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2 ep folgen Totnie hei

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Veiter ist so bescheiden, daß man ihn zum gulangen auffordern[ weise auftreten. Dasselbe gilt auch von den vielen Florblumen, muß: fei nicht fége! sei nicht so schüchtern oder blöde, das lüsterne die wir der Kunst des züchtenden Gärtners verdanken; auch hier Kind aber ist ein aufgewecktes, munteres oder luftiges. Ein Spieler fällt der größte Prozentsaß der Sämlingsnachkommenschaft echt", tann sagen: Das Spiel werde ich hoffentlich verlieren das hofft d. h. gleicht der Mutterpflanze. er aber nicht, sondern er mutmaßt es nur, es ist ihm wahrscheinlich, daß er verliert, er zweifelt start, daß er gewinnt, daher kann er auch ernstlich als ein zweifelhafter Mensch bezeichnet werden( Hein­ richsort ). Sagt aber ein Treiber auf der Jagd: der Hase prallte an den Baum an und wurde zweifelhaft, so meint er, der Hase ber lor die Besinnung. Im Gebirge ist auch noch von einem törichten Hunde die Rede, womit man vor hundert Jahren auch um Leipzig einen tollen Hund meinte. Bezeichnet eine Dresdnerin ihren Zu stand als ärmlich, so kann sie geradezu abscheulich(= sehr) reich sein, sie will sich nur als förperlich matt, schwach, angegriffen hin­stellen. An der Pleiße erkundigt man sich mit der Frage: Ja se benn alleweile so zärtlich? bedauernd danach, ob eine Bekannte immer noch fränklich ist. Im Gebirge wieder ist ein grâmscher Kerl nicht etwa ein grämlicher Mensch, sondern ein grober und derber, einer, der rücksichtslos vorgeht. Wird erzählt, daß sich die Gäfte im Wirtshaus tüchtig gestritten haben, so hat eine ganz friedliche Unter­haltung stattgefunden. Der kann aber streiten!" sagt man im Gebirge bewundernd von einem, der gut zu unterhalten weiß. Auch der Ausruf: Hie( r) is es awer schaurig!" hat( um Leipzig , Borna , Golzern , wie im Gebirge) eine erfreuliche Bedeutung; ins Schaurige geht jeder gern, ohne von einem Schau( d) er ergriffen zu sein, ist es doch ein behagliches, warmes oder doch wenigstens bor dem Winde geschütztes Pläßchen, es liegt so hübsch in der Geduld; an einem schauren Bläbchen findet man auch Ruhe vor störendem Verkehr. Eigentlich ist die Schauer ein Wetterdach, eine Scheune oder ein Vorhaus( Oberbobrißsch), mittelhochdeutsch schiure, wozu das Zeitwort schüren schüben gehört. Eine sächsische Urkunde aus dem Jahre 1400 enthält die Verbindung: die Straße schüren und beschirmen: Macht man aber an einem fühlen Tage ein Schauerchen in die Stube, gleichbedeutend mit einem Husch( elchen) oder Wächelchen( zu wächeln, wehen), so liegt diesem Schauer das Zeitwort schüren, mittelhochdeutsch schorn antreiben( das Feuer) zugrunde. Mit dem schriftdeutschen schaurig haben diese Bolts wörter nichts gemein; der Schauer, von dem es gebildet ist, ist ursprünglich das Unwetter, der Hagel( mittelhochdeutsch schur) und im 16. Jahrhundert auf Gemütsbewegungen übertragen.-

Kunft.

e. s. Die farbige Radierung findet bei den Künstlern immer intensivere Pflege. Man will Conschönheit und zugleich farbigen Eindrud erreichen. In Paris existiert eine eigene Ber­einigung hierfür, die augenblicklich bei Gurlitt ausstellt. Eine stattliche Anzahl von Blättern, über hundert. Man ist erstaunt, den Künstler schon so vielseitig auf diesem neuen Gebiet fich bewegen zu sehen. Da sehen wir all die verschiedenen Arten, malerische Aus­Blide, dann Künstler, die mehr Wert auf die Linie legen, großflächige Entwürfe find impressionistisch aparte Skizzen. Persönliche Stim mungen und wechselnde technische Bewältigung in reicher Auswahl.

Nun ist es mit der farbigen Radierung ein eigen Ding. Die Radierung an fich hat ihren Hauptreiz in dem Gegensatz von Schwarz und Weiß, in dem Verzichten auf Farbe, womit gerade das helle und dunkele Licht- und Schattenspiel in den Tönen be ginnt. Tritt mun die Farbe hinzu, so geht diese ursprüngliche Schönheit verloren. Es beginnt etwas Neues, das erst noch

werden soll.

Bringen die Franzosen dieses Neue schon zu stande? Liefern fie Blätter, die uns befriedigen? Unbedingt wird man es nicht bejahen können. Das Gebiet ist zu neu. Die einen werden farbig zu traß und erreichen die Wirkung einer bunten Jllustration, einer farbigen Photographie. Die anderen betonen die Linie zu sehr und die farbige Fläche wird platt und tonlos, man denkt an Plakate. Andere Blätter sehen aus wie Lithographie. Oder man denkt an eine farbige Zeichnung, nicht an eine Radierung.

Eine Ausnahme von dieser Regel bilden unsere Edelrosen. Wenn man von Edelrosen eine Aussaat macht, so sieht bald jeder Sämling anders aus als die Mutter. Man fann Tausende von Sämlingen betrachten, che man einen findet, der der Mutterpflanze gleicht. Deshalb werden unsere Edelrosen auch nicht durch Aussaat vermehrt, sondern auf vegetativen Wege, entweder durch Steck­linge oder durch Veredelung. Andererseits führt dieses Abändern der Sämlinge auch zur schnelleren Bereicherung des Rosensorti ments, da ja fast jeder aus Samen gewonnene Nachkomme eine neue Sorte bedeutet. Nosenneuheiten ziehen ist also gar keine Kunst, denn jede gelungene Befruchtung zweier verschiedener Sorten führt zu einer großen Zahl neuer Sorten. Diese sind jedoch durch weg wertlos, da die Mehrzahl der Nachkommen schlechter sind als die Eltern. Es kommen unter diefen Sämlingen meistens so starte Abweichungen vor, daß von Tausenden von Sämlingen nur ganz ber­einzelte brauchbar sind. Einige sind zu stark, andere zu leicht ge füllt, und noch andere weisen schmutzige Farbentöne auf. Zuweilen finden sich auch Gestalten, die man als entartete ansehen muß. Ueber zwei solche merkwürdige Entartungen macht ein erfolgs reicher und erfahrener Rosenzüchter in der Rosenzeitung" Mit teilungen, nach welchen der Züchter bei Beginn seiner Zuchtversuche eine alte Hybride benutzte, die aber keine brauchbare Nachkommen lieferte. Dagegen fand sich zweimal eine so wunderliche Form unter den Sämlingen, daß man sie taum für eine Rosenpflanze ans sprechen konnte. Die erste entartete Pflanze hatte mäßigen, ge= brungenen Wuchs und lange, schmale Blätter, die dem Laub der Weide sehr ähnlich waren. Die mäßig große Blume war seiden­weich, im Innern lachsfarbig. Während mehrerer Jahre blieben drei Pflanzen von dieser Art unverändert. Ein andermal brachte dieselbe Mutterpflanze einen starkwüchsigen Sämling mit breitem Pappellaub. Blumen zeigten sich erst im dritten Jahre, sie waren von schmuzig- violetter Färbung. Da beide Entartungen nicht als Fortschritte angesehen werden konnten, wurden sie schließlich nicht weiter vermehrt.

Zu den Entartungen der Edelrose zählen auch die Sporte, deren Entstehung noch der wissenschaftlichen Begründung bedarf. Zuweilen ändert an einem Zweige die Blume ab, auch das Laub, auch die Farbe teilweise oder vollständig. Wenn man die Augen dieses Zweiges weiter veredelt, so bleibt die neue Färbung oft kon­stant. Auf diese Weise ist schon manche prächtige Rosenneuheit ent standen und erhalten worden. Defters aber verschwinden nach einiger Zeit die ursprünglichen Abweichungen wieder, und die Ur­form oder farbe tritt wieder auf, so daß der Sport dann wertlos ist. So ging es einer buntlaubigen Rosenneuheit, die nach wenigen Jahren wieder grün geworden war.

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Humoristisches.

Der Held. August, Du zitterst ja mit der einen Hand!" " Ja, auf der Seite sigt immer meine Frau."

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Anspruchsvoll. Junger Ehemann: Kannst Du denn auger Rostbraten nichts fochen? Ich möchte doch einmal eine Abwechselung haben."

Frau: Was, willst Du denn noch für eine Abwechselung? Du sagst doch immer, der Braten schmede bald nach diesem, bald nach jenem."-

-Aus der Sommerfrische. Tourist: Ich hab' ja ' ne furchtbar große Waschschüssel in meinem Zimmer!" Wirt: Ja, bei Ihna tomm'n aa die Leut' aus der ganzen Etag' zusamm'." ( Meggendorfer- Blätter".)

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Notizen.

Der richtige Stil muß erst gesucht werden. Es muß in ihm die Tonschönheit der Radierung, das Gegeneinanderwirken und In einanderspielen von hellen und dunklen Nuancen erhalten bleiben-Bon Heinz Tobote erscheint in der nächsten Woche im und sich mit der Farbe und Linie verschmelzen. Diese müssen sich Verlage von F. Fontane. Co. ein neuer Roman: harmonisch einfügen, der Charakter der Radierung muß gewahrt Vangerow und ihre Schwester".- bleiben, nicht in andere Gebiete hineingepfuscht werden.

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Hilde

Friedrich Dicz. dem Begründer der romanischen Darum bleiben diese ersten energischen Versuche doch interessant. Philologie, wird in Bonn ein Denkmal errichtet.- Sie bahnen den Weg. Bei einigen Arbeiten merken wir schon, wie die Persönlichkeit des Künstlers das Material bändigt und zwingt. Es kommt etwas heraus, das dem angedeuteten Charakter der Radierung sich nähert. Auf solchen Blättern dominieren weiche Massen, leichte Linien und alles bermischt sich in schönem Spiel von Hell und Dunkel, denen die Farbe nur einen Reiz mehr zugibt. Abendstimmungen über Feld und Wasser, wo der Himmel dunkelt und am Horizont noch helle Streifen liegen, Straßenszenen in leichter, stizzenhafter Manier, nur angedeutet, sonnige Beleuchtung über dem Hafen und dem Markt, das sind Motive, die hier am besten gelöst sind.-

Aus dem Pflanzenleben.

M

In London ist dieser Tage der letzte( sechste) von Dr. Josef Wright herausgegebene Band des Wörterbuchs der englischen Mundarten erschienen. Sudermanns Blumenboot" wird die nächste Novität des Lessing Theaters sein. -Das Trianon Theater bringt Mitte August einen dreiaftigen Schwank von Pinero:" Die Frau ohne Lächeln" heraus.- m. Eine vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preußischen Staaten" für Berlin im Jahre 1907 beabsichtigte Große Gartenbau- Ausstellung ist aufgegeben worden, dafür soll im Jahre 1908 eine großartige Veranstaltung dieser Art stattfinden.­

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h. Entartete Rosen. Die meisten Pflanzen lassen sich-Die Deutsche astronomische Gesellschaft wird durch Samen vermehren und die Nachkommen gleichen zum größten ihre 21. Versammlung in den Tagen vom 11. bis zum 15. September Teil der Mutterpflanze, während Abweichungen nur ausnahms- lin Jena abhalten.-

Verantwortl. Redakteur: Haus Weber, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.