»hne Hülfe einem schnellen Tode cnigegengehen würden. Hier greift nun oft die werktätige Hülfe der Nestgenossen ein. Un- -ermüdlich sieht man diese um die Erkrankten bemüht. Sorgfältig wird jeder einzelne Mrperteil durch Belecken von den ätzenden Stoffen befreit. Auf den Rücken, den Bauch, die Seiten wird die' Verletzte gekehrt, und immer von neuem mit dem Belecken be- gönnen, bis auch die genaueste Untersuchung keine Spur von Ameisensäure mehr feststellen läßt. Gewöhnlich sieht man diese sorgfältigen Bemühungen mit Erfolg gekrönt, und bereits nach wenigen Tagen ist die Verwundete wieder völlig hergestellt. Andere Ameisen dagegen, die in der gleichen Weise mit Säure bespritzt waren, die man jedoch der Pflege ihrer Angehörigen entzog. gingen regelmäßig an den Verletzungen zugrunde.. Kleines f euületon* w. Wirkung der Musik auf wilde Tiere. Frank Covins Baker hat im Zoologischen Garten im Lincoln Park eine Reihe von musikalischen Versuchen angestellt, die in psychologischer Hinsicht nicht ohne Interesse sind. Er begann jedesmal 6 Uhr abends, zwei Stunden nach der Fütterung; als Musikinstrument diente die Geige. Als er vor dem Puma spielen ließ, lag dieser halb schlafend in seinem Käfig. Beim ersten Ton der Violine fuhr er auf, konnte aber nicht gleich herausbekommen, woher die Töne kamen der Spieler stand etwas entfernt vom Käfig und so, daß ihn das Tier nicht sehen konnte. Als die Töne näher kamen, bc- kündete es deutlich Aufmerksamkeit, indem es sich lang hinstreckte, den Kopf auf die Pfoten legte und den Spieler unverwandt ansah. Inzwischen wurde die Melodie mehrfach gewechselt. Als nach einigen langsamen und getragenen Weisen der Spieler plötzlich zu einer feurigen Tanzweise überging, bewegte der Panther nervös seinen Schwanz und spitzte die Ohren. Baker glaubt daraus schließen zu dürfen, daß solche Musik dem Ohre des Tiere? un- angenehm ist. Als er nach einigen Tänzen wieder zu sanfteren Melodien zurückkehrte, legte sich das Tier in seiner alten Stellung nieder. Der Jaguar benahm sich der Musik gegenüber ganz anders als der Panther. Sobald die ersten Töne erklangen, gc- bürdete er sich sehr nervös, sprang von einem Sims des Käfigs auf den Boden und dann in eine Ecke, und so fort. Sanfte Musik schien ihn etwas zu beruhigen. Als der Spieler den Käfig des Jaguars verlassen wollte und zu geigen aufhörte, streckte dieser seine Pranken nach ihm durch das Gitter aus. Ob damit be- absichtigt war, den Spieler zurückzurufen, oder ob er so tat, um ihn zu greifen will Baker nicht entscheiden. Doch bemerkte er, daß der Jaguar, als er die Pranke ausstreckte, die Krallen eingezogen behielt. Die Leoparden schenkten dem Spiel nicht die geringste Weachtung. Eine Löwin mit drei Jungen lauschte, als die Musik begann, während die Jungen weiter mit ihr spielten. Als aber der Geiger näher an den Käfig herantrat, liefen sie eiligst hinter ihre Mutter, und diese begrüßte den Spieler mit leisem Brummen. Beim Spiele lebhafter Tänze richteten sich die Jungen auf den Hinterbeinen empor und guckten hinter ihrer Mutter hervor. Die Musik erregte augenscheinlich ihre höchste Neugierde. Von den bengalischen Tigern zeigte sich das Männchen so gut wie unempfänglich gegenüber den musikalischen Tönen, das Weibchen dagegen sprang sofort auf einen Sims und streckte Pranken und Nase durch das Gitter, soweit sie konnte. Die Hyäne, die größten Feiglinge von allen Säugetieren, zogen sich schon nach den ersten Tönen in den hintersten Winkel ihres Käfigs zurück und drückten sich ängstlich an die Wand. Eine feurige Tanz- weise erschreckte sie dermaßen, daß sie am ganzen Leibe zitterten. Aber sonderbarerweise weder sie, noch alle übrigen Tiere mit Ausnahme der Löwin, die leise knurrte gaben bei dem Geigen- spiel den geringsten Laut von sich. Das ist um so auffälliger, als bekanntlich Hunde bei Musik aufheulen. Im allgemeinen schienen die Weibchen mehr und leichter durch Musik beeinflußt zu werden als die Männchen, und Nachttiere wieder mehr als die Tagtiere. gc. Vom Volkshumor.Drei Li ssind die schlechtesten", sagten schon die alten Griechen und meinten damit die lügenhaften Kreter fbeachte heute noch Krethi und Plethi, d. i. Kreter und Philister!), die seeräuberischen K i l i k i e r und die treulosen und feilen K a p p a- dozier fbezw. Kurier). Mit je einem Buchstaben bezeichneten sie also ein Volk. Aehulich bezeichneten"WWW, also drei W, das dreifache Weh, das unter dem ersten Könige von Preußen die Mi- nister v. Wartenberg, v. Wartensleben und v. Wittgenstein über das Land brachten. Häufig legt das Volk solche Einzelbuchstaben- kürzungen scherzhaft oder ironisch aus. So fragt einer:.Was be- deutet denn a. u. s.(aotma ut supra) am Fuße des Protokolls?" Und der andere erwidert:Lies nur die Buchstaben zusammen I" Ach, jetzt Hab' ich's: aus ist es l" Auch um Lebenserfahrungen besser einzuprägen hat der Volksgeist sie in die Anfangsbuchstaben von Wörtern zusamineligcschlossen. So heißt es z. B.: Ein richtiger Mann braucht drei G: Gesundheit, Geist, Geld, und von einer guten Hausfrau müssen fünf K wohl versorgt werden: Kinder, Küche, Keller, Kamnier. Kleider. Zu allerlei niutwAigen und bis- weile» nicht unwitzigen Deutungen haben namentlich auch die Inschriften auf den Eisenbahnwägen Anlaß gegeben. So sagen nämlich die Leute der Mährisch- Schlesischen Central-Bahn (M. S. C. B.) nach:mir san curioS bemogelt". DäS 0. T. E. der früheren Tarnowitzer Eisenbahn wurde gedeutet als: O traurige Eisenbahn! Die unzufriedenen Beamten der Rechten Oder-Ufer- Eisenbahn(B. O. II. E.) aber deuten die Inschrift:Reich oben, unten elend". Die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn fährt so«ganz ohne Eile", die Böhnnsche West-Bahn(B. W. B.)bietet wenig Bequemlichkeit". Die österreichische Kronprinz Rudolf-Bahn (K. E. B.) istkeine rentable Bahn", die Osterwieck -Wasserlebener (0. W.) gar eineOwehbahn". Am urgemütlichsten sieht es auch in diesem Betracht im Schwabenlande aus, wo das Frauengeschlecht immer wieder, ganz besonders von der Königlich Wiirttembergischen Staatseisenbahn mit den lieblichen Worten zur Fahrt eingeladen wird:Komm, Weible, steig' ein!"(K. W. St. B.) Medizinisches. hr. Den Kindern kein Apfelwein! Vielfach wird der Apfelwein als ein durchaus harmloses Getränk betrachtet, das man als Ersatz von Bier und Branntwein gebrauchen dürfe, wenn man sich diese Getränke abgewöhnen wolle. Wie bedenklich diese An- nähme ist, ergibt sich daraus, daß der Apfelwein 47 Proz. Alkohol enthält, also durchschnittlich mehr wie das Bier. Deshalb wirkt auch der gewohnheitsmäßige Genuß von Apfelwein im Kindesalter nicht minder schädlich wie derjenige von Bier und Wein. Er wirkt nach- teilig ans das Gehini und die Leber des Kindes. Es ist eine be- trübende Tatsache, daß gerade in den letzten Jahren bei Kindern immer häufiger Erkrankungen der Leber infolge Alkoholgenusses ge- funden werden. Ueber einen derartigen Fall wurde auch jüngst in der Gesellschaft der Aerzte in Wien berichtet. Ein ö'/zjähriges Kind erkrankte infolge gewohnheitsmäßigen Genusses von Apfelwein an Leberentzündung. Das Kind wies Leber- und Milzvergrößerung und Bauchwassersucht auf; es litt an Kurzatmigkeit, Delirien und schreckhaften Träumen. Der Vater, ein starker Trinker, tvollte dem Alkohol entsagen und trank dafür Apfelwein, von welchem er auch seinein Kinde reichlich gab. Alle Kuren erwiesen sich bei dem schweren Fall als nutzlos, so daß das Kind vielleicht nur durch eine Operation gerettet werden kann. Humoristisches. Ein Berliner Zukunftsbild. In dem ersten Jahr der neuen Billett- und Lnstbarkeitssteuer schwammen die Kassen der Stadt Berlin im Ueberfluß. Jeder Steuer zahlende Bürger bekam nach dem Jahresabschluß noch eine» Von auf zwei große Weißen mit Pomeranzen heraus. Aber die Sache änderte sich bald, da die Steuer auf die Dauer zu h o ch war. Die Theater verödeten und die Teeabende der Berliner Stadtmission füllten sich immer mehr. Die Lu st barkeiten wurden unter dem Druck der Lustbarkeitssteuer immer trauriger und hörten bald ganz auf. Auf ganz Berlin lastete die Trauer, und was das schlimmste war, die städtischen Kassen waren wieder leer. Da erschien der Retter in der Not, eine Traurigkeitssteuer wurde eingeführt, die kolossale Erträge brachte. Die Kassen füllten sich, die Stimmung der Bürgerschaft wurde deshalb immer freudiger; die Traurig- keitssteuer nahm immer mehr ab. Da endlich fand man das Richtige. Man teilte die Zukunft in Septennate ein und erhob abwechselnd in den sieben lustigen Jahre» die Lustbarkeits- und in den sieben traurigen Jahren die Traurigkeitssteuer. Nun war in den städtischen Finanzen das Gleichgewicht her- gestellt.(Jugend".) Notizen. Zwei umfangreiche Bruchstücke griechischer Lustspiele veröffentlicht der französische Papyrusforscher Pierre Jouguet . Sie stamme» aus Papyrussärgen, die in Gurob im Fayiim gefunden worden sind und gehören ihrer Schrift nach das eine ins driUe, das andere ins zweite Jahrhundert v. Chr. Der Berfassernnme konnte noch nicht ermittelt werden. «Waffenübung", ein militärisches Tendcnzstück von Hans Weiß, das die Frage der Soldatenmißhandlungen be- handelt, soll in der kommenden Spielzeit in Wie n aufgeführt werden. Ein finnländisches Nationalmuseum. In HelsingforS wurde der Grundstein zu einem National- museum gelegt, in welchem die archäologischen, historischen und ethnographischen Sammlungen, die sich jetzt in verschiedenen kleineren Museen befinden, untergebracht werden sollen. g. Ein Felsen aus Glas. Dieses achte Wunder der Welt befindet sich im Staate Wyoming der Vereinigten Staaten . Der Felsen ist 800 Meter lang, 80 Meter hoch und sieht aus wie eine ungeheure Mauer ans dunklem Glas. Das Glas, aus dem dieser Felsen besteht, ist wahrscheinlich vulkanischen Ursprungs und wird von den GelehrtenObsidan" genannt, seine Bildung reicht nach Berechnung der Geologen ans viele Tausende von Jahren zurück. Die Südseite des Felsens ruht auf einer Reihe von prismatischen Pfeilern, die 18 Meter hoch und 1 Meter breit sind. Diese Pfeiler sind schwarz wie Schmelz, während die Glasmasse des Felsens von dunkler Farbe und mit roten, braunen und grünen Aederchen durchsetzt ist. Der Durchmesser des Glasberges� von Wyoming beträgt an einzelnen Stellen 40 Meter. Reisende erzählen, daß dieser Wunderberg, wenn die Sonnenstrahlen auf ihn fallen, von weitem wie ein Diamant von ungeheurer Größe aussieht. Kerantwortl, Redakteur: Hans Weber, Verlin, Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.BerlagSanjtaltPaul Singer&Co.,BerlinSW>