die Hausfrau,aber dann bleibt auch unser Salon wie neu; nicht wahr, Vater?" Und der Hausherr schmunzelt vergnügt... Fritz Sänger. b. Eine archäologische Expedition nach Ost- Turkestan. Mir Unterstützung der indischen Regierung hat sick der bekannte Forscher Dr. M. A. Stein von neuem nach Ost-Turkestan begeben, um dort die archäologischen Forschungen wieder aufzunehmen, die er in dieien Gebieten in den Jahren 1900 bis 1001 mit großem Erfolge begonnen hat. Seine damaligen Entdeckungen ließen zum ersten Male erkennen, in welchem Maße Indien   von einer sehr früben Periode an in diesen Gebiete» sowohl durch die Verbreitung der buddhistischen Religion als auch durch seine Kultur und Kunst Einfluß ausgeübt hat. Zugleich erwiesen die Forschungen die Tatsache, daß der Einfluß deS klassischen Westen während der ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung selbst bis in_ diese entlegenen Gebiete Zentralasiens   vorgedrungen war. Für die neue Expedition, von der man gleichfalls wichtige geographisch« und archäologische Ergebnisse erwartet, find vom Britischen Museum 40000 M. be- willigt worden. Dr. Stein hat einen Plan ausgearbeiter. Kashgar  auf einem sehr interessanten Wege zu erreichen. Die Expedition will durch Cbitral und Mastuj nach Sarhad und von dort längs der Ouellflüsse des Oxus   noch dem Tagbdumbash Pamir   vorrücken; dieser Weg geht zimi Teile durch das Gebiet von Afghanistan  , und der Emir   hat bereitwilligst seine Erlaubiiis, durch dielen entlegenen Winkel von Afghanistan   zu reisen, erteilt. Die Dauer der Expedition ist auf 2 Jahre berechnet. Nur der Spätherbst und die Wintern, ouate können zu Ausgrabungen in diesenWustengebieten benutzt werde», da nur in dieser Zeit die Schwierigkeit der Wasserzusubr durch den Transport von Äs überwunden werden kann. Andere Expeditionen sind be-