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Vogelei. Es ist warm, es lebt: ein junger Vogel ist in ihm im Werden begriffen. Die Wärme des künstlichen Hügels entspricht in dieser Tiefe ganz genau der in dieser Entwickelung nötigen Brut­wärme! Und es bleibt nicht bei dem einen Ei. Im Kreise geordnet findet sich eine ganze Anzahl in dem gleichen Hügel. Und diese Gier sind die des Hügelbauers selbst, des sogenannten Talegalla­huhnes( Talegallus lathami). Wie ein neuerer Zoologe, Richard Semon , feststellen konnte, beginnen die Hühner schon im August mit dem Zusammenscharren ihrer Riesenhügel, während doch ihre Lege­zeit erst um Weihnachten ist. Ganz allmählich wird also in den langen Monaten die Maschine aufgebaut, damit sie genau zur geeigneten Zeit in Gang komme. Denn die Talegalls haben im Vertrauen auf ihre künstlichen Brutöfen das unmittelbare leibliche Bebrüten ihrer Eier vollständig abgeschafft. Jst ihre Legestunde da, so wird das Ei tief( genau stets in richtiger, berechneter Tiefe!) in den Haufen versenkt, auf daß seine Brutwärme ihm weiter helfe. Die Eltern, berichtet Semon , überlassen aber auch dann noch das Gelege nicht völlig sich selbst, sondern kommen täglich ein- oder mehrmals her, um die Eier zu lüften.

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töpfen, Bienen, Spinnen, Fliegen; die abgefallenen Kätzchen des Wallnußbaumes können mit den Raupen des fleinen Nachtpfauen­auges verwechselt werden. Manche Blüten ähneln im Duft dem Geruch von Tieren. Eine Orchidee hat einen Bocksgeruch, eine andere riecht nach Wanzen, weitere Blumen duften" nach Aas. Die Früchte der Ringel- oder Totenblume sehen wie Raupen aus, die der Schlangengurte wie Schlangen, andere Früchte erinnern an Blatt­läuse, Gemsenhörnern, Ameisenpuppen usw. Die Erklärungen für derartige Aehnlichkeiten lassen noch viel zu wünschen übrig. Gleich­heit der gegebenen Lebensverhältnisse mag oft der Anlaß sein; sie ist es aber bei weitem nicht immer. Auch das ist mehr als fraglich, ob bei solchen Aehnlichkeiten immer ein Nußen für die Pflanze herausspringt; zum mindesten ist in vielen Fällen ein Nußen einst­weilen noch nicht bemerkbar. Aber wir wissen ja noch so manches nicht aus der geheimen Werkstatt des Pflanzenlebens, und so ist auch auf dem Gebiete der Pflanzenähnlichkeiten wohl noch manche interessante Entdeckung der Zukunft vorbehalten.-

Humoristisches.

- Die Vorfrage. Wissen Sie schon? Graf Nayhauß ist vom Schwurgericht freigesprochen."

mit

"

Weswegen war er denn angeklagt?"

" Man hatte ihn beschuldigt, seine Schwiegermutter Arsenik vergiftet zu haben."

" Ja, was denn? Ist denn das überhaupt straf

bar?"

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Religionsstunde.

Der Lehrer hat das Los der Seligen und Verdammten geschildert und fragt:" Also, was wird mit den Uebeltätern und Verbrechern?" ,, Sie kommen in die Hölle."

"

Wenn nun aber ein Kind sehr brab ist, wo kommt es dann hin?" " In den Zirkus!"

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hr. Die Erwärmung der Wohnung durch die Sonne. Die Lufts temperatur in unseren Zimmern ist bekanntlich abhängig von der Bandtemperatur, denn die Wände stellen ungeheure Wärmereservoire dar. Die Außenfläche der Wände weist oft eine Wärme von 40 bis 45 Grad auf, wenn diese nach innen fortgeleitet wird, tritt aller­dings ein starker Verlust der Wärme ein. Da die Wände und das Dach direkt von den Sonnenstrahlen beeinflußt werden, so herrschen innerhalb der Wohnungen häufig Temperaturen, welche weit über die Luftwärme im Freien Freien hinausgehen. Fensterlose Bände werden von der strahlenden Sonnenhite mehr betroffen, wie Wände mit Fenstern. In den höheren Etagen erfährt die Temperatur eine Steigerung, weil hier der Einfluß der Dächer sich geltend macht und die Küchenkamine in den oberen Stockwerken bedeutende Wärmemengen liefern. In hohen Etagen finden sich im Hochsommer sehr häufig Nachttemperaturen von 28-32 Grad. Zur Abhaltung ber Sonnenwärme von den Wohnungen wird empfohlen, die Wände Ein Pechvogel. Wissen Sie, ich habe immer Bech mit Vormauern zu umgeben, auch das Anbringen von Matten und Wenn mir wirklich mal ein Stein vom Herzen fällt, dann rankenden Gewächsen, wie Wein, Ephen und dergleichen, wobei nicht fällt er mir auf die Hühneraugen!" zu befürchten ist, daß die Wände feucht werden. Einen wirk samen Wärmeschutz stellt auch eine unter die Dachbekleidung angebrachte Isolierschicht dar, zum Beispiel eine Holz verschalung, so so daß zirkulierende Luftschichten zwischen dem Dach und der Decke des höchsten Stockwerkes eingeschaltet sind. Professor v. Esmarch hat vergleichende Untersuchungen darüber angestellt, welchen Einfluß die verschiedenen Dachbedeckungen unserer Häuser und Wärmeschutzvorrichtungen vor den Fenstern auf die Erwärmung der Innenräume haben. Danach schützt ein Pfannen­dach aus Ziegeln besser als Schiefer, diefer besser als Dachpappe und Zintblech. Schwarzes Holz erwärmt doppelt so start als weißes. Bei den Fensterverkleidungen kommt es außer auf die Farbe auch auf die Dichte des Gewebes an: ein einfacher weißer, leinener Vorhang gibt hohen Wärmeschutz, besonders wirksam sind aber doppelte Vor­hänge. Große Bedeutung haben Doppelfenster und Jalousien. -

Aus dem Pflanzenleben.

Notizen.

( ,, Lustige Blätter.")

Das Lustspielhaus will, da Unsere Käte" dem Publikum so gefallen, in diesem Sommer seine Pforten überhaupt nicht schließen.

- May Reinhardt bereitet für die nächste Spielzeit des Deutschen Theaters eine Neueinstudierung von " Romeo und Julia " vor.

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Ferdinand Bonn liegt im Streit mit dem Theater­verlage A. Entsch. Beide hatten einen Kontrakt geschlossen bezüg lich der Aufführung der Detektivkomödie Sherlock Holmes ", die nach Conan Doyle und Gillette von Albert Bozen hard ver­faßt worden ist. Nun führt zwar Herr Bonn ein Stück gleichen Titels auf, aber es ist ein anderes Stück, eins, das sich Herr Bonn extra verfassen ließ oder selbst verfaßte, und in dem die Haupttricks" des Conan Doyleschen Stückes wiederkehren. Ueber die Ansprüche des Verlages gehen nun die Meinungen der Be­wie begreiflich ist.- teiligten weit auseinander

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Der Mann mit den hundert Köpfen", ein feinerzeit von der Zensur verbotener Schwant von Monlin und Dela vigne erzielte im Wiener Lustspieltheater einen großen Heiterfeits erfolg.

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- Der Liebling", eine dreiaftige Operette von Edmund Eysler soll im Oktober am Carl- Theater in Wien zur Uraufführung kommen.-

h. Aehnlichkeiten im Pflanzenreich. Der Um­stand, daß manche Pflanzen in bestimmten Organen anderen Pflanzenteilen oder gar Tieren ähnlich find, führte zu dem Ge­danken, daß derartige Pflanzen Mimikry, Nachahmung zu Schutz zwecken, betreiben. Für das Tierreich hält man diese Mimikry für feststehend, während sie im Pflanzenreiche angezweifelt wird. Die Botaniker haben sich um diesen Gegenstand schon häufig und ernst­haft gestritten, ohne zu einem endgültigen Resultat zu kommen. Ein Freiburger Professor der Botanik, der sich gleichfalls mit dieser Frage beschäftigte, hat jahrelang Beispiele von Aehnlichkeiten zwischen Pflanzen bezw. Pflanzenteilen, die ganz verschiedenen Pflanzen­familien angehören, gesammelt; darunter ist manches, wofür einst­weilen noch jegliche Erklärung mangelt. Manche Lilienzwiebeln ähneln den Zwiebeln vom Sauerklee, gewisse Kartoffeln gleichen den Knollen eines Kürbisgewächses, und die langen, schmalen, flutenden Blätter bei Wasserpflanzen der verschiedensten Familien sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Bei dieser Aehnlichkeit mag die Ursache in dem gleichen Aufenthaltsort zu suchen sein. Schwieriger aber diegen die Verhältnisse bei oberirdischen Teilen. Eine unserem Flieder, Syringe, nahestehende Pflanze Ostafiens ähnelt in der Belaubung der Stechpalme, die zu einer ganz anderen Familie ge-- München hat sich eine Riesenfigur der Pallas hört. Die Blätter des Fingerhuts find ähnlich denen der Königs- Athene zugelegt und auf der neuen Maximiliansbrücke zur Auf­ferze. Es kommen weiter Aehnlichkeiten vor zwischen Blättern einer stellung gebracht. Die Höhe beträgt 5,64 Meter. Kosten 16 000 Pflanze und den Blüten einer anderen Pflanze, zwischen Blüten- Mark. Stauden und Einzelblüten. Dann gleichen sich wieder Einzelblüten,

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Der Kongreß von Sevilla ", eine abendfüllende Operette von Claude Terrasse , wurde vom Intendanten Prasch zur Aufführung erworben.

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- Der Bühnenmaler Franz Gaul starb, 69 Jahre alt, am 3. Juli in Wien .

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Sei es in der allgemeinen Gestalt, im Duft oder in einzelnen Blüten- netts bleibt wegen Vorbereitung einer Rembrandt - Ausstellung vom Der Ausstellungssaal des Kupferstichkabi teilen. Auch bei Früchten und Samen sind Aehnlichkeiten zu finden. 5. Juli an auf etwa eine Woche geschlossen. Die Brutknospen bezw. Brutkörper sind oft Früchten und Samen

ähnlich. So erinnern die Zwiebelchen vom Scharbockskraut an Ge-- Das Neue Museum hat eine Erweiterung durch treidekörner, wodurch Anlaß gegeben wurde zur Fabel vom Getreide- die Errichtung einer neuen Abteilung für die ägyptischen zen. Noch interessanter sind die Aehnlichkeiten von Pflanzen- Sammlungen erhalten. Man findet dort recht wohl erhaltene tetlen mit Tieren. So sehen die gefleckten Blattstiele mancher Mumien und eine ganze Reihe von Porträts, die auf Holz Aronsgewächse wie Schlangenleiber aus. Die Blätter an jungen und Leinwand gemalt sind, auch Leichentücher, Holzfärge, be Bweigen des Papiermaulbeerbaumes sehen aus, als wären sie am malte Tonfiguren und Typenzeichnungen aus dem ägyptischen Bolts­Rande von Raupen zerfressen. Orchideenblumen gleichen Schlangen-| leben.

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Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Berlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.