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ein bißchen danach halten, Wolfgang, und solide leben, können an die eigene Rettung. Was werden die Ameisen also in diesem Sie steinalt dabei werden!" außergewöhnlichen Falle tun, um zu ihren Puppen zu gelangen? Mit Erstaunen fah Waßmann, wie die Ameisen nach kurzem Der junge Mensch sagte kein Wort hierauf. Schliebens überschütteten ihren Arzt mit Vorwürfen: Bögern Sand herbeizuschleppen begannen und ihn in das Uhra schälchen hereinwarfen. Raftlos waren fie tätig, und nicht lange, warum hatte er ihnen das nicht längst gesagt? Er mußte o hatten sie einen vollständigen Damm durch das Wasser bis zu der so das doch wissen! Warum hatte er sie so im Unklaren genfel gebaut und holten sich ihre Nachkommen herüber! Wer lassen? wollte hiernach wohl noch an der Vernunft und der Fähigkeit, Schlüsse Hofmann verteidigte sich: hatte er denn nicht immer und zu ziehen, bei den Ameisen zweifeln!? immer wieder zur Vorsicht gemahnt? Seit dem Scharlach damals hatte er für des Jungen Herz gefürchtet und das auch nicht verhehlt. Aber freilich, daß sich die Sache so schnell verschlimmern würde, hatte auch er nicht gedacht. Der Junge hatte eben zu sehr drauf los gelebt! Schwerer Herzfehler" das war wie ein Todesurteil. das war wie ein Todesurteil. Wolfgang streckte die Waffen. Auf einmal fühlte er nicht mehr die Kraft in sich, gegen diese nächtlichen Anfälle anzukämpfen. Was er früher, ehe er das wußte, ganz für sich allein in seinem Bett, selbst ohne Licht anzuzünden, abgemacht hatte, das trieb ihn jetzt auf die Füße. Es trieb ihn ans Fenster er riß es auftrieb ihn in der Stube umher, bis er endlich, völlig ermattet, im Rehnstuhl Ruhe fand. Das trieb ihn sogar, bei den Eltern anzuklopfen:" Schlaft Ihr? Ich habe solche Angst! Wacht doch mit mir!"
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( Fortsetzung folgt.)
Jezt kommt aber der Kontrollversuch. Das zweite Mal stellte der Forscher den Tieren ein Uhrschälchen hinein, das weder eine Insel noch Ameisenpuppen enthielt, sondern nur mit Wasser anges füllt war. Trotzdem war das Verhalten genau das Gleiche, auch in diesem Falle, obgleich es gar feinen ersichtlichen Zwed hatte, bauten die Ameisen einen Damm durch das Wasser. Also war es doch teine Vernunft, welche die Tiere zum Brückenbau trieb, sondern blinder Instinkt. Ein Instinkt, den Waßmann auf den allgemeinen Reinlichkeitstrieb der Ameisen zurückführen zu können glaubt, und der sich auch im gewöhnlichen Leben der Tiere regelmäßig offenbart. So oft die Ameisen nämlich in ihrem Nest, auf ihren Straßen oder in deren nächster Umgebung auf verunreinigte oder feuchte Stellen treffen, so haben sie nichts eiligeres zu tun, als Sand herbeis zuschaffen und ihn darüber auszustreuen. Der gleiche Trieb ergriff fie auch beim Anblick der mit Wasser gefüllten Uhrschälchen. Nicht die Ueberlegung, wenn ich hier Sand hineinschütte, entsteht ein fester Weg, auf welchem ich zu meinen Jungen vordringen und sie herübera schaffen fann, bewirkte ihr Tun, sondern nur das instinktive Bes streben, einen Schmutzfleck zuzudeden, hatte diese unbeabsichtigte Nebenwirkung. Gewiß, man fann es so erklären, aber man braucht es nicht. Wenngleich die Ameisen auch das zweite Mal, als ea scheinbar feinen vernünftigen Zmed hatte, einen Damm bauten, so Ueberlegung geschehen sein. Außerdem kann ich ja gar nicht feft= stellen, welche mir unbekannten Gründe die Tiere im letzten Fall zum Dammbau antrieben. Das einzige, wozu mich der Kontroll versuch berechtigt, ist nur, daß ich nicht mehr mit Notwendig. teit gezwungen bin, im Fall Nr. 1 eine vernünftige Ueberlegung annehmen zu müssen, sondern ihn auch eventuell anders deuten kann.
Naturwiffenfchaftliche Ueberlicht. tann es deshalb das erste Mal dennoch mit voller zielbewußter
Von Dr. C. Thesing.
Es gibt wohl faum ein zweites Gebiet aus der gesamten Tierfunde, das nicht nur für jeden Naturfreund, sondern namentlich auch für den Zoologen von Fach so reiches Interesse, Abwechselung und immer neue Ueberraschungen bietet, als das Studium des Lebens und der Gewohnheiten der sozial lebenden Insekten und ganz besonders der Ameisen. Andererseits gibt es aber auch wohl kaum ein zweites Thema, über welches so viele ungenaue, oberflächliche Berichte verbreitet werden, über das so viel gefaselt wird, als gerade hierüber und namentlich über die geistigen Fähigkeiten der Ameisen. Während die einen diese Hugen Zierchen mit der höchsten menschlichen Intelligenz ausstatten möchten und alle ihre Hand lungen und Taten auf menschliche Beweggründe zurückführen, in den Ameisen also gewissermaßen Miniaturmenschen erblicken, sehen die Forscher des anderen Lagers in den Ameisen nur urteilslose Reflexmaschinen oder sprechen ihnen doch wenigstens jedes logische Denten, jedes Schlußvermögen ab und lassen alle Handlungen lediglich von einem hochentwickelten Instinkt geleitet sein.
Im Grunde genommen ist dieser Streit ein recht müßiger. Es ist ebenso oberflächlich, ohne weiteres die Ameisen in ihren Berstandesäußerungen den Menschen gleich zu stellen, wie ihnen un bedingt jede Möglichkeit einer vernünftigen, das heißt logischen Ueberlegung abzusprechen. Selbst von der Vernunft meiner Mitmenschen habe ich feine unmittelbare Kenntnis, sondern schließe auf fie nur mittels eines Aehnlichkeitsschlusses. Und es braucht eigentlich feiner sehr großen Ueberlegung, um einzusehen, daß jeder solcher Analogieschlüsse desto unsicherer und weniger zuverlässig werden muß, je ähnlicher das betreffende Wesen mir ist. Bei einem tief stehenden Neger, dessen Sprache ich nicht kenne, dessen Kultur primitiv ist und sich himmelweit von meiner unterscheidet, dessen Gut" für mich Böse" ist u. f. f., wird es schon längerer Bekanntschaft und genauer Beobachtung bedürfen, um in ihm ein mir in Hinsicht der Bernunft gleichartiges Wesen zu erkennen. Da ist es flar, daß bei einem Tiere und vollends bei Tieren, die dem Menschen in ihrer gefamten Organisation so ferne stehen, wie die Insetten, jedes der artige Urteil in der Luft schwebt.
Wenn man ehrlich und kritisch sein will, muß man bedingungs. Tos zugeben, daß wir bisher nicht in der Lage sind, über die Art der Geistestätigkeit der Ameisen etwas Sicheres festzustellen. Es gibt bisher vielleicht keine Beobachtung, welche uns mit Notwendig. feit zwingt, eine vernünftige Ueberlegung der Tiere anzunehmen, biele Tatsachen jedoch lassen sich nur äußerst gezwungen auf Instinkt, oder welches Wort man sonst dafür setzen will, erklären.
zu geben vermocht.
Es lag mir nur daran, an diesem einen, scheinbar ganz eina wandsfreien Beispiele zu zeigen, wie vorsichtig man mit einem apo dittischen Urteil sein muß, und wie viele verborgene Fehlerquellen möglich sind. Zum Schluß möchte ich jetzt nur noch ohne fritische Erörterungen einige interessante Begebenheiten aus dem Ameisen leben mitteilen.
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Eine Erscheinung, die man ebenfalls auf den allgemeinen Reina lichkeitstrieb der Ameisen zurückführen kann, sind die bielbesprochenen Begräbnisse bei manchen Ameisenarten. Viele Ameisen haben näma lich die merkwürdige Gewohnheit, ihre Toten nach bestimmten Plätzen, den" Friedhöfen" zu tragen und sie hier regelrecht zu bes graben. Man sucht sich jetzt diese Gewohnheit damit zu erklären, daß die Tiere ihre Verstorbenen auch nur als Schmutz einschäzen und bestrebt sind, sie wie jeden anderen Unrat aus der Nähe ihres Neftes fortzufchaffen. Da nun bei den Ameisen der Nachahmungsa trieb sehr start entwidelt ist, so ergibt es sich von selbst, daß eine der anderen folgt und ihre Bürde, sei es nun irgend ein Abfall oder ein toter Kamerad, an der gleichen Stelle ablädt wie die erste. Auf diese einfache Weise entstehen die mysteriösen Friedhöfe. Alle Nachrichten von Beobachtern, daß die Tiere die Leichen wohlgeordnet reihenweise niederlegen, haben sich bei Nachprüfungen als irrtümlich herauss gestellt.
Ueberraschend ist es, wie vernünftig, um dieses gefährliche Wort zu gebrauchen, sich die Ameisen häufig in unerwarteten Situationen, bei plöblich hereinbrechenden Gefahren zu benehmen wissen. Ein schlagendes Beispiel hierfür berichtet Savage von der westafrikanischen Treiberameise gelegentlich einer Ueberschwem mung. Sowie die Flut hereinbrach, schlossen sich sofort alle Ara beiter eng zusammen, padten sich gegenseitig mit Beinen und Mund und bildeten so eine große, lebendige Hohlkugel, die leicht von dem Waffer getragen wurde. Im Innern dieser Kugel, in welche kein Tropfen Feuchtigkeit zu dringen vermochte, waren vorher sämtliche Gier, Larven und Puppen untergebracht worden. Eine gleiche Beobachtung wurde von v. Jhering bei einer Solenopfis art angestellt, doch waren hier auch noch die ge flügelten Männchen und Weibchen im Innern der Hohlkugel in Sicherheit gebracht.
Gerade in den letzten Jahren ist die Ameisenforschung wieder Zuletzt sei endlich noch eines der am menschlichsten era besonders rege gewesen und hat viele neue überraschende Erscheinenden Züge des Ameifenlebens gedacht, ich meine der Pflege scheinungen zutage gefördert, aber eine einwandsfreie Antwort auf franker oder verwundeter Genossen. Derartige Fälle sind von die höchste Frage nach den geistigen Fähigkeiten hat sie dennoch nicht mehreren der zuverlässigsten Forscher, Forel, Wasmann , Lubbock und anderen, beschrieben worden, daß man an ihrer Wahrheit nicht wohl zweifeln kann. Während man häufig bemerkt, wie Ameisen an zertretenen Stammesangehörigen, die noch Leben zeigen, teilnahmslos borbeirennen oder sie sogar in weitem Bogen umgehen, findet man andererseits Beispiele, daß verwundete Kameraden von einer oder mehreren Gesunden vorsichtig gepad, in das Nest geschleppt und hier sorgfältig gepflegt werden.
Ein sehr interessantes Experiment wurde von dem ausgezeichneten Ameisenforscher, dem bekannten Jesuitenpater Waßmann, mit Formica sanguinea angestellt. In ein Nest dieser Ameise wurde eine große mit Wasser gefüllte Uhrschale gesetzt, in deren Mitte sich eine fleine Insel befand, auf welcher die Puppen der Tiere untergebracht waren. Was werden nun die Ameisen wohl anfangen? Ein jeder weiß wohl, wie gerade die Ameisen an ihrer Brut hängen und über sie wachen. Wird ein Ameisennest von einem Feinde angegriffen, so ist die erste Sorge, die Eier, Larven und Puppen in Sicherheit zu bringen. Erst wenn das geschehen ist, denken die Tiere
Wenn beispielsweise zwischen zwei Stämmen ein Kampf statts gefunden hat, so liegen meist auf der Wahlstatt zahlreiche Ber mundete, welche infolge von Besprißen mit der giftigen meisen säure gelähmt, nicht fähig sind, sich von der Stelle zu rühren und